Pascal Mercier - Nachtzug nach Lissabon (Teil 3 Kapitel 32 - 37)

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  • Entschuldigt, wenn ich euch ein bisschen davoneile, aber meine nächste Leserunde steht schon vor der Tür, und zum Parallellesen ist der "Nachtzug nach Lissabon" nicht so sehr geeignet, zumindest was mich betrifft; das Buch erfordert meine volle Aufmerksamkeit. Selbstverständlich werde ich mit euch weiter diskutieren, auch wenn ich demnächst schon fertig bin.


    Kapitel 32


    Nun stellt sich heraus, dass Prados Vater auch einen Brief an ihn geschrieben hat. Welche Ironie! Hätten sie doch beide nur ihre Briefe abgeschickt, wenn sie schon nicht miteinander reden konnten. Ich fand dieses Kapitel sehr traurig.


    Kapitel 33


    Hier fiel mir besonders die Stelle auf, als Gregorius Lissabon zum ersten Mal wie Lissabon wahrnimmt. Sogar etwas wie Alltag scheint sich anzudeuten, er sieht die Abendnachrichten.


    Aus dem angefangenen Brief von Prados Vater wird ein Abschiedsbrief. Auch er fragt sich, was gewesen wäre, wenn...? Wieder verpasste Gelegenheiten, manches lässt sich einfach nicht mehr rückgängig machen, so sehr man sich es auch wünscht. Aufgefallen ist mir ausserdem, dass hier zum ersten Mal der volle Name von Marie genannt wird. Sie fehlt noch in dem Puzzlespiel.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Miramis
    Ich bin ungefähr so weit wie du. Im 35. Kapitel.
    Bevor ich im vorangegangenen Thread schreibe, muss ich hier jetzt mal etwas sagen.
    Also Kapitel 34 hat mich enttäuscht. Da bekommen wir die Auflösung für das Samtband um Adrianas Hals und....tja was soll ich sagen...das soll wohl ein Scherz vom Autor sein uns so eine Auflösung aufzutischen. Da hat sie sich also beim Essen verschluckt, Prado macht einen Luftröhrenschnitt, rettet ihr damit das Leben. Sie ist ihm unendlich dankbar, aber nur sie, die Familie reagiert....ja wie?......gar nicht! :rollen:. Oder besser gesagt, Prados Eltern zeigen eine negative Reaktion auf seine Handlung.
    Äh....was ist denn bei denen nicht richtig?
    Wollte der Vater lieber das seine Tochter stirbt?
    Es gab ja auch weiter vorne im Buch diese Frage von Prados Vater "musstes du das tun?"
    Was....den Schnitt machen um ein Leben zu retten?
    Also echt, ich bin etwas schockiert und komme mit den Figuren nicht mehr klar.
    Dann die Abtreibung, die wird ja hier, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, auch geklärt.
    Adriana will ihr Leben nur noch ihrem Bruder widmen, er hat es schließlich gerettet. Aber dann verliebt sich ein Mann in sie (es steht nichts davon da, dass Adriana auch verliebt ist) und wird schwanger. Und was macht sie treibt das Kind ab......warum? Um alles für Prado zu opfern?
    Also wirklich. :grmpf:
    Da habe ich mir sonst was für Vorstellungen gemacht wie das alles gewesen sein konnte und dann so eine Auflösung.
    Nein.....echt....ich bin enttäuscht.
    Wenn das Ende mich nicht noch richtig überzeugen kann dann kommt das Buch nicht gut weg bei meiner Bewertung.


    So, das musste ich mal kurz loswerden, zum Rest mache ich mir gleich noch mal Gedanken.


    Grüße
    Flor

    Einmal editiert, zuletzt von Flor ()

  • Flor: schade, dass dir das Buch so wenig gefällt, aber ich kann deine Enttäuschung nicht teilen; mir gefällt es ausgesprochen gut. Auch die Auflösung bezüglich Adrianas Narbe.


    Ich bin mit diesem Abschnitt durch, musste nur heute nachmittag feststellen, dass mir die Zeit davonläuft. Daher reiche ich jetzt meine Eindrücke von Kapitel 34 - 37 nach:


    Kapitel 34


    Der Text Prados über die rätselhafte Zeit gefällt mir bis jetzt mit am besten von allem. Besonders angetan hat es mir dieser Satz:

    Zitat

    "Dem Augenblick leben: Es klingt so richtig und auch so schön, aber je mehr ich es mir wünsche, desto weniger verstehe ich, was es heißt."


    Ein toller Satz; leben wir nicht immer für den Augenblick? Vielleicht nicht nur, aber auch? Die Sache wird mich wohl noch eine Weile beschäftigen.


    Zu Gregorius: jetzt ist es ihm also selbst auch nicht mehr so wohl, was seine Schwindelanfälle betrifft. Wenigstens vertraut er sich Senora Eca an, das beruhigt mich etwas.


    Erschütternd fand ich Mélodies Bericht über Adrianas Rettung. Hier hatte mich der Autor auf eine völlig falsche Fährte gelockt und ich hatte gedacht, ihre Narbe wäre bei einem Streit zustandegekommen, oder bei einer Aktion im Zusammenhang mit dem Widerstand. Überraschung gelungen, ein Luftröhrenschnitt also. Das erklärt so manches, vor allem auch Adrianas Ergebenheit.


    Flor: aber nicht ihre Abtreibung, da gebe ich dir recht. Das ist dann doch ein bisschen zuviel des Guten.


    Die Rektion der Eltern auf Prados Rettungsaktion ist für mich völlig unverständlich. Kein Wunder, dass sich Prado von seinen Eltern entfremdete.


    Kapitel 35


    Es gibt also auch einen Abschiedsbrief an die Mutter. Auch sie bekommt Vorwürfe gemacht, aber die kommen mir weniger konkret vor als die an den Vater gerichteten. Insgesamt haben mir die beiden Briefe an Prados Eltern nicht so gut gefallen wie die Buchtexte. Die Briefe wirken auf mich irgendwie ein bisschen überfrachtet.


    Kapitel 36


    Gregorius hat Ausfallerscheinungen, das lässt nichts Gutes ahnen. Oder aber der Autor führt uns wieder einmal auf eine falsche Fährte, ich bin jetzt etwas misstrauisch. :zwinker:


    Adrianas Verwandlung ist verblüffend; ihr Leben scheint sich, soweit das geht, zu normalisieren. Diesen Punkt finde ich nun auch etwas arg konstruiert; normalerweise müsste jemand wie Adriana ein Heer von Psychologen und Psychiatern beschäftigen können. Sie steuert wieder ein Stück von Prados Geschichte bei, diesmal die Sache mit Estafania. Was genau mit ihr passiert ist, wissen wir zwar immer noch nicht, aber zumindest wie die Aktion bis zur Abreise vonstatten ging. Bestätigt wird hier auch der Bruch zwischen Prado und Jorge, der tatsächlich mit Estefania zusammenhing, wie ich schon vermutete.


    Kapitel 37


    Eine weitere Begegnung zwischen Gregorius und Jorge folgt. Jorge scheint zurückrudern zu wollen und legt sich eine neue Version von Prado zurecht. Der Bruch zwischen den beiden kam also zustande, weil er einen neuen Gedanken ausprobieren wollte? Eine bizarre Vorstellung. Auch erschreckend, weil es vielleicht unnötig war, jedenfalls, wenn es bei dem Gedanken bleiben sollte. Oder hat der Gedanke Jorges an einen Mord für Prado schon ausgereicht, um mit ihm zu brechen? War die Zielperson für Prado einerlei oder hat es ihn deswegen so getroffen, weil er Estefania begehrt hat?
    Jorge hat jedenfalls eine unsichtbare Grenze überschritten, über die es kein zurück gab. Sehr wahr, was er zum Schluss bemerkt:

    Zitat

    "Sie ist einfach nicht möglich, die grenzenlose Offenheit."

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Adrianas Verwandlung ist verblüffend; ihr Leben scheint sich, soweit das geht, zu normalisieren. Diesen Punkt finde ich nun auch etwas arg konstruiert;


    Miramis
    Ja, arg konstruiert ist hier leider so vieles.
    Dieses vielen Zufälle, schon von Anfang an. Gregorius findet sofort Prados Grab. Er findet alle Menschen die ihm Prados Geschichte erzählen können ohne Probleme. Keiner ist gestorben, obwohl alle schon ziemlich alt sind. Die Augenärztin begegnet ihm auf der Straße und Adrianas Haushälterin in der Straßenbahn. Na klar....Lisabon scheint ja ein 300 Seelen Dorf zu sein. :rollen:.
    Und dann erscheint Gregorius auch noch wie ein Retter. Er bringt Adriana wieder langsam ins Leben zurück. Joao findet in ihm jemanden zum anlehnen....Das alles stört mich immer mehr.


    Die Briefe, Prados an seine Eltern, und die der Eltern an iden Sohn. Also, bewegend fand ich den Brief des Vaters, aber Prados Briefe, besonders den an den Vater haben mir auch nicht besonders gefallen.
    Mich nerven auch etwas die ganzen philosophischen Weisheiten, ein bisschen weniger und ein bisschen mehr Geschichte hätten mir besser gefallen. Ich habe leider immer mehr das Gefühl, dass das Buch nicht das richtige für mich ist. :sauer:


    Jetzt auch noch Gregorius Schwindelanfälle. Worauf will der Autor jetzt hinaus...? Leider ist mir auch Gregorius nicht mehr so wirklich sympathisch. Prado war für mich ja schon von Anfang an etwas zu hoch.
    Besonders, ja wie soll ich sagen....fast traurig, fand ich die Stelle auf Seite 361. Gregorius verurteilt seine Mutter dafür das sie Heimatromane liest. Das finde ich sehr anmaßend von ihm. Okay, er ist ein hochintelligentes Kind gewesen, aber dafür konnte seine Mutter ja nichts :zwinker:. Sie war eine einfache Frau die ein schwieriges Leben hatte und in den Heimatromanen sicherlich ein Stück Glück und heile Welt gefunden hat. So etwas zu verurteilen...nein...., das finde ich nicht richtig.


    Ich muss aber sagen, dass ich mich etwas mit der Stelle des Luftröhrenschnitts versöhnt habe :zwinker:. Ich war nur zuerst so geschockt von dieser, im ersten Moment für mich zu einfachen Auflösung, dass ich im ersten Eifer vielleicht etwas zu stark reagiert habe. :grmpf: :zwinker:
    Die Stelle auf Seite 374, die Wiederholung der Worte, hat mich noch mal über die Szene nachdenken lassen.
    Amadeu hatte sich rittlings auf ihren Schoß gesetzt. Ich muß das tun,...sonst stirbst du. Nimm die Hände weg. Vertrau mir. Dann hatte er zugestoßen
    Da habe ich mich richtig in der Position Adrianas gesehen. Nimm die Hände weg, vertrau mir, und dann das Messer, das sich in den Hals bohrt und ihr das leben rettet.
    Im nachhinein doch eine gute Lösung und eine logische Erklärung für die starke Abhängigkeit. vertrau mir, dann wird alles gut.


    Aber ich bleibe dabei, die Erklärung mit der Abtreibung war nichts. Aber vielleicht kommt da ja noch was. Und die Reaktion der Eltern...völlig unbegreiflich und für mich nicht nachvollziehbar.


    Grüße
    Flor

    Einmal editiert, zuletzt von Flor ()

  • Miramis
    Ja, arg konstruiert ist hier leider so vieles.


    Flor: ich hatte ja in einem der Threads vorher schon erwähnt, dass ich die Handlung grundsätzlich nicht zu konstruiert empfinde. Mir ist diese geradlinige Erzählstruktur des Autors ohne Umwege zehnmal lieber als irgendwelche verschlungenen Wirrungen. Die Erzählung bleibt ganz nah an ihrem eigentlichen Kern, nämlich Prados Leben, und das gefällt mir.


    Nur die oben erwähnte plötzliche Verwandlung Adrianas allein durch Gregorius Worte und das Anschubsen der Uhr fand ich nun ein bisschen arg dick aufgetragen. Konstruiert ist vielleicht noch nicht mal das richtige Wort dafür.


    Ein bisschen übrigens weicht der Autor von seiner Geradlinigkeit ab, nämlich als er Gregorius für ein Kapitel nach Bern fliegen lässt. Dieses Kapitel hätte es nicht gebraucht, um Prados Geschichte zu erzählen. Vielleicht sollte die Geschichte hier ein wenig aufgelockert werden und Gregorius zwischendurch einmal in den Mittelpunkt gestellt werden. Vielleicht sollte aber auch ein bisschen Bewegung in die Handlung kommen. Aber das sind nur reine Spekulationen meinerseits. :zwinker:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Miramis
    Okay, na ja ich finde halt zu viel konstruiert einfach unglaubwürdig.


    Die Reise zurück nach Bern. Ich habe in dem Thread ja nichts dazu geschrieben, dann mal hier.
    Ich fand die nun wieder interessant und auch wichtig. Es zeigt sich hier doch das Gregorius nicht einfach so zurück kann. Er wollte, aber wie hätte das denn ausgesehen? Erst läuft er weg, macht was ganz dolles, ungewöhnliches und dann steht er nach 2 Wochen wieder auf der Matte (Entschuldigung für dieses Umgangsdeutsch :zwinker:), das ist ja auch irgendwie peinlich. Zumal ihn alle für seine Handlung zu bewundern scheinen, besonders Käppi (heißt der so? ich meine den Schuldirektor)



    Die Erzählung bleibt ganz nah an ihrem eigentlichen Kern, nämlich Prados Leben, und das gefällt mir.
    ....ein Kapitel nach Bern fliegen lässt. Dieses Kapitel hätte es nicht gebraucht, um Prados Geschichte zu erzählen.


    Nein, dafür sicher nicht. Aber das ist auch so ein Punkt der mich stört, warum rückt Prado so in den Mittelpunkt. Ich hätte ein ausgewogeneres Verhältnis der beiden in dem Buch besser gefunden. Gregorius nur als Rahmen um Prados Leben zu erzählen gefällt mir nicht so gut.


    Grüße
    Flor

  • Hallo :winken:


    ich habe diesen Abschnitt beendet und kann endlich auch mal in den Thread hineinschauen. Ich hinke ja hoffnungslos hinter euch her :zwinker:
    Ich muss sagen mir gefällt das Buch ausgesprochen gut. Mich stört das "konstruierte" in dem Fall überhaupt nicht. Ich habe ein ähnliches Gefühl wie Miramis, nämlich eine gradlinige Geschichte erzählt zu bekommen. Das gleicht vieles bei mir aus. :smile:

    Kapitel 32

    . Ich fand auch das es ein trauriges Kapitel ist. Ich weiß noch wie ich bei Kapitel 31 überlegt habe, wie man mit einem solchen Über-Vater leben kann und dann dieser nie abgeschickte Brief von seinen Vater an Prado. Wie traurig, wieder eine verpasste Gelegenheit in einem Leben.
    Ich habe nur nicht verstanden warum Mélodie so auf den Brief des Vaters reagiert hat? Seite 352 "Ungerecht. Unfair. Als habe Amadeu ihn in den Tod getrieben." So habe ich den Brief nicht aufgefasst. Für mich war er nur ein trauriges Beispiel dafür, wie zwei Menschen niemals miteinander kommuniziert haben.


    Kapitel 33
    Wie hätte wohl Prado auf den Brief seines Vaters reagiert? Adriana hatte ihn ja in letzter Sekunde vor ihm verstecken können.


    Kapitel 34
    Also entweder hat diese Familie unter einem absoluten Schock gestanden (das wäre meine positive Theorie) oder die haben einen totalen Sockenschuß! Ich neige zu letzterer Meinung. Da rettet der Sohn der Familie aufgrund seiner Ausbildung seiner Schwester das Leben und die machen so, als hätte er sonst was getan? Bis jetzt hatte ich das Gefühl, dass es eine Familie ist, die ihre Gefühle nicht zum Ausdruck bringen können, aber diese Aktion lässt mich erschaudern.
    Und jetzt wissen wir, was sich hinter der geheimnisvollen Narbe von Adriana versteckt, kein Selbstmordversuch oder ähnlich dramatische Geheimnisse. Und jetzt ist mir auch klar, warum sie so derartig (fast schon krankhaft) an ihrem Bruder hängt.


    Kapitel 35

    Kapitel 35


    Es gibt also auch einen Abschiedsbrief an die Mutter. Auch sie bekommt Vorwürfe gemacht, aber die kommen mir weniger konkret vor als die an den Vater gerichteten. Insgesamt haben mir die beiden Briefe an Prados Eltern nicht so gut gefallen wie die Buchtexte. Die Briefe wirken auf mich irgendwie ein bisschen überfrachtet.


    Geht mir genauso. Der Brief an die Mutter war mir irgendwie nicht "greifbar". :rollen:


    Kapitel 36
    Die Ausfallerscheinungen von Gregorius sollen wohl ähnlich wie bei Prado sein. Hmm, mal sehen wie sich das noch entwickeln wird.
    Die wundersame "wieder-ins-jetzt-und-heute-zurückgebrachte-Heilung" von Adriana find ich nach wie vor nicht nachvollziehbar. Dafür hat sie mir einfach viel zu lange im gestern gelebt.
    Die Puzzlestücke die sie zum Leben Prados beisteuert, waren wieder mal interessant.


    Kapitel 37
    Vielleicht habe ich das Kapitel etwas zu unkonzentriert gelesen, aber das Problem mit den "Gedanken" habe ich irgendwie nicht wirklich verstanden. Welchen Gedanken wollte Jorge ausleben? Und was hat das bei Prado bewirkt? Bin da irgendwie etwas ratlos. :rollen:


    Flor: Wirklich schade, dass dir das Buch nicht gefällt.


    Liebe Grüße
    wolves


  • Ich habe nur nicht verstanden warum Mélodie so auf den Brief des Vaters reagiert hat? Seite 352 "Ungerecht. Unfair. Als habe Amadeu ihn in den Tod getrieben." So habe ich den Brief nicht aufgefasst. Für mich war er nur ein trauriges Beispiel dafür, wie zwei Menschen niemals miteinander kommuniziert haben.


    @wolves: ich hab das schon auch ein bisschen wie Mélodie verstanden. Prados Vater hat schon so geklungen, wie wenn Prado an seinem Unglück auch mit Schuld gewesen wäre. Er widerspricht sich in seinem Brief in dieser Sache. Eingeprägt hat sich mir der Satz:

    Zitat

    Wird dir mein Tod genügen?

    (Seite 344)



    Kapitel 34
    Also entweder hat diese Familie unter einem absoluten Schock gestanden (das wäre meine positive Theorie) oder die haben einen totalen Sockenschuß! Ich neige zu letzterer Meinung.


    @wolves: da ist was dran.... :zwinker:



    Kapitel 37
    Vielleicht habe ich das Kapitel etwas zu unkonzentriert gelesen, aber das Problem mit den "Gedanken" habe ich irgendwie nicht wirklich verstanden. Welchen Gedanken wollte Jorge ausleben? Und was hat das bei Prado bewirkt? Bin da irgendwie etwas ratlos. :rollen:


    @wolves: den Gedanken, Estefánia zu töten. Jorge meint, er könne diesen Gedanken, der vermutlich nie ernsthaft in die Tat umgesetzt werden sollte, seinem Freund Prado anvertrauen, weil er meinte, er könne Prado alles anvertrauen. Selbst den schlimmsten Gedanken. Aber hier erreichten sie die Grenze ihrer Vertrautheit, und dazu hat meiner Meinung nach am meisten beigetragen, dass Prado in Estefánia verliebt war. Er nahm Jorges Gedankengänge für bare Münze und konnte es einfach nicht ertragen.


    Viele liebe Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Hallo Miramis,


    Danke für deine Antworten. Jetzt ist mir einiges viel klarer. :smile:


    Liebe Grüße
    wolves

  • Ich bin nun auch mit diesem Teil durch. Der Plan das Buch am WE zu Ende zu lesen, ist daran gescheitert, dass mir -zig Dinge eingefallen sind, die ich lieber tun wollte :zwinker:
    Ich weiß nicht, aber ich finde es immer deprimierender, die Story zieht mich nur runter. All die unausgesprochenen Gefühle in der Familie, die Ablehnung, die zum Teil daraus resultiert, dann noch das Zerwürfnis mit Jorge. Ich bin froh, wenn ich das Buch endlich beendet habe und hoffe nur noch, dass Gregorius für sich noch etwas positives aus der Sache ziehen kann. Ansonsten mag ich gar nichts mehr dazu sagen, aber das ist typisch für mich je besser mir ein Buch gefällt, desto mehr mag ich diskutieren.
    Lg aquacat

    &quot;Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.&quot; Jorge Luis Borges<br /><br />:leserin: <br />Cryptonomicon - Neal Stephenson


  • Ich weiß nicht, aber ich finde es immer deprimierender, die Story zieht mich nur runter.


    Genau so ging es mir auch. Ich habe es auch im nächsten Thread geschrieben. Mir ist alles zu hoffnungslos, solche Bücher machen mich unglücklich :sauer:.
    Allerdings scheint es nur uns so zu gehen. Den anderen gefällt das Buch gut.


    Grüße
    Flor

  • Hallo,


    mich gibt es auch noch, aber ich hatte wenig Zeit zu lesen und für dieses Buch will und brauche ich Zeit.
    Ich bin nach wie vor begeistert davon und es ist und wird es auch bleiben: Ein absolutes Highlight dieses Jahres.


    Kapitel 32 + 33


    Den Brief des Vaters an den Sohn fand ich sehr schön. Ich glaube es war das einzige Mal, dass die beiden wirklich miteinander geredet haben. Leider viel zu spät. Warum hält man im Leben so oft die Klappe? Sagt nicht das was man denkt, oder was einem auf dem Herzen liegt? Warum begreift man nicht, dass das Leben manchmal so kurz sein kann, dass man schneller als einem lieb ist, keine Gelegenheit mehr hat, zu sagen was einem wichtig ist. Ich denke es ist die Angst sich zu offenbaren. Zu sagen, was man denkt und fühlt kann man nur jemandem, dem man absolut vertraut, denn man macht sich in dem Moment unendlich verletzbar. Die beiden haben sich geachtet und keiner hat es dem anderen gesagt. Wie traurig. Vielleicht hat man auch einfach angst vor Ablehnung, wenn man zu sehr seine Gefühle preisgibt. Was wäre, wenn der andere dann sagt: "Du, ist ja gut und nett und ich finde es schön, dass ich Dir so wichtig bin, aber mir geht es eigentlich umgekehrt nicht so." Will man so etwas hören?
    Ich fand dieses Kapitel genau aus diesen Gründen sehr traurig, aber sehr wahr. Wie oft redet man nicht miteinander, aus Angst vor Ablehnung und viel zu spät stellt sich heraus, dass der andere genauso empfunden hat und man viele selbstgemachte Probleme, Ängste und Trauer hätte vermeiden können. Ich kann nur aus Erfahrung sagen, dass ist richtig übel und dennoch geht es mir wieder so, dass ich mich nicht traue, jemandem zu sagen was ich empfinde, aus Angst vor Ablehnung oder ganz einfach der Wahrheit, denn so kann ich mir immer noch die Hoffnung aufrechterhalten. Ein absolut indiskutabler Selbstbetrug und trotz diese Wissens bin ich zu feige.


    Kapitel 34


    Oh ja, das Thema vertane Lebenszeit. Ist es nicht wirklich oft so, dass man plötzlich feststellt: "Wie ist schon wieder ein Monat 'rum?" und das einzig Positive ist der Betrag, der vom Arbeitgeber auf's Konto überweisen wurde. Ich kann diesen Gedanken schon sehr gut nachvollziehen. Was hat man einen Monat gemacht? Arbeiten, einkaufen, essen, etwas lesen, schlafen - aufstehen ... Und weiter? Bei Prado ist die Panik der vergeudeten Lebenszeit um einiges schlimmer, da er weiß, dass seine Lebenszeit im Vergleich zu der seiner Mitmenschen limitiert ist. Sein Anneurysma ist eine tickende Zeitbombe. Prado hat fast schon ein schlechtes Gewissen, dass er, trotz des Wissens um das Anneurysma, seine Lebenszeit nicht effektiv ausfüllt.


    Kapitel 35
    Dieses Kapitel hat mich sehr bewegt, weil es momentan erschreckend perfekt zu meinem Leben passt, wie eigentlich das ganze Buch.


    Zitat

    [...] Denn das ist der Sinn eines Abschieds, im vollen, gewichtigen Sinne des Worts: Dass sich die beiden Menschen, bevor sie auseinander gehen, darüber verständigen, wie sie sich gesehen und erlebt haben. Was zwischen ihnen geglückt und was misslungen ist. Dazu gehört Furchtlosigkeit. Man muss den Schmerz über Dissonanzen aushalten können. Es geht darum, auch das was unmöglich war, anzuerkennen.[...]


    Ebenso, dass man versucht ist, irgendwann nur noch die schönen Dinge zu sehen und wieder zu beginnen etwas nach zutrauern. Da ist es wichtig, sich auch die Dinge vor Augen zu halten, die nicht gut waren. Alles andere ist Selbstbetrug.


    Kapitel 36


    Sehr gut gefallen hat mir in diesem Kapitel jene Stelle.


    Zitat

    [...]Was ist es bloß, was wir Einsamkeit nennen, sagte er es kann nicht einfachdie Abwesenheit der anderen sein, man kann alleine sein und überhaupt nicht einsam, und man kann unter Leuten sein und doch einsam, was also ist es?[...]


    Dem gibt es wohl nichts hinzuzufügen. ich kenne diese Gefühl: Zweisam einsam. Das ist grausam, weil man zu der Einsamkeit auch noch Rücksicht nehmen muss und in seiner ganz eigenen Art eingeschränkt ist, dadurch dass man nicht alleine ist. Da ist Einsamkeit alleine doch besser, denn dann kann man wenigsten so sein wie man möchte und ich in seiner Einsamkeit suhlen. :breitgrins:


    Kapitel 37


    Wütende Einsamkeit:
    Genau dieses Thema beschäftigt mich schon seit langem und ich habe mich endlich davon befreit. Es tut so gut zu wissen, dass man nicht mehr erpressbar ist. Ich habe mich davon befreit und bin jetzt allein, aber nicht mehr einsam. Ich habe so oft das Gefühl, dass der Autor ziemlich genau das erlebt hat, was ich gerade erlebe. Das ist auch ein Grund, warum ich so lange für diese Buch brauche. Es ist mir einfach zu nah und ich kann es nur in Abschnitten ertragen, weil ich das Gefühl habe, dass es momentan genau mein Leben mit all seinen Stolpersteinen und Fragen betrifft. Es ist so, als würde ich auf mein eigenes Leben sehe, wenn ich diese Kapitel lese. Das ist schon etwas erschreckend.


    Ein wunderschönes Buch. Da ist auf alle Fälle eine Investition in eine Hardcoverausgabe angesagt, aber erst nach meinem Umzug. Jedes Buch weniger zu schleppen schont die Bandscheiben. :breitgrins:


    Liest noch jemand, oder bin ich der absolute Nachzügler?
    Tina

  • Hallo tina,


    ich lese zwar nicht mehr am "Nachtzug" (sondern am über-über-übernächsten Buch :breitgrins:), aber ich verfolge natürlich immer noch die Beiträge hier, und deinen finde ich besonders spannend. Du bist sozusagen ein Beispiel dafür, wie philosophische Theorie nachher in der Praxis gelebt wird. Schön, dass dir das Buch so gefällt und dass du dich darin wiederfindest. Ich glaube, jeder von uns hat sich in irgendeinem Teil des Buches wiedergefunden, wenn auch nicht alle im selben.



    Wie oft redet man nicht miteinander, aus Angst vor Ablehnung und vielzu spät stellt sich herraus, dass der andere genauso empfunden hat und man viele selbsgemacht Probleme, Ängst und Trauer hätte vermeiden können. Ich kann nur aus Erfahrung sagen, daß ist richtig übel und dennoch geht es mir wieder so, daß ich mich nicht traue, jemandem zu sagen was ich empfinde, aus Angst vor Ablehnung oder ganz einfach der Wahrheit, denn so kann ich mir immer noch die Hoffnung aufrechterhalten. Ein absolut induskutabler Selbstbetrug und trotz diese Wissens bin ich zu feige.


    Das geht mir schon auch bisweilen so, aber genauso oft kommt es auch vor, dass es sich als richtiger herausstellt, zu schweigen. Oder ist dir noch nie passiert, dass du dir denkst: Verdammt, warum habe ich meinen Mund nicht gehalten? Ich denke, es ist auch eine Sache der Erfahrung, wann Reden angebracht ist und wann Schweigen.



    Dem gibt es wohl nichts hinzuzufügen. ich kenne diese Gefühl: Zweisam einsam. Das ist grausam, weil man zu der Einsamkeit auch noch Rücksicht nehmen muß und in seiner ganz eigenen Art eingescharänkt ist, dadurch dass man nicht alleine ist. Da ist Einsamkeit alleine doch besser, denn dann kann man wenigsten so sein wie man möchte und ich in seiner Einsamkeit suhlen. :breitgrins:


    Da ist was dran... :breitgrins:
    Ich bin auch ganz gerne mal alleine, einsam fühle ich mich nie (und wenn doch, dann gibts ja zum Glück ein gewisses Forum :zwinker:)


    Viele liebe Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Hallo Tina,


    kaum zu glauben, aber ich bin auch schon mit dem Buch fertig :breitgrins:. Ich wäre allerdings noch mit dem nächsten beschäftigt :zwinker:.


    Du hast da einen sehr interessanten und wunderbaren Beitrag geschrieben. Gerade weil das Buch zu deinem Leben im Augenblick passt. Mir ging es so, dass ich mich im einen oder anderen wiedergefunden habe, allerdings nicht an allen Stellen.


    Dem gibt es wohl nichts hinzuzufügen. ich kenne diese Gefühl: Zweisam einsam. Das ist grausam, weil man zu der Einsamkeit auch noch Rücksicht nehmen muß und in seiner ganz eigenen Art eingescharänkt ist, dadurch dass man nicht alleine ist. Da ist Einsamkeit alleine doch besser, denn dann kann man wenigsten so sein wie man möchte und ich in seiner Einsamkeit suhlen. :breitgrins:


    Das kann ich sowas von gut nachvollziehen, du ahnst nicht wie sehr!


    Liebe Grüße
    wolves