Anne Tyler - Im Krieg und in der Liebe

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.840 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Lilli33.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Originaltitel: The Amateur Marriage


    Inhalt:


    Klappentext
    Es beginnt an einem Montagnachmittag im Kriegsjahr 1941: Ein Mädchen im roten Mantel betritt den Lebensmittelladen von Michaels Mutter und um Michael ist es geschehen. Unter den aufmerksamen Blicken der Nachbarschaft werden er und Pauline ein Paar. Doch was als große Liebe anfängt, muss keineswegs als glückliche Ehe enden: Die lebhafte Pauline, die spontan und mit vollem Risiko durch die Welt stürmt, und der ruhige, überlegte Michael, der für den Laden und seine Familie lebt, haben ganz unterschiedliche Wünsche und Träume. Dennoch heiraten sie, bekommen drei Kinder - und kämpfen unaufhörlich gegeneinander. Zwei Menschen, die das Schicksal aneinander gebunden hat und die ohne den anderen wohl glücklicher wären - die Geschichte einer dramatisch verunglückten Ehe und einer großen Liebe.



    Meine Meinung:


    Was für ein umwerfendes Buch! Absolut wunderbar! Ich war sehr bewegt beim Lesen und mehr als einmal habe ich mich ertappt gefühlt. Manchmal muss man einfach akzeptieren, dass man nicht zueinander passt und keiner bewusst und gewollt die Schuld daran trägt, dass eine Beziehung nicht mehr stimmt. Fehlendes Verständnis und allzu verschiedene Charaktere müssen zu Krisen führen. Es ist allerdings nicht leicht zu erkennen, ob man in eine Sackgasse rast oder noch Hoffnungen leben darf.


    Es gibt an eine Stelle, die ich schön finde:


    Zitat von "Seite 211"

    Ehen sind wie Obstbäume [..], die mit Zweigen anderer Sorten an den Stämmen veredelt werden. Nach einiger Zeit vermischen sie sich, wachsen zusammen, und es ist egal wie verrückt die Mischung ist - Pfirsich auf einem Apfelbaum, oder Kirsche auf einem Pflaumenbaum -, doch würdest du sie trennen, würdest du ihnen eine tödliche Wunde zufügen.


    Und gerade dieser Sachverhalt lässt so manchen weiter machen.


    Dies ist ein Buch, dessen Original- und Übersetzungstitel sehr stimmig sind. Beide kehren zwar verschiedene Aspekte der Handlung hervor, haben aber beide eine Berechtigung.


    Anne Tyler versteht es, die Familie Anton so darzustellen, dass man jedes Mitglied der Familie kennenlernt. Man leidet mit allen Beteiligten, freut sich aber auch mit ihnen über ihre Triumphe. Trotz allem bewahrt man eine gewisse Distanz zu den Vorgängen, auch wenn die wechselnde Erzählperspektive in jedem Kapitel dem Leser wertvollen Einblick in die Gedanken der jeweiligen Person bietet. Die Autorin nimmt für keinen Partei und gerade diese Neutralität ist wohl auch die Stärke des Romans.


    Je nachdem, wie man selbst ist, kann man das Buch neutral lesen oder für Pauline, Michael oder eines der Kinder Partei ergreifen. Durch diesen Kunstgriff, wird sicher jeder Leser den Roman auf verschiedene Weise angehen und dadurch etwas ganz eigenes herauslesen.


    Es passiert nichts besonderes - "Im Krieg und in der Liebe" erzählt einfach ein durchschnittliches Familienleben. Eine Ehe, die mit hohen Erwartungen begonnen wurde, die den Tatsachen der Wirklichkeit nicht standhalten. Schon alltägliche Angelegenheiten wie Ordnungsliebe, Konfliktbewältigung, die Frage nach der Positionierung im Leben oder das Bedürfnis nach sozialen Kontakten birgt großes Gefahrenpotential, das nicht immer gebannt werden kann.


    Traurig und erheiternd zugleich ist das Kapitel über Paulines und Michaels 30. Hochzeitstag, an dem ihnen ihre Kinder gerahmte Bilder aus ihrer Jugend schenken. Genauer gesagt, die letzten Aufnahmen von Pauline und Michael bevor sie sich 1941 kennenlernten. Die beiden beginnen sich zu erinnern und zum Entsetzen der Kinder bestehen die meisten dieser Anekdoten aus Streitigkeiten. Pro Person erwähnen sie nur eine positive Erinnerung... ( - ohne Kommentar - )


    Ich könnte ewig weiterschreiben, breche hier aber ab, damit ich euch nicht die Neugier wegrede :zwinker:


    Noch ein Jahreshighlight für mich! :tipp:


    5ratten

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

  • Meine Meinung
    Bei Michael und Pauline ist es Liebe auf den ersten Blick, aber ist es wirklich die große Liebe? Ich glaube, das ist es nicht. Schon von Anfang an gibt es Mißverständnisse und kleinere Streitereien. Pauline ist temperamentvoll und schnell beleidigt. Michael dagegen ist bequem, pedantisch und schweigt lieber stundenlang, als ein klärendes Gespräch zu führen.


    Leider leben die beiden in einer Zeit, als Scheidung noch so gut wie unmöglich war. Dabei hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass es für die beiden die beste Lösung gewesen wäre, wenn sie sich früh getrennt hätten. Aber gerade dann, wenn Michael sich von Pauline zurück zieht, entdeckt sie ihre Gefühle für ihn. Vielleicht redet sie sich ihre Gefühle aber auch nur schön, weil sie Angst hat, verlassen zu werden.


    Bei so viel Energie, die Michael und Pauline für ihre Beziehung verwenden ist es klar, dass nicht mehr viel für ihre Kinder übrig bleibt. Da wundert es nicht, dass das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern nicht liebevoll ist. Erst als die Fronten geklärt sind, können Michael und Pauline wenigstens ihre Enkel lieben.


    Im Krieg und in der Liebe erzählt eine Geschichte, wie sie auch heute noch oft passiert. Man verliebt sich nicht in den Menschen, sondern in das Gefühl, das er in einem hervorruft. Oder in den Moment, in dem man ihn kennengelernt hat. Beides sind die falschen Gründe, aber sie sind der Inhalt eines wunderbaren Buchs.
    5ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Taschenbuch: 336 Seiten

    Verlag: List Taschenbuch(12. Dezember 2005)

    ISBN-13: 978-3548606040

    Originaltitel: The Amateur Marriage

    Übersetzung: Christine Frick-Gerke und Gesine Strempel

    auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


    Szenen einer Ehe und Familie


    Inhalt:

    Es ist Krieg, als der bodenständige Michael und die umtriebige Pauline sich kennen lernen und Hals über Kopf verlieben. Sie geben scheinbar ein perfektes Paar ab. Doch schon am Hochzeitstag kriselt es - und im Verlauf der Jahre kommt es fast zu einem Kleinkrieg, da die Ansichten der Eheleute einfach zu verschieden sind. Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander.


    Meine Meinung:

    Anne Tyler gelingt es mal wieder, ihre Figuren sehr detailliert zu zeichnen. Diese wirken ausgesprochen authentisch. Ich fürchte, in vielen Ehen geht es so zu, was einigermaßen tragisch ist.


    In zehn Kapiteln, zwischen denen jeweils Lücken von einigen Jahren herrschen, führt die Autorin uns durch das Leben von Michaels und Paulines Familie über einen Zeitraum von etwa sechzig Jahren. Es gibt Höhen und Tiefen, aber nichts wirklich Spektakuläres. Da ist zwar eine Sache, die sich sicher nicht in jeder Familie ereignet, aber Tyler macht recht wenig daraus. Ich hätte mir gewünscht, dass die Dinge ein bisschen dramatischer und lebendiger dargestellt würden. Der Schreibstil ist hier einfach nicht so mitreißend, wie ich es von Anne Tyler gewohnt bin. Nichtsdestotrotz ist der Roman absolut lesenswert, zumal er nicht nur die Entwicklung einer einzelnen Familie beschreibt, sondern auch die der ganzen Gesellschaft.


    ★★★★☆