Friedrich Dürrenmatt - Der Richter und sein Henker

Es gibt 31 Antworten in diesem Thema, welches 15.375 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Avila.

  • Schon lange schlich ich um dieses Buch herum, weil ich sonst keine Krimis mag, aber bei einem Dürrenmatt machte ich dann doch eine Ausnahme. :breitgrins: Vor allem auch weil das Buch auf meiner zu lesenden Wettliste stand.


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    Inhalt: Auf einer Straße findet der Dorfpolizist Cleinin die Leiche des Polizeileutnant Schmied. Mit der Aufklärung des Falls werden der schwerkranke Bärlach (Schmieds Vorgesetzer) und dessen Assistent Tschanz beauftragt. Der Verdacht des Mordes fällt auf den Finanzier Gastmann, der Waffenschiebereien betreibt, die ihm aber niemand beweisen kann.


    Meine Meinung: ein toller Roman, bei dem man erst am Schluss merkt wie genial er wirklich ist. Der Clou des Ganzen ohne die Handlung verraten zu wollen (steht aber im Inhaltsverzeichnis des Buches drin): Bärlach und Gastmann haben vor Jahren eine Wette abgeschlossen, dass Gastmann vor den Augen Bärlachs einen Menschen töten kann, ohne dass ihm der Polizist das beweisen kann. Mittlerweile ist Gastmann der perfekte Verbrecher und Bärlach der perfekte Polizist geworden.
    Wie perfekt die beiden aber wirklich sind, erkennt man erst beim Lesen des Buches. Und wenn man glaubt, alles hat sich geklärt: kommt alles anders als man denkt.


    Ein Roman, den man sicher zweimal lesen muss um die ganzen Feinheiten zu verstehen.


    Fazit von meiner Seite: ein absoluter :tipp:


    Katrin

  • Hi Jaqui!


    Schöne Rezi - ich mochte das Buch auch sehr, besonders den Schluss. Hier meine Rezi:


    Inhalt:
    An einem Novembermorgen 1948 wird die Leiche des Polizisten Ulrich Schmied in einem blauen Mercedes auf der Strasse zwischen Lamboing und Twann gefunden. Der alte, krebskranke Komissär Bärlach wird mir der Aufklärung des Falles betraut. Zusammen mit seinem Assistenten Tschanz macht er sich auf die Suche nach dem Mörder. Bärlach hat sehr bald einen Verdacht, ebenso Tschanz. Während der ältere bei den Ermittlungen nichts überstürzen will, strebt sein jüngerer Kollege eine schnelle Aufklärung des Falles an.


    Meine Meinung:
    Dürrenmatts «Der Richter und sein Henker» fängt ziemlich langweilig an und plätschert einfach so vor sich hin. Sprachlich weiss der Autor zwar von Anfang an zu überzeugen, inhaltlich fragt man sich aber, wieso das dieses Buch so berühmt wurde. Glücklicherweise ist es mit 109 Seiten sehr dünn, sonst hätte ich mich richtig quälen müssen und es möglicherweise bald wieder zur Seite gelegt. Was mich aber dranbleiben liess war vor allem die Tatsache, dass es in der Nähe meines Wohnortes spielt.
    Spannung kommt auf Seite 57 ein erstes Mal auf, als ein Mensch namens Gastmann Komissär Bärlach einen Besuch abstattet: Gastmann ist nämlich ein Verbrecher der speziellen Art: Er hat mit Bärlach seit Jahrzehnten eine Wette laufen, dass dieser ihn nie eines Verbrechens überführen können würde. Gleichzeitig wird Gastmann verdächtigt, Schmied umgebracht zu haben, da dieser am Abend seiner Ermordung bei Gastmann zu Besuch war. Gastmann besucht also Bärlach und provoziert ihn. Er weiss, dass der schwer kranke Komissär nur noch ein Jahr zu leben hat und meint, er werde am Ende definitiv gewinnen.
    Von diesem Punkt an gewinnt das Buch an Dynamik und Spannung. Ein wirkliches Highlight sind die letzten 20 Seiten. Der Showdown wird mit Worten Bärlachs eingeleitet, der zu Gastmann am Bahnhof Bern folgendes sagt: «Du wirst mich nicht töten. Ich bin der einzige, der dich kennt, und so bin ich auch der einzige, der dich richten kann. Ich habe dich gerichtet, Gastmann, ich habe dich zum Tode verurteilt. Du wirst den heutigen Tag nicht mehr überleben. Der Henker, den ich ausersehen habe, wird heute zu dir kommen. Er wird dich töten, denn das muss nun eben einmal in Gottes Namen getan werden.» Und dann steigt Bärlach in einen Zug, der in nach Grindelwald zur Kur bringt. Und eine solche braucht auch der Leser fast, wenn er dann die Geschichte zu Ende gelesen hat. «Der Richter und sein Henker» hat es wirklich in sich und hätte sicher mehr Punkte bekommen, wenn der Anfang nicht so schleppend gewesen wäre.


    4ratten


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hallo!


    Der Polizist Ulrich Schmied wird tot in seinem Wagen aufgefunden. Der Fall wird von dem kränkelnden Komissär Bärlach und dessen jüngeren Kollegen Tschanz übernommen.
    Tschanz ist vorschnell, er hat es mit der Aufklärung des Falles sehr eilig. Während Bärlach eher bedächtig vorgeht.
    Richtig spannend wird es als die Wette zwischen Bärlach und Gastmann, einem zwielichtigen Mann mit Einfluss, angesprochen wird. Gastmann ist der Auffassung, das er jedes Verbrechen begehen kann, ohne dass ihm jemals etwas nachzuweisen ist. Bärlach behauptete, dass jedes Verbrechen irgendwann durch die menschliche Unvollkommenheit verraten wird.
    Ich fragte mich zunächst was diese Wette konkret mit dem Fall zu tun hat, fand das aber schnell heraus. Das Buch hat mich gefesselt. Allerdings kam ich mit der Geographie nicht so ganz klar. Ich musste immer erst stundenlang *gg* überlegen wo der Ort liegt, wo sie jetzt hinfahren.
    Auf jedenfall ein lesenswertes Buch.


    5ratten


    Liebe Grüße


    Nirika

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser

  • Ist schon klasse. Wie sich gen Ende hin alles auflöst - herrlich!
    Unbedingt auch die Fortsetzung (na ja, nicht ganz, halt gleicher Protagonist) "Der Verdacht" lesen. Und "Das Versprechen", auch n Kriminalroman.

  • Hallo!



    Ist schon klasse. Wie sich gen Ende hin alles auflöst - herrlich!


    *nickt bestätigend mit dem Kopf*


    Liebe Grüße


    Nirika

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser

  • Oh, danke für die Rezi!


    Wir haben dieses Buch in der 10. (?) Klasse als Schullektüre gelesen und ich denke, dieses Buch war eines der Besten und wirklich ein Großteil der Klasse hatte es sehr gerne gelesen.


    Anfangs hatten ich keinen blassen Schimmer um was es in dem Buch ging (der Titel hört sich ja auch nicht so doll an, besonders wenn man von der Schule her nur Goethe, Schiller und Co. kennt und ähnliches a la "Götz von Berlichingen" erwartet :breitgrins:). Um so größer war dann die Überraschung, und je mehr man las, desto besser wurde es. (die ersten Seiten waren wirklich langweilig und der Lehrer hielt uns mit irgendwelchen nichtig erscheinenden Details auf).


    Am Ende des Buches war ich richtig begeistert.


    Zitat

    Meine Meinung: ein toller Roman, bei dem man erst am Schluss merkt wie genial er wirklich ist.


    Da kann ich dir nur zustimmen und ich glaube ich muss das Buch nochmals lesen.

  • Nichts :smile: und Schiller lese ich sogar sehr gerne (wobei ich trotzdem zugebe, dasss Götz von Berlichingen nicht mein Lieblingsbuch ist).


    Nur hat man in der Schule auch mal Lust etwas anderes zu lesen. Das Buch hatten wir gegen Ende des Schuljahres gelesen, da auch nicht mehr so viel Zeit war. Und nach einigen "Klassikern" (ich glaube wir hatten davor "Maria Stuart" gelesen, hatte ich (und auch andere) nicht noch die Lust etwas mit ähnlichem Inhalt zu lesen.


    Außerdem ist Schullektüre ja sowieso hin und wieder heikel :zwinker: (in der Oberstufe hatte sich meine Einstellung dazu auch geändert, aber mit 14/15....)

  • Das Buch ist echt klasse, wie Dürrenmatts Werk insgesamt. Humorvoll, raffiniert und überraschend (und ich bin sonst jemand, der oft schon viel vorraussieht).

    [i]Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Mensche

  • In der Klasse 7 als Schullektüre hat es mir nicht gefallen. Als ich es gegen Ende der Unizeit noch einmal gelesen habe, hätte ich wohl meine Freude daran gehabt, wenn icht nicht die Pointe schon gekannt hätte. Gerade deswegen ist dieser kurze Roman nämlich ein besonderes Vergnügen.
    Kommissar Bärlach ist herrlich unfreundlich arrogant und verschroben. Schade, dass es nur eine, leider auch deutlich schlechtere, Fortsetzung gibt.


    4ratten

  • Blöde Frage: Es gibt eine Fortsetzung? Wie heißt das Buch denn?


    Katrin


    Wahrscheinlich meint Claudi Der Verdacht. Auch da spielt jedenfalls Kommissar Bärlach eine Hauptrolle. Es ist aber keine Fortsetzung in dem Sinne, dass man Der Richter und sein Henker kennen müsste. Und ich persönlich habe den Verdacht vielleicht sogar noch einen Tick besser gefunden als den Richter. Es geht halt mehr in Richtung "Horror" als "Krimi" ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Wahrscheinlich meint Claudi Der Verdacht. Auch da spielt jedenfalls Kommissar Bärlach eine Hauptrolle. Es ist aber keine Fortsetzung in dem Sinne, dass man Der Richter und sein Henker kennen müsste. Und ich persönlich habe den Verdacht vielleicht sogar noch einen Tick besser gefunden als den Richter. Es geht halt mehr in Richtung "Horror" als "Krimi" ...


    Danke sandhofer :winken:


    bei wikipedia steht, dass es die Fortsetzung ist. Die Handlung habe ich nur überflogen und die letzten paar Sätze weggelassen, dort wird immer der Schluss verraten. :rollen:


    Katrin

  • Ja stimmt, ich meinte den Verdacht. Eine richtige Fortsetzung ist es tatsächlich nicht. Es spielt eben nur der gleiche Kommissar die Hauptrolle.

  • Auch bei mir in der Schule wurde "Der Richter und sein Henker" in der zehnten Klasse gelesen. Schullektüre ist ja eigentlich nicht interessant und bei mir war es so, dass mir die Bücher schon meistens aus Prinzip nicht gefallen habe. Ich lese nicht gerne Sachen, weil ich es lesen muss.
    "Der Richter und sein Henker" hat mich allerdings begeistert. Die Begeisterung für das Buch fing aber erst an, als ich das Ende kam und es sich alles so schön aufgeklärt hat, vor allem die Stelle, die auch schon Alfa_Romea zitiert hat, hat mir besonders gefallen. Seitdem weiß ich, dass Schullektüre nicht immer langweilig sein muss.
    Ich glaube, dass ich mir demnächst mal "Der Verdacht" besorgen werde.

    Was wäre mein Leben ohne Bücher? Einfach nur leer. <br /><br />Zu viele Bücher, die ich lesen möchte und zu wenig Zeit, sie alle zu lesen.

  • Ich habe das Buch vor Kurzem gelesen und bin da etwas geteilter Meinung.


    Ich hatte teilweise leichte Schwierigkeiten mit den vielen Ortschaften. Aber das konnte ich durchaus verkraften und einfach nicht lange überlegt wer was wo. Allerdings fand ich das Buch bis weit über die Hälfte einfach nur langatmig und war einige Male dabei abzubrechen. Im Nachhinein bin ich froh es nicht getan zu haben, denn der Schluß hat mir wirklich sehr, sehr gut gefallen. Mit vielem hätte ich gerechnet, nur damit nicht.


    Ich werde es, wenn mein SUB es irgendwann zulässt, ein zweites Mal lesen, da mir sicherlich einige Kleinigkeiten entgangen sind bzw. ich diese als äussert unwichtig erachtet hatte.

    "Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit." A. Schopenhauer

    :blume::engel::katze:

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    Klappentext:


    "Der Richter und sein Henker" ist einer seiner berühmtesten Romane - die Geschichte eines Mordes. Mit den reißerischen Mitteln einer Detektivstory erzählt er die Aufklärung einer Gewalttat an einem Polizeileutnant, den letzten Fall des totkranken Kommissars Bärlach - die Geschichte einer hintergründigen Pointe.


    Meine Meinung:


    Das Buch "Der Richter und sein Henker" fängt langsam und teilweise langweilig an.
    Die Leiche eines jungen Polizisten, der eine große Zukunft vor sich hatte, wird gefunden und der Fall wird an Kommissar Bärlach übergeben. Bärlach, alt und krank, nimmt sich Tschanz als Gehilfen. Dieser sieht seine große Chance gekommen, sich zu beweisen und aus dem Schatten anderer hervorzutreten. Während Tschanz sehr eilig vorgeht und den Mörder schnell fassen will, gibt sich Bärlach bedächtig und nimmt sich Zeit.
    Spannend wird es, als etwa in der Mitte des Buches Gastmann, ein "Bekannter" Bärlachs, auftritt. Denn die beiden haben noch eine Wette miteinander laufen...
    Ich habe das Buch zum zweiten Mal gelesen.
    Das erste Mal in der 8. Klasse als Schullektüre - und ich fand es furchtbar.
    Und nun ca. 5 Jahre später bin ich begeistert. Zwar ist mir im Laufe des Buches wieder die Auflösung eingefallen, aber das hat dem Lesespaß keinen Abbruch getan.
    4ratten.

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • "Der Richter und sein Henker" habe ich vor ein paar Jahren gelesen und fand es damals richtig klasse. Ich glaube, es wird Zeit, das mal wieder hervor zu kramen...


    Dürrenmatt mag ich sowieso sehr gerne. Ich finde, bei ihm lohnt es sich eigentlich immer, seine Sachen noch einmal zu lesen. Das Drama "Die Physiker" hat mir z.B. auch sehr gut gefallen. Einfach geschrieben, teilweise sehr lustig und doch mit nachdenklich stimmenden Aussagen. "Das Versprechen" fand ich ebenfalls super (es wurde zur gleichen Zeit wie das Drehbuch zu dem Film "Es geschah am hellichten Tag" mit Gert Fröbe und Heinz Rühmann geschrieben. Zwischen Roman und Drehbuch gibt es viele Parallelen, allerdings auch Unterschiede. Ich hatte noch nie in meinem Leben so viel angst vor einem Film, wie vor dieser alten Verfilmung, als ich sie mir heimlich als Kind angesehen habe. 2001 wurde "Das Versprechen" auch von Sean Penn verfilmt, diesmal mit Jack Nicholson in der Hauptrolle. Von "Es geschah am hellichten Tag" gibt es auch eine neuere deutsche Verfilmung aus den 90ern. Vor den beiden hatte ich dann allerdings nicht mehr so viel angst :breitgrins:).


    So, es verlangte mich eben auch schon wieder danach, den grünen Kakadu zu rühmen. Dabei ist der ja von Schnitzler... Aber "Der Besuch der alten Dame" hat mir auch gefallen und ist wenigstens wirklich von Dürrenmatt.


    In diesem Sinne - "Die Welt ist eine Tankstelle, an der das Rauchen nicht verboten ist" (F. Dürrenmatt) - ich gehe jetzt den Richter und seinen Henker suchen...


    Liebe Grüße
    Tia

  • Wir haben das Buch in der 7. Klasse gelesen.
    :sauer: Mir hat es damals absolut nicht gefallen und habe recht schnell den Faden verloren, obwohl die Geschichte doch recht gut ist.
    Ein Buch abschnittsweise zu lesen, immer wenn man mal Deutsch hat ist nicht mein Ding, vorallem das laut vorlesen. Vielleicht hat es einfach daran gelegen....

    Ich bin, was du träumst.<br />Ich wache immer über dich.<br />Ich bin, was deine Hand lenkt.<br />(gez. Seele)

  • Samia
    Ja das ist auch nicht so mein Fall. Deshalb les ich Bücher in der Schule für mich selbst am Stück, bevor wir das besprechen das ist mir so lieber.


    Der Richter und sein Henker gefiel mir recht gut aber insgesammt mochte ich Der Verdacht lieber.