Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 6.706 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sandhofer.

  • Hi!


    Mußte ich doch sofort wirklich einen neuen Thread aufmachen. Ich denke, ich habe mir bei Heinlein bisher vor allem die Rosinen herausgepickt:


    -Weltraumkadetten - naja
    -Starship troopers - sehr gut!
    -Der Mond ist eine herbe Geliebte - gut, und was für ein Titel!
    -Ein Doppelleben im Kosmos - naja
    -Citizen of the galaxy - sehr gut! - mein Lieblings-Heinlein
    -Fremder in einer fremden Welt - gut, bis auf die späteren Teile
    -Farnhams Oase - gut
    -Die Sternenbestie - naja
    -Das geschenkte Leben - gut (das ist definitiv eine Altmännerfantasie :breitgrins: )
    -Gestrandet im Sternenreich - naja
    -Farmer im All - gut
    -Glory Road - naja


    Zu "Fremder in einer fremden Welt", das hat mir irrsinnig gut gefallen, gerade Jubal, der einem am Anfang wie ein Möchtegernpascha vorkommt, und dann nach und nach sehr, hm, väterlich wird.
    Aber als es dann mit Gründung der Religion davongedriftet ist, fand ich es ein wenig enttäuschend. Das Ende an sich aber war wiederum gut.


    Ich mag Heinlein gerade WEIL er so politisch unkorrekt ist. Erfrischend anders.


    Bye,


    Grisel

  • Hallo zusammen!


    R. A. Heinlein - wohl keiner spaltet die SF-Leser wie er. Man wirft ihm Altmänner-Phantasien vor, politische Unkorrektheit etc. etc. Auch ich wünschte, er hätte ein paar Bücher nicht geschrieben, aber trotzdem: ich mag seinen ironischen, ja zynischen Stil. Ich mag besonders seine "reifen" Werke, von Stranger in a Strange Land (@Kringel: Im Original bedeutend besser als in der hanebüchenen Übersetzung!) über The Moon is a Harsh Mistress (wieder: eine Doppeldeutigkeit im Originaltitel, die in der Übersetzung zwangsläufig verloren geht ... ), Time enough for Love, The Number of the Beast, Friday bis zu Job: A Comedy of Justice. Sein Alterswerk (The Cat Who Walks Through Walls und To Sail Beyond the Sunset) finde ich zwar immer noch witzig, aber die Charaktere sind doch schon ein bisschen ausgelutscht. Seine Jugendromane sind (meist) ok, seine Future History durchzogen, seine frühen Erwachsenenromane sind mir oft ein bisschen zu sehr patriotisch-amerikanisch. Typische Produkte des Kalten Krieges, eben.


    Alles in allem: ein ideenreicher, unkonventioneller Autor, der auch mal sprachlich-stilistische Experimente wagte.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hi!


    Auch wenn das wahrscheinlich zu den Büchern zählt, von denen Du wünschst sie wären nicht geschrieben worden, finde ich besonders bei "Starship Troopers" faszinierend, wie unterschiedlich man es lesen kann. Für manche geistlose Abenteuerschmonzette, für andere rechte Kriegsverherrlichung. Für mich aber war es die Geschichte eines durchschnittlichen jungen Mannes, der aus fragwürdigen Motiven zur Armee geht, um dort so komplett gehirngewaschen zu werden, daß es am Ende nichts mehr anderes für ihn gibt, wie er selbst zugibt. Mag sein, daß es nicht so gemeint war, aber ich habe das genaue Gegenteil einer Verherrlichung herausgelesen.


    Zeigt wieder sehr schön, daß ein Buch eigentlich erst durch die Interaktion zwischen Autor und Leser entsteht - und zwar immer ein anderes.


    Bye,


    Grisel

  • Hallo Grisel!


    Ich gestehe, dass ich Starship Troopers nie gelesen habe. Ich kenne nur den Film von Verhoeven (schreibt der sich so?). Das Buch gehört m.W. unter Heinleins Jugendbücher, und von denen kenne ich wohl keine 50% ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hi Sandhofer!


    "Starship Troopers" ist eines von den Büchern, wo man auf gar keinen Fall sagen sollte, Buch kenne ich nicht, aber Film. Film hat nämlich außer Namen und ganz grober Rahmenhandlung (Menschen vs. Bugs) absolut nichts mit dem Buch zu tun. Dizzy Flores zB, das zweite love interest des Helden, ist im Buch ein Mann (!), der am Anfang getötet wird, etc.
    Der Film als Film ist recht unterhaltsam, aber das ist auch schon alles. Außerdem hat es mich sehr geärgert, daß sie da wirklich einen BumZack-Film gemacht haben, aber das Ganze mit den "ironischen" Nachrichteneinschüben zu einer "Satire" gemacht haben. Billig.
    Eine ernsthafte Verfilmung des Buches wäre interessant, aber darüber wird sich, bei dem (IMO unverdienten) Ruf den es hat wohl keiner rübertrauen.


    Ich kenne mich mit Heinleins Gesamtwerk nicht aus, also in welcher Phase er was geschrieben hat, aber von den typischen Jugendbüchern wie "Weltraumkadetten" oder "Gestrandet im Sternenreich" unterscheidet es sich IMO schon. Aber, wie unschwer erkennbar ist, mag ich das Buch sehr, also bin ich wohl nicht sonderlich objektiv. Auf mich hat es jedenfalls einen ziemlich starken Eindruck gemacht.


    Bye,


    Grisel

  • Hallo zusammen!
    Hi Grisel!


    Zitat von "Grisel"

    "Starship Troopers" ist eines von den Büchern, wo man auf gar keinen Fall sagen sollte, Buch kenne ich nicht, aber Film.


    Meine Bemerkung war nicht als Qualitätsurteil gedacht. Es ist einfach so, dass ich seinerzeit von den als "Jugendbüchern" gekennzeichneten Werken Heinleins nur wenige gelesen habe. Einige davon (z.B. Podkayne of Mars) fand ich sogar recht witzig. Aber aus irgendwelchen Gründen ist dann - fast genau mit Heinleins Tod, aber ohne Zusammenhang damit - mein Interesse an SF praktisch erloschen. Daher habe ich auch nicht mehr alle Werke Heinleins gelesen, obwohl ich eine Zeitlang alles kaufte, dessen ich habhaft werden konnte.


    Zitat von "Grisel"

    Der Film als Film ist recht unterhaltsam, aber das ist auch schon alles. Außerdem hat es mich sehr geärgert, daß sie da wirklich einen BumZack-Film gemacht haben, aber das Ganze mit den "ironischen" Nachrichteneinschüben zu einer "Satire" gemacht haben. Billig.
    Eine ernsthafte Verfilmung des Buches wäre interessant, aber darüber wird sich, bei dem (IMO unverdienten) Ruf den es hat wohl keiner rübertrauen.


    Meintest Du BumsZack-Film? :breitgrins:


    Im übrigen halte ich die grossen Werke Heinleins eh für so wenig verfilmbar wie die von Tolkien.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hi Sandhofer!


    Zitat

    Meine Bemerkung war nicht als Qualitätsurteil gedacht.


    Ist mir nur wichtig, immer klarzustellen daß da keinerlei Vergleichbarkeit besteht, und ich es tragisch finde, daß der Film wirklich so heißen darf. Naja, Literaturverfilmungen sind ein Thema für sich.


    Zitat

    Es ist einfach so, dass ich seinerzeit von den als "Jugendbüchern" gekennzeichneten Werken Heinleins nur wenige gelesen habe. Einige davon (z.B. Podkayne of Mars) fand ich sogar recht witzig. Aber aus irgendwelchen Gründen ist dann - fast genau mit Heinleins Tod, aber ohne Zusammenhang damit - mein Interesse an SF praktisch erloschen. Daher habe ich auch nicht mehr alle Werke Heinleins gelesen, obwohl ich eine Zeitlang alles kaufte, dessen ich habhaft werden konnte.


    Sind Dir die SF-Klassiker ausgegangen? :breitgrins:


    Zitat

    Meintest Du BumsZack-Film? :breitgrins:


    Stimmt, da fehlt entweder ein m oder ein s ... :rollen:


    Zitat

    Im übrigen halte ich die grossen Werke Heinleins eh für so wenig verfilmbar wie die von Tolkien.


    Bei "Fremder in einem fremden Land" würde man sich da zugegebenermaßen schwer tun, was vernünftiges zu produzieren. Obwohl ich mal von Plänen einer Verfilmung gehört habe. Hm, scheint nichts draus geworden zu sein.
    Die anderen, soweit ich sie kenne, würden dann wahrscheinlich wie die oben erwähnte unsägliche Verfilmung enden. Viel bumm(s) :breitgrins: und zack, aber sonst nicht viel.


    Bye,


    Grisel

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Grisel"

    Sind Dir die SF-Klassiker ausgegangen? :breitgrins:


    In gewissem Sinn, ja. Joe Haldemanns Erstling (glaube ich) konnte ich noch verkraften und geniessen, der Strugatzkis Picknick am Wegesrand hat mich dann irgendwie überfordert. Heute blättere ich mal von Zeit zu Zeit in einem Heinlein oder Asimov, wirklich lesen tue ich nur noch Lem.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hi Sandhofer!


    Tja, Heinlein und der erste Haldemann sind eigentlich die einzigen SF-Klassiker die ich kenne, außer Du zählst Herbert (Dune) noch dazu, aber der ist wohl eher ein moderner Klassiker.


    Disclaimer: ich definiere Klassiker zweifellos anders als Du. :smile:


    Bye,


    Grisel

  • Hallo zusammen!
    Hallo Grisel!


    Zitat von "Grisel"

    Tja, Heinlein und der erste Haldemann sind eigentlich die einzigen SF-Klassiker die ich kenne, außer Du zählst Herbert (Dune) noch dazu, aber der ist wohl eher ein moderner Klassiker.
    Disclaimer: ich definiere Klassiker zweifellos anders als Du.


    Na ja, Dune ist ja auch schon fast ein Klassiker. Ich habe mal irgendwo die Einteilung gelesen, nach der die Generation der Heinlein, Asimov & Co. als die "Silberne Ära" der amerikanischen SF gilt, die vorhergehende Generation ("Doc" Smith & Co.) als die "Goldene". Das hat mir eingeleuchtet, und seither teile ich die SF so ein.


    Und, wie gesagt, ungefähr ab der Mitte der 80er habe ich aufgehört, Neuerscheinungen zu lesen ... Und nicht nur in der SF ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hi Sandhofer!


    Zitat

    Na ja, Dune ist ja auch schon fast ein Klassiker. Ich habe mal irgendwo die Einteilung gelesen, nach der die Generation der Heinlein, Asimov & Co. als die "Silberne Ära" der amerikanischen SF gilt, die vorhergehende Generation ("Doc" Smith & Co.) als die "Goldene". Das hat mir eingeleuchtet, und seither teile ich die SF so ein.


    Verstehe. Dann lag ich mit meinem "modernen Klassiker" nicht so daneben. Ich muß gestehen, ich habe von solchen Einteilungen wenig Ahnung, da ich nie auf den Autor schaue, sondern den Inhalt. Und da kam mir Heinlein von den älteren Vertretern bislang am weitesten entgegen.


    Zitat

    Und, wie gesagt, ungefähr ab der Mitte der 80er habe ich aufgehört, Neuerscheinungen zu lesen ... Und nicht nur in der SF ...


    Ja, das habe ich mitbekommen. Schätze, Heinlein ist wohl der einzige Autor, den wir beide gemeinsam haben. :smile:


    Bye,


    Grisel

  • Keine SF-Klassiker außer Heinlein und Haldeman, tze! Vielleicht kann ich euch meinen Lieblingsautor Philip K. Dick ans Herz legen?

  • Hi Kringel!


    Klingt für mich eher nach Utopie als SF. OK, da fließen die Grenzen. Aber, wenn es Dich tröstet, zumindest Huxley, Wyndham und Orwell und wer weiß welche vergessenen noch habe ich auch gelesen, nur zähle ich die halt nicht zur SF.


    Bye,


    Grisel

  • Sorry, aber mit Utopien hat Dick nichts zu tun, eher mit Dystopien!

  • Hallo zusammen!

    Zitat von "Kringel"

    Keine SF-Klassiker außer Heinlein und Haldeman, tze! Vielleicht kann ich euch meinen Lieblingsautor Philip K. Dick ans Herz legen?


    Kannst Du! :breitgrins:


    Ich definiere für mich persönlich folgendermassen:
    [list]Science Fiction = Geschichten, in denen eher der wissenschaftlich-technische Fortschritt und eine spannend-abenteuerliche Handlung im Zentrum stehen, z.B. die sog. "Space Operas".
    Utopie = fiktiv-literarische Beschreibung einer örtlich oder zeitlich woanders liegenden Gesellschaft, die (in der Ansicht des Autors) besser funktioniert als die aktuell vorhandene. Z.B.: der Urvater der Utopie: Thomas Morus Utopia
    Dystopie = wie oben, nur, dass die Gesellschaft eine negative Entwicklung genommen hat, z.B. 1984, Brave New World, Time Machine etc.[/list:u]Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Eigentlich gilt "Science Fiction" als Oberbegriff für die anderen Subgenres, die du genannt hast. Aber solche Definitionen sind ja sowieso Schall und Rauch und, wie schon gesagt wurde: Die Grenzen sind fließend. Nach deiner Definition wäre P.K.Dicks Schreibe keine SF, obwohl die Geschichten meistens in der Zukunft angesiedelt sind. Seine Romane und Geschichten würden in keines der Genres passen, die du genannt hast. Die zentralen Themen in Dicks Werken drehen sich um die Fragen: Wie definiere ich meine Identität? Was ist überhaupt Realität? Musterbeispiel wäre der Roman "Blade Runner". Die Replikanten haben nur "programmierte Erinnerungen" - sind sie deswegen weniger menschlich als Leute mit "echten" Erfahrungen?

  • Hallo zusammen!
    Hallo Kringel!


    Wie schon gesagt: Egal, wie man definiert, irgendeiner steht garantiert auf der Grenzlinie. Ursula K. LeGuin ist für mich auch so ein Fall. Sie steht wie Dick auf der Grenze von SF, Utopie&Dystopie, philosophischen, politischen und weiss ich noch was für Romanen ...


    Die Abgrenzung SF-Fantasy ist ebenfalls nicht sauber zu ziehen ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hi!


    Ich persönlich mache mir nicht so viel aus solchen Abgrenzungen. Für mich ist alles SF was mehr als die Erde und ihre Bewohner umschließt, und der Rest ist Utopie. Und selbst wenn man es so simpel sieht wäre zB Heinlein wohl irgendwie beides.


    Bye,


    Grisle

  • Hallo zusammen!


    Wobei mir aus gegebenem Anlass einfällt, dass Heinlein in seiner 'Future History' sein Heimatland einer religiösen Diktatur anheimfallen sieht. Seine Landsleute hat er offenbar gut gekannt ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)