Frances Hardinge - Die Herrin der Worte / Fly By Night

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.997 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wendy.

  • Hallo!


    Frances Hardinge: Die Herrin der Worte


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    Inhalt:
    Die 12-jährige Mosca lebt in einem winzigen Nest auf dem Land und hat nicht viel. Nach dem Tod ihres Vaters bleibt ihr nur ein einziger Freund: der „Sarazene“, eine widerspenstige Hausgans. Aber Mosca hat ein seltenes Talent: Sie hat die Fähigkeit zu lesen. Und nicht nur das: Mosca liebt Geschichten über alles und sammelt seltene Worte wie Kostbarkeiten. Aber in ihrer Welt, in der unzensierte Bücher und Geschichten verboten sind, ist diese Leidenschaft gefährlicher, als Mosca ahnen kann...


    Nach Jahren in der Obhut ihres bücherfeindlichen Onkels hat Mosca das Landleben satt: Gemeinsam mit dem Sarazenen nimmt sie Reißaus und befreit dabei noch einen alten Gauner, Schwindler und Poeten vom Pranger: Wortmeister Clent, der so wundervoll mit Worten umgehen kann, dass Mosca keine Sekunde zögert, sich im anzuschließen. Gemeinsam machen Mosca, Clent und der Sarazene sich auf eine abenteuerliche Reise in die große Stadt Löwenburg. Unversehens geraten die drei an Schmuggler und Spione, zwischen die Fronten der Mächtigen ihres Landes - und in eine gefährliche Verschwörung, in der Mosca nur auf eines zählen kann: auf ihren wachen Verstand und die Fähigkeit zu lesen!
    (Buchklappentext)


    Bewertung:
    Das Buch ist äußerlich sehr schön anzusehen. Dieses Cover ist so schön, dass ich es gerne eine Weile betrachte. Den Titel hingegen finde ich nicht so toll, was daran liegen mag, dass ich langsam keine „Die Herrin der...“ bzw. „Der Herr der...“ mehr sehen kann. Im englischen Original heißt das Buch übrigens „Fly by night“.


    Das Inhaltsaverzeichnis am Anfang stimmt einen schon auf die Geschichte ein, in der Buchstaben, Worte und Bücher eine große Rolle spielen. So beginnt die Geschichte mit „A wie Argwohn“ und endet mit „V wie Vogelfänger“.


    Die Personen tragen solch Klangvolle Namen wie Federkiel Mye, Mosca Mye, Sellerie Dannock oder Wortmeister Clent.


    Sehr amüsant sind auch die Namen der viele verschiedenen Heiligen, bei deren Nennung sich der Leser gegen ein Schmunzeln kaum wehren kann.


    Ein Buch für Menschen, die Bücher und vor allem Worte generell lieben, denn hier werden viele Worte gemacht. In dieser Welt wird die Macht des Wortes nicht unterschätzt und so ist es kein Wunder, dass nur zensierte Bücher gedruckt werden, was schon eine ziemlich schreckliche Vorstellung ist.


    Die einfallsreichen Namen tauchen im Laufe der Handlung immer gehäufter auf und obwohl sie alle leicht unterscheidbar sind, tauchen sie gegen Ende so gehäuft auf, dass einem davon schon der Kopf schwirren kann.
    Mit den Intrigen und Verschwörung geht es bunt durcheinander. Das wenigste davon lässt sich erahnen, was ein bisschen schade ist, weil ich deswegen selten überhaupt irgendeinen Verdacht hatte. Es wird zwar alles aufgelöst, aber ganz zufrieden bin ich nicht.


    Mosca kann zwar lesen und hat sicher auch einiges an kriminalistischem Gespür, ist mir jedoch nicht sonderlich sympathisch. Lesen hin oder her, ich würde sie nicht gerne zur Freundin haben.
    Bei der Beschreibung ihres Äußeren frage ich mich,


    Es entsteht der Eindruck, und das ist wohl auch gewollt, dass alle Personen in diesem Buch einen mehr oder weniger großen Knacks im Kopf haben, man sollte sich bei dieser Lektüre also auf allerlei Absonderlichkeiten gefasst machen.
    Die Beziehungen zwischen den Handelnden sind nicht immer ganz klar, was aber gewollt zu sein scheint.


    Das Buch darf man nicht an allen Stellen ernst nehmen, an anderen ist es ratsam.


    Eine unterhaltsame Lektüre, nicht unbedingt für zwischendurch.


    3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße


    Nirika

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser

    Einmal editiert, zuletzt von HoldenCaulfield ()

  • Hallo Nirika,


    hast du nicht erst gestern im "Was lest ihr gerade"-Thread gepostet, dass du dieses Buch liest? Wie schnell liest du eigentlich? :entsetzt:;)


    Vielen Dank auch für die schöne Rezension. Ich hatte das Buch auch schon in den Händen, denke aber momentan, dass ich es mir nicht so schnell zulegen werde. Obwohl die Namen wirklich sehr schön klingen. Ich konnte mir bisher nichts über Inhalt des Buches vorstellen, dass hat sich dank deiner Rezension geändert.


  • Hallo Nirika,


    hast du nicht erst gestern im "Was lest ihr gerade"-Thread gepostet, dass du dieses Buch liest? Wie schnell liest du eigentlich? :entsetzt:;)


    Vielen Dank auch für die schöne Rezension. Ich hatte das Buch auch schon in den Händen, denke aber momentan, dass ich es mir nicht so schnell zulegen werde. Obwohl die Namen wirklich sehr schön klingen. Ich konnte mir bisher nichts über Inhalt des Buches vorstellen, dass hat sich dank deiner Rezension geändert.


    Überlegs dir doch noch mal. Sternenstauner, Lucidique und ich planen eine Leserunde dazu.


    LG
    Claudi

  • Überlegs dir doch noch mal. Sternenstauner, Lucidique und ich planen eine Leserunde dazu.


    Danke für die Einladung :) nur bin ich momentan ziemlich Leserundenabstinent und versuche mich auf wenige autorenbegleitete Runden zu konzentrieren. Bei mir derzeit immer noch alles drunter und drüber. Ich spicke aber sicher mal in eurer Runde :winken:

  • Hallo!



    hast du nicht erst gestern im "Was lest ihr gerade"-Thread gepostet, dass du dieses Buch liest? Wie schnell liest du eigentlich? :entsetzt:;)


    Ich habe Ferien. Das ist das ganze Geheimnis... :breitgrins:


    Liebe Grüße


    Nirika

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser

  • Zum Inhalt will ich über den von Nirika schon zitierten Klappentext hinaus eigentlich gar nicht viel verraten, denn bei Handlungen mit Verschwörungen, Spionage usw. soll das Überraschungsmoment ja erhalten bleiben :zwinker:


    Meine Meinung: Es ist ein wirklich schönes Buch, das ich gerne gelesen habe. Das liegt wesentlich auch daran, daß man es auf zwei Arten lesen kann. Einerseits ist es eine durchaus spannende Geschichte um Verschwörung und Machtkämpfe mit einigen überraschenden Wendungen in einer etwas abstrusen Welt. Hier gibt es für jeden Zweck einen besonderen Heiligen, und deren Namen sind oftmals so passend und witzig wie die der übrigen Personen und selbst Ortschaften hier. Nirika hat ja einige schon angeführt und ich habe meine »Lieblinge« in der Leserunde auch kundgetan. Gerade diese Namen regen – neben vielen Szenen – zum Schmunzeln und mehr an. Andererseits kann man es aber auch als Parabel von der Macht der Gedankenfreiheit und des gedruckten Wortes sowie als Plädoyer gegen Zensur und Ideologie lesen. Und diese Schicht macht es, obwohl es sicher eher ein Jugendbuch ist, durchaus auch für Erwachsene interessant und lesenswert. Dieses schön verpackte Eintreten für grundlegende Werte ist mir 4ratten wert.


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Hallo ihr Lieben!


    Die Booksmugglers sind ganz begeistert von dieser Autorin, darum ist sie auf meinem SUB gelandet. Nach den ersten zwei Kapiteln kann ich sagen, dass es mir sehr gut gefällt und ich hoffe, noch viel mehr von dieser witzigen Welt zu entdecken. Hier im Forum gehen die Meinungen auseinander.


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    Inhalt:
    Die 12-jährige Mosca lebt in einem winzigen Nest auf dem Land und hat nicht viel. Nach dem Tod ihres Vaters bleibt ihr nur ein einziger Freund: der „Sarazene“, eine widerspenstige Hausgans. Aber Mosca hat ein seltenes Talent: Sie hat die Fähigkeit zu lesen. Und nicht nur das: Mosca liebt Geschichten über alles und sammelt seltene Worte wie Kostbarkeiten. Aber in ihrer Welt, in der unzensierte Bücher und Geschichten verboten sind, ist diese Leidenschaft gefährlicher, als Mosca ahnen kann...


    Nach Jahren in der Obhut ihres bücherfeindlichen Onkels hat Mosca das Landleben satt: Gemeinsam mit dem Sarazenen nimmt sie Reißaus und befreit dabei noch einen alten Gauner, Schwindler und Poeten vom Pranger: Wortmeister Clent, der so wundervoll mit Worten umgehen kann, dass Mosca keine Sekunde zögert, sich im anzuschließen. Gemeinsam machen Mosca, Clent und der Sarazene sich auf eine abenteuerliche Reise in die große Stadt Löwenburg. Unversehens geraten die drei an Schmuggler und Spione, zwischen die Fronten der Mächtigen ihres Landes - und in eine gefährliche Verschwörung, in der Mosca nur auf eines zählen kann: auf ihren wachen Verstand und die Fähigkeit zu lesen!


    Meine Meinung bisher...
    Zwei Dinge sind mir sofort aufgefallen. Erstens die Kapitelunterteilung nach dem Alphabet. Angefangen wird (nach dem Prolog) mit "A is for Arson", "B is for Blackmail" und so weiter. Da alle Kapitel für kriminelle Aktivitäten stehen, freue ich mich schon darauf, diese zu entdecken. :breitgrins:
    Der Prolog hat mich sofort gepackt, war aber erstaunlich schwierig zu lesen. Da wird mit Politik und Worten um sich geworfen, Zusammenhänge, die ich noch gar nicht verstehen kann, erklärt, und ich habe mich gefragt, wie viele Kinder es durch den Prolog schaffen...


    Die Geschichte beginnt damit, dass die neugeborene Mosca ihren Namen bekommt - denn Namen sind wichtig. Das hat mir in Fantasybüchern immer schon gefallen. Die Bedeutung von Namen hat tatsächlich eine Auswirkung auf die Handlung (siehe Robin Hobb) oder ist streng geregelt. In dieser Welt erhalten Kinder einen Namen, der zu der Gottheit passt, in deren Zeit sie geboren wurden. Diese Gottheiten sind vielzählig und teilweise total irre. Man nehme die Göttin, die Schweine schützt, oder den Gott der Fliegen von Marmeladengläsern fernhält - unter dessem Stern ist Mosca geboren und erhält daher eine Namen, der irgendwie mit Fliegen zusammenhängt.


    Als Protagonistin ist mir Mosca gleich sympathisch gewesen. Sie kann lesen - im Gegensatz zu den meisten Leuten - und hat sich entschieden, ihr trostloses Leben in der sumpfigen Stadt Chough zu verlassen. Und den Gänserich Saracen mitzunehmen. :herz: Der Bechdel-Test wurde ganz kurz bestanden als Mosca und eine Bekannte miteinander reden und ihr die Dame frische Kleidung anbietet. Ich warte aber noch auf das Bestehen des verschärften Tests.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

    Einmal editiert, zuletzt von Wendy ()

  • Ich bin jetzt knapp über der Hälfte und es wird richtig spannend. Mosca ist in Geschehnisse hineingerutscht, die sie selbst noch nicht so ganz durchblickt. Und nur mit dem dicken Clent an ihrer Seite (der sie mit einem Schulterzucken verkaufen würde, wenn die Gelegenheit sich bieten sollte) und der treuen, wenn etwas teuflischen, Gans Saracen, ist ganz und gar nicht sicher, dass sie heil aus diesem Schlamassel herauskommt.


    In der Hauptstadt weiß nämlich jeder, dass nicht der König regiert, sondern die Gilden. Und die Balance zwischen denen war immer schon ein Drahtseilakt. Jetzt wo Mosca mitmischt, bricht absolutes Chaos aus und es könnte sogar zum Krieg führen. :entsetzt:


    Der verschärfte Bechdel-Test wurde übrigens schon lange bestanden. Mosca und Lady Tamarind haben sich seitenlang über das Spionieren und Politik unterhalten.

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  • Und wieder eine Autorinnen-Entdeckung, die mich doch noch an gute Kinder- und Jugendbücher glauben lässt.


    Meine abschließende Meinung:
    Mosca Mye heißt Mosca, weil sie unter Goodman Palpitattle geboren wurde - "He Who Keeps Flies out of Jams and Butterchurns" - und man immer einen Namen bekommt, der zum entsprechenden Schutzpatron passt. Moscas Vater ist einige Jahre tot und sie will nicht länger bei ihrem Onkel leben. Im sumpfigen Dorf Chough gibt es wenig, das ein kleines Mädchen fröhlich stimmen kann. Ihre Augenbrauen sind so aufgeweicht und voller Sumpfwasser, dass sie fast durchsichtig geworden sind und, das schlimmste überhaupt, Mosca bekommt in Chough keine neuen Wörter zu hören.
    Sie macht sich also auf - mit der Höllengans Saracen - und läuft davon. Zusammen mit dem eher-schlecht-als-rechten Schwindler Eponymous Clent landet sie in der Stadt Mandelion, wo sie schon bald entdeckt, dass zwischen den Gilden und dem Duke Hochspannung herrscht. Natürlich steckt Mosca mittendrin als das Fass überläuft...


    Zwei Dinge sind mir zuerst aufgefallen. Einerseits dass hier für ein Kinderbuch sehr viel Politik vorkommt, jedoch so beschrieben, dass man sich gut zurechtfindet. Auch wenn man nie weiß, wem man vertrauen kann - zumindest tapst man zusammen mit Mosca im Dunkeln. :breitgrins: Das zweite ist die umwerfende Fantasie der Autorin. In ein Kinderbuch so viele Ideen zu packen, die sich alle wie ein Frischehauch in der Fantasyliteratur anfühlen, hat mir sehr gefallen. Das beginnt bei der irrwitzigen Religion mit den Schutzheiligen (Beloved), denen Schreine gebaut und Beeren gespendet werden und die den Namen eines jeden Kindes beeinflusste. Auch die politischen Faktionen fand ich faszinierend. Es gibt die Stationers, eine Art Schriftsetzer-Gilde, die jeden verhaftet, der ein Schriftstück besitzt (oder auch nur ansieht), das keinen Stempel der Stationers trägt. Oder die Locksmiths - Schlosser, wie der Name schon sagt, denen wirklich keine Tür versperrt bleibt. Die Watermen, die für Frieden auf dem Fluss sorgen, und und und. Ich könnte über jede Gilde, den Duke und seine Schwester, die Kaffeehäuser auf Booten und die Schutzheiligen so viel erzählen, dass das den Rahmen hier sprengen würde. Im Nachhinein bin ich sogar überrascht wie viel die Autorin in dieses Buch gepackt hat. Langweilig wird einem wirklich nicht.


    Am wichtigsten für mich sind immer die Charaktere und Mosca ist eine Heldin ganz nach meinem Geschmack. Sie sorgt sich nicht um ihr Äußeres oder um Jungs, sie will Neues lernen, vor allem Wörter. Sie will Bücher lesen und der guten Seite im anstehenden Krieg helfen. Und sie will ihre Gans Saracen beschützen - obwohl der das meist gar nicht nötig hat. :zwinker: Mosca ist beiweitem nicht perfekt und macht oft unwissend große Schwierigkeiten, aber sie hat ihr Herz am rechten Fleck und mir persönlich fiel es gar nicht schwer, sie lieb zu gewinnen.


    Die Autorin hat in mir jedenfalls einen neuen Fan gefunden. Ob ich als nächstes gleich in den zweiten Mosca-Band hüpfy (Midnight Robbery) oder mir einen anderen Roman schnappe, weiß ich noch nicht. Aber eines ist klar: Mosca hat zumindest noch eine offene Rechnung zu begleichen...


    4ratten


    Liebe Grüße,
    Wendy

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