George Orwell - 1984

Es gibt 46 Antworten in diesem Thema, welches 12.164 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mobi.

  • Hallo!


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    Inhalt:



    Der Zukunftsroman 1984 beschreibt einen totalitären Staat, in dem die Menschenrechte
    rigoros eingeschränkt werden. Die Welt beherrschen drei Supermächte: Ozeanien,
    Eurasien und Ostasien, die permanent Krieg um ein paar nicht fest zugeteilte
    Gebiete führen. Auf britischem Boden hält die Elite des Staates die Bevölkerung
    in ständiger Angst. An der Spitze dieses totalitären Staats-Systems steht
    ein fiktiver Führer, der >>Große Bruder>>.



    Teilnehmer:


    Erendis
    Aeria
    Belle Daaé
    tina
    Thomas
    Penta ?
    Ragle ?
    Laura
    cappuccino
    Marie
    Fincayra
    Wuffy
    Leseratte
    Mobi
    Cynthrax
    fairy


    Eine kurze Bitte: Damit das ein bisschen angenehmer zu lesen ist, postet erst, wenn ihr angefangen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das ganze immer so sehr in die Länge.


    Interessant für Leserunden-Neulinge ist sicherlich die Leserunden-FAQ. Dort findet ihr auch Informationen z.B. zu Spoilern etc.


    Viel Spaß!

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Juhuu, ersteee...
    Hallo zusammen! Hab grad als Belohnung weil ich fleißig gelernt hab, die ersten paar Seiten von 1984 gelesen. Bin erst auf Seite 29 und da ist ja schon einiges los... Sehr schön, ich mag es wenn man gleich in einem Buch richtig einsteigt und kein langer Vorspann da ist. Trotzdem wird man nicht ins kalte Wasser geschmissen, eine gelungene Mischung also.
    Hab gerade entdeckt, dass in meiner Ausgabe ein Nachwort von Erich Fromm drin ist. Sehr interessant! Von dem lese ich nämlich grad "Die Kunst des Liebens".
    Mein erster Eindruck war also ziemlich gut, auch wenn ich mich mit der Hauptfigur noch nicht soo gut identifizieren kann. Aber das kommt vllt noch. Ich finde es erschreckend, sich so eine Zukunft vorzustellen. Vor allem die Kinder:


    Spoiler:


    Mal eine Frage an alle: Gibt es noch jemand der auch auf englisch liest? Und wenn ja, wie kommt ihr zurecht?
    Viele Grüße, Andrea

  • Hallo,
    ich habe die ersten Seiten auch schon gelesen und weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Interessant finde ich die Erfindung einer eigenen Sprache. Ich konnte ihren Regeln auch ganz gut folgen. Am Anfang fühlte ich mich immer an den Kommunismus erinnert. Oder ich sollte besser sagen, wie damals im Westen der Kommunismus gesehen wurde. Irritiert hat mich dann, daß Orwell ja selber eine Zeitlang Kommunist war. Schrieb er also den Roman als eine Art Abrechnung? Noch mehr irritierte mich dann daß Nachwort. Ich weiß, ein Nachwort sollte man zum Schluß lesen aber es stand direkt hinter der Spracherklärung und da ich einmal drin war... Jedenfalls steht dort die Vermutung, daß Orwell viel Realität aus 1948 in das Buch gepackt hat. :confused:
    Vielleicht versteh`ich das ganze später besser.


    Gruß
    Leseratte

  • Hallo.


    Ich bin erst auf Seite 24, aber es haben sich schon eine ganze Menge Eindrücke angesammelt. Das Wort, mit dem ich Winstons Welt beschreiben würde, ist trostlos. Ich habe das Buch vor ein paar Jahren schon einmal gelesen und, obwohl es mich damals ziemlich beeindruckt hatte, habe ich vieles schon wieder vergessen. Jetzt ist es wie ein Hammer, der auf einen niedersaust :schwitz: .


    ***
    Aeria

  • Hallo zusammen! :winken:


    Ich bin gerade auch erst auf Seite 30, aber schon völlig fasziniert und schockiert von der Welt, die Orwell da kreiert hat. Die Beschreibungen und Andeutungen des alltägliche Lebens in London, aus denen das Buch bis jetzt noch fast vollständig besteht, sind wirklich erschreckend.
    Ich frage mich die ganze Zeit schon, was die Menschen dazu gebracht hat, sich so vollständig manipulieren und kontrollieren zu lassen. Vor allem, da Winston ja meint, sich an eine Zeit erinnern zu können, in der es Big Brother und die Partei noch nicht gab.


    Mobi: Ich lese auch die englische Version. Mit der Sprache und dem Stil komme ich bis jetzt viel besser klar, als ich es vorher gedacht hätte. Eigentlich hatte ich bis jetzt noch gar keine Probleme. :smile:


    Liebe Grüße,
    Fincayra

    Life is so much cleaner on the page.

  • Hallo!


    Ich habe die ersten zwei Kapitel gelesen und komme gut zurecht (lese auch auf englisch). Man hat ja schon so viel über das Buch gehört, dass man natürlich schon einige Sachen weiß. Außerdem hab ich mal den Film gesehen, hängen geblieben ist allerdings nicht viel, kommt wahrscheinlich daher, dass ich ihn der Schule gesehen habe... :breitgrins:
    Und "Big Brother is watching you" kam auch schon vor! :klatschen: Die Welt, in der Winston lebt, ist wirklich schrecklich, ich würde gerne mal wissen, wie hoch bei denen die Selbstmordrate ist. Also ich könnte so ein Leben nicht führen!


    Sehr interessant fand ich die Stelle in der "Hate Sitzung". Winston will eigentlich nicht mitmachen, wird aber mitgerissen.


    Bis dann, fairy

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • [quote author=fairy]
    ich würde gerne mal wissen, wie hoch bei denen die Selbstmordrate ist[/quote]


    Das würde mich auch mal interessieren.


    Ich bin noch nicht sehr viel weiter gekommen, ich ertappe mich dabei, dass ich mich vor dem Buch drücke, weil es so deprimierend ist. Es ist auch so vollkommen anders als die beiden Bücher, die ich davor las, dass ich mich nicht richtig auf den Roman konzentrieren kann.


    Besonders schlimm finde ich diese Biester, die sich als Kinder tarnen. Die eigenen Eltern bei der Gedankenpolizei anzeigen, das ist ja wohl krank! Hat mich ein wenig an den Arnie-Film "Running Man" erinnert, dort kam auch so etwas vor.
    Als ich las, dass zur Uniform der "Spitzel" ein rotes Halstuch gehört, habe ich erstmal gestutzt. Ich habe nämlich als Schülerin selbst jahrelang so ein Ding getragen, da fühlt man sich irgendwie seltsam, wenn man diesen Abschnitt im Buch liest :zwinker: .


    Befindet sich Ozeanien wirkich im Krieg oder wird das von der Partei nur behauptet? Was denkt ihr?


    ***
    Aeria

  • Hallo, hab heut wieder ein Stück weitergelesen und bin jetzt auf Seite 63. Ich finde das Buch superinteressant, deprimierend finde ich es eigentlich nicht. Kommt vielleicht davon, weil ich fast nur Fantasy lese und es deshalb auch als fiktive Welt betrachte. Natürlich ist es eine Zukunftsvision und ich finde es sehr erschreckend was da abgeht, aber letztendlich ist es Fiction. Ich habe schon oft von anderen gehört, dass es einen runterzieht beim Lesen, geht mir bis jetzt zumindest nicht so. Ich mag fiktive Welten, vor allem wenn sie gut ausgearbeitet sind und das scheint diese sehr wohl zu sein.


    Zitat

    Befindet sich Ozeanien wirkich im Krieg oder wird das von der Partei nur behauptet? Was denkt ihr?


    Gut eigentlich ist es egal, ob der Krieg tatsächlich stattfindet oder ob es eine Marketingmasche ist. Ich denke jedoch, dass er tatsächlich stattfindet, denn:



    obwohl, wenn ich mir anschau, aus was Winstons Arbeit besteht, kann man sich in dieser Welt überhaupt nicht mehr sicher sein, was Wahrheit ist.
    Ich finde es richtig krass, wie weit die Kontrolle der Partei geht: Two Minutes Hate, das Sportprogramm und vor allem die Gedankenpolizei. Ich frag mich, wie auch Fincayra, wie die das geschafft haben, dass kaum einer aufbegehrt. Gehirnwäsche? Denn es scheint sich ja keiner an die Vergangenheit zu erinnern außer Winston.


    Die Erfindung einer eigenen Sprache finde ich auch sehr interessant, vor allem weil diese Sprache so gut zu der Welt passt. Über die Aussagen von Syme beim Mittagessen war ich aber schon ziemlich geschockt, vor allem weil ich genau davor Semantik gelernt habe. Kontrastprogramm pur... Gott, wie schlimm muss es sein, nur so eine Sprache zu beherrschen? Aber dass die Partei genau so etwas plant, passt wie die Faust aufs Auge!


    Zitat

    How could you have a slogan like "freedom is slavery" when the concept of freedom has been abolished? The whole climate of thought will be different. In fact there will be no thought, as we understand it now.


    Ich glaube allerdings nicht, dass so eine Sprache in Wirklichkeit funktionieren würde, bzw. von den Leuten angenommen werden würde. Der Mensch ist zu kreativ und erfindet ständig neue Wörter. Naja gut, aber in einer Welt wie in 1984 ist alles möglich...
    Die Kinder lassen mich immer wieder den Kopf schütteln und diese Anti-Sex-League, furchtbar... Wie kommt man auf die bescheuerte Idee sowas einzurichten?


    Ich bin jedenfalls sehr gespannt, was die Welt noch so an Überraschungen birgt (glaube da kommt noch so einiges... Die Keller des Ministry of Love zB). Finde es ist echt eine gelungene Mischung aus Gesellschaftskritik und Fiktion. Wobei die Kritik nicht übertrieben daherkommt, das hatte ich befürchtet und das hätte mich auch sehr gestört.


    Zitat

    Also ich könnte so ein Leben nicht führen!


    Ich glaube wenn man in dieser Welt geboren wurde und mit der ganzen Gehirnwäsche, der Partei, community hikes, etc. aufgewachsen ist, dann kann man garnicht anders. Winston rebelliert auch nur weil er eine (wenn auch sehr vage) Erinnerung an eine Zeit hat, in der noch alles anders war. Was man nicht kennt, kann man nicht vermissen!


    Lg und gute Nacht! Ciao Andrea

  • Hallo,


    ich lese auch die englische Ausgabe und bin von daher mit dem lesen etwas langsamer als sonst.
    Ich habe jetzt die ersten drei Kapitel gelesen und ich finde das Buch absolut faszinierend; vor allem vor dem Hintergrund, wann das Buch geschrieben wurde.
    Diese GEsellschaft ist die absolute Diktatur, die sich aufrecht erhält durch absolute Kontrolle des einzelnen Individuums. Wenn ich mir vorstelle, daß michin meinem Haus oder meiner Wohnung jemand beobachtet und jederzeit in meine Privat- und Intimsphäre eindringen könnte; das würde mich wahnsinnig machen. Man kann doch gar kein eigenständiger Mensch mehr sein, da man permanent Theater spielt, sich so verhält, wie man denkt, daß es der andere sehen möchte. Man ist mit keiner Faser seines Seins mehr authentisch.
    Dieses Two Minutes Hate ist ein aufstacheln von einem Mob der, wenn er losgelassen würde, eine einzige Killermaschienerie werden könnte. Ich behaupte jetzt, daß ich mich an so etwas nicht beteiligen würde, aber wie ist es wenn man wirklich in so einem System lebt? Kann man sich dagegen wehren? Wenn man nicht mehr weiß wem man vertrauen kann; noch nicht einmal seinen eigenen Kindern! Wie pervers ist den das? Es erinnert mich an die Stasi. Kann man denn noch eine fröhliche ungezwungenen Freundschaft aufrecht erhalten? Kann man sich noch völlig albern verlieben? Nein. Das was das Leben so lebenswert macht wie Freude, Liebe, Sehnsucht, Vertrauen und Begehren ist nicht mehr begehrenswert, da man sich dem anderen ausliefert und dies entweder mit Inhaftierung oder sogar dem Tod enden kann.
    Ganz furchtbar ist ja das auslöschen der Erinnerung. Sei es jetzt der politischen Geschichte oder auch (wenn ich das richtig verstanden habe) der eigenen ganz persönlichen Erinnerung. Die eigenen Gedanken, die sind doch das, wohin man sich zurückziehen kann, wenn man traurig oder melancholisch ist. Man holt sich schöne Erinnerungen zurück, von denen man teilwese ein ganzes Leben zehren kann.


    In der Tat ist es ein deprimierendes Buch, aber leider ist es kein besonders abwegiges Buch, denn wenn das funktionieren würde, dann gäbe es bestimmt genügend Menschen, die sich sofort daran beteiligen würden und das finde ich sehr beängstigend.


    Ich bin schon gespannt wie es weitergeht, aber heute bin ich ersteinmal im Rheingau und heute abend werde ich mich an der Nackenbeisser-Lesenacht beteiligen, sodaß ich sehrwahrscheinlich erst wieder morgen zum weiterlesenkommen werde.
    Also bis dann,


    Tina :winken:


  • Hallo,


    In der Tat ist es ein deprimierendes Buch, aber leider ist es kein besonders abwegiges Buch, denn wenn das funktionieren würde, dann gäbe es bestimmt genügend Menschen, die sich sofort daran beteiligen würden und das finde ich sehr beängstigend.


    Tina :winken:


    Hallo Tina,
    genauso sehe ich das leider auch. Weiter oben hat jemand geschrieben, daß er das denunzieren der eigenen Eltern so schrecklich findet. Hatten wir das nicht auch schon einige Male in verschiedenen Ländern auf der Welt?
    Ich habe vor Kurzem "Wilde Schwäne" gelesen. (Geschichte Chinas der letzten 100 Jahre). Da war auch die Rede davon, daß sich die Eltern der Autorin die Erlaubnis zur Heirat von der Partei holen mussten und sie nur so und so viele Tage Urlaub zusammen verbringen durften. Ansonsten hatte die Partei das Recht, jeden woanders hinzuschicken. Und selbst direkt nach der Hochzeit durften sie nicht in einem Haus übernachten sonder waren nach Geschlechtern getrennt. Haben sie diese Regel verletzt wurden sie denunziert und mussten Reue üben. Lehnten sie sich auf, hatten sie es natürlich besonders schwer.
    DAS GANZE LEBEN FÜR DIE PARTEI!!!
    Aber ich möchte hier nicht nur den Komunismus anprangern. Auch bei uns muss man höllisch aufpassen, daß wir nicht zum gläsernen Menschen werden.


    Viele Grüße
    Leseratte

  • Mir scheint auch, Orwell habe für Ozeanien die ehemalige Sowjetunion (oder ein anderes streng sozialistisches Land) zum Vorbild gehabt... Leute, die plötzlich verschwinden, rote Halstücher, allgegenwärtige Partei... Kommt mir irgendwie verdächtig bekannt vor. Das Denunzieren der Eltern übrigens auch... Einer der größten "Helden" der sowjetischen Schüler war früher ein Pawel Morosow, der seine Verwandten in den 20er oder 30er Jahren (?) an die "Roten" verraten hatte. Ganze Pioniergruppen benannten sich nach diesem Jungen. Ich finde das jetzt als Erwachsene furchtbar. Aber damals in den 80ern, als ich noch selbst in einer solchen Gruppe war, war das normal, niemand hinterfragte so etwas. Dass viele unserer Helden eigentlich ziemliche Arschlöcher waren, kam erst in den 90ern - und auch das nur zögerlich - raus.


    Da ich heute den ganzen Tag unterwegs war, bin ich kaum zum Lesen gekommen. Ein besonders interessantes Kapitel konnte ich jedoch lesen, das, in welchem Winstons Arbeit beschrieben wird (Kapitel IV):


    Zitat

    "und dann würde die erwählte Lüge ins Archiv eingehen und Wahrheit werden".


    ***
    Aeria

  • Hallo zusammen, bin ein ganzes Stück weitergekommen (Seite 120), hatte heute nämlich im Zug nach Venedig ein bisschen Zeit.
    Mal noch eine Frage vorher: Warum sind wir so wenige? Es hatten sich doch einige mehr angemeldet oder? Wahrscheinlich alle zu sehr mit der Nackenbeißer-Lesenacht beschäftigt...


    Was ich mich beim Lesen gefragt habe: Was unterscheidet die "proles" von den anderen? Die Mitgliedschaft in der Partei oder? Und wie wird man Mitglied (auch wenn das nicht gerade erstrebenswert ist)?



    Die Menschen haben in dieser Welt echt überhaupt kein Privatleben mehr, sogar Heirat wird von der Partei geregelt, furchtbar... Ich bewundere bei solchen detaillierten Büchern immer die Phantasie der Autoren. Und an die ganzen Kleinigkeiten zu denken!



    Es überrascht mich schon, dass das Buch auf euch so deprimierend wirkt, ich finde es sehr interessant und spannend, will am liebsten gleich weiterlesen. Gut ich lese es halt auch in erster Linie zur Unterhaltung und werde mir wenn ich fertig bin, Gedanken über Gesellschaftsformen machen.
    Könnt ihr das garnicht abstellen, euch Gedanken über die vorhandene Gesellschaftkritik bzw. Bezug zu reellen Systemen zu machen? Ich kann das ziemlich gut :zwinker:


    Liebe Grüße, Andrea


  • Hallo Andrea,
    der erste Punkt muss nicht der Phantasie des Autors entsprungen sein. Wie es im russischen Kommunismus war weiß ich nicht - könnte mir aber vorstellen, daß es bei denen genauso wie in China war. Dort wurde soetwas von der Partei geregelt. Schau´mal meinen Kommentar weiter oben an.
    Meine persönliche Antwort auf Deine zweite Frage: Nein. :breitgrins:
    Ich schaffe psychisch bei diesem Buch auch immer nur ca. ein Kapitel am Stück.
    Ich bin aber froh, daß ich es erst jetzt mit Anfang 30 lese und nicht wie viele andere mit knapp 18. Damals hätte ich viele Parallelen zum heutigen Leben (auch bei uns) einfach noch nicht gesehen.


    Viele Grüße
    Leseratte

  • Hallo,


    ich habe zwar auch das Buch in englisch da, aber habe mir zunächst erst einmal das Hörspiel dazu angehört. Ich glaube, nach euren Posts zu urteilen, dass da gegenüber dem Buch recht viel fehlt. Es geht auch nur ca. eine Stunde. Aber immerhin kenne ich schon das Ende und war gelinde gesagt, ziemlich enttäuscht.


    Was mir aus dem Hörbuch nicht hervorgeht ist, warum es in London diese Zustände gibt und warum es Big Brother gibt. Wann dieses System eingeführt wurde etc. Wahrscheinlich muss ich doch noch das Buch lesen...

    Literatur ist die Kunst, Außergewöhnliches an gewöhnlichen Menschen zu entdecken und darüber mit gewöhnlichen Worten Außergewöhnliches zu sagen<br /><br />Boris Leonidowitsch Pasternak

  • Hallo! Anstatt zu lernen hab ich heute die ganze Zeit gelesen :rollen: aber naja, hat sich jedenfalls gelohnt... Bin mittlerweile auf Seite 225.
    Könnt ihr mir mal genauer erklären warum euch das Buch runterzieht/deprimiert? Gut die Gesellschaftskritik ist zwar (vor allem um Seite 200 rum) nicht zu übersehen, aber trotzdem finde ich es ein interessantes und superspannendes Buch. Würde am liebsten sofort weiterlesen!!
    Auch ich sehe ( Leseratte: auch wenn ich erst 20 bin :zwinker:) viele Parallelen zu unserer Situation und frage mich welches Wirtschafts/Politische System sich auf die Dauer halten kann... Denkt ihr wir schlittern auf eine Situation wie die beschriebene zu?



    ÜberdenWolken: Les unbedingt das Buch! Wenn das Hörspiel nur eine Stunde dauert, dann wird ja der Großteil des Buches rausgelassen, behaupte ich mal böse :zwinker: Jedenfalls wird im Buch schon erklärt (zwar nicht sofort am Anfang) wie das System entstanden ist und dann weiß man auch warum in London solche Zustände herrschen! Zu Big Brother hab ich meine eigene Theorie :zwinker: und zwar, dass es ihn garnicht gibt, reine Marketingmasche würd ich sagen... aber wer weiß, vielleicht erfahren wir im Verlaufe des Buches noch mehr?


    Leseratte: Hab deine Kommentar oben schon gelesen :zwinker:, es war auch nicht dieser Punkt speziell gemeint, sondern allgemein die ganzen Details einer ausgedachten Welt. Fasziniert mich generell, gut bei diesem Buch gibt es wirklich viele Bezüge zur realen Welt aber bei manchen Fantasybüchern eben nicht und wenn der Autor nicht gerade bei anderen geklaut hat, dann bewundere ich jedesmal die Phantasie dieser Menschen!


    So viele Grüße an alle! Ciao Andrea


  • Auch ich sehe ( Leseratte: auch wenn ich erst 20 bin :zwinker:) viele Parallelen zu unserer Situation und frage mich welches Wirtschafts/Politische System sich auf die Dauer halten kann... Denkt ihr wir schlittern auf eine Situation wie die beschriebene zu?


    Hallo Andrea,


    ich habe diesen Satz wirklich nur auf mich bezogen. Ich wäre damals (glaube ich heute) noch nicht soweit gewesen. Aber um Deine Frage zu beantworten: Ich denke, wir schrammen zumindest mehr oder weniger hart daran vorbei.


    Viele Grüße
    Leseratte

  • Hi,


    ich habe heute Kapitel 4 gelesen und bin in Kapitel 5


    Winstons Arbeit ist ja nur krank. Das alles ist doch reinster Selbstbetrug. Nicht nur der "normale" Bürger wird verarscht, sondern auch die Machthaber belügen sich, denn sie könne und wollen sich nicht eingestehen, daß sie Fehler machen, sondern perfektionieren im Nachhinein alles so, wie es am besten passt. Gerade was Winstons Arbeit angeht, kann doch eigentlich gar nicht gutgehen, denn ich denke die ein oder andere Änderung wird auch eine Kettenreaktion nach sich ziehen, bei der man irgendwann den Überblick verliert und gar nicht mehr weiß, was man noch ändern muß. Ich verstehe nicht, warum das jeder mitmacht, bzw. sich anscheinend kaum jemand fragt, ob das ganz System nicht verkehrt ist und wie man sich dagegen wehren kann. Diesen Ogilvy, den Winston hat auferstehen lassen ist ja wohl entweder eine total kranke Figur oder einfach nur zu bemitleiden. Erschreckend ist auf alle Fälle, daß sich wohl kaum jemand über solch einen Menschen wundern wird.


    Zitat

    He was a total abstainer and a non-smoker, had no recreations except a daily hour in the gymnasium, and had taken a vow of celibacy, believing marriage and the care of a family to be incompatible with a twenty- four-hour-a-day devotion to duty


    Diese arme Socke, verzichtet freiwillig auf das was das Leben lebenswert macht. Freunde, geselliges Beisammensein, Spaß und lachen und, nicht zu vergessen Erotik. Wie furchtbar.


    Kapitel 5


    Da muß sich doch jeder Schriftsteller und Poet im Grabe oder dem selbigen sich der Magen umdrehen:


    Zitat

    [...] It's a beautiful thing, the destruction of words [...]
    [...] Don't you see that the whole aim of Newspek is to narrow the range of thought? In the end we shall make thoughtcrime literally impossible, because there will be no words in which to express it. [...]


    :vogelzeigen:
    Wie furchtbar. Das würde ja heißen, daß z.B. der komplette Shakespeare umgeschrieben werden müsste. Gerade Adjektive liebe ich in der Literatur, denn sie sind es, mit denen gute Autoren geradzu Bilder zu malen vermögen. Was wäre ein Thomas Hardy, ohne Adjektive? :entsetzt:


    Tina

  • Sorry, wenn ich mich mal in eure LR einmische, liegt wahrscheinlich daran, daß ich grade Remarque gelesen haben. 1984 kenne ich aber auch.


    Zitat

    Winstons Arbeit ist ja nur krank. Das alles ist doch reinster Selbstbetrug. Nicht nur der "normale" Bürger wird verarscht, sondern auch die Machthaber belügen sich, denn sie könne und wollen sich nicht eingestehen, daß sie Fehler machen, sondern perfektionieren im Nachhinein alles so, wie es am besten passt.


    Zitat

    warum das jeder mitmacht, bzw. sich anscheinend kaum jemand fragt, ob das ganz System nicht verkehrt ist und wie man sich dagegen wehren kann.


    Kommt euch das nicht bekannt vor? Genauso wie das "Eltern-Denunzieren"? Im Grunde ist es ja keine Fiktion, sondern wurde im Dritten Reich genau so praktiziert. Die Geschichte wurde zwar in dem Sinne nicht umgeschrieben, jedenfalls nicht so wie in 1984, aber der Deutschen Zivilbevölkerung und sicher auch vielen Sodaten wurden Rückschläge verheimlicht. Im Radio wurde behauptet, es stehe alles bestens an der Front und es war verboten ausländische Sender zu hören, bis ganz zum Schluss. Eltern trauten sich nicht mehr vor ihren Kinder auszusprechen was sie von Hitler hielten, zumindest wenn es etwas negatives war und viele Kinder scheuten sich nicht ihren Eltern zu drohen, sie zu verraten oder taten es tatsächlich. Weit entfernt von der Realität ist Orwell jedenfalls nicht und man merkt dem Roman die Zeit an, in der er geschrieben wurde.

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Hallo zusammen!


    Darf ich?


    Kommt euch das nicht bekannt vor? Genauso wie das "Eltern-Denunzieren"? Im Grunde ist es ja keine Fiktion, sondern wurde im Dritten Reich genau so praktiziert. Die Geschichte wurde zwar in dem Sinne nicht umgeschrieben, jedenfalls nicht so wie in 1984, aber der Deutschen Zivilbevölkerung und sicher auch vielen Sodaten wurden Rückschläge verheimlicht.


    Ein anderes Beispiel, das Orwell wahrscheinlich noch näher stand: Das Schicksal von Leo Trotzki unter Stalins Herrschaft:


    Nachdem Stalin immer mächtiger wurde, verlor Trotzki 1925 sein Amt als Kriegskommissar und musste in den nächsten Jahren verschiedene untergeordnete Tätigkeiten im Staatsdienst ausüben. Es folgte die Kennzeichnung von „Trotzkismus“ als „Abweichlertum“ und „Verrat“. Alle Schriften und Werke des „jüdischen Verschwörers“ und „Lakaien des Faschismus“ galten als Ketzerei. Stalin ließ aus allen offiziellen Dokumenten und Texten Trotzkis Namen und Fotos tilgen. Außerdem leugnete er Trotzkis Rolle bei der Russischen Revolution und dem Bürgerkrieg. (Quelle: Wikipedia)


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • [quote author=Leseratte4]
    Wie es im russischen Kommunismus war weiß ich nicht - könnte mir aber vorstellen, daß es bei denen genauso wie in China war. Dort wurde soetwas von der Partei geregelt.[/quote]


    Solche "chinesischen Verhältnisse" gab es in Russland nicht, jedenfalls habe ich noch nie davon gehört.


    [quote author=Mobi]
    Könnt ihr mir mal genauer erklären warum euch das Buch runterzieht/deprimiert?
    [/quote]


    Ich denke, das ist deshalb so, weil man sich als Leser in die Figuren, in diesem Fall Winston, hineinversetzen kann. Er ist unglücklich und voller Zweifel. Ist doch klar, dass einen dieser Zustand deprimiert...


    Ich habe gestern endlich weiter gelesen, 60 Seiten habe ich geschafft und bin nun beim 2. Teil des Buches angekommen. Hier fangen die Kapitelnummerierungen wieder mit 1 an.


    Hat Winston mit seinem Leben bereits abgeschlossen? :rollen: Er weiß, wie riskant die Dinge sind, die er tut, macht aber weiter, z. B. der Besuch in dem Ramschladen oder im Pub.


    ***
    Aeria