Siri Hustvedt - Was ich liebte

Es gibt 27 Antworten in diesem Thema, welches 9.208 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von British_Soul.

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    Inhalt:
    Dieses Buch erzählt die Geschichte zweier Künstlerfamilien in New York. Leo Hertzberg, Kunsthistoriker, und Bill Wechsler, ein noch unbekannter Maler, lernen sich kennen, als Leo ein Bild von Bill kauft. Die beiden verbindet bald eine intensive Freundschaft, und die beiden Familien ziehen kurz darauf in das selbe Haus. Beide bekommen einen Sohn, beide müssen sich im Laufe der Jahre sowohl mit den Schicksalen ihrer Ehe als auch mit denen ihrer Söhne auseinandersetzen.


    Meine Meinung:
    Siri Hustvedt erzählt in diesem Buch die faszinierende Geschichte der beiden Familien in der New Yorker Kunstszene. Vor allem Kunstinteressierte dürften an diesem Buch viel Freude haben, da die Kunst immer im Bezug zu den Leben der Protagonisten steht und einen hohen Stellenwert einnimmt. Auch ich, die ich mit Kunst eigentlich nicht so viel zu tun habe, war von der Atmosphäre der Szene und ihren interessanten Figuren sehr eingenommen und habe mich bei den Gesprächen über Kunst und den Beschreibungen verschiedener Werke Bills kein bisschen gelangweilt. Das Buch wird aus der Sicht Leo Hertzbergs erzählt und ich finde, dass ihr die männliche Perspektive gut und überzeugend gelungen ist.


    Was das Buch auszeichnet sind Hustvedts klare, eindringliche Sprache, ihre lebendigen Figuren sowie ihre Fähigkeit, Tragik, Erotik, Freundschaft, Liebe und alles andere was zum Leben gehört überzeugend und gar nicht kitschig darzustellen. Man ist sofort von der Geschichte und ihrer Atmosphäre gefesselt, das Buch liest sich leicht und bietet einen intelligenten und sehr einfühlsamen Einblick in das Leben der beiden Familien, ihre Schicksalsschläge, ihre Beziehungen untereinander und das Milieu, in dem sich alles abspielt.
    Das Buch bekommt von mir natürlich


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von SiberianSkies ()

  • Ich habe vor ca zwei Jahren "Was ich liebte" gelesen, das Buch war damals eines meiner Highlights. Die Beziehungen der Protagonisten, die Schwierigkeiten mit dem Jugendlichen, teilweise war es wie ein Krimi zu lesen. Jedenfalls habe ich dann kurz danach "Die unsichtbare Frau" und "Die Verzauberung der Lily Dahl" von Siri Hustvedt gelesen, waren beide auch sehr gut, besonders die Verzauberung. Ich mag einfach ihren Schreibstil.
    liebe Grüße
    Austen

    Lesen ist Schokolade für die Seele!

  • Ein wunderbares Buch, das ich vor einiger Zeit mit viel Gewinn in einer Leserunde gelesen habe.


    Neben der Kunst fand ich auch die Thematik der Kindererziehung sehr interessant, die Frage, ob der Sohn (Mark?) sowieso "so" geworden wäre oder ob es an der Erziehung lag.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine
    Ja, das fand ich auch sehr interessant, vor allem weil ja Bills Bruder schizophren ist, und ich habe mich gefragt ob es vielleicht auch eine erbliche Sache sein könnte bzw. ob das auch mitspielt.

  • Valentine, sicher spielt die Erziehung eine Rolle, doch bei einem Jugendlichen dieses Alters (wie alt war er eigentlich genau, das habe ich schon vergessen. ) spielen so viele Faktoren eine Rolle, die man als Elternteil kaum beeinflussen kann, die Freunde, die Schule, die Lokale, in die sie gehen, nicht zu vergessen heutzutage das Internet.
    Erziehung ist bei Jugendlichen eine Gratwanderung zwischen Loslassen, Vertrauen und einem Versuch in die richtige (doch was ist schon richtig) Richtung zu führen. Und was sie dann daraus machen, dafür sind sie halt schon selbst verantwortlich. Ich spreche aus Erfahrung, meine Töchter sind 15 und 17 Jahre alt...
    liebe Grüße
    Austen

    Lesen ist Schokolade für die Seele!

  • so, habt mich überzeugt, das Buch kam heute reingeflattert :zwinker:

  • Was ich liebte - Siri Hustvedt


    Kurzbeschreibung:


    Leo Hertzberg erzählt die Geschichte seines Lebens. Sie beginnt in der Begegnung mit dem Maler Bill Wechsler, mit welchem Leo eine lebenslange Freundschaft verbindet. Aus der Rückblende werden die besonderen aber auch alltäglichen Seiten des Lebens mit den Lebenspartnern den Freunden und den Kindern aufgezeigt. Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt, von denen jeder einer ganz bestimmten Lebensphase Leos entspricht.


    Am Anfang des Buches wird der Leser mit den Grundlagen von Leos Leben konfrontiert. Den Menschen, welche in seinem Leben eine große Rolle spielen, aber ebenso auch der Kunst, die für Leo ebenfalls existentiell ist. Das war ein Punkt, der mir persönlich nicht so sehr zusagte. Die Beschreibungen der Kunstgegenstände bis ins kleinste Detail waren für mich eher langatmig und uninteressant. Trotzdem bewegte mich die Geschichte zum weiter lesen. Es waren keine herausragenden Ereignisse, die mich faszinierten, sondern die alltäglichen großen wie auch kleinen Sorgen und Freuden, die einen Tag für Tag bis ans Lebensende begleiten und den Menschen, den sie betreffen für den Rest seines Lebens prägen.
    Es ist ein Buch über die Liebe und deren Macht und Stärke, die sie auf uns hat. Die Liebe, die uns Dinge ertragen lässt, von denen wir immer dachten, dass man sie nicht bewältigen kann. Es ist die Liebe zum Lebenspartner, dem Freund fürs Leben und dem eigenen Kind. Die Liebe zu Kunst, Vertrauen und Hoffnung, so irrational dies auch manchmal erscheinen mag. Es ist eine Laudatio für die Kraft, Stärke und Treue, die wahre Liebe in uns bewirken kann.
    Wer bei diesem Buch einen Liebesroman oder gar lustige Szenen erwartet, der liegt hier völlig falsch; wer sich aber gerne auf ein Buch über das Leben einlässt ohne Schönfärberei, der ist mit diesem Buch an der richtigen Adresse.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:



    Tina

  • Ich kann der Beurteilung von Tina nur zustimmen und nur wenig hinzufügen.


    Das Buch ist in 3 Teile geteilt, und jeder Teil unterscheidet sich sehr deutlich von den anderen.


    Besteht der erste Teil hauptsächlich aus Schilderungen der New Yorker Kunstszene und diverser Beschreibungen von Kunstwerken, so handelt Teil 2 vom Schicksal des Paares Leo und Erica. In Teil 3 spielt Mark mitsamt seinem Zugrundegehen die Hauptrolle.


    Mich persönlich sprach Teil 2 am meisten an und ich hätte mir gewünscht, mehr zu erfahren über Leo und Erica und das Scheitern ihrer glaublich doch so perfekten Ehe. Diesen Teil fand ich sehr einfühlsam, sensibel und eindrucksvoll beschrieben.


    Für mich bestand die Hauptthematik darin,wie man mit dem Verlust eines Kindes zurechtkommt. Im Fall von Leo und Erica war es Schicksal, "höhere Gewalt"- der man vollkommen machtlos gegenübersteht und es sich erweist, wieviel eine - offenbar gut funktionierende Ehe - wirklich aushält.
    Im Fall von Mark ist man ebenso machtlos, doch dieses Schicksal trifft einem wohl noch härter, muss man doch hilflos und machtlos zusehen, wie er vor die Hunde geht. Leider verlor sich die Autorin in den fast ausufernden, oft wiederholten Schilderungen rund um Mark und der Drogenproblematik und wurde die für mich interessante Thematik etwas aus den Augen verloren.


    Ein Buch, das mich als Mutter enorm anspricht, von mir eine Empfehlung!


    4ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Dieses Buch hat mich auf eine besondere Weise berührt. Die Autorin hat mit ihrem nüchternen, schnörkellosen Stil mit viel Tiefgang die Liebe von Leo zu seiner Familie erzählt und genauso die Ausdrucksstärke von Bills Kunstwerken zur Geltung gebracht. Obwohl ich mich nicht besonders für Kunst interessiere und mit gewissen modernen Richtungen meine Probleme habe, gefielen mir die Schilderungen der Stücke gut. Auch das Künstlermilieu wird fesselnd dargestellt. Im Mittelpunkt steht jedoch die Bedingungslosigkeit der Liebe und Freundschaft, die Leo für die Personen in seinem direkten Umfeld empfindet.


    Die meisten Figuren machen im Lauf des Buch eine beeindruckende Entwicklung durch und erscheinen abgesehen von wenigen Ausnahmen sehr echt. Von manchen der Protagonisten hätte ich gerne mehr erfahren.


    Kleine Abstriche mache ich, weil sich die Handlung für meinen Geschmack zeitweilig zu sehr auf Mark konzentrierte und am Ende alles ein wenig zu rasant wurde.


    4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

  • @Creativ @Dorsi


    Mir ging es da ganz ähnlich wie Euch .... ich kann Eure Zeilen fast komplett mitunterschreiben.
    Auch mich hat diese Geschichte sehr berührt ... sowohl aus dem Gedanken heraus wie der Tod des gliebten Kindes den einzelnen Elternteil verändert und wie sich das insgesamt auf die Menschen in seinem Umfeld auswirkt, als auch aus dem Gedanken heraus, wie wird man als Paar damit fertig oder eben nicht fertig und wie völlig machtlos man dem Untergang des eigentlich so begabten Mark zusehen muß. Mich hat aber nicht gestört daß es dann stellenweise häufiger um Mark ging ... denn er war im Laufe des Buches das innere zentrale Thema um das sich die anderen gedreht haben - in der Geschichte und in ihrem Seelenleben, diese Wiederholungen dürften dann auch die innere Verfassung der Eltern und der ihm nahestehenden Personen wiedergespiegelt haben, ein Teufelskreis, der einen in Gedanken verfolgt.


    Ein Buch das ich schon vor einigen Jahren gelesen hab, von dem aber wenig in Vergessenheit geriet und daß mich wirklich bewegt hat. Ich denke ich werde es irgendwann nochmal etwas lesen.


    Habt Ihr den dann noch weiter Bücher der Autorin gelesen? Ich wollte noch, hat sich aber nicht mehr ergeben (auf aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben ;) ) .

  • @Dorsi äh Doris



    klingt doch wirklich nett :breitgrins:


    ;)


    Sorry !



    also


    Doris


    Ja.. über das Buch hab ich auch vor einiger Zeit in einer Zeitschrift was gelesen. Würd mich auch interessieren. Ich les gar nicht so oft solche Familiengeschichten, aber "Was ich liebte" hat mir wirklich sehr gut gefallen, der ganz Stil hat mir sehr zugesagt, deshalb folgt sicher irgendwann ein neuer Versuch mit der Autorin :)

  • Bisher habe ich nur "Was ich liebte" und "Die Leiden eines Amerikaners" gelesen. Wie man meiner Rezi entnehmen kann, hielt sich meine Begeisterung für Letzteres eher in Grenzen. "Die unsichtbare Frau" subt bei mir noch, aber mein bisheriger Favorit bleibt einstweilen "Was ich liebte"

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • @ creative
    Wenn Du die beiden Bücher vergleichst, was war dann an Leiden eines Amerikaners anders bzw. hat Dir weniger gefallen? Der Stil, die Protagonisten oder einfach die Handlung?


    Grüße
    Dorsi :breitgrins:

  • @Dorsi :breitgrins:


    Die Handlung war ähnlich, auch stilistisch konnte man das Können der Hustvedt zumindest passagenweise erkennen. "Was ich liebte" empfand ich als eine Komposition, durchdacht, authentisch und hervorragend gezeichneten Charakteren. Genau das habe ich bei "Die Leiden eines Amerikaners" vermisst. Es tauchen viele Personen auf, die kaum einen Bezug zur Handlung hatten und genauso schnell wieder verschwanden. Die Protagonisten selber blieben mir bis zum Schluss fremd, zu ihnen konnte ich überhaupt keine Beziehung aufbauen, schon gar nicht "mitleiden".


    Ich erinnere mich, dass das Buch sehr vielversprechend begann, doch nach und nach verloren sich die Handlungsstränge im Nirgendwo. Aber ich will hier niemanden vom Lesen abhalten, bildet euch selber eine Meinung!!

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Hm, das macht mich nun wieder unsicher. In Deiner Rezi klang das noch neutraler. Ich muss mal sehen, was Dennis Scheck dazu sagt. In seiner letzten oder vorletzten Sendung hat er Hustvedt interviewt, aber ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, was er von dem Roman hält.


    Vielleicht kriege ich es vorab in der Bücherei, dann wäre zumindest kein Geld in den Sand gesetzt.

  • Ich habe die Sendung "Druckfrisch" damals auch gesehen. Es ging aber - soweit ich mich erinnere - weniger um das Buch (als Empfehlung oder Kritik) als vielmehr um die Person der Siri Hustvedt. Sie kam sehr charismatisch, sympathisch und humorvoll rüber! Sie hat sehr viel Autobiografisches in dieses Buch einfließen lassen.

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Siri Hustvedt - Was ich liebte

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    Meinung:
    Dieses wundervolle Buch von Siri Hustvedt hat drei große Themen: die Kunst, die Liebe und den Absturz eines Jugendlichen. Es handelt von zwei befreundeten Ehepaaren mit ihren beiden Söhnen und erzählt deren Geschichte mit all ihren Verflechtungen.


    Der erste Teil des Buches beschreibt die Freundschaft zwischen Leo Hertzberg (dem Ich-Erzähler des Buches) und einem aufsteigenden Künstler - Bill Wechsler. Man erfährt viel Grundlegendes über den Hintergrund der beiden Männer, ihre Beziehungen und ihre Vergangenheit. Genial fand ich die Diskurse über Kunst, die Beschreibungen der Werke Bills, die Hustvedt vor dem inneren Auge des Lesers auferstehen lässt.


    Teil zwei beginnt sehr abrupt mit einem Unglück und beschreibt im Folgenden wie Leo und seine Frau Erica mit diesem Schicksalsschlag umgehen. Es ist unheimlich berührend bei ihnen sein zu dürfen. Es ist interessant, wie unterschiedlich sie damit umgehen und auch wie sich ihre Beziehung entwickelt. Es ist der intimste und für mich beste Teil des Buches.


    Ein wenig zu unrealistisch und abgehoben (man denke nur an den Teddy Giles... :rollen:). Es erzählt die Geschichte von Bills Sohn Mark, der sich in ein Netz von Lügen verstrickt, Drogen nimmt und die falschen Freunde wählt. Es beschreibt den Kampf der Familie, den Sohn wieder auf den Pfad der Tugend zu bringen. Die Hoffnungen auf Besserung und die immer wieder folgenden Enttäuschungen.


    Ich fand es sehr spannend, wie Siri Hustvedt immer wieder Kunstwissen in ihren Roman eingebunden hat ohne jemals langweilig oder belehrend zu werden. Auch die Einschübe über die Bücher, die Bills Frau Violet verfasst, waren großartig und haben in mir den - leider nicht erfüllbaren - Wunsch geweckt, diese Werke zu lesen.


    Siri Hustvedt hat mich mit ihrer Sprache gefangen genommen. Sie schreibt ruhig, niemals aufdringlich, aber extrem eindringlich und berührend. Ich werde auf jeden Fall noch mehr von ihr lesen.


    Das Buch bekommt von mir 4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Den halben Punkt Abzug aus dem Grunde, dass Teil 3 einfach einen Tick zu abgedreht und unglaubwürdig war.

  • Ich habe vor ein paar Tagen angefangen Was ich liebte zu lesen und bin ganz hingerissen. Die Sprache ist so schön, dass man sich jedes Wort auf der Zunge zergehen lassen will. Ich habe auch gar nicht das Bedürfnis schnell zu wissen was passiert, sondern schlendere gemütlich durch die Seiten und genieße das Buch. :herz:

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • :gruebel: Ich dachte eigentlich, dass ich eine Rezi für dieses Buch verfasst hätte. Aber anscheinend haben sich meine Beiträge auf unsere damalige Leserunde beschränkt. Ich weiß jedenfalls noch, dass ich die Sprache auch sehr schön fand, aber inhaltlich war das Buch nicht immer einfach.


    Ich bin auf jeden Fall gespannt auf deine weiteren Eindrücke. :winken: