John Irving - Garp und wie er die Welt sah

Es gibt 58 Antworten in diesem Thema, welches 15.010 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Alice.

  • Nachtrag - Von seinen ersten 3 Büchern:


    Setting Free the Bears (Laßt die Bären los!)
    The Water-Method Man (Die wilde Geschichte vom Wassertrinker)
    The 158-Pound Marriage (Eine Mittelgewichts-Ehe)


    würde ich auch abraten. Wobei ich mich da auch auf meine ehrwürdige Mutter berufe. Ich habe überall nur reingelesen und es hat mich nicht gepackt.

    Ich bezeige, nach Hertzens-Aufrichtigkeit, dass ich mich glücklich schätze, mich mit Verehrung nennen zu dürfen und ersterbe,<br />Roulade<br /><br />[url=http://www.literaturschock.de/autoren/interviews/119-intervie


  • Jepp, kann ich so unterschreiben. Wobei man sagen muss: sie sind keinesfalls schlecht! Sonst wäre ich nie Fan geworden. Aber sie fallen eben neben den "Großen" etwas ab.


  • Spaß beiseite: seine besten sind schon "Witwe für ein Jahr" (diesmal mit starken Frauen als Protagonisten), "Gottes Werk und Teufels Beitrag" und natürlich "Owen Meany".


    Die drei habe ich noch vor mir und ich liebe Irving ja ohnehin schon. :bang:

    ~ The world is quiet here ~

  • Na seht ihr, "Gottes Werk und Teufels Beitrag", wollte ich ohnehin immer mal lesen (ohne zu wissen, dass es von Irving ist :zwinker:). Und "Das Hotel New Hampshire" klingt auch so, als würde es mir gefallen. Diese beiden werde ich mal im Hinterkopf behalten (bzw auf meine Wunschliste setzen *g*).


    Vielen Dank für euren Ratschlag! :klatschen:

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    Seiten: 839
    Verlag: Diogenes (2012)
    Ersterscheinung: 1978


    [hr]



    Garp und wie er die Welt sah ist John Irvings vierter Roman und erschien erstmals 1978 unter dem Titel The World According to Garp.


    Die junge Krankenschwester Jenny Fields wünscht sich ein Kind - aber keinen Mann. Es herrscht gerade der Zweite Weltkrieg und so nutzt Jenny die Gelegenheit, sich bei einem schwer hirngeschädigten Patienten, einem Soldaten, den zur Empfängnis benötigten Samen zu beschaffen. Die Aktion glückt, neun Monate später erblickt ihr einziger Sohn T.S. Garp das Licht der Welt. Garp besucht die Steering Highschool, in der seine Mutter Jenny als Krankenschwester arbeitet. Er schreibt sich fürs Ringen ein und lernt dort die Tochter des Trainers, Helen Holm, kennen. Helen ist eine Vielleserin und attraktiv noch dazu; Garp verliebt sich in sie. Doch Helen will nur einen Mann heiraten, der Schriftsteller ist. So entschließt sich Garp, ein echter Schriftsteller zu werden. Er geht mit seiner Mutter Jenny nach Wien, um sich dort die nötige Inspiration zu holen. Auch Jenny beginnt das Schreiben und veröffentlicht ihre Autobiographie, die mit folgendem Satz beginnt: "In dieser Welt mit ihrer schmutzigen Phantasie ist man entweder jemandes Frau oder jemandes Hure - oder auf dem besten Weg das eine oder das andere zu werden." Dieses Buch wird ein Welterfolg und stellt Garps schriftstellerisches Schaffen für lange Zeit in den Schatten. Er schreibt seine erfolgreichste und wahrscheinlich auch beste Geschichte, Die Pension Grillparzer. Mit dieser kann er Helen doch noch überzeugen, ihn zu heiraten. Doch was anfänglich wie eine wunderschöne Familienidylle wirkt, entwickelt sich bald zu einem Trauma für die ganze Familie.


    Auch nach dem zweiten Mal Lesen hat Garp für mich nichts an Intensität und Emotionalität eingebüßt. Irving entwickelt in gewohnter Manier schräge, skurrile, wahnwitzige, traurige, verschrobene, aber in jedem Falle liebenswerte und bewunderungswürdige Charaktere. Die beiden großen Themen sind in meinen Augen zum einen die Frauenbewegung und zum anderen Ängste. Starke und schwache, mörderische und transsexuelle Frauen spielen eine zentrale Rolle in Garp. Zum Beispiel Garps Mutter Jenny - sie wollte nie so leben, wie andere es von ihr erwarten oder wie es einem die Konventionen der 40er und 50er Jahre suggerieren. Aufgrund dessen wird sie von den meisten ihrer Mitmenschen gemieden, was sich mit der Veröffentlichung ihrer Autobiographie wandelt; sie wird zur "Vorzeigefeministin". Letztendlich beruht dieser Hype aber auf einem ziemlich großen Missverständnis, wie ich finde. Einer meiner Lieblingscharaktere ist Roberta Muldoon, ehemals Robert, ein Footballspieler, der sich einer Geschlechtsumwandlung unterzog. Roberta wird Garps beste Freundin und ist aufgrund ihrer geschlechtlichen Ambivalenz ein wichtiger Pol für die Familie Garp.


    Aber dieser Roman behandelt auch das sensible Thema Vergewaltigung, und ich finde, hier ist es Irving wunderbar gelungen, dieses Thema unprätentiös, aber sehr einfühlsam zu verarbeiten. Genannt seien hier auch die Ellen-Jamesianerinnen, die ein vergewaltigtes Mädchen dafür benutzen, sich als Opfer männlicher Aggressivität zu stilisieren.


    Aber vor allem die Ängste, der Sog, wie es in Garps und Jennys Geheimsprache lautet, bestimmen Garps schriftstellerisches Schaffen sowie sein eigenes Leben in der Realität. Garp hat in erster Linie panische Angst, dass seinen Kindern etwas zustoßen könnte. Dies verarbeitet er in seinen Werken.


    Garps Romane und Kurzgeschichten werden in Teilen in diesem Buch eingeflochten, was für mich den Lesefluss aber keinesfalls unterbrochen hat. Im Gegenteil, besonders das erste Kapitel aus Garps Roman Bensenhaver und wie er die Welt sah, welches u. a. eine sehr schlimme Vergewaltigungsszene beinhaltet, fand ich unglaublich stark! Hier zeigt sich wieder einmal Irvings Art, prekäre Dinge sehr direkt und drastisch, aber niemals respektlos oder unterhalb der Gürtellinie anzusprechen. Viele Leser mögen an dieser Stelle vielleicht sehr geschockt sein, aber letztendlich thematisiert Irving hier nur Dinge, die jeden Tag auf dieser verrückten Welt passieren.


    Aufgefallen ist mir auch, dass hier viele Motive eine Rolle spielen, die auf Irvings künftige Werke hinweisen. Da wäre zum einen die Kurzgeschichte Die Pension Grillparzer, die auf Das Hotel New Hampshire hinweist, oder auch die Vierecksbeziehung der Garps mit einem befreundeten Ehepaar, die auf Eine Mittelgewichtsehe hinweist. Ebenso wie Garps Leben und schriftstellerisches Schaffen ineinandergreifen, so finden sich in Irvings Romanen selbst viele autobiographische Züge. Man kann nur hoffen, dass Irving die meisten Dinge, die er thematisiert, nicht selbst erlebt hat.


    Ich bin wieder einmal schwer beeindruckt von diesem Buch, hier sind mir Dinge aufgefallen, die mir beim ersten Lesen entgangen sind (damals war ich auch noch in der Pubertät^^). Viele kleine Details und Handlungsstränge in Garp, deren Sinn man anfänglich nicht erkennt, bekommen ihre tragische oder witzige Bedeutung am Ende, wenn sich alle Kreise schließen und dieses Buch zu einem runden Ganzen machen. Dieses Buch hat in mir ein Wechselbad der Emotionen ausgelöst, im einen Moment lauthals auflachend, im nächsten den Tränen nahe. Das ist Irving at his best.


    5ratten:tipp:

  • Na vielleicht hast du ja jetzt Lust bekommen, Holden. :zwinker:

  • Nun warst du aber wirklich schnell Ophelia :smile:.


    Was sagst du übrigens zu dem Film "Garp und wie er die Welt sah"?. Ich muss ganz ehrlich sagen, obwohl Robin Williams einer meiner Lieblingsschauspieler ist, hat mir der Film nicht so gut gefallen. Und zwar unabhängig davon, dass Filme meist schlechter sind als die Bücher. "Garp und wie er die Welt sah" ist auch im Film episodenhaft (was nun wirklich nicht vorteilhaft ist) und es fehlte mir sehr viel von der Skurrilität des Buches. Es reicht nicht aus, eine Transe durchs Bild laufen zu lassen, um diesen Irving zu verfilmen...

  • Den Film habe ich mal gesehen, mir gefiel er nicht. Ich bin der Meinung, dass man einen Irving nicht verfilmen kann! Und wenn, dann nur, wenn man gehörige Abstriche in Handlung und/ oder Charakteren macht - wie in "Gottes Werk und Teufels Beitrag", denn dieser Film hat mit der Romanvorlage auch nicht mehr viel zu tun (wenngleich der Film gut ist!), hier hat Irving selbst aber das Drehbuch geschrieben und immerhin knapp 13 Jahre dafür gebraucht, wenn ich mich recht erinnere. Aber ich schweife ab. :breitgrins: Robin Williams ist nun persönlich nicht so mein Fall, ich fand ihn für die Rolle des Garp auch denkbar unpassend, einzig Glenn Close als Jenny fand ich toll. Aber insgesamt blieb der Film deutlich unter dem Niveau des Buches.


    Hast du mal "Das Hotel New Hampshire" gesehen? Auch eine sehr komische, konfuse Verfilmung. Als Köder haben sie die Kinski mitspielen lassen, was den Film aber auch nicht retten konnte.


    Irving muss man lesen und erleben, finde ich. :smile:

  • Bis jetzt habe ich nur die Garp-Verfilmung gesehen. Ich fand Robin Williams auch eher unpassend. Hmm vielleicht sehe ich mir dann mal "Das Hotel New Hampshire" an. Ich werde mal drauf achten, ob und wann der Film im TV läuft :).

  • So, nach nunmehr über 4 Monaten, in denen ich es nur auf Seite 136 geschafft habe, gebe ich hiermit auf. Nachdem das Buch über 600 Seiten hat, lese ich ja noch ewig daran. Nach ein paar Seiten war es mir dann schon wieder genug und ich habe Tage oder Wochen gebraucht, um es wieder in die Hand zu nehmen. Nicht gerade förderlich, um am Ball zu bleiben.


    Ich komme mit der Erzählweise überhaupt nicht zurecht. Mit den Charaktern werde ich auch überhaupt nicht warm. Dass ich nach nicht einmal der Hälfte abbreche erschreckt mich zwar etwas, aber für mich ist Garp (oder sogar Irving überhaupt?) nichts für mich.


    Eine Rattenvergabe spare ich mir lieber - Geschmäcker sind einfach verschieden :zwinker:

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.


  • So, nach nunmehr über 4 Monaten, in denen ich es nur auf Seite 136 geschafft habe, gebe ich hiermit auf. Nachdem das Buch über 600 Seiten hat, lese ich ja noch ewig daran. Nach ein paar Seiten war es mir dann schon wieder genug und ich habe Tage oder Wochen gebraucht, um es wieder in die Hand zu nehmen. Nicht gerade förderlich, um am Ball zu bleiben.


    Ich komme mit der Erzählweise überhaupt nicht zurecht. Mit den Charaktern werde ich auch überhaupt nicht warm. Dass ich nach nicht einmal der Hälfte abbreche erschreckt mich zwar etwas, aber für mich ist Garp (oder sogar Irving überhaupt?) nichts für mich.


    Eine Rattenvergabe spare ich mir lieber - Geschmäcker sind einfach verschieden :zwinker:


    Das ist schade, aber ich denke, entweder mag man John Irving oder man mag ihn nicht. Er hat eine besondere Art zu schreiben.
    Ich freue mich über jedes neue Buch,kann aber gut verstehen, dass das nicht jedem so gehen muß.... :winken:

    &#128012;

  • John Irving – Garp und wie er die Welt sah



    T.S. Garp, geboren als unehelicher Sohn der Feministin Jenny Fields, möchte Schriftsteller werden. Er fliegt mit seiner Mutter nach Wien und schreibt hier sein erstes Buch. Im Laufe der Jahre begegnen ihm viele eigenartige und liebenswerte Menschen. Er erfährt Freud und Leid, Schmerz und Liebe. Eine skurrile, absurde, mitreißende, abstoßende Geschichte.


    Ich weiß nicht was ich von John Irving´s Garp und wie er die Welt sah halten soll. Anfangs fand ich das Buch amüsant und musste sehr oft lachen, was aber wohl eher an dem Sprecher des Hörbuchs lag. Rufus Beck hat die Geschichte so lebendig gemacht. Ich hätte mir keinen besseren Sprecher vorstellen können.


    Und doch bin ich mir noch nicht sicher, ob ich das Buch mag.


    Fast keiner der Charaktere war mir besonders sympathisch und doch hatte ich an manchen Stellen Tränen in den Augen und fand es traurig, wenn und wie der/die ein oder andere Protagonist*in starb.


    Ich fand Teile der Geschichte extrem widerlich und hätte am liebsten abgebrochen, und dann konnte ich es wieder nicht abwarten, weiter zu hören.


    Garp und wie er die Welt sah, entfachte alle möglichen Empfindungen in mir. Liebe und Hass, Traurig- und Heiterkeit.


    Verwirrend fand ich auch die Bücher im Buch. Jedes Mal wenn Garp ein Buch geschrieben hat, wurde gefühlt das ganze Buch in dem eigentlichen Buch erzählt.


    Trotzdem gebe ich dem Buch 3ratten, denn irgendwie hat es mich ja doch unterhalten und ich habe es bis zum Schluss gehört

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


    Einmal editiert, zuletzt von Bine1970 ()

  • Und doch bin ich mir noch nicht sicher, ob ich das Buch mag.

    Rückblickend geht es mir genauso. Ich habe Garp in der grauen Vor-Forenzeit gelesen. Vieles hat mir gut gefallen, aber auch vieles nicht. Deshalb ist es eines der Bücher, das mir als "ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll" in Erinnerung geblieben sind.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hm.. ich habe gerade hier nachgelesen und krame in meinen Erinnerungen an dieses Buch, vielleicht muss ich es noch mal lesen?!

    In meinem Kopf ist dieses Buch geblieben als überaus skurrile, aber auch bewegende Geschichte darüber, wie jemand mit einer grenzenlosen Naivität, der sich an der alleruntersten Grenze einer geistigen Normalbegabung bewegt, dennoch ziemlich viel Erfolg haben kann, wenn die Weichen passend stehen (oder so gestellt werden..).

  • Da gebe ich dir recht, liebe Alice.


    Irgendwie lässt mich das Buch gedanklich auch nicht los. Normalerweise klappe ich ein Buch zu und wenn es mir nicht sonderlich gefallen hat, kann ich es ganz schnell aus meinem Gedächtnis schieben. Das gelingt mir mit Garp nicht.

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


  • Für mich "leben" in der Tat nicht alle Irvings so richtig - dafür sind mir einige davon einfach zu skurril..

    Zu denen mit "echten" Charakteren gehören für mich so auf Anhieb:

    Gottes Werk und Teufels Beitrag

    Owen Meany

    ..und eben auch

    Garp.