Lois Lowry - Der Hüter der Erinnerung

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    Originaltitel: The Giver

    Inhalt:

    In einer Welt, in der die oberste Doktrin die GLEICHHEIT ist, leben die Menschen medikamentös betäubt und ihrer tieferen Gefühle beraubt. Auf diese Weise ist ein geregeltes, ruhiges, sicherers Leben gewährleistet. Personen, die wiederholt gegen Regeln verstoßen oder Säuglinge, die nicht stark genug sind, werden freigegeben und gehen nach Anderswo.


    Auch Jonas ist Teil dieser Lebensordnung und als 12-jähriger ("Zwölfer") auf dem Sprung zum Erwachsenenleben. Auf der diesjährigen Zeremonie erhalten er und seine gleichaltrigen Kameraden vom Komitee der Ältesten ihren zukünftigen Beruf zugeteilt. Er ist natürlich gespannt und besorgt, was ihm zugedacht wird (es gibt also noch Gefühle, aber nur in sehr schwacher Form).


    Bei der Zeremonie wird ihm verkündet, dass er zum Hüter der Erinnerung ernannt wurde, der die folgenden Eigenschaften mitbringen muss: Intelligenz, Unbescholtenheit, Tapferkeit, Weisheit und die Möglichkeit, "über die Dinge hinauszusehen".
    Bei Jonas äußert sich diese Eigenschaft in der Fähigkeit,



    Während seiner Ausbildung erfährt er Dinge, die ihn verwirren und weiser machen - was ihn zum Außenseiter seiner Gemeinschaft macht, da niemand sonst solche Erfahrungen hat.


    Wie er reagiert, möchte ich hier nicht erzählen, weil es die Spannung aus dem Buch nimmt (wenn ihr die Spannung erhalten wollt, lest weder Klappentext, noch Amazon-Rezensionen).


    Meine Meinung:


    Dieser Roman zeigt sehr kindgerecht die Vor- und Nachteile zwischen einer zentral gelenkten Gesellschaftsform und dem Leben, wie wir es kennen. Er überlässt dem Leser die Entscheidung, wie er selbst mit einem solchen Leben und den ungewöhnlichen Enthüllungen, die Jonas erfährt, umgehen würde.


    Sehr einfühlsam werden Jonas' Zweifel, Erfahrungen und Erwartungen geschildert. Ich musste einfach ohne Pause weiterlesen und hatte es so binnen 2 Tagen durch. Anderen geht es sicher ähnlich.


    Das Buch wird von dtv für Kinder ab 12 empfohlen. Ich denke mir aber, dass die eigentlichen Inhalten erst ab ca. 14 treffend nachvollziehbar sind. Aber sowas ist immer schwer einzuschätzen.


    Ich könnte mir vorstellen, dass Jugendliche von der langen Einleitung gelangweilt sein können, denn die Handlung - Jonas Ernennung - findet erst nach ca. einem Drittel statt. Bis dahin wird die Welt, in der er lebt, erklärt. Für mich sehr interessant und für das Verständnis wichtig, ist es für ungeübte Leser evtl. abschreckend, so lange warten zu müssen, um zu dem durch den Titel implizierten Inhalt zu gelangen.


    Auf der folgenden Homepage haben Schüler einer 9. Klasse die Ergebnisse ihrer Schullektüre zusammengefasst. Die Seite ist technisch nicht perfekt, aber es ist doch ganz interessant zu lesen, was sie entwickelt haben:
    Hüter der Erinnerung


    Auszeichnung:


    1994 Newbery Medal (einer der prestigeträchtigsten US-amerikanischen Preise für Kinder- und Jugendliteratur)


    4ratten

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

  • Hallo marilu,


    danke für deine Rezi!


    Ich habe das Buch im Regal stehen und ich denke, dass es jetzt sicher etwas eher gelesen wird. Vielleicht hat meine Tochter ja Lust es mit mir zusammen zu lesen.
    Dein Link dazu könnte sie auf das Buch neugierig machen. :zwinker:


    Gruß
    yanni

  • Hallo yanni!
    Ich hoffe, es gefällt euch so wie mir.

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  • Das Buch habe ich vor einigen Jahren mit großer Begeisterung gelesen. Eine schreckliche Vorstellung, diese gedämpfte, abgepufferte Welt, in der man in Sicherheit lebt, aber nicht den Überschwang der Gefühle und die Schönheit starker Sinneswahrnehmungen kennt.


    Ich habe es danach meiner damals 12- oder 13jährigen Schwester gekauft, die auch sehr angetan davon war.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe das Buch vor ungefähr 4 Jahren gelesen und fand es wirklich toll. Als wir es dann allerdings im Englischunterricht gelesen haben, verging mir der Spaß daran gründlich, denn unsere Lehrerin hat da so viel reininterpretiert, dass das Buch für mich irgendwie seinen ganzen "Zauber" verloren hat... Trotzdem ein tolles Buch...

    :kaffee:


  • Ich habe das Buch vor ungefähr 4 Jahren gelesen und fand es wirklich toll. Als wir es dann allerdings im Englischunterricht gelesen haben, verging mir der Spaß daran gründlich, denn unsere Lehrerin hat da so viel reininterpretiert, dass das Buch für mich irgendwie seinen ganzen "Zauber" verloren hat... Trotzdem ein tolles Buch...


    Sookie:
    Schade, wenn Lehrer nicht wissen, wann mit dem Interpretieren Schluss sein muss. Für mich war das unter anderem ein Buch, das bewusst viele Fragen offenlässt und je nach Charakter des Lesers interpretiert werden kann. In so einem Fall würde ich eher zu freiem Arbeiten aufrufen (z. B. eine Fortsetzung schreiben lassen oder so) als zu versuchen, alle auf meine Sicht einzuschwören. :sauer:


    Schade, wenn dadurch eine getrübte Erinnerung an ein Buch übrig bleibt. Das Buch kann doch am wenigsten dafür... :grmpf:


    Schön, dass du es trotzdem noch schön findest! :smile:

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  • Oh toll, zu dem Buch gibt es ja einen Thread!
    Wir hatten in unserer Englischklausur heute einen Auszug aus "The Giver" und ich fand das richtig toll, schade, dass der Auszug nur relativ kurz war :zwinker: Und eure positiven Meinungen bestärken mich darin, dass dieses Buch wohl irgendwann bei mir Einzug halten wird...

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen gelesen. Ich fand es extrem spannend, in was für einer Welt diese Leute lesen müssen. Dieses Kinderbuch ist definitiv nicht nur für Kinder.
    Mir hat vor allem der Teil gefallen, in dem erkärt wird, wie das System in ihrer "Community" funktioniert. Auch der Hauptcharakter war mir von Anfang an sehr sympathisch.

  • Mir hat das Buch gut gefallen, es hat mich in seinen "Bann" gezogen und sehr nachdenklich zurückgelassen. In der Kürze dieses Buches steckt viel drin, viel auch zum Nachdenken.


    Ich war froh, dass ich danach noch einen halbstündigen Fußweg zum Nachdenken hatte, ich denke für dieses Buch sollte man sich vor allem danach Zeit nehmen darüber nachzudenken.




    Von mir gibt es daher 4 Ratten von 5


    4ratten

    Liebe Grüße von Babsi


  • ich denke für dieses Buch sollte man sich vor allem danach Zeit nehmen darüber nachzudenken.


    Ja dem kann ich nur zustimmen. Ich habe das Buch mit ca. 13 aus der Bücherei ausgeliehen. Und seitdem denke ich immer wieder daran zurück. Nun habe ich mich endlich aufgerafft und es mir gekauft und werde heute mit Lesen beginnen. Hoffentlich fesselt es mich noch immer so wie damals.


    Ich habe übrigens diese Ausgabe. Die anderen sprechen mich vom Cover her gar nicht an. Aber mit dieser Ausgabe bin ich alleine schon vom Cover fasziniert (damals wie heute).


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    Lois Lowry - The Giver


    Meine Meinung:


    Das Buch gehört zu meinen Lieblingsbüchern. Ich habe es während der Schulzeit im Englischunterricht gelesen und es ist eines der wenigen Schulbüchern, das ich verschlungen habe. Es ist zwar schon eine Weile her, seitdem ich es zuletzt gelesen habe, aber besonders nachhaltig in Erinnerung geblieben ist mir, wie geschickt der Autor den Leser in diese Welt einführt. Man geht mit Jonas auf Entdeckungstour und erlebt die Dinge mit ihm. Ich fand es besonders spannend, als er zum ersten Mal bewusst Farbe gesehen hat (ich glaube, er hat die roten Haare einer Frau? gesehen) und bemerkt, dass nicht alles so gleich ist, wie es ihm bisher immer erschien, bzw, vorher hatte er sich zu dem Thema noch nie Gedanken gemacht, da es für ihn der Alltag war und er nichts anderes kannte. Spannend fand ich auch, wie er mit seiner plötzlichen Andersartigkeit umgeht und wie schwierig es für sein Umfeld ist, zu verstehen, was er gerade erlebt. Wie auch schon meine Vorredner finde ich, dass es Lowry wunderbar gelungen ist, das Thema der zentral gelenkten Gesellschaft für Jugendliche aufzubereiten. Nach dem Lesen hat es mich damals nachdenklich zurück gelassen und ich denke immer noch gerne an das Abenteuer von Jonas zurück.


    5ratten


    P.S. Ich sollte unbedingt bald mit einem Re-Read beginnen :smile:

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere! - Erich Kästner<br /><br />SLW 2016 9/30


  • Dieser Roman zeigt sehr kindgerecht die Vor- und Nachteile zwischen einer zentral gelenkten Gesellschaftsform und dem Leben, wie wir es kennen. Er überlässt dem Leser die Entscheidung, wie er selbst mit einem solchen Leben und den ungewöhnlichen Enthüllungen, die Jonas erfährt, umgehen würde.


    Ich bin von meinem Re-Read immer noch überrascht. Ich weiß noch, dass ich beim ersten Lesen total mit Jonas Ansichten übereingestimmt habe. Jetzt kommt mir seine Welt gar nicht mehr soooo schrecklich vor. Klar, alles ist kontrolliert, man ist total eingeschränkt etc. aber man muss sich um nicht viel Sorgen machen. Ist schon irgendwie verlockend :zwinker:


    Das war für mich eigentlich das Interessante: Wie sich meine eigene Meinung verändert hat. Von einem "pro Jonas" zu einem "naja ist ja nicht alles schlecht in dem System". Jetzt weiß ich wieder, warum mir dieses Buch nie wieder aus dem Kopf gegangen ist. Man kann einfach nicht mehr aufhören darüber nachzudenken.


    5ratten und immer noch ein: :tipp:



    P.S. Ich sollte unbedingt bald mit einem Re-Read beginnen :smile:


    Würde ich auch sagen. Mir hat der Re-Read richtig gut gefallen und werde es bestimmt auch wieder zur Hand nehmen.

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  • Ganz düster kann ich mich noch daran erinnern den Roman mal als Teenie gelesen zu haben. Damals hat er mir wohl auch recht gut gefallen. Da ich aber auch recht früh Bücher für Erwachsene gelesen habe, kann ich nicht sagen in wie weit der Roman eher kein Jugendbuch ist sondern schon für junge Erwachsene.

  • Huhu ihr Lieben!


    Auch ich habe gestern innerhalb kürzester Zeit dieses dünne, aber beeindruckende Büchlein gelesen.


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    Meine Meinung:
    Von der ersten Seite an entwickelt dieses Buch einen fantastischen Sog, der einen bis zum Ende nicht mehr loslässt. Mit 192 Seiten ist es zwar ein sehr schmales Buch, aber die Welt, die Lois Lowry darin erschafft, kommt auch auf wenigen Seiten sehr gut rüber.
    Das ist ein dystopischer Roman wie ich sie mir wünsche. Eine Gesellschaft, die auf den ersten Blick fast wie eine Utopie wirkt. Kein Krieg, kein Hass, keine Arbeitslosigkeit. Neugeborene und alte Menschen werden liebevoll umsorgt, keiner muss hungern, Kinder erfahren eine ordentliche Erziehung und arbeiten später in Berufen, die ihrer Persönlichkeit entsprechen. Alles scheint perfekt.


    Als Jonas jedoch bei der Zuteilung seines Berufes als der neue Receiver erwählt wird, muss er dieses heile Welt mit anderen Augen sehen. Ebenso wie er, lernen wir Leser die dunklen Seiten der Gesellschaft kennen und den schrecklichen Preis, den die Menschheit für diesen zweifelhaften Frieden bezahen musste.


    Dies ist ein Buch darüber, wie wichtig Entscheidungsfreiheit und Erinnerungen sind. Es zeigt, dass jede gute Sache auch eine schlechte Kehrseite hat und dass man das Süße nur mit dem Sauren gemeinsam genießen kann. Mich persönlich hat das Ende etwas gestört. Für ein Buch, das so schnell voran ging und sich kaum weglegen ließ, waren mir die letzten paar Kapitel etwas zu langweilig (auch wenn es für den Plot passend war). Das Ende an sich hat zwar einen guten Tonfall getroffen, ich fühlte mich aber ein bisschen hängen gelassen.
    Trotzdem eine Buchempfehlung, die vielleicht gerade den Leuten gefallen wird, die sich in letzter Zeit mit Jugend-Dystopien eingedeckt haben und denen schlecht konstruierte dystopische Gesellschaften auf den Geist gehen.


    4ratten


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog


  • Trotzdem eine Buchempfehlung, die vielleicht gerade den Leuten gefallen wird, die sich in letzter Zeit mit Jugend-Dystopien eingedeckt haben und denen schlecht konstruierte dystopische Gesellschaften auf den Geist gehen.


    Das Buch ist ja auch schon Mitte der 90er entstanden :smile:


    Schön, dass es Dir gefallen hat. Ich weiß kaum noch Details, aber ich war davon sehr beeindruckt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das Buch ist ja auch schon Mitte der 90er entstanden :smile:


    Eben. Das ganze Zeug (vieles davon ist wirklich purer Schwachsinn), das momentan von den Verlagen gefördert wird, finde ich grauenvoll. Bis auf ein oder zwei Ausnahmen und die sind auch nicht vergleichbar mit gut durchdachten prä-Hype Dystopien. :breitgrins:

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  • Inhalt: Jonas' Welt ist perfekt. Es gibt keinen Hunger, keine Gewalt und keine Kriege. Als er zwölf Jahre alt ist, wird ihm wie allen anderen Zwölfjährigen seine Lebensaufgabe mitgeteilt: Er soll ein "Receiver" werden. Die verantwortungsvollste Aufgabe in seiner Gesellschaft....



    Meinung: Auch mich hat dieses dünne Büchlein (meine Ausgabe hatte knapp 190 Seiten) schwer beindruckt. Lois Lowry zeigt in "The Giver" auf, wie wichtig Erinnerungen und Emotionen sind, und dass ohne Schattenseiten kein Licht existieren würde (so ähnlich hat Wndy es in ihrer Rezension auch schon ausgedrückt). Die Menschen in Jonas' Welt werden bei Fehlverhalten oder nach einem langen Leben von der Zentralregierung "entlassen", niemand hinterfragt dies aufgrund von emotionshemmenden Pillen. Durch die Tabletten sind die Menschen friedlich und ruhig, starke Gefühle und durch Emotionen hervorgerufenes Chaos gibt es in dieser Welt nicht.
    Besonders beeindruckt hat mich diese Szene:


    Diese Zukunftsvision ist beänstigend und macht nackdenklich.


    Definitiv ein Volltreffer.


    5ratten