Yann Martel - Schiffbruch mit Tiger

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  • Und genau das finde ich so faszinierend an solchen Enden, dass man so herrlich alle Möglichkeiten diskutieren kann. Vielleicht ist es auch so wie du sagst.

  • Ich finde es prinzipiell auch interessant, wenn Bücher zum Nachdenken/ Diskutieren anregen.

  • Zum Inhalt:


    Nach einem Schiffunglück findet sich der junge Pi mitsamt eines bengalischen Tigers auf einem kleinen Rettungsboot mitten auf dem Pazifischen Ozean wieder. Es besteht keine Möglichkeit Kontakt um Hilfe zu bitten aufzubauen. Pi schafft es mit Hilfe der raren Hilfsmittel an Bord, am Leben bleiben, jedoch in der ständigen Angst, dass der Tiger Richard Parker ihn tötet.


    Der erste Satz:


    Dieses Buch ist entstanden, weil ich hungrig war.


    Meine Meinung:


    Generell haben es Bücher, die stark im medialen Fokus stehen nicht leicht, die hohen Erwartungen zu erfüllen. Auch ich bin nachdem ich schon viel von diesem Buch gehört hatte mit hohen Erwartungen in dieses Leseabenteuer gestürzt ohne wirklich zu wissen, worum es in diesem Buch genau geht.


    Der Autor Yann Martel entführt den Leser in ein Abenteuer. Am Anfang lernt er den Protagonisten in der Gegenwart kennen und dieser erzählt dem Leser das größte Abenteuer seines Lebens. Dabei erfährt man genau so viel von seiner Vergangenheit, dass man das spätere Handeln des Protagonisten besser verstehen kann.


    Da im Vordergrund nur Pi und der bengalische Tiger Richard Parker stehen, erfährt man viel von Pi, wie er sich selbst sieht und welche Eindrücke er gemacht hat. Des Weiteren wird dem Leser auch viel über die Natur des Tigers berichtet. Martel gelingt es, dass er diese zunächst nüchtern wirkenden Fakten anhand von Beispielen erzählt, sodass man eher das Gefühl hat, man lese eine Geschichte in der Geschichte. Dadurch wurde das Verhalten von Mensch und Tier immer verständlicher und das Leseerlebnis sehr intensiv.


    Für mich war es beeindruckend, aber auch erschreckend im Hinblick darauf, dass diese Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, was der Protagonist während seines Martyriums alles erdulden musste und mit welcher Zähigkeit er sich dadurch gebissen hat und somit überlebt hat. Wie wichtig Pi auf einmal der Tiger wird, obwohl dieser, wenn man die Situation nüchtern betrachtet, eine sehr große Gefahr darstellt. Sogar so wichtig, dass dieser immer wieder betont, dass er ohne den Tiger höchstwahrscheinlich nicht überlebt hätte.


    Der Schreibstil wirkte auf mich sehr eindringlich, da aus verschiedenen Perspektiven erzählt worden ist. Der Hauptteil wurde aus der Sicht von Pi erzählt, jedoch erhält das Buch durch die anderen Perspektiven noch mehr Tiefe. Yann Martel gelingt es, dass der Schreibstil durchgehend leicht und flüssig zu lesen ist ohne dabei platt zu wirken. Dabei schafft er den Spagat, dass er die Grammatik/Wortwahl/etc. auch den jeweiligen Situationen der Menschen anpasst ohne dass es dabei künstlich wirkt.


    Alles in allem ist Schiffbruch mit Tiger ein Buch, dass mich nach einem eindringlichem Leseerlebnis nachdenklich zurücklässt.


    5ratten

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere! - Erich Kästner<br /><br />SLW 2016 9/30

  • Wie schön. Ich freue mich über jeden, der das Buch genauso mochte wie ich :smile:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo,


    mich selbst hatte das Buch ja nicht so überzeugt. Ich habe überlegt es nochmal mit dem Film zu versuchen, der ja hier teilweise auch nicht schlecht bei euren Kritiken weggekommen ist. Hat denn seit dem zufällig noch jmd. beides gesehen/ gelesen?


    Grüße
    schokotimmi

  • Ich bin auch total begeistert von dem Buch. Den Film habe ich auch gesehen, finde ihn aber nicht so gut, wie das Buch. Aber auf jeden Fall sehenswert!
    Ich fand ihn eine tolle Ergänzung zum Gelesenen. Ich denke aber, dass nicht alles rüberkommt, wenn man das Buch nicht gelesen hat. (Richtig interessant fand ich auch das Making-of, das auf meiner DVD mit drauf ist).

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.

  • Meine Meinung

    Selten habe ich beim Lesen meine Meinung über ein Buch so oft geändert wie bei diesem. Anfangs fand ich die Geschichte nicht besonders. Ich hatte den Eindruck, als ob ich so eine ähnliche Geschichte schon gelesen hätte. Aber je älter Pi wurde, desto leichter ging das Lesen. Als allerdings der Schiffbruch passiert und Pi auf dem Rettungsboot war, hat sich meine Meinung wieder geändert. Manche Szenen kamen mir unrealistisch, andere unnötig grausam vor. Je länger er auf See unterwegs war, desto unwahrscheinlicher kamen mir seine Erlebnisse vor. Das Ende hat mir vieles erklärt, mich aber nicht komplett mit dem Buch versöhnt.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.