Jane Austen - Persuasion (Überredung)

Es gibt 77 Antworten in diesem Thema, welches 26.584 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Juva.

  • "Persuasion" ist mein persönlicher absoluter Liebling aller Jane Austen Romane. Vor allem weil Jane Austen sich hier auch in den Figuren weiter entwickelt hat. Man merkt das auch die Autorin älter geworden ist. Gut das ich den Roman gewichtelt bekommen habe. So kann ich ihn jederzeit wieder lesen.


    @Peppermint
    Ach was, Wenworth ist ja auch toll. Ich mag ihn auch sehr sehr gern. Er ist halt nicht so unnahbar und eingebildet wie Mr. Darcy :breitgrins: Ich mag Mr. Darcy trotzdem *gg*

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    Inhalt:
    Anne Elliot, siebenundzwanzig Jahre alt und unscheinbar, ist die mittlere von drei Töchtern Sir Walter Elliots. Der Vater ist eitel und stolz, die Schwestern sind kaltherzig und egoistisch. Lediglich Lady Russell, eine mütterliche Freundin, ist auf Annes Wohl bedacht. Doch sie war es auch, die Anne Jahre zuvor dazu überredet hatte, die Verlobung mit Captain Wentworth, ihrer großen Liebe, zu lösen. Annes Schönheit und ihr jugendlicher Charme sind seither verblasst, sie hat den Trennungsschmerz nie überwunden. Durch einen Zufall kreuzen sich die Wege Annes und Wentworths erneut, doch die Wiederbegegnung verläuft nicht ohne Missverständnisse


    Ich habe vorhin mit diesem Buch begonnen und diesmal legt Jane Austen schon gleich zu Beginn mit ihrer Ironie los. Mir erscheint fast, dass sie noch spitzere Pfeile abschießt als in anderen Büchern.
    Anne scheint die einzige in der Familie zu sein, die ihren Verstand einzusetzen versteht, aber das zählt ja nicht. Da bekommt sie ins Gesicht gesagt, dass man sie eigentlich nicht braucht und sie ruhig ihrer Schwester helfen kann. So wie es ausgedrückt wird, ist ganz klar, dass man ihre Gesellschaft nicht schätzt. Wie schlimm ist das denn in einer Familie. Elizabeth und den Vater habe ich ja schon gefressen. Mal sehen wie die andere Schwester ist.

  • Ich habe bis zum 7. Kapitel gelesen und Jane Austen hat mich mal wieder mit ihren Figuren gepackt. Ich habe schon meine Lieblinge und meine Nervensägen und es lenkt so wunderbar ab. Genau das, was ich gerade brauche.


    Anne ist nun bei Ihrer Schwester Mary und die habe ich ja gefressen. Diese Person ist so träge und selbstsüchtig, dass man das Gefühl hat, ihrer eigenen Kinder sind ihr nur im Wege. Anstatt mitzuleiden wenn sie krank sind, fühlt sie sich an ihrem Bett fehl am Platz. Wenn ich das lese, dann könnte ich platzen. Ich bin ja nun auch nicht die Gluckenmutter, aber so was geht ja gar nicht. Blöde Kuh, vor allem weil ich weiß, dass es solche Mütter immer schon gegeben hat und immer wieder geben wird.
    Ich bewundere Annes Ruhe und Gelassenheit, bei all den verbalen Gemeinheiten, die sie sich immer wieder bieten lassen muss. Sie steht darüber, aber ich bin gespannt, ob sie nicht auch ihre Grenzen hat, an welchen sie sich endlich wehrt und mal ein paar Personen in ihrer Schranken weist.

  • Das mag ich auch so an den Büchern von Jane Austen. Auch wenn sie schon vor langer Zeit geschrieben wurden, so kann man sich doch immer wieder in die Situationen hineinfinden und es ist einem nicht fremd, weil es sehr realistisch geschildert werden.

  • Das stimmt. Ich denke das ist auch einer der Gründe (zusammen mit den BBC Verfilmungen :err: ) das ihre Bücher auch heute noch gelesen werden. Ich liebe ihren Humor und die Art der Beobachtungen der Gesellschaft in der sie sich bewegt hat. Persuasion mag ich aber auch deshalb am liebsten, weil ich finde das man merkt das sich die Autorin hier weiter entwickelt hat und auch Anne als Figur erwachsener wirkt.

  • Ich habe jetzt das Buch zur Hälfte gelesen und ich muss feststellen, dass Anne zu den Figuren Austens gehört, die ich am schwersten einordnen und verstehen kann. Einerseits habe ich immer das Gefühl, dass sie noch Gefühle für Captain Wentsworth hegt, aber andererseits ist sie immer so darauf bedacht, dass er die richtige Frau findet und sich selbst in diese Überlegungen gar nicht mit einbezieht. Ich bin mir nie sicher was sie empfindet und manchmal habe ich das GEfühl, dass es Jane Austen auch nicht wusste. :breitgrins:
    Ich finde das aber gar nicht so schlimm, denn so ist es viel spannender was daraus wird. Momentan existieren ja die diversesten Möglichkeiten wie das Buch zu einem Happy End kommen könnte. Davon gehe ich jetzt mal aus, denn das ist bei Jane Austen ja eigentlich meist der Fall.


    Ich musste sogar feststellen, dass ich dieses Buch schon einmal gelesen hatte, allerdings vor vielen Jahre und auf Englisch. Ich war mir nicht bewusst, das Persuasion und Anne Elliot das gleicht Buch sind, bis ich begann zu lesen und ich dachte: Das kommt dir jetzt aber ziemlich bekannt vor. Dennoch kann ich mich an den Ausgang der Geschichte nicht mehr Erinnern insofern ist dieser ungewollte Re-Read gar nicht schlecht. Eigentlich ist das für mich bei Austen Büchern ungewöhnlich, denn ich erinnere mich an alle anderen noch sehr gut.

  • Anne trifft sich mit ihrer Schwester und ihrem Vater in Bath, nachdem sie einige ereignisreiche Wochen verlebt hat. Irgendwie kann ich sie immer noch nicht einschätzen, obwohl ich nun schon im letzten Viertel des Buches bin.
    Wen ich allerdings sehr gut einschätzen kann sind ihr Vater und ihre Schwestern und die gehen mir gehörig auf die Nerven, aber so was gehört einfach zu den Austen-Büchern dazu.

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    OA: 1818
    OT: Persuasion
    336 Seiten
    ISBN: 978-3423139014


    Inhalt:
    Anne Elliot, siebenundzwanzig Jahre alt und unscheinbar, ist die mittlere von drei Töchtern Sir Walter Elliots. Der Vater ist eitel und stolz, die Schwestern sind kaltherzig und egoistisch. Lediglich Lady Russell, eine mütterliche Freundin, ist auf Annes Wohl bedacht. Doch sie war es auch, die Anne Jahre zuvor dazu überredet hatte, die Verlobung mit Captain Wentworth, ihrer großen Liebe, zu lösen. Annes Schönheit und ihr jugendlicher Charme sind seither verblasst, sie hat den Trennungsschmerz nie überwunden. Durch einen Zufall kreuzen sich die Wege Annes und Wentworths erneut, doch die Wiederbegegnung verläuft nicht ohne Missverständnisse ...


    Eigene Meinung:
    Mir fällt es sehr schwer dieses Buch mit den anderen Jane Austen Romanen zu vergleichen, da es, obwohl es sich auch hier um eine Liebesgeschichte handelt, so ganz anders ist.
    Die von mir so geschätzten Hasscharaktere kommen dieses Mal gar nicht vor. Natürlich ist Anne umgeben von arroganten und selbstherrlichen Menschen, die mitnichten sympathisch sind, aber eigentlich kann man sie nicht hassen sondern nur Mitleid empfinden, das sie sich selbst das Leben so schwer machen.
    Die Protagonistin ist älter, reifer und selbstbewusster. Sie hat schon ihre Erfahrungen in Bezug auf die Liebe gemacht und hat sich daraufhin zu dem Menschen entwickelt, der sie in dem Roman letztendlich ist.
    Sie ist nicht mehr so naiv, wie Elizabeth, Marianne, oder Emma. Sie ist sich zwar ebenfalls nicht wirklich sicher, was sie möchte, aber sie weiß auf alle Fälle was sie NICHT will.
    Sie ist aber auch so viel schwerer zu durchschauen, als die vorhergenannten Damen. Man ist sich als Leser nicht immer sicher, was sie wirklich empfindet und was sie sich erhofft. Das macht die ganze Geschichte aber viel spannender, denn man ahnt zwar, worauf es hinausläuft ist sich aber nicht wirklich sicher - dazu hat Jane Austen hier viel zu viele Variablen eingebaut.
    Auch die anderen Charaktere besitzen sehr viel Tiefe, wie generell dieses gesamte Buch. Hier geht es nicht nur um Liebe, es handelt ebenso von den wahren Werten des Lebens, von Freundschaft, Zuverlässigkeit, Herzlichkeit, menschlicher Wärme und Vertrauen.
    Man findet natürlich auch den mahnend erhobenen Finger in Bezug darauf, sehr zurückhaltend zu sein, wenn es darum geht, sich auf die Ratschläge Dritter bedingungslos zu verlassen.
    Jane Austen vertritt hier sehr deutlich die Ansicht, dass man seine Glückes eigener Schmied ist und selbst am besten weiß, was gut für einen ist, unabhängig vom materiellen Umfeld. Sie plädiert für eigenständige Entscheidungen und einem gesunden Selbstvertrauen und war damit mit Sicherheit nicht unisono mit der Gesellschaft.
    Dennoch haben wir natürlich auch die Liebesgeschichte und diese ist so schön geschrieben, dass man, legt man das Augenmerk nun auf Emotionen und die Physiologie des Verliebtseins, die Differenz der Jahrhunderte nicht bemerkt, welche zwischen dem Verfassen des Romans und des Lesens liegen.
    Sehr gut kann man die Verwirrungen der Gefühle und Gedanken nachempfinden und hat sie stellenweise doch auch schon selbst erfahren. Der dezente Umgang der beiden Protagonisten miteinander ist stellenweise so detailliert beschrieben, dass man es förmlich knistern spürt.
    Ich habe dieses Buch vom ersten bis zum letzten Kapitel genossen und es gehört zu den Büchern, die man, wie ich feststellen musste, auch mehrmals lesen kann.


    5ratten

  • Meine Meinung:
    Wie Kurzweilig einem so manche Lektüre erscheinen kann, vor allem dann, wenn es sich um ein Lieblingsbuch handelt, dessen Lektüre man einfach nur genossen hat. Vom ersten Satz an war ich sofort wieder gefangen und habe Zeile für Zeile ausgekostet - unmöglich, diesen für mich besten Roman Jane Austens aus der Hand zu legen.

    Reifer und ernster ist der Ton im Vergleich zu Romanen wie Stolz und Vorurteil. Einerseits weniger bissig, andererseits aber mit der überzeugendsten Liebesgeschichte von allen. Gerade die Ungewissheit die sowohl Anne als auch Captain Wentworth zögern lässt, das ist der Reiz den Persuasion schon immer auf mich ausgeübt hat. Was geschieht wenn man einen Menschen den man einst so enttäuscht hat wieder sieht? Gibt es eine zweite Chance oder hat man doch wieder Angst vor der eigenen Courage?


    Anne ist keine 19 mehr und man merkt ihr an, dass sie durch die Jahre reifer geworden ist und vor allem auch ihre Entscheidungen in einem anderen Licht betrachten kann. Wentworth ist kein Mr. Darcy oder ein Mr. Knightley, aber gerade das macht ihn mir durchaus auf eine ganz eigenwillige Art interessanter. Er drängt sich nicht auf und ist doch sehr präsent, allein weil Anne ihn aus 100 Meter Entfernung erkennen würde. All die Unsicherheit die dieser Liebe anhaftet, dem unausgesprochenen und der Hoffnung das vielleicht doch noch eine zweite Chance möglich ist. All das macht Persuasion für mich zu einem der schönsten Liebesgeschichten. Hier gibt es an den entscheidenden Stellen keine Ironie mehr, sondern einfach nur Ehrlichkeit und Gefühle, die man durch die Zeilen hindurch fühlen kann. Auch wenn hier nach wie vor auch überzeichnete Figuren anzutreffen sind und gerade Annes Familie einfach unmöglich ist, wie schon erwähnt ist er dennoch viel ernsthafter geschrieben und damit ein Stück weit auch bodenständiger, echter in der Darstellung der Gefühle.
    Jane Austens Schreibstil hat sich verändert ist mit ihr Erwachsener geworden. Manchmal frage ich mich in welche Richtung sie sich noch entwickelt hätte. Andererseits kann man das natürlich nie so genau sagen. Wer weiß... Geben wir uns also mit dem zufrieden was wir haben. ;)
    Für mich kann es natürlich nur eine Bewertung geben:
    5ratten

  • Anne Elliot ist mit 27 Jahren bereits eine alte Jungfer. Ihre frühere Schönheit ist verblasst und einem verhärmten Aussehen gewichen. Von ihrer Familie wird sie nicht geschätzt. Ihr narzisstischer Vater und die ältere Schwester Elizabeth blicken auf sie herab, die jüngere Schwester Mary nutzt sie aus.


    Als ihr Vater wegen hausgemachter großer finanzieller Schwierigkeiten den Familiensitz Kellynch Hall vermieten muss, trifft sie auf ihre Jugendliebe Frederick Wentworth. Von ihrer gutmeinenden, aber snobistisch veranlagten mütterlichen Freundin Lady Russell verunsichert, hatte sie acht Jahre zuvor ihre Verlobung mit ihm nach kurzer Zeit wieder gelöst. Nun muss sie sich der Frage stellen, ob ihr damals nicht ein folgenschwerer Fehler unterlaufen ist.


    Die Liebesgeschichte zwischen Anne und Captain Wentworth ist zart und einfühlsam. Die beiden haben sich gegenseitig verletzt und müssen zuerst wieder einen ungezwungenen Umgang miteinander erlernen. Sie sind sich der eigenen Gefühle genauso unsicher, wie sie es hinsichtlich der des anderen sind. Ihr vorsichtige Annäherung ist zauberhaft mitzuerleben.


    Austen spiegelt die wieder erwachende Liebe zwischen den beiden auch in ihrem Äußeren wider. Die anfangs reizlose Anne blüht langsam auf, bis sie ihrer Umgebung wieder hübsch erscheint. Der strenge Wentworth verliert im Laufe des Romans seine harte und unnahbare Maske.


    Der Roman liest sich nicht so leichtfüßig wie beispielsweise Stolz und Vorurteil. Jane Austen schlägt zartere Töne an und verzichtet bis auf den furchtbaren Vater und die noch unmöglichere Schwester Elizabeth auf eine stark karikierende Darstellung ihrer Figuren. Dabei lässt sie den ihr typischen Humor nicht vermissen. Er ist nur leiser geworden und passt sich der etwas melancholischen Grundstimmung der Handlung an.


    :tipp:

    Einmal editiert, zuletzt von dodo ()

  • Ich habe jetzt sooo Lust eine Persuasion Verfilmung zu schauen :lachen: Mein Re-read ist fast beendet und ich habe meine Meinung von 2014, die nach meinem letzten Re-read entstanden ist, durchgelesen. Sie stimmt für mich immer noch.

    Und Captain Wentworth ist sowieso mein liebster Jane Austen Held. Mr. Knightley ist mir z.B. immer ein klitze bisschen zu perfekt. Auch wenn er großartig ist im Umgang mit Emma. Ich mag ihn trotzdem *gg* Mr.Darcy ist immer irgendwie zuu sehr der Traumtyp. Der liebe Captain ist einfach bodenständiger und hat so eine ruhige Art an sich, die ich total an ihm mag. Trotzdem hat er auch so seine Schwächen, die aber nicht durch Vorurteile sondern Erfahrungen geprägt sind. Da kann er sich auch mal irren oder überdenkt seine alte Meinung.

    Anne wirkt auf mich tatsächlich noch passiver, als ich sie in Erinnerung hatte. Aber, das schöne ist ja, das man an ihre eine Entwicklung sieht.

    Furchtbar ist halt vor allem ihre Familie. Da tut sie mir ehrlich gesagt immer wieder aufs neue Leid.

  • Anne wirkt auf mich tatsächlich noch passiver, als ich sie in Erinnerung hatte. Aber, das schöne ist ja, das man an ihre eine Entwicklung sieht.

    Dabei finde ich gerade an Anne besonders schön, dass es Austen gelungen ist, eine Persönlichkeit zu entwickeln, die sich von ihren Heldinnen wie Lizzy, Emma oder Kitty abhebt. Die drei sind lebenslustig, aufgeweckt und dominieren aufgrund ihrer Ausstrahlung schnell ihre Umgebung. Dagegen ist Anne still, in sich gekehrt und duldsam. Während die anderen drei lernen müssen, sich etwas zurückzunehmen, muss Anne genau das Gegenteil lernen, nämlich auch einmal auf sich und ihre Wünsche zu schauen.


    Ich sehe schon, es wird Zeit für einen ausgiebigen Reread. Zum Glück habe ich noch eine Gesamtausgabe von Austen auf meinem SuB. :breitgrins:

  • Bin absolut deiner Meinung :err:

    Auch in den anderen von Dir angesprochenen Punkten. Ich finde es auch spannend, wie ihre Familiendynamik funktioniert. Ich finde hier schön, das Anne sich davon nicht fertig machen lässt und längst ihre Ersatzfamilie gefunden hat.

  • Jane Austen ist einer meiner Lieblingsautorinnen. Ich liebe es ihre Bücher draußen in der Natur zu lesen und nach London zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu reisen. Die Bücher bilden eine solche Atmosphäre um einen, das passiert mir selten mit Klassikern.

    "Persuasion" habe ich leider bisher noch nicht geschafft zu lesen, werde ich aber in meiner freien Zeit definitiv noch nachholen.

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    Nachdem es schon einige Jahre her ist, dass ich diesen Roman von Jane Austen das letzte Mal gelesen habe, sind mir im Rahmen der aktuellen Leserunde einige Dinge aufgefallen, die ich bisher nicht so deutlich wahrgenommen habe.


    Auch wenn die Liebesgeschichte zwischen Anne und Wentworth glaubwürdig und feinfühlig geschildert wird, sind einige der Figuren doch eher Karikaturen ihrer selbst (Sir Walter, Elizabeth) und dementsprechend fehlen mir oft die Zwischentöne, die Figuren sind entweder gut oder schlecht, die meisten von ihnen haben nur wenige unterschiedliche Facetten und sind relativ statisch.


    Ausdrücklich davon ausnehmen würde ich Annes Schwager Charles, der durchaus eine Entwicklung und einen Reifeprozess zu seinen Gunsten durchmacht, und von dem man daher noch Gutes für die Familie Musgrove erwarten kann, die das aufgrund ihrer Warmherzigkeit und der (besonders im Vergleich zu den Elliots) fehlenden Dünkelhaftigkeit aber auch verdient hat.


    Anne als Protagonistin ist mir deutlich fremder als andere Heldinnen bei Jane Austen, weil sie einerseits so genau weiß, was sie will und nicht will (sie hat auch einen klaren moralischen Kompass), sie sich andererseits aber auch beeinflussen und an den Rand drängen lässt - das passt auf den ersten Blick nicht zusammen und wird, wie ich finde, am Ende deutlich, als sie dann endlich ganz sie selbst ist und unbeeinflusst selbst entscheidet. Das versöhnt mit manchen Situationen vorher, in denen sie zu zaghaft erscheint.


    Insgesamt hat mir der Roman trotz kleinerer Kritikpunkte immer noch wirklich gut gefallen, als besten Roman Jane Austens sehe ich ihn trotzdem nicht.


    4ratten