Lewis Carroll - Alice im Wunderland / Spiegelland

Es gibt 84 Antworten in diesem Thema, welches 29.352 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Zank.

  • Während eines warmen Sommertages begegnet die 7-jährige Alice beim Blumenpflücken ein sonderbares und gestresstes Kaninchen und folgt diesem bis zu seinem Bau. In die dunkle Höhle hineingezwängt, verliert sie den Boden unter sich und stürzt, oder eher schwebt, einen tiefen Schacht hinunter. Was sie dort erlebt, gleicht einem LSD-Trip: Sie trifft auf sprechende Tiere oder verändert ihre Körpergröße mittels herumliegender Nahrungsmittel … hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, die Logik im Wunderland wird außer Kraft gesetzt womit die kleine Alice erst einmal klarkommen muss. Da das arme Ding aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammt, ansonsten sehr manierlich, erwachsen tut und sich den Verhältnissen entsprechend vornehm zu benehmen weiß, erscheinen ihr die Absonderlichkeiten fremd, alles, was ihr in der Schule beigebracht wurde, wird hier in Frage gestellt. Kleine, nichtige Wesen können es nicht unterlassen, sie rumzukommandieren und zu widersprechen. Dialoge werden geführt, die keinen Sinn ergeben, kleine philosophische Häppchen, die Begebenheiten und Tatsachen von einer anderen, ungewohnten Seite aus betrachten.
    Ziemlich chaotisch wird es gegen Ende, wenn die Königin „haut ihm/ihr den Kopf ab“ durch die Gegend brüllt. Nachdem es zur Gerichtsverhandlung kommt und sie sich von Spielkarten bedroht fühlt, erwacht sie aus ihren Träumen.


    4ratten


    Sehr viel übersichtlicher wird es im zweiten Teil. Dort steigt sie durch einen Spiegel ins Spiegelland, das aussieht, als sei dort die ganze Welt von einem einzigen Schachbrettmuster durchzogen. Sie begegnet dort der schwarzen Königin, die gerade an einem Schachspiel teilnimmt. Alice erbittet, mitspielen zu dürfen und wird prompt als weißen Bauer eingesetzt und auf das Feld d2 gestellt. Immerhin hat sie die Chance, Königin zu werden. Auch hier bleibt die Logik weitestgehend auf der Strecke, denn im Spiegelland wird alles andersherum, eben spiegelverkehrt, gehandhabt. Die Dialoge ähneln denen aus dem ersten Teil und neue Kreaturen treiben ihr Unwesen: Der weiße Ritter, der ständig vom Pferd fällt oder die Zwillinge Dideldum und Dideldei.


    Ein skurriles, abgedrehtes Spektakel mit schrägen Figuren und Dialogen. Die Bücher sind dank der Kürze sehr empfehlenswert. Der zweite Teil liegt mir eher, weil dieser konstruierter erscheint, nicht ganz so chaotisch – auch wenn die Grinsekatze dort fehlte, die mir wegen ihrer Überlegenheit am besten gefiel.


    5ratten

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  • Guten Morgen,


    erst mal danke für die Rezi.
    Ich habe den ersten Teil erst diese Woche gelesen und fand ihn klasse :daumen:
    Sehr amüsant und außerdem recht kritisch gegenüber dem Verhalten von Erwachsenen.
    Jedenfalls überaus empfehlenswert!


    Lg,


    mondpilz

  • Hallo,


    durch sandhofers ständige Zitate von Alice und Humpty Dumpty, lässt mich nun der Gedanke nicht mehr los, unbedingt so schnell wie möglich die Alice Geschichten lesen zu müssen. Leider ist der Markt recht unübersichtlich und ich wollte die Frage nach der empfehlenswertesten Ausgabe hier in den Raum werfen. Ins Auge gefasst habe ich:


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    Überflüssig zu erwähnen, dass ich keine für Kinder bearbeitete Fassung haben möchte, oder? :zwinker:


    Übrigens: Als Kind fand ich die Geschichte sogar in der Disney-Form sehr gruselig und ich hatte immer Angst vor der Herzkönigin :redface:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Ich habe die untere Ausgabe, die obere kenne ich nicht. Ich glaube zu wissen, dass meine Ausgabe vollständig ist.

  • Hallo zusammen!


    durch sandhofers ständige Zitate von Alice und Humpty Dumpty, [...]


    :lachen:


    lässt mich nun der Gedanke nicht mehr los, unbedingt so schnell wie möglich die Alice Geschichten lesen zu müssen.


    :daumen:


    Am besten wäre natürlich die englische Version. Das Englisch des Originals ist nicht sooo wahnsinnig schwer


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    Alice's Adventures in Wonderland and Through the Looking Glass


    Überflüssig zu erwähnen, dass ich keine für Kinder bearbeitete Fassung haben möchte, oder? :zwinker:


    Die beiden Alice-Bücher sind für Kinder (bzw. für ein spezielles Kind, das Vorbild von Alice) geschrieben worden. Und dies zur Zeit von Königin Victoria. Ich vermute mal, dass es deshalb keine für Kinder bearbeitete Fassung gibt. Es gab ja nichts Unkindliches, das herauszubearbeiten wäre.


    Zu Deinen beiden Ausgaben: Insel bearbeitet manchmal, wird es hier aber wohl nicht gemacht haben. Der Komet-Verlag, wenn ich mich anhand eigener Ausgaben richtig erinnere, verwendet gerne alte Übersetzungen, deren Copyright abgelaufen ist. Oft sind es auch fotomechanische Nachdrucke; sprich: die Qualität des Satzes ist ein bisschen minder.


    "Meine" kleine Werkausgabe von Carroll könnte ich Dir ansonsten empfehlen. Da hättest Du auch Silvie und Bruno drin, Carrolls m.M.n. bestes Werk.


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    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • ich empfehle

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    scheint's aber kaum noch zu geben. selbst hab ich es vor einem jahr gekauft (jokers), da war es schon von 40 auf 10€ reduziert, kürzlich hab ich noch ein paar ausgaben für 6?€ gesehen.
    falls es euch in die hände fällt: es lohnt sich, sehr. es enthält "alice im wunderland" & "alice hinter den spiegeln", die originalillustrationen sowie einegroße menge an hintergrundinformation etc.

  • Ich bin auch im Besitz der Sandhofer erwähnten Parkland-Ausgabe. Die Stündel-Übersetzung scheint gelungener, nicht so kindlich erzählt wie die ... ähm ... Enzensberger? - hab das Buch gerade nicht zur Hand, um mir Gewissheit zu verschaffen.


    Gruß,
    dumbler


  • Hallo Sandhofer,


    diese Ausgabe habe ich auch. Anfang des Jahres bei Jokers gekauft, jedoch noch nicht gelesen.

    LG, resca

  • Sylvie und Bruno gibt's übrigens auch gesondert. Ich habe, wenn ich mich recht erinnere, eine zweibändige Ausgabe im Schuber von Goldmann. Ist aber wahrscheinlich OOP.

  • Hallo und vielen Dank für eure Unterstützung! Ich habe dann natürlich die Gesamtausgabe ins Auge gefasst. Leider auch nicht mehr normal im Handel erhältlich, aber immerhin gut gebraucht zu bekommen :winken:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • :entsetzt: Uaaah, ihr bringt mich ja ins Grübeln! Ich hatte von Anfang an Alice als Klassiker für den SLW 07 im Auge. Allerdings habe ich (einfach nur) die Reclam-Ausgabe. Und der Titel lautet auch nicht "Alice im Wunderland", sondern "Alices Abenteuer im Wunderland" (was näher am Originaltitel ist):


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    Weiß denn jemand, ob das eine gekürzte Ausgabe ist?
    Im Buch selbst ist das nicht herauszufinden. Es steht nur drin, dass es eine neue Überstzung ist (Günther Flemming). Ansonsten hat es ziemlich lange Anmerkungen und ein sehr langes Nachwort, worin es viele Infos zum Verständnis des Buches gibt.

  • Hallo!


    Weiß denn jemand, ob das eine gekürzte Ausgabe ist?


    Reclam? Kaum. Wie generell die Alice-Geschichten zu kurz und pädagogisch gesehen harmlos sind, also Kürzungen weder durch Länge noch durch Darstellung von Sexualität oder Gewalt herausfordern würden.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Reclam? Kaum.


    Danke schön!
    Ich hatte auch vor dem Stichwort in diesem Thread überhaupt nicht daran gedacht, dass es eine gekürzte Ausgabe sein könnte. (Die Gründe hätte ich mir nicht denken können.)
    Allerdings bin ich ein kleines bisschen "primed", seit Monika Felten erzählt hatte, dass sie von einem ihrer Bücher eine Jugendausgabe zurechtkürzen würde und dies nicht mal im Buch vermerkt sei. Das finde ich nämlich gar nicht gut!


    Liebe Grüße,
    melima

  • Hallo zusammen!


    [...] und dies nicht mal im Buch vermerkt sei. Das finde ich nämlich gar nicht gut!


    Welcher Leser denn schon? Dennoch ist es - zumindest im deutschen Sprachraum - gang und gäbe bei den Verlagen. Vor allem auch bei Übersetzungen. Selbst renommierte Häuser wie Insel oder Manesse verstecken dann Hinweise auf Kürzungen gern (z.B. im Vor- oder Nachwort des Übersetzers).


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Meine Ausgabe:


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    Eine kurze Angabe des Inhalts steht ja schon in diesem Thread und ausserdem: Wer kennt Alice nicht? :)


    Rezension:


    Die Abenteuer von Alice im Wunderland sind ein Abenteuer für große & kleine Kinder. Alice liefert sich Wortgefechte mit Hutmachern und Schnapphasen, Spielkarten, Greifen und falschen Suppenschildkröten. Lewis Carroll verwirrt die Leser teilweise durch seine Wortspiele, jedoch ist die erzeugte Verwirrung eher eine der netteren Art & Weise. Das Buch liest sich ziemlich einfach und man freut sich über jeden schon aus den Filmen und TV-Serien bekannten Charakter der auftaucht. Teilweise fühlt man sich beim Lesen wie in einem psychedelischen Traum ... ob dies Absicht oder nicht ist wird uns denke ich immer verborgen bleiben.


    Meine Wertung:


    5ratten


    lg Stefan

  • Lewis Carroll verwirrt die Leser teilweise durch seine Wortspiele, jedoch ist die erzeugte Verwirrung eher eine der netteren Art & Weise.


    Das Buch lese ich gerade, aber nett ist es im Wunderland nicht, finde ich. Die Figuren sind oft ganz schön patzig, drehen Alice das Wort im Mund um und bringen sie zur Verzweiflung. Mir fehlen noch ein paar Kapitel und neugierig bin ich sehr darauf, denn irgendwas Nettes muss für Alice ja hoffentlich noch kommen.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Die Figuren sind oft ganz schön patzig, drehen Alice das Wort im Mund um und bringen sie zur Verzweiflung.


    Die Patzigkeit ist, finde ich, allerdings oft gegenseitig. Aber Du hast schon recht: Die Geschichten um Alice sind für Kinderbücher sehr hinterf...zig. Man ist nicht schön, nett und lieb untereinander. Wie im richtigen Leben halt ... :zwinker:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Meine Ausgabe: ISBN 3-458-33288-X, insel taschenbuch 1588
    übersetzt von Christian Enzensberger
    Cover: knallgrün und knallorange mit einer türkis/flaschengrün/undefinierbargrün-schwarz gezeichneten Alice - sehr skurril


    Meine Eindrücke
    Alices Geschichte gehörte zu den Kinderbuchklassikern, die ich unbedingt lesen wollte: Als Kind hatte ich es nicht gelesen, aber das Buch scheint zu einer Kindheit einfach dazuzugehören. Alices Geschichte hat mich gehörig überrascht.


    Alice hat gleich zu Beginn Schwierigkeiten, im Wunderland zurecht zu kommen: Sie ist einfach zu groß, um durch die einzige Tür aus dem Zimmer in den Garten hinauszukommen, für die es einen Schlüssel gibt. Zwar findet sie ungewöhnliche Hilfe, aber sie muss lernen, sie richtig zu dosieren. Als sie es schafft, in den Garten zu kommen, beginnt für sie ein Gang auf's Glatteis. Mit ihren Erfahrungen aus der normalen Welt eckt sie öfters an. Freimütig erzählt sie zum Beispiel der Maus, wie toll ihre Katze auf die Jagd geht.
    Umgekehrt bringen die Figuren im Wunderland Alice am laufenden Band auf die Palme - sie haben eine völlig eigene Logik. Sie fordern Erklärungen für Dinge, die Alice nicht versteht, drehen ihr das Wort im Mund um oder legen aus Wortspielen patzig Weisheiten und Regeln fest. Alices Erlebnisse reihen eine Unhöflichkeit an die nächste. Alles, was Alice bisher kannte, scheint Kopf zu stehen und nicht zu gelten.


    Je weiter die Geschichte geht, umso bösartiger werden die Erfahrungen: Alice begegnet einer Königin, deren einziger Zeitvertreib das Köpfen ihrer Untertanen ist. Und freilich wartete ich beim Lesen, wann sie Alice köpfen lassen will. Die Geschichte endet schlagartig und plausibel, hat aber den Haken, dass sie im Nachgang durch Alices Schwester völlig entzaubert wird.
    Eine sehr phantasievolle Geschichte, aber eine, bei der ich keinen richtigen Kinderbuchcharakter sehe - oder anders ausgedrückt: Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum mir das Buch vor 20 Jahren hätte gefallen sollen.
    Meine Buchausgabe enthält die Illustrationen der Originalausgabe und diese Zeichnungen gefallen mir sehr gut.


    3ratten

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

    Einmal editiert, zuletzt von Bettina ()

  • Hallo,


    am meisten hat mir das Gedicht gefallen, das Enzensberger übersetzen musste:
    (ich glaube, das war in Spiegelland abgedruckt, aber kann natürlich auch im ersten Buch gewesen sein).


    "(ich habe das hier mal lieber raus genommen, die Anwälte sollen lieber nicht denken, ich tue so, also wolle ich hier gegen die Urheberrechte verstoßen" und das Gedicht stammt von Lewis Carroll - so, jetzt alles richtig gemacht??)


    Allein dafür habe ich Alice geliebt, und das ist auch das einzige, was mir wirklich im Gedächtnis geblieben ist. Ich glaube, ich werde mir die Bücher noch einmal vorknüpfen, und dann eine ausführlichere Rezi schreiben ;)


    Quemada

    "Alles hat einen Sinn", sagte der Regentropfen und sprang kopfüber in einen Fluss.

    Einmal editiert, zuletzt von Quemada ()