Pascal Mercier - Nachtzug nach Lissabon (Teil 3 Kapitel 24 - 31)

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  • Kapitel 24


    Welche Überraschung, Gregorius fliegt zurück nach Bern! Es kommt mir vor wie eine Kurzschlusshandlung, und bezeichnend ist auch, dass er nicht den Zug nimmt, sondern ein Flugzeug. Der Zug steht immer noch als Symbol für die Veränderung; Gregorius aber hat es im Hnblick auf seine eigene Veränderung mit der Angst zu tun bekommen, siehe Seite 269:

    Zitat

    "Ich bin dabei, mich zu verlieren."


    In Bern angekommen, unternimmt er einen nostalgischen Ausflug zu den Schauplätzen seiner Vergangenheit. Er besucht nachts seine Schule, lauert seiner Ex-Frau auf (was ich witzig finde: Meier - nicht einmal für ein y hat es gereicht *g*) und landet schliesslich bei dem Ehepaar, für das er vor zig Jahren in Isfahan arbeiten wollte.


    Auf Seite 286 gefielen mir Prados Sätze zum Thema Reisen sehr gut:


    Zitat

    Warum bedaueren wir Leute, die nicht reisen können? Weil sie sich, indem sie sich äußerlich nicht ausbreiten können, auch innerlich nicht auszudehnen vermögen, sie können sich nicht vervielfältigen, und so ist ihnen die Möglichkeit genommen, weitläufige Ausflüge in sich selbst zu unternehmen und zu entdecken, wer und was anderes sie auch hätten werden können.


    Sehr beeindruckend und eigentlich genau bezeichnend für Gregorius' Situation: solange er zuhause geblieben war und seinen eingefahrenen Alltag gelebt hatte, blieb er auch innerlich an einem bestimmten Punkt stehen. Die Reise nach Lissabon hat ihn verändert, weitergebracht, auf neue Wege gebracht.


    Und so plötzlich, wie er nach Bern gereist ist, so plötzlich zieht es ihn nun mit aller Macht zurück nach Lissabon.


    Kapitel 26


    Ein weiterer Besuch bei Adriana steht an, und diesmal macht Gregorius ernst: er konfrontiert sie mit der Realität, bringt ihre innere Uhr wieder zum Ticken, indem er Prado ins Totenreich verbannt. Ob es damit getan ist? Mir schien Adrianas Wahnsinn zu komplex, als dass es mit einer einfachen Eröffnung über Prados Tod vor 31 Jahren getan sein soll.


    Die Besuche bei Adriana empfinde ich bislang immer die als die schlimmsten Szenen im ganzen Roman, mir stockt da jedesmal der Atem. Ich kann auch kein Mitleid mit ihr haben. Und was das Halsband betrifft, so scheint ihr mit eurer Vermutung bezüglich einer versteckten Narbe recht zu haben, wie sich in diesem Abschnitt herausstellt.


    Kapitel 27


    Nun taucht Adriana auch noch im Hotel auf und bringt Gregorius zwei Briefe, das muss ihr ja ganz schon auf der Seele liegen, dass nur noch sie über den Inhalt Bescheid weiss.


    Prados Brief an seinen Vater begleitet uns nun über mehrere Kapitel hinweg. Er ist über einen längeren Zeitraum geschrieben worden, und ich fühle mich in meiner Vermutung bestätigt, dass der Autor Prados Texte an sein jeweiliges Alter und seinen Entwicklungsstand angepasst hat.


    Die Telefonate mit Natalie Rubin finde ich rührend; einerseits, weil sie so offensichtlich für Gregorius schwärmt und andereseits, weil Gregorius' Handlungsweise in diesen Telefonaten immer etwas abwegig erscheint. Vielleicht, weil jemand Unbeteiligtes sie betrachtet, und das auch nur in Fragmenten.


    Kapitel 28


    Jetzt findet Gregorius auch noch schnurstracks eine Wohnung bei Silviera; inzwischen sieht ganz so aus, als würde er doch nicht mehr zurückfinden in sein altes Leben. Ich denke, er will das auch gar nicht - siehe Seite 309:


    Zitat

    Und wenn ich mich verlieren will?


    Prados Brief setzt sich fort und zum ersten Mal fällt eine Andeutung, dass er es war, der Adriana verletzt hat. Bestimmt hat das etwas mit ihrer Narbe am Hals zu tun - wie bitter, wenn ausgerechnet er dafür verantwortlich sein sollte. Wie sich das wohl zugetragen hat? Wir werden es sicher noch erfahren.


    Kapitel 29


    Was mir zu denken gibt, ist die häufige Erwähnung, dass es Gregorius schwindlig ist. Hat das eine Bedeutung? Ist er vielleicht krank? Sollte er irgendwann das gleiche oder ein ähnliches Schicksal erleiden wie Prado? Ich habe da einfach ein ungutes Gefühl. Fragen über Fragen...


    Kapitel 31


    Diesmal packt Senor Eca aus. Jetzt wissen wir ungefähr, was es mit Estefania auf sich hat. Dass sie der Grund für die Entfremdung zwischen Jorge und Prado war, klingt fast schon banal. Ich bin gespannt, ob wir Prados Ansicht zu der Angelegenheit auch noch erfahren werden; vielleicht hat er ja auch einen Text dazu geschrieben.


    Das Verhältnis zwischen Gregorius und Eca scheint immer intensiver zu werden. Gut, dass er zurückgekehrt ist, es fühlt sich jedenfalls richtig an.


    Dieser Abschnitt heisst "Der Versuch" und ich kann mir unter diesem Begriff im Zusammenhang mit der Handlung (noch) nichts vorstellen. Mir ist klar, dass die Geschichte um Gregorius den Rahmen für die eigentliche Geschichte, nämlich die Prados, bildet. Den Vorwurf, die Rahmenhandlung sei zu konstruiert, möchte ich dem Autor nicht machen. Welche Irrwege hätte er denn Gregorius gehen lassen sollen? Mir ist es lieber, die Handlung beschränkt sich auf das wirklich Wesentliche, nämlich die Suche nach Prado und das Kennenlernen der verschiedenen Stationen seines Lebens, weitergegeben von den Menschen, die ihn kannten. Ich brauche keine weiteren Schnörkel, um dieses Buch spannend zu finden und zu geniessen. Dass die bisher offenen Fragen bis zum Ende hin beantwortet werden, das unterstelle ich jetzt an diesem Punkt einfach mal. :zwinker:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Hallo,


    ich bin jetzt bis einschließlich Kapitel 29 gekommen und wollte so meine Eindrücke schildern. :smile:


    Kapitel 24
    Der kurze Aufenthalt in Bern, war wohl für Gregorius auch eine Suche nach sich selbst. Er sieht auch seine Ex-Frau wieder und in seinen Augen hat sie sich zum negativen hin entwickelt. Dann besucht er noch die Familie Schnyder, der Familie, bei dessen Kinder er fast Lehrer geworden wäre, hätte er damals etwas mehr Mut und Selbstvertrauen gehabt. Auch in der Schule sieht er sich eher als Schüler, wie als Lehrer. Passend finde ich dazu den Text von Prado „Innere Weite“.
    So fährt Prado wieder zurück nach Lissabon.


    Kapitel 26
    Endlich nimmt Gregorius Unterricht in portugiesisch. War ja ganz witzig zu lesen, dass er sich völlig als Schüler empfinden konnte.
    Sehr gewagt fand ich ja als Gregorius Adriana klar machte, dass Amadeu tot ist. Das hätte ganz schlimm ausgehen können. Irgendwie ist es für mich nicht wirklich glaubwürdig, dass Adriana so schnell und ohne Probleme diese Tatsache von heut auf morgen versteht und akzeptiert.
    Wieder erfährt Gregorius einiges über Prado. Er schien ja völlig aus dem Gleichgewicht geraten zu sein, als Fátima gestorben ist.


    Kapitel 27
    Adriana traut sich wieder raus in die Welt? Wie gesagt, ich finde das ganze etwas unglaubwürdig, wenn jemand so lange in der Vergangenheit lebt und festklebt, dass jemand so schnell wieder ins jetzt und heute finden soll. Immerhin bekommt Gregorius Briefe von Prado an seinen Vater. Und das gibt ja wieder ein paar Puzzlestücke mehr vom Bild Prados.


    Kapitel 28
    Prado versucht seinen Vater und dessen Handlungsweisen zu verstehen. Fast rührend diese Briefe zu lesen. Und es gibt wieder einen Hinweis auf Adriana. „Komplizierter war es, als ihr verhindert habt, dass ich wegen Körperverletzung an Adriana vor Gericht kam.“ Ist das ein Hinweis, dass Gregorius die Abtreibung bei Adriana vorgenommen hatte? Abtreibungen waren vielleicht damals strafbar? Oder was war geschehen? Da bin ich mal neugierig was da noch rauskommen wird.
    Richtig schön fand ich auch die neue Bekanntschaft von Gregorius zu Silveira. Der einzige der sich für Gregorius und sein Leben interessiert. Ich denke, dass das sehr wichtig für Gregorius ist, der ja dem Leben von Prado nachspürt und sich dabei vielleicht auch etwas verliert.


    Kapitel 29
    Richtig rührend wie sehr sich Gregorius freut zu Silveira zu ziehen.

    Was mir zu denken gibt, ist die häufige Erwähnung, dass es Gregorius schwindlig ist. Hat das eine Bedeutung? Ist er vielleicht krank? Sollte er irgendwann das gleiche oder ein ähnliches Schicksal erleiden wie Prado? Ich habe da einfach ein ungutes Gefühl. Fragen über Fragen...


    Da bin ich auch neugierig.


    Und jetzt freue ich mich aufs weiterlesen und hoffe mehr Antworten auf meine Fragen zu finden.


    Liebe Grüße
    wolves


  • . „Komplizierter war es, als ihr verhindert habt, dass ich wegen Körperverletzung an Adriana vor Gericht kam.“ Ist das ein Hinweis, dass Gregorius die Abtreibung bei Adriana vorgenommen hatte? Abtreibungen waren vielleicht damals strafbar? Oder was war geschehen? Da bin ich mal neugierig was da noch rauskommen wird.


    Ich bin mittlerweile schon durch mit dem Buch. Aber hier hast du mich wieder an was erinnert. Das sind so die Sachen die mich bei diesem Buch stören, ich spoiler hier mal lieber
    Bitte diese beiden Spoiler erst lesen wenn ihr mit Kapitel 34 durch seit. Aber es bezieht sich direkt auf die Frage mit der Körperverletzung


    Und dieser von wolves zitierte Satz. Bezieht er sich auf die Abtreibung oder


    Grüße
    Flor

    Einmal editiert, zuletzt von Flor ()

  • Hallo :winken:


    Flor: Da hätte ich wohl besser nicht in den Spoiler reingeguckt, oder? :zwinker: Allerdings bin ich jetzt noch neugieriger :smile:
    Ich würde es jetzt allerdings als nicht so schlimm empfinden, wenn nicht alle meine Fragen beantwortet werden würden. Das paßt irgendwo zu diesem Buch. Es ist ein Buch, das mich nachdenklich werden läßt und so etwas mag ich sehr. :smile:


    Kapitel 30
    Ich glaube es muss ziemlich schwierig gewesen sein, im Schatten eines solchen Vaters aufzuwachsen. Ein Mann der nie Schwäche gezeigt hat.


    Kapitel 31
    Sehr interessant was wir da überEstefânia erfahren haben.
    Was Eca über seine Verhaftung und die Zeit danach erzählt hatte, ging mir sehr nah. Da wurde mit wenigen Worten das Schrecken beschrieben.


    Mir gefällt das Buch ungemein gut. Warum dieser Abschnitt mit "Der Versuch" betitelt wurde habe ich auch so keine rechte Ahnung. Vielleicht der Versuch einer Erklärung? Aber ich denke auch, dass meine Fragen noch beantwortet werden. Und wenn nicht ist auch nicht schlimm.


    Liebe Grüße
    wolves

  • @Wolves
    Oh weh, ich meine mit dem Spoiler, aber im nächsten Abschnitt kommt es schon.


    Die Kapitelüberschrift mit "Der Versuch" bezieht sich für mich auf Gregorius Versuch wieder zurück nach Bern zu fahren, der ja nicht geklappt hat. Aber ich kann natürlich auch falsch damit liegen, für mich aber im Moment die einzige Erklärung.


    Grüße
    Flor

  • Die Grippe hatte mich doch mehr im Griff, als zunächst gedacht, aber ich habe diesen Teil nun auch durch. Ich hätte das am Anfang nicht gedacht, aber ich muss mich mittlerweile ein wenig zwingen weiterzulesen.
    Als Gregorius nach Bern zurück gekehrt ist, hat mich irgendwie die Neugier verlassen, wie es weitergeht, aber er ist ja nun zurück in Lissabon :smile:


    Das tolle an Leserunden ist für mich immer wieder, dass die Mitlesenden Dinge zum Ausdruck bringen, die ich ähnlich sehe, aber nicht so in Worte hätte fassen können, deswegen mag ich nicht vielmehr schreiben, weil eigentlich alles gesagt ist.


    Mal schauen, ich habe morgen nichts weiter vor und hoffe das Buch zu beenden, denn irgendwie habe ich das Gefühl, ich muss damit fertig werden.

    &quot;Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.&quot; Jorge Luis Borges<br /><br />:leserin: <br />Cryptonomicon - Neal Stephenson

  • Mir ist am Ende des Abschnitts nicht klar geworden, was "Der Versuch" bedeutet. Eure Erklärungen sind beide plausibel, aber nichts, was sich auf Anhieb aufdrängt.



    Ich würde es jetzt allerdings als nicht so schlimm empfinden, wenn nicht alle meine Fragen beantwortet werden würden. Das paßt irgendwo zu diesem Buch. Es ist ein Buch, das mich nachdenklich werden läßt und so etwas mag ich sehr. :smile:


    Ich denke, das ist die richtige Herangehensweise. :zwinker:


    Viele liebe Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Hallo,


    ich habe jetzt auch in diesem Buch wieder weitergelesen, auch wenn es mir momentan immer noch schwer fällt mich zu konzentrieren und mir viel zu oft meine Gedanken, die nichts mit dem Buch zu tun haben, davon laufen.


    Ich hatte Gregorius' Reise nach Bern ganz anders gewertet. Weniger als Heimweh, oder Schwäche, sondern eher als Bestätigung, dass er das Richtige tut, was er beweißt, in dem er sich mit seinem alten Leben bewußt konfrontiert.
    Ansonsten habt ihr schon alles erwähnt. Die Sache mit Estefania und den beiden Männern, die sie lieben und die Qual, die daraus erwächst, hat mir sehr gut gefallen.


    Tina (die hoffentlich bald wieder mehr schreibt) :winken: