Susanne Goga - Tod in Blau

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.408 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nirak.

  • :smile:


    Hallo,


    vor kurzem ist mein neuer historischer Krimi "Tod in Blau" erschienen. Kommissar Leo Wechsler ermittelt wieder im Berlin der 20er Jahre. Diesmal bekommt er es mit einem ermordeten Maler, einer avantgardistischen Tänzerin und einer ebenso vornehmen wie rechtsradikalen Geheimgesellschaft zu tun. Auch ins Privatleben kommt Bewegung.
    Wer Lust hat, kann gern unter http://www.susannegoga.de vorbeischauen. Ich freue mich.


    Viele Grüße,
    Bücherfrau


    :winken:

  • Mit diesem Buch werde ich noch heute Abend beginnen. Bin sehr gespannt. Der Vorgänger "Leo Berlin" war schon ein ganz tolles Leseerlebnis.

  • Titel: Tod in Blau
    Autorin: Susanne Goga
    Verlag: DTV Premium
    Erschienen: Februar 2007
    Seitenzahl: 298
    ISBN: 3423245778
    Preis: 14.50 EUR


    Die Autorin:
    Susanne Goga wurde 1967 geboren. Sie studierte Literaturübersetzerin in Düsseldorf und arbeitet seit 1995 als freie Übersetzerin aus dem Englischen und dem Französischen. Sie lebt mit ihrer Familien in Mönchengladbach.


    Meine Meinung:
    Man nimmt das Buch zur Hand und vor dem Lesen des ersten Satzes geht einem die Frage durch den Kopf, ob Susanne Goga es wohl schafft, den Standard und das Niveau zu halten, welches sie mit ihrem ersten Buch „Leo Berlin“ als eigene Messlatte aufgelegt hat. Und nach Beendigung der Lektüre fällt die Antwort auf diese Frage nicht schwer. Sie hat es geschafft und sich dabei sogar noch selbst übertroffen.


    Wieder spielt ihr Buch im Berlin des Jahres 1922 und wieder ist es eine Geschichte um den Kriminalkommissar Leo Wechsler, jener Leo Wechsler, der schon in „Leo Berlin“ mit sehr viel Zuneigung beschrieben worden war. Susanne Goga zeichnet Leo Wechsler in all seiner Zerrissenheit, mit all seinen Schwächen und seinen Stärken. Zu seinen Stärken gehört die tiefe Menschlichkeit mit denen er den zuweilen hoffnungslosen Menschen begegnet, Menschen, die auch vier Jahre nach Beendigung des ersten Weltkriegs nichts weiter vorzuweisen haben als eine tiefe Perspektivlosigkeit.


    Von der Handlung soll an dieser Stelle nicht allzu viel verraten werden.
    Der Maler Arnold Wegner ist in diesem Nachkriegsberlin umstritten und wird vielerorts sogar verteufelt. Seine Art der Malerei findet gerade auch bei den reaktionären Kräften der Weimarer Republik keine Zustimmung, reaktionäre Kräfte die sich in dubiosen Bündnissen zusammengeschlossen haben, die einen dumpf-germanischen Kult pflegen und der wilhelminischen Zeit nachtrauern. Dann fällt Arnold Wegner einem Unfall zum Opfer. Aber war es wirklich nur ein Unfall? Leo Wechsler ist nicht nur mit der Aufklärung dieses Unfalls befasst, auch über seinem Privatleben ziehen sich langsam dunkle Wolken zusammen.


    Susanne Goga malt auch mit diesem Buch wieder ein nichtsbeschönigendes Bild der damaligen Zeit über die Anfänge der ersten deutschen Demokratie. Eine Demokratie die auch schon zu diesem frühen Zeitpunkt mit dem Virus des Scheiterns infiziert war. Die „Goldenen Zwanziger“ waren halt nur für ein paar Menschen wirklich „golden“ – für die Masse der Menschen bedeutete diese Zeit nichts weiter als pure Hoffnungslosigkeit, Armut und einen harten und kaum zu gewinnenden Kampf um das tägliche Brot.


    „Tod in Blau“ ist nicht nur ein Kriminalroman, es ist darüber hinaus auch eine sehr gelungene Beschreibung einer Zeit, die man selbst nur aus Büchern oder aus Erzählungen der Großeltern kennt. Es ist auch eine zeitgeschichtliche Momentaufnahme, die sehr viel zum Verständnis für die damaligen Lebensverhältnissen beiträgt. Und es ist auch ein kleiner Streifzug durch das kunstgeschichtliche Berlin der Zwanzigerjahre, das im Gegensatz zum dümmlichen Deutschtum des reaktionären Adels stand.


    In Susanne Gogas Geschichte stehen die Menschen im Vordergrund, Menschen die leiden, Menschen die lieben, Menschen die enttäuscht werden und Menschen die mit ihren Handlungen großes Leid heraufbeschwören.


    Ein sehr lesenswertes Buch – allerdings sollte man zuvor „Leo Berlin“ lesen, viele alte Bekannte trifft man nämlich in „Tod in Blau“ wieder. Bücher übrigens, deren Kauf man sicher nicht bereuen wird.


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  • Schnelle Arbeit, Nichtraucher!
    Und gute noch dazu. Deine Rezension ruft eindeutig Interesse hervor. Wenn da nur der Preis nicht wäre... Aber mal schauen, was bei meinem nächsten Deutschlandurlaub in meinen Koffer wandert.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ein Grund mehr, sich auf die Leserunde zu "Leo Berlin" mit Start am 01.04.2007 zu freuen.... :breitgrins:


    Vielen Dank, Nichtraucher!

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Hallo !


    Der zweite Band um Kriminalkommissar Leo Wechsler!
    Der Band spielt nur wenige Monate später nach dem ersten Band: Leo Berlin
    Mir hat er wieder sehr gut gefallen, denn die Atmosphäre ist dank der selben Zeit, zu der es spielt, geblieben.
    Dieser Krimi enthält, wie ich finde, auch mehr Krimihandlung wie der erste Band, was ich zum einen toll fand, auf der anderen Seite aber auch Leo und seine Familie sehr sympathisch fand und sie den Bücher viel Leben einhauchen.


    Ich kann mich dem, ich denke allgemeinen Wunsch, nach weiteren Leo Wechsler-Bänden nur anschließen!


    5ratten


    Gruß SilkeS.

    Einmal editiert, zuletzt von SilkeS. ()

  • Klappentext aus dem Buch
    1922. Arnold Wegner malt seine Zeit in starken Kontrasten – Armut und Luxus, Krieg und Vergnügungssucht, Krankheit und Irrsinn. Seine radikalen, provokanten Bilder erregen Bewunderung und Abscheu, lassen aber niemanden kalt. Als der Maler tot in seinem Atelier gefunden wird, führt eine erste Spur Kommissar Leo Wechsler zur rechtsextremen Asgard-Gesellschaft, in der viele ehemalige Offiziere verkehren. Gibt es möglicherweise auch eine Verbindung zu dem Toten im Landwehrkanal, bei dem ein Schriftwechsel mit der Asgard-Gesellschaft gefunden wurde? Die Ermittlungen kommen nicht recht voran, bis Leo Wechsler einen Hinweis von der avantgardistischen Tänzerin Thea Pabst erhält. Und es stellt sich heraus, dass es einen Zeugen gibt – der jedoch entzieht sich allen Befragungen durch die Polizei


    Zum Buch
    „Tod in Blau“ ist der zweite Fall von Leo Wechsler und er entführt uns wieder in das Berlin der 20er Jahre. Und das ist wirklich so gemeint, denn die detailreichen und interessanten Beschreibungen der damaligen Zeit, seien es die alltäglichen Lebensumstände der Menschen, die Probleme mit der Inflation, der aufkommende Nationalsozialismus oder einfach die Beschreibungen des damaligen Berlins, lassen die Atmosphäre der Zeit spüren und Geschichte lebendig werden. Lebendig beschrieben sind auch wieder die Personen mit all ihren Emotionen, so dass man sie sich wieder sehr gut vorstellen kann und die ein oder andere gerne mal treffen würde.


    Der Krimi befördert einen gleich mitten ins Geschehen, d. h. mitten in die Ermittlungen zu einem Todesfall. Dabei macht es wieder sehr viel Spaß, Leo Wechsler bei seinen Ermittlungen zu beobachten und mit ihm zu rätseln. Die Ermittlungen weiten sich immer mehr aus und lassen viel Spielraum für Spekulationen. Dabei kann man so mancher falschen Fährte folgen, aber auch Indizien zur Auflösung finden, wenn man nur genau liest. Dazu erhöht die Suche nach einem Zeugen und die Befürchtungen, die damit zusammenhängen, die Spannung, so dass die Seiten schnell dahinfliegen.


    Für die, die den ersten Teil (Leo Berlin) gelesen haben, gibt es aber noch eine weitere spannende Sache als nur den Krimi, nämlich die Frage, wie es mit Leos Privatleben weitergeht. Und auch da wird der Leser nicht enttäuscht. Ohne den Kriminalfall zu stören, wird auch dieser Teil der Geschichte ereignisreich weitererzählt.


    Das Buch hat mir sehr gut gefallen, ich würde sogar sagen, dass es noch eine Steigerung zum ersten Buch war und ich finde es total schade, dass es von Verlagsseite her keinen weiteren Leo Wechsler Fall geben wird. Ich drücke Susanne Goga die Daumen, dass es mit einem anderen Verlag klappt, denn die Krimis sind absolut lesenswert. Und, wie ich finde, nicht nur für Krimileser, sondern für alle, die mal ins Berlin der 20er Jahre eintauchen wollen.


    5ratten

  • Meine Meinung:


    Wie bereits sein Vorgänger "Leo Berlin" ist auch dieser Kriminalroman etwas ganz Besonderes für mich gewesen, da er die Atmosphäre und den Zeitgeist der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts perfekt transportiert und spürbar macht. Dabei beleuchtet Susanne Goga nicht nur die damalige Kunstszene und die ausufernde Lebensart der damaligen Gesellschaft, sondern auch die Schattenseiten, wie Armut, Kriminalität, Inflation und nicht zuletzt den aufkommenden Nationalsozialismus.


    Wir treffen wieder auf Leo Wechsler und verfolgen weiterhin dessen etwas verzwickte familiäre Situation, die sich aber trotz aller Probleme durchaus in die von mir bevorzugte Richtung bewegt. Der Charakter des Kommissars ist sehr interessant und vielschichtig gezeichnet, ist er doch trotz aller Feinsinnigkeit und trotz seines großen Einfühlungsvermögens doch ein Mann seiner Zeit, der nicht gänzlich aus seiner Haut kann.


    Der Kriminalfall selbst, in dem Leo zu ermitteln hat, gestaltet sich sehr ausgetüftelt, und die Autorin hat so manche falsche Spur für ihre Leser gelegt. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, dem Kommissar dabei über die Schulter zu sehen und zu spekulieren, wer nun der Mörder ist. Fast bin ich versucht zu sagen, dass "Tod in Blau" ein "Wohlfühlkrimi" ist, denn trotz der Mordfälle ist der Roman angenehm unblutig und verzichtet auf allzu reisserische Schockmomente.



    5ratten

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Schade das ich die Leserunde zu Tod in Blau absagen musste. Inzwischen bin ich dann dazu gekommen den Roman zu lesen. Hier meine Meinung:


    Inhalt:
    Berlin, 1922:
    Komissar Leo Wechsler hat gleich zwei Todesfälle zu bearbeiten: Da ist einmal ein Ertrunkener der im Kanal gefunden wurde und zum Anderen der Tod an dem provokanten Maler Arnold Wegner. Was genau hat die rechtsextreme Asgard Gesellschaft damit zu schaffen? Dennoch verdächtigt Wechsler auch Wegners Frau, die auch Grund gehabt hätte ihren Mann zu beseitigen. Doch Wechsler hat das Gefühl das es zwischen den beiden Toten vielleicht doch eine Verbindung geben könnte...


    Meine Meinung:
    Wieder konnte mich Susanne Goga mit ihrem sympathischen Komissar Wechsler überzeugen. Sie bleibt ihrem Stil treu und nocheinmal ist es diese Mischung aus Kriminalroman und Historischen Ereignissen die mich fesseln konnten. Leider ist der Roman dennoch ein wenig schwächer als der Vorgänger Leo Berlin. Vielleicht liegt das auch daran das hier ein leichter Überhang zu Leos Privatleben herrscht das ab und an gerne mal etwas kürzer hätte kommen können. Trotzdem freut man sich die schon aus Leo Berlin bekannten Figuren wiederzutreffen und in die 20er Jahre einzutauchen.


    Die politische Athmosphäre ist gut eingefangen und auch das bildliche erzählerische Können der Autorin kommt zum tragen, die Figuren werden lebendig und man ist schnell in den Roman vertieft. Die reine Kriminalhandlung ist für den Leser diesmal nicht ganz so einfach zu entschlüsseln auch wenn man gegen Ende eine Ahnung bekommt. Mir hat Tod in Blau gut gefallen und ich hoffe das es noch einen dritten Band mit Leo Wechsler geben wird!


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

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    Berlin im Jahr 1922. Der Künstler Arnold Wenger mal seine Bilder in starken Kontraten: armund und Luxus
    Krieg und Vergnügungssucht, Krankheit und Irrsinn spiegeln und finden sich in seinen Bildern wieder. Seine provokanten
    Bilder erregen Bewunderung als auch Abscheu. Als der Maler tot in seinem Atelier gefunden wird, führt eine Spur Kommissar Wechsler
    zur rechtsextremen Asgard-Gesellschaft. Zudem gibt es einen Toten im Landwehrkanal, bei dem ein Schriftwechsel mit der Asgard-Gesellschaft
    gefunden wurde. Die Ermittlungen kommen nicht voran. Bis Wechsler einen Hinweis auf die Nackt-Tänzerin Thea Pabst erhält. Diese war die Geliebte vom Künstler
    und weiss einiges über ihn zu berichten. Zudem spielt ein kleiner Junge eine nicht unwesentliche Bedeutung. Dieser hatte den Maler teilweise heimlich beobachtet.


    Fazit: ein gelungener Krimi in der bisherigen Susanne Goga Art. Die Spannung ist OK. Das Buch ist recht leserlich. Das Ende ein wenig holprig und schnell verfasst.
    Auch die Geschichte und Klärung des im Landwehrkanal geborgenen Menschen hat sich mir jetzt nicht so ganz erschlossen.Aber ansonsten ist das Buch ganz nett verfasst und leserlich.
    Ich kann es weiterempfehlen und vergebe


    4ratten

    Opa Pittschikowski aus dem Ruhrrevier, kennt die Blauen Knappen schon seit 1904 - niemals tat er fehlen, nur einmal war er krank - Oma tat er quälen wenn er schon morgens sang:<br /><br />Ob ich verroste und ver

  • Leo Wechsler und der Tod des Malers


    Leo Wechsler steht vor einem Rätsel, als der Maler Arnold Wegner tot in seinem Atelier aufgefunden wird. Nicht jeder war über die Bilder des Malers begeistert. Er hat nicht davor zurückgeschreckt, die Welt so zu malen, wie er sie gesehen hat. Dabei waren seine Bilder nicht unbedingt für jeden Betrachter schön zu nennen. Wegner hat seine eigenen Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg und die Zeitgeister dieser Zeit verarbeitet. Die Spuren führen den Kommissar letztendlich zu einer rechtsextremen Gruppe, die als Asgard-Gesellschaft in Berlin bekannt ist. Auch die Tänzerin Thea Papst hat sachdienliche Hinweise, die Leo gut gebrauchen kann.


    Leo Wechsler steht wieder vor einem schwierigen Fall. Diesmal gerät er tief in die Künstlerszene Berlins. Der ermordete Maler hat mit seinen Bildern eine gewisse Berühmtheit erlangt, was die Ermittlungen für Leo nicht unbedingt einfacher gestaltet. Susanne Goga hat ein interessantes Umfeld für diesen Krimi erschaffen. Jeder scheint irgendetwas verbergen zu wollen und keiner will so recht mit der Polizei zusammenarbeiten. Dabei beleuchtet die Autorin gekonnt die Künstlerszene dieser Zeit.


    Auch das soziale Umfeld wird hier authentisch widergespiegelt. Die Inflation ist genauso Thema wie das Leben im Allgemeinen. Von den Unterschieden zwischen der Oberschicht und den Menschen auf der Straße wird ebenso erzählt. Susanne Goga hat es gut verstanden, diesen historischen Hintergrund in das Leben von Leo Wechsler mit einzubinden. Mir gefällt die Mischung aus Krimi mit historischem Hintergrund gut.


    Die Ermittlungen zu diesem Fall stehen im Vordergrund und die Spuren klären sich von Seite zu Seite, gleichzeitig erzählt die Autorin auch aus dem Leben des Kommissars. Das Verhältnis zu seiner Schwester und zu den Kindern wird immer mal wieder aufgegriffen. Ich mag die ruhige Art, wie Susanne Goga von den Geschehnissen schildert. Die Wechsel zwischen Ermittlungen und Privatem sind gut gewählt. Die Dialoge dabei ansprechend und passend. Die Spannung baut sich so zudem nach und nach auf, gerade weil im rechten Augenblick immer wieder die Szenen gewechselt werden. Die Einblicke in das Leben der 20-Jahre hat Susanne Goga anschaulich mit einfließen lassen. Gerade die Thematik der Künstlerszene fand ich gut beleuchtet.


    Fazit:


    Band 2 „Tod in Blau“ ist ein spannender Krimi vor historischer Kulisse, den ich sehr gern gelesen habe. Die Autorin hat es geschickt verstanden, den Tod eines Malers in Szene zu setzten und diesen dann so nach und nach aufklären zu lassen. Nicht immer waren die Wendungen vorhersehbar. Die Einblicke in das Privatleben von Leo Wechsler waren gut gewählt, sodass sich ein schönes Gesamtbild ergeben haben.


    5ratten