Batya Gur - Denn am Sabbat sollst du ruhen

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 3.036 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von SheRaven.

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    Inhalt:

    Zitat

    Inspektor Michael Ochajon von der Jerusalemer Kriminalpolizei steht vor einem Mordfall, wie er ungewöhnlicher nicht sein kann. Die hochangesehene Analytikerin Eva Neidorf wird am Morgen ihres großen Vortrages tot aufgefunden. Alle Verdächtigen sind ehrenwerte Mitglieder der Jerusalemer Psychoanalytischen Gesellschaft und mit der der Toten in einem engen Netz gegenseitiger Abhängigkeiten verstrickt. Doch mit jedem Schritt in das Labyirinth dieser fremdem Welt werden für Michael Ochajon die Risse in der glatten Oberfläche immer offensichtlicher...


    Meine Meinung:
    Nach einem etwas zähen Einstieg konnte ich den Krimi recht flüssig durchlesen. Handlungsgrundlage ist der Mord an einer Psychoanalytikerin an ihrem Arbeitsplatz. Auch nach Beendigung des Buches habe ich den Unterschied zwischen einem "normalen" Psychologen und einem Psychoanalytiker nicht so recht verstanden, aber dies sei nur am Rande angemerkt. In diesem Roman trifft man auf viele verschiedene Persönlichkeiten, die von der Autorin alle eingehend charakterisiert werden. Vielleicht wollte sie damit den Bezug zur Psychologie herstellen oder vielleicht ist es ihre Art zu schreiben. Dennoch waren mir manche Szenen und Personen zu ausschweifend beschrieben. Ein Beispiel hierfür ist eine Freundin der Ermordeten, eine Nebenfigur in dieser Geschichte, bei der Batya Gur fast eine ganze Seite aufbringt um sie in der Erinnerung des Lesers haften zu lassen. Die Hauptfiguren jedoch werden überaus aktiv und lebendig gestaltet und den Inspektor Ochajon schließt man nach kurzem in sein Herz ( er ist ja schließlich sehr gutaussehend). Beeindrucken fand ich die Ausarbeitung des Konfliktes in diesem Krimi: die Auseinandersetzung der Menschen dieser Berufsgruppe mit ihren Normen und Wünschen, die häufig im Gegensatz zueinander stehen. Gurs Sprachstil ist flüssig, sie wechselt häufig von direkter zu indirekter Rede. Leider lässt sich der/die Täter/in relativ früh erahnen, das Motiv aber wird erst zum Schluss hin geklärt. FAZIT: Lesenswert, aber nicht durchweg spannend.


    3ratten

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Für mich war dies der erste Krimi von Gur - und zufällig ist es auch der erste mit Inspektor Ochajon.


    Kommissar Ochajon muss sich bei seinem aktuellen Todesfall auf eine komplexe Gemeinschaft einstellen: Sein Mordopfer ist Mitglied einer Psychoanalytischen Gesellschaft und die verfügt über strenge Regeln für ihre Mitglieder. Eva Neidorf, die Tote, arbeitete nicht nur mit Patienten zusammen; als Ausbilderin unterzog sie - wie ihre ausbildenden Kollegen - auch die Kanditaten für die Gesellschaft einer mehrmonatigen Psychoanalyse. Als Teil der Ausbildung. Kein Wunder also, dass die Polizei keine leichten Ausgangsbedingungen hat, wenn die Kollegen vor lauter Abhängigkeiten sich gegenseitig nicht belasten und jeder nur Gutes von Neidorf sagen will.


    Wie jenny auch habe ich am Ende den genauen Unterschied zwischen Psychologen und Psychoanalytikern nicht verstanden; ich habe nur eine Vermutung, das muss ich separat noch einmal nachschlagen. Auch wenn Gur sehr viel Zeit darauf verwendet, Details aus dem Alltag eines Psychoanalytikers zu schildern.


    Ochajon ist kein unsympathischer Kerl. Zwar geschieden, mit einem Sohn, der zwischen den Eltern hin und her gerät. Aber immer bemüht, die Menschen zu verstehen, mit denen er zu tun bekommt. Nur wenn nötig, kann er auch anders und gelegentliche Skrupel und Mitgefühl weiß er - wenn's drauf ankommt - hinter Professionalität zu verstecken. Ihm zur Seite steht mit Balilati ein Nachrichtenoffizier, der keine Tabus kennt. Für Ochajon bekommt er jede noch so gut versteckte Information - über seine Verbindungen und Methoden möchte man besser nichts wissen.
    Mir gefiel zudem gut, wie Gur die Arbeit der Polizei in den Roman einbrachte. Vordergründig das, was in jedem Krimi zu finden ist: Verhöre, Recherchen und Besprechungen. Aber immer auch Hinweise, wann zusätzliche Leute nötig sind, wie frustrierend Akteneinsichten werden können oder wie zermürbend eine lange Ermittlungszeit werden kann.


    Jeder kennt jeden und hat dennoch keine Ahnung vom anderen. Die Psychoanalytiker bei Gur sind Menschen mit Macken, Menschen, die sich nicht unter Kontrolle haben und Menschen, die aus ihrem Wissen über sich selbst und andere auch nicht mehr aus sich machen als alle anderen.


    4ratten

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    Einmal editiert, zuletzt von Bettina ()

  • Ah, ist das der Unterschied zwischen einem Psychologen und vielen Psychoanalytikern? :zwinker:


    Korrigiere ich gleich mal, bevor noch jemand meinen Kommentar analysiert....

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  • Mein erstes Buch der israelischen Krimiautorin Batya Gur ist gleichzeitig der erste Krimi mit Inspektor Michael Ochajon. Und der hat es bei diesem Fall nicht leicht. Die Psychoanalytikerin Eva Neidorf, eine attraktive und sehr sachliche Frau, ist ermordet worden. Das Psychoanalytische Institut in Jerusalem, in dem Eva Neidorf Analytiker ausbildete, ist ein in sich geschlossener Kreis von Mitarbeitern und Anwärtern, ein Kokon, der nichts nach außen dringen lassen will.
    Das ist in soweit gelungen, als das sich mir die Welt der Analytiker nicht geöffnet hat. Der Fokus liegt auf dem Mordfall und nicht in Beschreibungen der Psychoanalyse.


    Ein eher anspruchsvoller Krimi, den man nicht so nebenbei lesen sollte, wenn man alles mitbekommen möchte. Die zahlreichen Protagonisten werden eindrucksvoll geschildert und auch den Nebenfiguren werden etliche Zeilen gewidmet. Trotzdem ist es ein „normaler“ Krimi, in dem wir den Inspektor bei seinen Ermittlungen begleiten. Nur an wenigen Stellen fällt auf, dass wir uns nicht in einem der üblichen europäischen Krimis befinden – glücklicherweise, wie ich finde.


    Thriller-Fans kommen in diesem Krimi nicht auf ihre Kosten, aber alle anderen werden ein bis zu letzten Seite spannendes Buch zu lesen bekommen.


    Leider ist dieses Buch zur Zeit nur noch antiquarisch zu bekommen.


    4ratten

    Liebe Grüße

    SheRaven