James Joyce - Ein Porträt des Künstlers als junger Mann

Es gibt 45 Antworten in diesem Thema, welches 11.039 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von chil.

  • Hallo!


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    Inhalt (amazon):

    James Joyce' erster Roman ist deutlich zugänglicher als seine späteren Werke "Ulysses" (1922) und "Finnegans Wake" (1939), verrät aber bereits die Meisterschaft seines avantgardistischen Erzählstils.
    In diesem Bildungsroman wird alles aus der Perspektive des Protagonisten geschildert; der Text bietet so dem Leser einen subjektiven Blick auf die Welt.



    Teilnehmer:


    Finsbury
    IceTea
    Saltanah
    Joyca
    Kirsten
    fairy
    Nachtlicht
    Chil



    Eine kurze Bitte: Damit das ein bisschen angenehmer zu lesen ist, postet erst, wenn ihr angefangen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das ganze immer so sehr in die Länge.


    Interessant für Leserunden-Neulinge ist sicherlich die Leserunden-FAQ. Dort findet ihr auch Informationen z.B. zu Spoilern etc.


    Viel Spaß!

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • So, ich hab jetzt die ersten 25 Seiten hinter mir. Natürlich kann ich noch nicht besonders viel zum Buch als Gesamtheit sagen, allerdings ist die Sprache etwas ungewöhnlich, in der erzählt wird. Ungewöhnlich, aber nicht notwendigerweise deshalb schlecht. Ich werde mich jetzt unter die Jäcken mischen, deshalb morgen erst mehr von mir. Fröhliches Lesen nun!


    Ps: Da mein Latein auch schon ein wenig eingerostet war, hier die Übersetzung des Eingangszitats:
    "et ignotas animum dimittit in artes": "Er sagte dies und richtet seinen Geist auf unbekannte Künste und schafft neue Natur "

  • Hallo zusammen,


    einige Seiten habe ich schon gelesen, die sehr interessant sind: Joyce stellt die Entwicklungsstufen seines Helden immer auch mit der angemessenen sprachlichen Entwicklungsstufe dar.
    Das muss damals schon sehr avantgardistisch gewirkt haben. Es lässt sich nicht überlesen, dass wir es hier mit dem Autor des Ulysses zu tun haben.
    Ich werde nur langsam vorankommen, da ich noch zwei andere Bücher zu Ende lesen muss und beruflich sehr eingespannt bin.
    Übrigens lese ich die Ausgabe der SZ-Bibliothek. Vor ziemlich genau zwanzig Jahren las ich den Ulysses: Es macht Spaß, wieder diesen Sprachkünstler zu genießen!
    Euch allen ein schönes und in Karnevalsregionen langes Wochenende.


    HG
    finsbury

  • hallo,
    auch ich haben nun schon die ersten kapitel gelesen, allerdings fängt es in meiner ausgabe nicht mit I an, wie ist das bei euch ? es werden am kapitelanfang auch tlw. worte ausgelassen...


    Joyca

  • Hallo!


    Ich habe es in meiner Wordsworth-Ausgabe gerade mal bis Seite 20 geschafft, aber ich habe für den Einstieg auch nicht mehr erwartet. James Joyce ist nun mal nicht einfach zu lesen, aber trotzdem (oder gerade deswegen) machen mir seine Werke so großen Spaß, weil es für mich persönlich mit nichts vergleichbar ist, was ich sonst lese.


    Viel zum Buch kann ich also noch nicht sagen, ausser dass ich wie finsbury finde, dass die Sprache absolut zum Helden passt. Zu Anfang musste ich mich an die vielen Wiederholungen gewöhnen. Es kommt mir so vor, als ob Stephen sich dadurch an manchen Dingen (wie schönen Erinnerungen an sein zuhause) festhält. Bis jetzt komme ich mit Portrait... deutlich besser zurecht als vor ein paar Jahren mit Ulysses.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Wie schön, da bin ich nicht die einzige, die auf englisch liest, Kirsten :winken: .


    Ich stecke im 2. Kapitel bei der Weihnachtsaufführung.
    Sind bei euch die Abschnitte der ja sehr langen Kapitel (nur 5 insgesamt) irgendwie markiert? Bei mir zeigt nur ein extragroßer Anfangsbuchstabe an, dass ein mehr oder minder großer Zeitsprung stattgefunden hat. Genau diese Zeitsprünge sind es, die mir Probleme bereiten. Nicht so sehr dadurch, dass ich sie nicht bemerken würde, sondern dadurch dass nie deutlich gesagt wird, wieviel Zeit vergangen ist und wie alt Stephen jetzt ist. Natürlich gibt es Hinweise darauf, nicht zuletzt die zunehmende Komplexität der Sprache, die der zunehmenden Reife Stephens entspricht. Auch durch andere Merkmale, wie z. B. die Bezeichnung der Klasse, in die er gerade geht, wird sein Alter zumindest irischen Lesern klar. (Mir weniger, da ich mich mit dem irischen Schulsystem der damaligen Zeit leider nicht auskenne.)


    Der große Einfluss, den die Kirche auf das damalige Irland ausübt, wird auch hier, wie schon in den "Dublinern" gut deutlich, und auch die Politik macht sich bemerkbar, wenn anfangs auch nur durch die nicht wirklich verstandenen Gespräche (Streitereien) der Erwachsenen am Esstisch. Parnell ist ein Name, der mir auch schon durch die "Dubliner" bekannt war.


    Sprachlich gefällt mir das Buch sehr gut. Das Englisch bereitet mir weniger Schwierigkeiten als erwartet, Probleme bereitet eher Joyce' Erzählweise. Da er nur Stephens Eindrücke schildert, aber nie Erklärungen zu Stephens Situation abgibt, gilt es, kleine und kleinste Hinweise aus dem Text aufzuschnappen und zu verstehen, und gerade da habe ich das Gefühl, dass mir einiges aufgrund meines fehlenden Hintergrundwissens entgeht. Leider hat meine Ausgabe (ein Sammelband mit dem Porträt, den Dublinern und Ulysses) keine Anmerkungen. Wie sieht das bei euch aus?

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich lese die SZ-Ausgabe, da gibt es auch keine Anmerkungen. Besonders weit bin ich noch nicht gekommen, weil mich der Karneval (hier Fasching) fest in seinen Krallen hält und ich vom Fröhlichseinmüssen gar nicht mehr herauskomme. Ich denke aber viel über das Buch nach und kann es kaum erwarten, mal wieder ordentlich Zeit dafür zu haben. Gerade durch die "andere" Erzählweise kann ich es nicht einfach nebenher lesen sondern muss mich dazu echt in einen ruhigen Raum begeben und mindestens eine Stunde durchlesen können. Stephen ist mir sehr sympathisch, gerade aufgrund seiner anfänglichen Ausdrucksweise. Die Wiederholungen stören mich nicht, ich hab eher das Gefühl, dass Joyce so schreibt (also in dieser ersten Phase des Buches), wie meine Gedanken kurz vor dem Einschlafen sind, irgendwie wirr, aber dennoch mit System und immer wieder zu den wichtigen Dingen zurück kehrend. Ich bin sehr gespannt, wies weitergeht!

  • @ Chil


    die ausgabe nennt sich:


    Werkausgabe Band 2, edition Suhrkamp, übertragen von Klaus Reichert


    @ an alle:


    habt ihr alle den selben übersetzer ??


    fängt euer buch auch mit:


    "[....]
    Länder. Sie waren ausgestreckt, wollten sagen:"


    usw usw......


    an ??


    lg

  • Hallo!


    Sind bei euch die Abschnitte der ja sehr langen Kapitel (nur 5 insgesamt) irgendwie markiert?


    Nein, keine Markierungen :sauer: Da heißt es aufpassen dass ich den Sprung nicht verpasse, sonst wird es schnell verwirrend. Aber je länger ich lese, desto einfacher fällt es mir, die unsichtbaren Abschnitte zu sehen :smile:



    Der große Einfluss, den die Kirche auf das damalige Irland ausübt, wird auch hier, wie schon in den "Dublinern" gut deutlich, und auch die Politik macht sich bemerkbar, wenn anfangs auch nur durch die nicht wirklich verstandenen Gespräche (Streitereien) der Erwachsenen am Esstisch.


    Dieser Einfluß ist mir auch aufgefallen. Gerade die Unterhaltung beim Weihnachtsessen spiegelt ihn meiner Meinung nach deutlich wider. Für Stephen scheint das Gespräch auch sehr verwirrend und teilweise auch beängstigend zu sein. Und sobald ein kritisches Thema angesprochen wird, wird er mit einer Extraportion Essen abgelenkt :rollen:


    Die Allmacht der Kirche wird auch in der Szene in der Schule deutlich, als Stephen gezüchtigt wird, weil er seine Aufgaben nicht machen kann. Obwohl er sagt, dass seine Brille kaputt ist, beschimpft ihn Father Dolan als Tunichtgut- und wird später vom Rektor noch in Schutz genommen :grmpf: Dass Stephen sich beschwert finde ich dagegen sehr mutig.


    Leider hat meine Ausgabe (ein Sammelband mit dem Porträt, den Dublinern und Ulysses) keine Anmerkungen. Wie sieht das bei euch aus?


    In meiner Ausgabe sind am Ende zu jedem Kapitel Erklärungen zu Worten und Personen, aber da sehe ich nur nach, wenn ich wirklich auf dem Schlauch stehe.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • hi, also bei mir gibt es nur eine einzige seite mit anmerkungen am ende des buches


    was mir gefällt sind die heissen literatur-diskussionen von Stephen mit seiner mutter, mit dem präsidenten des debattierklubes und mit den kollegen


    da bekommt man lust auch auf diese autoren


    es ist ja autobiographisch, genauso tat es JJ mit seinem bruder, ich hab das in verschiedenen biografien und in den briefen von bruder stanislaus an JJ gelesen


    lg

  • Hallo!


    Ich bin gerade am Anfang des zweiten Kapitels. Hier kann man sehen, dass Stephen älter ist als im letzten Kapitel. Er ist nicht mehr so kindlich und beschäftigt sich mehr mit Dingen ausserhalb seines direkten Umfelds. Besonders berührt hat mich der Vergleich der Kühe, die auf dem Feld so schön und im Stall so schäbig aussehen mit dem Verhalten seiner Sommerfreundschaften, die im Herbst nicht mehr so unbeschwert sind.


    Joyca: Du erwähnst Biografien, kannst Du mir eine empfehlen?


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo ihr!


    Sorry, dass ich mich jetzt erst melde, aber ich habe schon fleißig gelesen und bin mit den ersten zwei Kapiteln fertig.


    Ich habe von Joyce bis jetzt nur Dubliners gelesen und erfreue mich deswegen wieder einmal an den Szenen, in denen es um die katholische Kirche geht. Und jetzt weiß man auch, warum er sie so verabscheut, denn es scheint ein ziemlicher Zwang zu herrschen. Man muss immerzu aufpassen, was man sagt, um ja nicht als Häretiker abgestempelt zu werden. Und das kann jederzeit passieren, von den Lehrern, von den Freunden.


    Anfangs spürt man richtig schön die Verwirrung, die in Stephens jungen Leben herrscht. Er hat das Gefühl nichts zu verstehen und möchte alles richtig machen, doch egal was er sagt, wird er doch manchmal ausgelacht.


    Am besten gefallen mir die Stellen, in denen er von der Schönheit der Sprache erzählt und die Momente, in denen er spürt, dass die Zukunft etwas großes für ihn bereithält.


    Ich freue mich aufs Weiterlesen,
    fairy

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Hallo,


    da ich auch die anmerkungslose SZ-Ausgabe lese, habe ich mir gestern die Rowohlts-Monografie über Joyce von Friedhelm Rathjen besorgt und komme nun mit den Anspielungen besser zurecht.
    Wie Joyca schon erwähnt hat, ist der Roman ja sehr autobiografisch.
    Ich befinde mich jetzt am Anfang des zweiten Kapitels, als Stephen der gesellschaftliche Niedergang seiner Familie erst richtig bewusst geworden ist. Vorher hat er sein Wegbleiben von Clongowes doch eher als Erlösung empfunden.
    Schön sind die skurrilen Nebenpersonen, die auch dem Ulysses einen Teil seiner Würze geben (nicht die gleichen natürlich):
    Großonkel Charles und den Trainer Mike Flynn sieht man sofort plastisch vor sich. Übrigens erinnert mich der von Flynn favorisierte Laufstil an den schönen Sportfilm "Die Stunde des Siegers": So läuft auch der schottische Missionar, der nachher mit in die britische Olympiamannschaft kommt.
    Auch an Proust fühle ich mich ein bisschen erinnert oder an Musils "Törless": Man merkt, dass diese literarischen Jungengestalten zwar aus unterschiedlichen Ländern, aber aus einer ähnlichen Epoche kommen: Das sensible, künstlerisch begabte Kind der bürgerlichen Klasse musste sich in dieser Epoche einerseits vielleicht behüteter als heute, andererseits ein bisschen fremd vorkommen in jener Zeit des Merkantilismus und heftiger politischer Diskussionen.


    HG
    finsbury

  • [
    Joyca: Du erwähnst Biografien, kannst Du mir eine empfehlen?



    Kirsten:


    diese bücher hab ich alle zu hause und gelesen, mir hat jedes gefallen :smile:



    James Joyce“ - Friedhelm Rathjen


    „Joyce“ Jean Paris


    „ Gespräche mit James Joyce“ - Arthur Power


    „ Joyce für Jedermann“ - Anthony Burgess


    „Briefe an Nora“ - James Joyce


    „Dubliner Tagebuch“ – Stanislaus Joyce (Bruder)


    „Meines Bruders Hüter“ - Stanislaus Joyce (Bruder)


    „NORA“ - Brenda Maddox (über seine große Liebe)


    „Liebe Miss Weaver“ – Jane Liddentale (über seine englische „Sponsorin“)



    lg
    Joyca

  • Ziemlich ruhig hier. Woran liebt's? Habt ihr alle die Lektüre abgebrochen, oder wisst ihr ebenso wie ich nicht recht, was ihr schreiben sollt?


    Schade finde ich es weiterhin, dass ich bei den einzelnen Szenen nie weiß, wie alt Stephen gerade ist. Ein oder zwei Jahre machen bei Kindern und Jugendlichen ja viel aus.
    Wie alt ist er z. B. vor der Weihnachtsaufführung, als er über die verschiedenen "hohlen Stimmen" nachdenkt, die Unterschiedliches von ihm fordern, je nachdem, ob es Eltern, Lehrer, Kameraden, die Umwelt sind, die ihn so oder so haben wollen. Nun empfindet er, dass der Versuch, die Anforderungen zu erfüllen, gleichbedeutend mit einem "pursuit of phantoms" wäre. Er sucht also nach einem eigenen, ihm nicht von außen auferlegten Ziel.


    Einen Blick zurück auf die Jugend des Vaters bietet ihm die Reise nach Cork, wo der letzte Besitz des Vaters unter den Hammer gerät. Hier wird deutlich, dass der Vater ein Alkoholiker ist, der das Schicksal beklagt, dass ihn hat verarmen lassen (ich möchte annehmen, dass er ein gutes Stück selbst dazu beigetragen hat), und der seiner Jugend hinterher trauert. Hier sieht Stephen seinen Vater (zum ersten Mal?) "von außen"; er ist nicht mehr der selbstverständliche Papa, sondern ein mehr oder weniger fremder Mensch mit einer eigenen Geschichte, den man beobachten und beurteilen kann wie alle anderen Menschen auch.


    Ja, Stephen wird wirklich älter - im letzten Abschnitt des 2. Kapitels fühlt er die ersten Forderungen des Fleisches, und sie verblüffen, ziehen ihn an und erschrecken ihn gleichermaßen. Mehr darüber im 3. Kapitel.

    Wir sind irre, also lesen wir!