Pascal Mercier - Nachtzug nach Lissabon (Teil 3 Kapitel 38 - 48)

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  • Kapitel 38 + 39


    Zu guter Letzt (?) ist Maria Joao Flores an der Reihe. Sie kannte Prado wohl am besten von allen, und ihr Bericht über Prado und seine Beziehungen zu den Menschen in seinem Umfeld kommt mir wie eine Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse Gregorius' vor. Das Buch neigt sich dem Ende zu und alle beteiligten Personen werden nochmals erwähnt und beleuchtet.


    Natürlich frage ich mich an dieser Stelle, wohin die Reise gehen wird, sprich, wie das Buch enden wird. Sorgen mache ich mir nach wie vor um Gregorius' Gesundheit. Sollte sich herausstellen, dass er ebenfalls an einem Aneurysma leidet, fände ich das ziemlich billig. Aber Prados Text "Memento Mori" schildert ja exakt den Gemütszustand, in dem Gregorius sich momentan befindet; es ist ähnlich wie bei Prado, nur dass er Bescheid wusste, während Gregorius bis jetzt nicht weiss, auf was seine Schwindelzustände zurückzuführen sind. Werden wir auf eine falsche Fährte gelockt? Gibt es am Ende eine ganz einfache Erklärung? Der Spekulierfreude sind hier Tür und Tor geöffnet. (Gut so!)

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Kapitel 40


    Jetzt wird die Geschichte fast schon ein bisschen surreal. Gregorius ist ausgelassen und fröhlich! Wer hätte das erwartet, dass auch ein witziger Wesenszug in ihm steckt? Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie sich dei Damen des Hauses um ihn reissen. Zum Schluss spült er Geschirr ab - er will wirklich nichts in seinem Leben offen lassen, und sei es noch so lange her.


    Den Ausflug ins Liceu empfand ich als eine gewisse Ernüchterung. Siviera fährt plötzlich auch auf Prados Texte ab, aber Gregorius will sie nicht mit ihm teilen.


    Kaptiel 41


    Der Sonntagnachmittag bei Senor Eca ist inzwischen zum festen Programmpunkt für Gregorius geworden. Eca öffnt sich ihm immer mehr; diesmal erzählt ihm sogar von seinen Folterungen. Sehr erschütternd, wie ich finde.


    Kapitel 42


    Gregorius sitzt im Zug nach Coimbra und liest Prados Text "Ich wohne in mir wie in einem fahrenden Zug". Den finde ich nun wirklich genial. Das Leben ist eine Bahnreise in einem geschlossenen Abteil. Über Prados Leben sagt dieser Abschnitt sehr viel mehr aus als alle bisherigen.


    Der Text zum Ärger dagegen, mit dem konnte ich wieer weniger anfangen. Dass man sich ärgert, das passiert und lässt sich nicht unbedingt durch den Verstand steuern.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Miramis
    so unterschiedlich sehen wir das. Der Text "O veneno ardente do desgosto", dass hört sich so schön an. Oder besser "Das glühende Gift des Ärgers" gehört für mich zu den besten Texten des Buches. Ich gehöre leider zu den Menschen die sich immer sehr viel, sehr doll und oft auch sehr grundlos (sagt zumindest mein Mann :zwinker:) einfach über alles und jeden ärgern. Dieser Text kommt mir, seitdem ich ihn gelesen habe, immer wieder in den Kopf, wenn ich anfangen will mich zu ärgern.


    Grüße
    Flor

  • Flor: das freut mich aber, dass es doch einen Prado-Text gibt, der dir gefällt. :smile:
    Es muss ja nicht der gleiche sein, der mir gefällt.


    Wenn das so ist, dann habe ich noch eine netten Spruch von Kurt Tucholsky zu diesem Thema auf Lager:


    Zitat

    Das Ärgerliche am Ärger ist, dass man sich schadet, ohne anderen zu nützen.


    Auch schön, oder? :zwinker:


    Viele liebe Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Miramis
    Ja, das Zitat ist toll. Da steht eigentlich in einem Satz das Gleiche wofür Mercier viele Worte braucht.


    Flor: das freut mich aber, dass es doch einen Prado-Text gibt, der dir gefällt. :smile:


    Oh, es gab durchaus noch den ein oder anderen Text der mir gefallen hat, zumindest die Aussage des Textes. Nur Pascal Mercier schafft es nicht so richtig die Aussagen auf den Punkt zu bringen, ich denke aber auch er hat es nicht gewollt. Er schweift mir immer zu sehr ab, philisophiert wild durch die Gegend und wiederholt sich.
    Ich hätte es lieber kurz und bündig und manchmal auch ein bisschen verständlicher.
    Kurze Zitate, eingepackt in eine interessante Geschichte hätten mir besser gefallen als wie diese langen Texte in einer nicht wirklich aufregenden Geschichte.


    Grüße
    Flor

  • Das Zitat von Tucholsky gefällt mir auch :smile:
    Diesen Teil fand ich wieder etwas freundlicher zu lesen, aber das liegt vielleicht daran, dass ich weiß, dass ich das Buch fast durch habe :zwinker:
    Es wurde hier ja schon öfter abgesprochen, dass einiges sehr konstruiert sei, das finde ich auch, dazu kommt, das einige der Personen die Gregorius trifft schon sehr alt sind, da wundert es mich, dass die alle noch leben. Trotzdem fand ich es schön, dass wir Maria Joao noch kennen lernen durften.
    Den Ausflug nach Finisterre habe ich nicht so ganz verstanden, ich hätte glaube ich eher versucht Estefania Espinhosa zu treffen.
    Lg aquacat

    &quot;Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.&quot; Jorge Luis Borges<br /><br />:leserin: <br />Cryptonomicon - Neal Stephenson

  • Hallo,


    gerade habe ich den Abschnitt auch beendet. Das Zitat von Tucholsky gefällt auch mir. Kurz und prägnant :smile:



    Kapitel 38 + 39Zu guter Letzt (?) ist Maria Joao Flores an der Reihe. Sie kannte Prado wohl am besten von allen, und ihr Bericht über Prado und seine Beziehungen zu den Menschen in seinem Umfeld kommt mir wie eine Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse Gregorius' vor. Das Buch neigt sich dem Ende zu und alle beteiligten Personen werden nochmals erwähnt und beleuchtet.


    Das ging mir auch so durch den Kopf beim lesen.



    Sorgen mache ich mir nach wie vor um Gregorius' Gesundheit. Sollte sich herausstellen, dass er ebenfalls an einem Aneurysma leidet, fände ich das ziemlich billig. Aber Prados Text "Memento Mori" schildert ja exakt den Gemütszustand, in dem Gregorius sich momentan befindet; es ist ähnlich wie bei Prado, nur dass er Bescheid wusste, während Gregorius bis jetzt nicht weiss, auf was seine Schwindelzustände zurückzuführen sind.


    Der Gesundheitszustand von Gregorius ist wirklich beängstigend. Ich hoffe ja auch, dass es nicht gerade die gleiche Krankheit wie der von Prado ist. Aber ich laß mich da noch etwas auf die Folter spannen. :zwinker:


    Viel kann ich jetzt auch nicht mehr hinzufügen. Ich konnte Gregorius Suche nach dem "einen vergessenen Wort" so gut nachvollziehen. Es ist mir auch schon passiert, dass mir einfach ein Wort nicht mehr einfallen wollte. Das kann einen wirklich verrückt machen.


    Einer meiner Lieblingsstellen war Prados Text "Ich wohne in mir wie in einem fahrenden Zug". Da kann ich mich Miramis nur anschließen. Einfach genial!


    So dann werde ich noch den Rest lesen. Mal sehen was Mercier noch für Überraschungen für mich bereithält. :smile:



    Liebe Grüße
    wolves


  • Ich konnte Gregorius Suche nach dem "einen vergessenen Wort" so gut nachvollziehen. Es ist mir auch schon passiert, dass mir einfach ein Wort nicht mehr einfallen wollte. Das kann einen wirklich verrückt machen.


    @wolves: ja klar, jetzt wo du es sagst, fällt mir dieser Abschnitt auch wieder ein. Ich kenne das auch, dieses Ringen nach dem richtigen Wort oder dem richtigen Ausdruck. Bei Gregorius ist es natürlich extrem, weil bei ihm ist es ja ein Wort, das nur ein einziges Mal bei Homer vorkommt. Sowas kann man schon mal vergessen - aber er natürlich nicht, für ihn ist es eine mittlere Katastrophe. Auch wegen der Erkenntnis, dass man eben nicht immer perfekt sein kann. Und dass die eigenen Gedächtnisleistung mit dem Alter nachlässt. :rollen:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Hallo,


    auch diesen Abschnitt habe ich jetzt gelesen und wieder waren die Texte und Passagen einfach nur schön und haben mich mal wieder sehr mit meinen Gedanken abschweifen lassen.


    Zitat

    [..]Wenn die anderen uns dazu bringen, dass wir uns über sie ärgern - über ihre Dreistigkeit, Ungerechtigkeit, Rücksichtslosigkeit - dann üben sie Macht über uns aus, sie wuchern und fressen sich in unsere Seele, denn der Ärger ist wie ein glühendes Gift, das alle milden, noblen und ausgewogenen Empfindungen zersetzt und uns den Schlaf raubt. [...]


    Wie wahr. Ich kenne das Gefühl so gut. Es gibt eine Person, die mich jedes Mal zur Weißglut treibt. Sie macht mich regelrecht aggressiv, durch Ihre Dreistigkeit. Sie macht was sie will, auch wenn man ihr ganz klar und deutlich sagt, dass man es nicht möchte. Ich bekomme dann so eine Wut, dass es schon fast in Hass ausartet, weil sie mich so beeinflusst, dass ich, allein wenn ich weiß, dass sie kommen wird, schon in Ruhe eine Herzfrequenz von über 120 bekomme. Am meisten ärgert mich, dass ich nicht die Größe habe, das alles an mir abprallen zu lassen, aber es wird von Mal zu Mal schlimmer. Ich habe leider nicht die Stärke, diese Beeinflussung zu ignorieren, aber ich muss diese Person zum Glück bald nicht mehr sehen. Warum haben andere nur so nette Schwiegermütter und ich nicht. :sauer:


    Zitat

    [...]Gab es das eigentlich: dass man Verletzendes einfach abschüttelte? Wir sind weit in die Vergangenheit hinein ausgebreitet, hatte Prado notiert. Das kommt durch unsere Gefühle, namentlich die tiefen, also diejenigen, die darüber bestimmen, wer wir sind und wie es ist, wir zu sein. Denn diese Gefühle kennen keine Zeit, sie kennen sie nicht, und sie anerkennen sie nicht. [...]


    Es gibt Dinge, die haben sich so in unsere Seele eingegraben, dass wir ein Leben lang mit ihnen, bzw. ihren Folgen leben, denn sie haben uns geprägt und dafür ist die Zeit wirklich unrelevant. Da nutzt auch die Ratio nichts mehr.


    Aber am allerbesten hat mir dieses hier gefallen:


    Zitat

    [...]In der Intimität sind wir ineinander verschränkt, und die unsichtbaren Bande sind eine befreiende Fessel. Die Verschränkung ist gebieterisch: Sie verlangt Ausschließlichkeit. Teilen ist verraten. Doch wir mögen, lieben und berühren nicht nur einen einzigen Menschen. Was tun?[...]


    Tja, was tun? Ich weiß es nicht.


    Maria Joao liebt Prado. Er ist die Liebe ihres Lebens, aber sie ist für ihn nur ein guter Kumpel, ein Freund, dem man alles erzählen kann. Natürlich ist das sehr viel wert und unglaublich schön, solch einen Seelenverwandten zu haben, aber Maria leidet und das kann ich so gut nachempfinden. Sie sagt nichts, weil sie angst hat, wenn sie Prado ihre Liebe gesteht, dass sie ihn dann verliert. Also leidet sie lieber weiter, aber kann in regelmäßigen, wenn auch längeren Abständen in seiner Nähe sein. Prado macht genau das selbe mit Estefania durch. Warum bedeutet Liebe immer leiden?


    Alles in allem ein sehr schönes Kapitel.


    So nun liegt nur noch der letzte Abschnitt vor mir und ich bin schon gespannt wo Gregorius enden wird, ob es überhaupt ein Ende im eigentlichen Sinne gibt. Ich glaube eigentlich nicht an ein Aneurysma, eher an eine Erkrankung die Morbus Meniére genannt wird. Akute Schwindelattacken, deren Ursache unbekannt ist.


    Tina