Yann Martel - Schiffbruch mit Tiger

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  • Vorgestern endete meine Reise auf dem Pazifik mit einem Jungen und dem Tiger und nachdem ich es sacken lassen habe, kann ich heute meine ( :breitgrins: premiere-) Rezi schreiben!


    Kurz über den Autor:
    Yann Martel wurde 1963 in Spanien geboren. Seinen Eltern sind Diplomaten. Er wuchs in Costa Rica, Frankreich, Mexico, Alaska und Kanada auf und lebte später im Iran, in der Türkei und in Indien. Er studierte Philosophie. Schiffbruch mit Tiger ist sein dritter Roman, ausgezeichnet mit dem Booker Prize 2002.


    Inhalt:
    Der indischen Familie Patel steht ein großer abenteuetlicher Umzug bevor. Nich nur Mutter, Vater und zwei Kinder, sondern auch Affen, Zebras, Vögel, Tiger etc; ein großer Teil des Familien eigenen Zoos muss ebenfalls mit nach Kanada! Die Reise auf dem großen japanischen Frachter Tsitsum war für die zwei Brüder Ravi und Piscine(Pi) Patel ein Abenteur und sie fieberten dem neun Lebenabschnitts mit großer Neugier entgegen.
    Eines Nachts aufgrund von einem explosionsartigen Geräusch schreckte Pi aus seinem Schlaf auf. Seine Familie nicht geweckt. Pi ging alleine hoch aufs Deck um den Sonnenaufgang zu sehen. Erst verstand er nicht was er sah und genoss ein Naturspektakel, doch später überkam auch ihn die Angst. Sie erlitten Schiffbruch. Pi rettete sich auf ein Rettungsboot. Er war jeodoch nicht alleine; es begleiteten ihn ein verletztes Zebra, eine Hyäne, ein Orang-Utan und ein bengalischer Tiger auf seiner langen qualvollen Reise auf dem Pzifik.


    Meine Meinung:
    Eine unglaubliche, wahre Geschichte!
    Der Autor Yann Martel hat lang nach dieser Geschichte gesucht, oder vielleicht hat auch die Geschichte Yann Martel gesucht... Auf jeden Fall haben sie sich gefunden!!


    Die Hauptfigur, der jüngste aus der Familie, Pi, mit dem der Autor auch seine Interviews geführt hat, wurde von mir als Leserin sofort ins Herz geschlossen. Ein eher unauffälliger Junge, der wegen seinem Namen auch in der Schule gehänselt wird besitzt eine besondere geistige Stärke mit derer Hilfe er sich nicht unterkriegen lässt.


    Seine innere Ruhe, gestaltet die ruhige Atmosphäre des Buchs. Ruhig, jedoch nicht träge! Und mit den ganzen Eigenschaften, die man über ihn erfahren hat wird man mit ihm in ein Rettungsbot gesetzt und das Bild über den geistlich interessierten Jungen verliert sich mit der Zeit und man sieht nur noch einen Homo Sapiens, der mit Verstand und Instinkt ums Überleben kämpft. Das war mitunter das Interessanteste; wie weit man geht und welche Grenzen man überschreiten kann wenn es lebensnotwendig ist! Und zusätzlich diese Verlassenheit auf dem Meer. Ich habe es selber nich mal gemerkt, aber ich wurde ganz arg mit in diese Geschichte gerissen; mir kamen die Tränen, als er nach langer Zeit eine Konversation mit einem menschlichen Wesen führte. Es war egal um was es ging, aber ich war gerührt. Und ich habe es nich einmal gemerkt!
    Die Rolle des Tigers, Richard Parker, mit dem er zum Schluss alleine bleibt war beeindruckend. Mich selber interessierte am meisten das Zähmen von so einem wilden Tier und mit welchem Geschick Pi ihn aus einem Rettungsbot dressiert hat.


    Es gab in einer Passage einen "Hänger", der meine Leselust einwenig runtergezogen hat, aber das ging schnell wieder vorbei und der Schluss hat dann alles wieder rausgerissen (ich verrate nichts. Würde mich aber freuen wenn jemand das Buch schon kennt und hier ein bisschen über den Schluss reden will!)
    Es gab auch einen Kommentar; Man würde danach seinen Glauben an Gott finden. Das trifft nicht auf mich zu, auch wenn die religiösen Geschichten wunderschön aufgezogen wurden und der Junge seine (ja wirklich) drei Religionen auslebt. Hindu, Christ und Muslim, was beeindrucken ist, nicht aber auf mich persönlich übergeschwappt ist.


    Zusätzliche Bonuspunkte gibt es dafür, dass es sich um eine wahre Geschichte handelt!
    EDIT: Chrissi war zu schnell, leider! :) Die Geschichte ist nicht wahr; unten weiter lesen. Danke Sternenstauner :winken:


    Schiffbruch mit Tiger bekommt von mir:


    5ratten



    liebe Grüße, Chrissi

    "Lesen war ein Zustand, in dem die Zeit verstrich, weil sie nicht anders konnte, während Adas Verstand in Nahrung eingelegt wurde, so dass seine hektische Gier in ein gleichmäßiges Einsaugen und Verwe

    Einmal editiert, zuletzt von Chrissi ()

  • Hallo chrissi,


    eine schöne Rezi :smile: Ich gestehe mich schuldig, ich habe "Schiffbruch mit Tiger" letztes Jahr angefangen zu lesen und habe es dann wieder abgebrochen. Irgendwie hatte ich keinen Zugang zu dieser Geschichte gefunden. Warum, weiß ich leider nicht bzw. nicht mehr. Vielleicht, weil ich es einfach nicht glauben konnte, dass man mit einem Tiger an Bord überleben und ihn sogar dressieren kann? Vielleicht sollte ich der Geschichte eine neue Chance geben.


    Liebe Grüße
    wolves

  • Das Buch liegt schon lange auf meinem SuB. Irgendwann habe ich mal reingeschnuppert und dann doch wieder abgebrochen, weil ich lieber etwas anderes lesen wollte. Aber nach dieser Rezi sollte ich es vielleicht doch bald einmal lesen. :smile:

    viele Grüße<br />Tirah

  • Mir geht es wie wolves und Tirah, ich habs angefangen und wieder weggelegt - jetzt denke ich auch daran es nochmal zu versuchen :winken:.

  • Hallo!


    Zur Zeit lese ich das Buch. Leider muss ich sagen, dass ich mich oft dazu zwingen muss, es nicht wegzulegen. Im ersten Teil ging mir das religiöse Geplapper auf die Nerven, obwohl die drei Weisen witzig waren. Aber ich hatte irgendwie das Gefühl, das Buch wolle mich zum Glauben bekehren und solche Bücher sind mir immer ein bisschen suspekt.
    Jetzt bin ich im zweiten Teil und komme einfach nicht in die Geschichte rein.


    Ich möchte es aber trotzdem zu Ende lesen, einfach weil ich alle Bücher gerne zu Ende lese (so habe ich mich auch drei Jahre lang mit Hesses Steppenwolf abgemüht, aber ich habe es geschafft). Vielleicht wird der Schluss wieder besser und ich kann meine Meinung revidieren. :smile:


    Lg
    nikki

    Ich lese gerade:<br />Lion Feuchtwanger - Der jüdische Krieg

  • Hi @ all!


    Wie ich schon erzählt habe, kam ich auch an eine Stelle, bei der ich dachte das Buch wär doch nicht mein Fall. Aber (auch speziell an nikki) ich glaube wirklich, dass es sich lohnt die Geschichte zu Ende zu lesen!
    Mir gefällt der Schluss. Um ehrlich zu sein habe ich ihn auch nicht 100% verstanden, aber das finde ich irgendwie toll. Ich habe schon dazwischen die Traumnovelle von Schnitzler gelesen (was ganz anderes eben), bin aber in Gedanken immer wieder beim Pi und versuch den Schluss zu interpretieren und analysieren... nicht einfach! :breitgrins:


    Freu mich, dass ich euch Leselust gemacht habe :smile: mal schaun was ihr dazu meint!
    Danke für eure Antworten
    liebe Grüße, Chrissi

    &quot;Lesen war ein Zustand, in dem die Zeit verstrich, weil sie nicht anders konnte, während Adas Verstand in Nahrung eingelegt wurde, so dass seine hektische Gier in ein gleichmäßiges Einsaugen und Verwe


  • Zusätzliche Bonuspunkte gibt es dafür, dass es sich um eine wahre Geschichte handelt!


    Ich will ja niemanden enttäuschen, aber dass diese Geschichte wahr sein soll, ist mir neu. :confused: Zwar ist sie so erzählt, dass man glaubt sie könne tatsächlich so stattgefunden haben (z.B. was das Interview am Ende angeht), aber soweit ich weiß ist die Geschichte dennoch rein fiktiv - was allerdings nichts daran ändert, dass sie von mir auch die volle Punktzahl bekommen hätte. :)

  • Also falls es dann doch fiktiv ist, wärs schade für die Vorstellung :) aber ich gebe dir Recht; trotzdem noch eine tolle Geschichte.
    Ich bin mir wirklich nicht sicher! Das Vorwort und der Abschlussbericht sind so realitätsnah... aber kann natürlih gut sein, dass es nich wahr ist!

    &quot;Lesen war ein Zustand, in dem die Zeit verstrich, weil sie nicht anders konnte, während Adas Verstand in Nahrung eingelegt wurde, so dass seine hektische Gier in ein gleichmäßiges Einsaugen und Verwe

  • Um meine Aussage zu belegen hier ein Zitat aus wikipedia. :)

    Zitat

    Den Durchbruch schaffte Martel aber mit dem Roman "Life of Pi" (2001) (Deutsch: "Schiffbruch mit Tiger") für den er 2002 den Man Booker Price für Fiction gewann. Um "Life of Pi" zu schreiben verbrachte Martel sechs Monate in Indien. Er besuchte Moscheen, Tempel, Kirchen und Zoos um sich anschließend ein Jahr lang mit religiösen Texten und Erzählungen von Schiffbrüchigen zu beschäftigen. Nach der Recherche benötigte er für das eigentliche Schreiben des Buches weitere zwei Jahre.


    [hr]
    edit: Erst denken, dann schreiben, **stauner. :rollen: Gerade eben fällt mir ein, dass ich zu dem Buch doch sogar mal eine Rezi verfasst hatte, in der auch deutlich wird, wie ich das Buch verstanden hatte. Die möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. :)


    Meine Rezension
    Als das Neue Indien sich als Fehlvorstellung entpuppt, löst die Familie des jungen Pi(scine) Molitor Patel ihren Zoo in Pondicherry auf. Doch der Frachter, der sie in ihre neue Heimat Kanada bringen soll, sinkt. Einzige Überlebende sind Pi, ein Zebra, eine Hyäne, ein Orang-Utan und Richard Parker, ein ausgewachsener bengalischer Tiger. Sie alle teilen sich ein Rettungsboot, bis nur noch Pi und der Tiger übrig sind. Eine abenteuerliche Reise beginnt...


    Die eigentliche (namensgebende) Geschichte beschränkt sich auf den mittleren Teil des Buches. Auf überaus spannende, eindrucksvolle und interessante Weise wird geschildert, wie Pi 227 Tage auf dem Meer überlebt, wie der einstige Vegetarier fischt, Schildkröten ausnimmt, Trinkwasser gewinnt und vor allem einen Weg findet, von Richard Parker akzeptiert zu werden.
    Den Charakter des Pi und Teile seiner Kindheit lernt der Leser bereits im ersten Teil des Buches näher kennen. Man erfährt, wie der praktizierende Hindu, Christ und Moslem zu den verschiedenen Religionen fand, obwohl sein Vater, der Zoodirektor einer religiösen Weltanschauung eher skeptisch begegnet. So lernt Pi (und zugleich der Leser) dann auch einiges über die Zoologie, was ihm in seiner späteren Situation sehr zugute kommen soll.
    Der dritte, philosophischere Teil des Buches konfrontiert den Leser mit der Frage, ob er sich als logisch denkender Mensch auf die Geschichte des Pi einlassen kann. Dass man nach der Lektüre nun gleich an Gott glaubt, wie der Klappentext verspricht, ist vielleicht ein wenig hoch gegriffen, doch wenn man wirklich glauben möchte, dass die Geschichte so oder ähnlich stattgefunden haben könnte, fällt dies ohne einen - zumindest kleinen - Funken Göttliches schon schwerer.


    Yann Martels Sprache ist mal poetisch, mal umgangssprachlich, teils bitter, teils humorvoll und liest sich flüssig und angenehm.
    Die Charaktere sind glaubwürdig, ihre Entwicklung und Handlungen nachvollziehbar. So durchlebt der Leser sämliche Gefühle Pi‘s mit: Angst, Hoffnung, Hunger und Durst, Trauer, Freude, Einsamkeit...


    FAZIT: Ein zugleich lehrreiches und unterhaltsames Buch, das mich noch lange Zeit beschäftigt hat. 5ratten

  • :smile: Ok, gebe mich geschlagen! Aber musst zugeben wäre schon cool, wenn sie echt wär :breitgrins:

    &quot;Lesen war ein Zustand, in dem die Zeit verstrich, weil sie nicht anders konnte, während Adas Verstand in Nahrung eingelegt wurde, so dass seine hektische Gier in ein gleichmäßiges Einsaugen und Verwe

    Einmal editiert, zuletzt von Chrissi ()

  • Ja, das wäre schon recht heftig. Allerdings, wenn sie tatsächlich wahr wäre, könnte man ja nicht mehr so schön darüber spekulieren, ob so eine Geschichte möglich wäre oder nicht. ;)


    Ich glaube, für heute war ich genug Klugscheißerchen. :breitgrins:

  • Welche von beiden Versionen haltet ihr eigentlich für die "richtige"? D.h. das, was Pi den Chinesen am Ende erzählt? Oder doch das, was er mit Richard Parker erlebt hat?

  • Genau das bereitet mir auch Kopfzerbrechen! Er hat ja die zweite wieder so gefühlsstark erzählt, dass man davon ausgehen kann, er hat es so erlebt.
    Und was soll dann der Satz danach:
    Genau so ist es mit Gott auch.


    (Nachdem er die zwei Männer fragt welche Geschichte sie besser fänden)


    muss in die schule, Ciao

    &quot;Lesen war ein Zustand, in dem die Zeit verstrich, weil sie nicht anders konnte, während Adas Verstand in Nahrung eingelegt wurde, so dass seine hektische Gier in ein gleichmäßiges Einsaugen und Verwe

  • Tja, damit meint er wohl: Man muss sich einfach dafür entscheiden, was einem besser gefällt. Alles könnte wahr sein.


    Ich halte die zweite Variante (die er den Chinesen erzählt) für wahrscheinlicher. Jedenfalls für wahrscheinlicher als fleischfressende Inseln usw.!

  • Ganz ehrlich? Ich habe auch recht lange gegrübelt welches Ende nun stimmt. Die Variante zwei kann Pi ja auch nur erzählt haben da er gemerkt hat dass man ihm die Wahrheit nicht abnimmt :rollen:


    Als Realistin tendiere ich aber auch mehr zu dieser Variante.
    Allerdings habe ich keinen Vergleich für die fleischfressende Insel in der Variante 2 gefunden.

  • Fieberphantasien aufgrund von Unterernährung und zu großer Sonneneinstrahlung?

  • Ich hab das Buch vor ein paar Wochen gelesen und war absolut begeistert! Ich kann mich den positiven Rezis nur anschließen. Denen, die Probleme mit dem Buch haben, kann ich nur raten, was mir eine Freundin vor dem Kinobesuch des ersten Herr der Ringe Films ( :breitgrins:) gesagt hat: Schalt die Logik aus, es ist eine wunderschöne Geschichte, lass dich einfach darauf ein. :zwinker:
    Gerade das Skurrile hat mir so gut gefallen, dazu die Leichtigkeit, mit der Martel es schafft, selbst diese im Grunde abstruse Geschichte so lebendig und wirklichkeitsnah zu erzählen, was man ja sogar hier im Thread an der Überlegung, ob es sich um eine wahre Geschichte handelt oder nicht, sieht. Man ist praktisch mit Pi auf dem Ozean unterwegs, dem die unglaublichsten Sachen passieren - und doch ist man so nah dran an den Geschehnissen, dass man erst mal alles hinnimmt. Ganz toll fand ich, wie durch diesen lebendigen Erzählstil so große Themen wie Stärke, Religion, das Leben behandelt wurden, ohne belehrend oder mit dem Zeigefinger herzukommen, wie das etwa Der kleine Prinz macht, den ich auf den Tod nicht ausstehen kann. Eher schon mit einem zwinkernden Auge und Ironie wird hier über diese Themen gesprochen, das Gefühl, bekehrt werden zu sollen hatte ich überhaupt nicht.
    Ganz tolles Buch, auch ich gebe
    5ratten

  • Ich fand das Buch auch ganz wunderbar. Diese abgedrehte Geschichte, die sich über weite Strecken nur zwischen Pi und Richard Parker (herrlich auch die Geschichte, wie er zu seinem Namen kam!) abspielt, hat mich unglaublich fasziniert.


    Das Ende, dieses "Genauso ist es mit Gott", habe ich so interpretiert: man kann vielleicht nicht logisch belegen, dass es Gott gibt, aber der Gedanke, dass es ihn geben könnte, kann helfen, manches besser verstehen und ertragen zu können.


    Ein absolutes Hörbuchhighlight ist die englische Version "Life of Pi", der Sprecher liest Pis Erzählung mit einem herrlichen indischen Akzent, der einfach nur goldig ist.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • ja ich hab auch daran gedacht, dass es um den Glauben an Gott im Verhältnis zu dieser fantasiereichen Geschichte geht. Das finde ich auc sehr einleuchtend was Papyrus gesagt hat.


    hab mittag schule... bis nachher


    Chrissi

    &quot;Lesen war ein Zustand, in dem die Zeit verstrich, weil sie nicht anders konnte, während Adas Verstand in Nahrung eingelegt wurde, so dass seine hektische Gier in ein gleichmäßiges Einsaugen und Verwe