Leo Tolstoi - Krieg und Frieden (Buch 4 - Teil 3)

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  • Und weiter geht es mit Tolstois Abhandlung über die Gesetze des Krieges im Allgemeinen und Napoleons Russlandfeldzug im Besonderen. Es mag ja Leute geben, die dies interessant finden, aber ich gehöre absolut nicht dazu. Ganze Kapitel machen den Eindruck eines Sachbuches, geschrieben von einem Historiker, der beweisen will, wie falsch alle seine Kollegen liegen und dass er, und nur er, im Besitz der äußersten Wahrheit und Weisheit ist. Zwei Aufgaben hat sich dieser Historiker gesetzt: erstens will er beweisen, wie unfähig Napoleon entgegen der allgemeinen Meinung in Wirklichkeit war und zweitens will er den stark kritisierten Kutusow rehabilitieren. Beides ist für meinen Geschmack (in dieser Form) in einem Roman fehl am Platz, und es langweilt mich unendlich.


    Leider ist auch die "literarische" Handlung nicht interessanter. Denisow und Dolochow erleben Abenteuer, Petja (noch jünger und naiver als Nikolai zu Beginn des Buches) wird darin verwickelt und stirbt, was mich vollkommen kalt lässt. Gäähn!


    Pierre beginnt zu philosophieren und kommt zu sonderbaren Ergebnissen: Unglück entsteht nicht aus Mangel sondern aus Überfluss, und er setzt das Leiden, dass ihm zu enge Ballschuhe verursacht haben mit den Schmerzen, die er jetzt - barfuss in der Kälte - verspürt, gleich. Dabei vergisst er nur eine Kleinigkeit: zu enge Ballschuhe kann man jederzeit ausziehen und dem Leiden so ein Ende bereiten, aber passendes Schuhwerk zu finden, ist in gewissen Situationen nicht so einfach, bzw. unmöglich (allerdings wird er daran durch die Wirklichkeit bald erinnert). Ich habe das unangenehme Gefühl, dass hier ein Loblied auf die Armut gesungen und die armen Leute als beneidenswert dargestellt werden sollen.

    Wir sind irre, also lesen wir!