Charlotte Brontë - Shirley

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 6.104 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tina.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt


    Yorkshire am Anfang des 19. Jahrhunderts: die Zeit ist von der Kontinentalsperre Napoleons und den Aufständen der Arbeiter, die sich gegen die beginnende Industrialisierung wehren geprägt. Die junge Caroline Helstone, die als Mündel bei ihrem Onkel lebt, ist in Robert Moore verliebt. Dieser versucht alles, um seinen kleinen Betrieb vor dem finanziellen Ruin zu retten und zieht deshalb sogar eine Heirat mit der reichen Shirley Keeldar in Betracht.


    Meine Meinung


    Ungeachtet des Titels würde ich eher Caroline als Heldin dieses Buchs sehen. Sie erscheint mir feinfühliger und ehrlicher als Shirley, die mir oft nur wie eine verwöhnte junge Frau vorkommt die erwartet, dass sich alles nach ihren Wünschen richtet. Trotzdem ist sie nicht wirklich unsympatisch, sondern eher gedankenlos und mehr mit sich als mit ihrem Umfeld beschäftigt. Caroline dagegen macht sich eher zuviele Gedanken um das Wohlergehen ihrer Mitmenschen, ist aber zu passiv, um Dinge wirklich zu verändern.


    Charlotte Bronte hat ein eindrucksvolles Bild der damaligen Zeit gemalt. Sie beschreibt die Sorgen der Arbeiter, die sich um die Zukunft ihres Handwerks Sorgen machen; die Situation der Fabrikanten, die mit der neuen Zeit gehen müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben und die Rolle der Frauen. Dazu nimmt sie mit Shirley und Caroline zwei Beispiele, die unterschiedlicher nicht sein können. Trotz dieser guten Zutaten fehlt meiner Meinung nach dem Buch die richtige Würze, vieles wirkt zu blass und ich konnte mich mit keiner der Hauptpersonen wirklich anfreunden. Deshalb bekommt Shirley von mir 3ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten



    Dem Nachnamen das Trema spendiert. LG Aldawen

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Meinung: Vor knapp einem halben Jahr (klick) habe ich mir das Buch gebraucht in der Bücherei für weniger als 50cent gekauft und bekam erstmal einen riesen Schock als ich den Original Preis sah. 26,90€ und bezahlte höchstens 40cent dafür. Einfach unglaublich.


    Dieses Buch war mein Wartezeiten Buch. Ich nahm es mit in die Schule, las es davor, während ich auf die anderen Schüler wartete und nach der Schule, wenn ich auf meinen Bus wartete. Deshalb, und weil es mich anfangs langweilte, habe ich über ein halbes Jahr für das 900 Seiten Buch gebraucht.


    Der Einstieg fiel mir schwerer als sonst. Im ersten Kapitel geht es nur um Männer, die später zwar noch vorkommen, aber keine große Rolle spielen. Eigentlich geht es um Caroline und Shirley. Caroline ist die Pfarrersnichte und verliebt in Robert Moore. Von den 4 Protagonisten sind nur die Beiden von Anfang an dabei. Shirley taucht ungefähr in der Mitte auf und Louis erst auf den letzten 200 Seiten.


    Die Autorin erzählt eine wunderschöne Liebesgeschichte von 2 Frauen, die sich im Männerdominierten England des 19. Jahrhunderts, durchsetzen, ihre Träume verfolgen und sich ihr eigenes Happy End basteln. Es ist sehr gut dargestellt, wie das Leben damals war. Der Unterschied zwischen arm und reich und besonders Mann und Frau. Außerdem sind die Gefühle und Handlungen der Personen immer nachvollziehbar und regen zum Nachdenken an.


    Der Schreibstil ist sehr ausführlich, was mir anfangs Probleme bereitete. Menschen, Szenen, Orte werden so ausführlich beschrieben, das der rote Faden verloren geht und erst Seiten später wieder auftaucht. Allerdings ist alles sehr poetisch und ich habe bisher in keinem Buch so viele schöne Zitaten gelesen wie hier. Dazu wird es aber einen Extra Post geben.
    Eine wehmütige Schönheit lag für sie in dieser Nacht und dieser Landschaft. Sie wäre so gern glücklich gewesen, hätte so gern inneren Frieden gefunden! Sie verstand nicht recht, warum die Vorsehung kein Mitleid mit ihr hatte, ihr nicht helfen oder trösten wollte. Erinnerungen an manch glückliches Stelldichein zweier Liebender von denen uns die alten Lieder singen, zogen ihrdurch den Sinn; sie dacht, wie glückselig so etwas in solch einer Umgebung sein müsse. Wo Robert jetzt wohl war ? überlegte sie. Nicht in Hollow`s Mill; sie hatte lange vergeblich auf seine Lampe gewartet. Sie fragte sich, ob das Schicksal Moore und sie noch einmal zusammentreffen und miteinander sprechen lassen wollte. S. 275/276
    Ihr lest, es ist nicht immer ganz einfach gestrickt, kann aber dennoch gelesen werden. Nach ungefähr der kam ich damit gut zurecht und fand immer mehr Gefallen an der Geschichte. Ich war gespannt ob Caroline und ihr Robert sich zusammen raufen, war gespannt auf Louis, wie Shirley auf ihn reagiert und wie diese Beiden zueinander finden. Die letzten Hundert Seiten habe ich nur so verschlungen und haben mich nicht enttäuscht.


    Fazit: Dieses Buch wird ohne Sterne Bewertung auskommen. Es war unterhaltsam, hatte aber seinen Längen. Die Charactere waren allesamt liebenswert und, genau wie Handlung und Landschaften, gut und ausführlich beschrieben.

  • Ich habe Shirley nun begonnen, nachdem ich die Biographie der Brontë's gelesen hatte und dadurch neugierig auf dieses mir noch unbekannte Buch wurde.
    Die erste Kapitel fand ich ein wenig langatmig aber so langsam finde ich in die Geschichte hinein und sie beginnt mir zu gefallen.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht leicht ist, Zugang zu diesem Buch zufinden, wenn man nicht größere Abschnitte in einem Stück liest. Erst dann konnte ich mich auf die Geschichte rund die Personen einlassen.


    Mit gefällt übrigens, dass Charlotte hier ihre Leser persönlich anspricht und mit diesen Sätzen spricht sie mir aus der Seele:


    Zitat

    Alle Gestallten diese Buches sind Menschen, denen charakterliche Mängel anhaften; denn meine Feder sträubt sich, Idealbilder zu entwerfen. Dennoch habe ich es unterlassen, völlig heruntergekommene und ruchlose Gestalten darzustellen. Leute die Kinder quälen und ihre Arbeiter wie Sklaven antreiben gehören meiner Meinung nach ins Gefängnis.
    Man möge es dem Schriftsteller erlassen, ihre Seiten mit dem Bericht ihrer Untaten zu beschmieren. Ich befriedige die Sensationsgelüste des Lesers nicht mit den effektvollem Schilderungen von körperlichen Züchtigungen.


    Natürlich gibt es Literatur, in welcher auch die ganz schlimmen vorkommen müssen, aber eben diese Sensationsgeilheit daran, dass auf jeder zweiten Seite literweise Blut fliest und Gehirnmasse irgendwo herausquillt. ist eben genau das, was ich auch nicht brauche und weswegen ich schon seit langem keine Krimis mehr lese, es sei denn es sind solche älteren Datums, Ales noch um den Fall an sich ging und nicht um das Massaker im Detail.

  • Ich habe jetzt ungefähr ein Drittel des Buches gelesen und es gefällt mir nicht nur, ich verstehe auch die Protagonistin die, nach dem Buchtitel zu urteilen, eigentlich gar keine ist. Wieder einmal zeigt mir dieser Roman, wie zeitlos manche Autoren schrieben. Wenn ich bedenke, dass dieses Buch vor 165 Jahren entstand, dann kann ich nur sagen, dass ich mich gerne mit dieser "alten" Autorin unterhalten hätte. Ich glaube nicht, dass es da große Diskrepanzen in Bezug auf Gesprächsthemen geben würde.
    Die Gefühlswelt von Caroline, welche ich gut nachempfinden kann ist trefflich beschrieben und eingebettet eine wundervolle wilde Landschaft. Dieses Buch beginnt mich zu fesseln, aber ich merke, dass es nach Ruhe verlangt, um es zu lesen. Nichts für zwischendurch. Aus diesem Grund lese ich auch nur, wenn ich weiß, dass ich längere Zeit am Stück lesen kann, ohne die Lektüre unterbrechen zu müssen. Dann bin ich nämlich im Yorkshire des 19. Jahrhunderts und kann mich mit Caroline melancholischen Gedanken hingeben. :breitgrins:

  • Ich mag das Buch gar nicht beenden und doch habe ich nicht mehr viele Seiten bis zum letzten Blatt.
    Nachwie vor ist das Buch wunderschön und auch wenn die ein oder andere Begebenheit sehr vorhersehbar ist, tut dies dennoch dem Zauber des
    Buches keinen Abbruch.


    Besonders interessant empfinde ich nun mein Hintergrundwissen, welches ich auf Grund der letztens gelesenen Biographie der Brontë-Schwestern habe. Viele Dinge sehe ich nun in einem anderen Licht und vor allem auch in starkem Bezug zu Charlotte Brontës Leben. Vieles, was sie erlebt und erfahren hatte, baute sie in diesem Roman ein und verwob es mit einer Geschichte, welche wohl schon lange in ihrem Herzen Gestallt annahm, bevor sie sie zu Papier brachte.

  • Charlotte Brontë - Shirley

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    OA: 1849
    OT: Shirley
    713 Seiten
    ISBN: 978-3866475878


    Inhalt:
    Neben dem grandiosen viktorianischen Sittengemälde *Jane Eyre*, mit dem Charlotte Brontë zwei Jahre zuvor schlagartig berühmt wurde, ist *Shirley*, 1849 erschienen, der zweite bedeutende Roman der großen englischen Dichterin über eine außergewöhnliche Frauenfigur. Vor dem Hintergrund der Arbeiterunruhen zur Zeit der wirtschaftlichen Depression am Beginn des 19. Jahrhunderts erzählt er die aufrüttelnde Geschichte der vermögenden und charakterstarken Gutsherrin Shirley Keeldar, die sich um der wahren Liebe willen entschlossen über die erstarrten Konventionen und den Standesdünkel ihrer Zeit hinwegsetzt.


    Eigene Meinung:
    Zu Beginn des Buches tat ich mich ein wenig schwer, aber nachdem ich einige Kapitel am Stück las, erkannte ich recht schnell, die Schönheit dieser Geschichte und genau das ist das Rezept für dieses Buch - man sollte sich Zeit nehmen, eine schöne Umgebung, einfach eine Atmosphäre in welcher man sich Wohlfahrt. Sind diese Vorraussetzungen erfüllt, dann kann man sich voll und ganz auf dieses Buch und seine Geschichte einlassen. Man wird förmlich in die Landschaft Yorkshire's transferiert, was an den wunderschönere Landschaftsbeschreibungen Charlotte Brontë’s liegt.
    Zum anderen ist es der Autorin gelungen, wundervolle Charaktere zu entwerfen, die mir recht schnell ans Herz gewachsen sind, aber es gibt auch ein oder zwei Kandidaten, die mir gründlich gegen den Strich gingen, Eine perfekte Mischung, für eine wunderschöne Liebesgeschichte, denn genau dies ist Shirley. Auch wenn der Leser hier sehr viel über die damalige Gesellschaft und Bevölkerung der grünen Grafschaft erfährt, sind es vor allem die Gefühle, welche die 166 Jahre, die zwischen heute und dem Erscheinen des Buch liegen, quasi nichtig machen. In den ein oder anderen Protagonisten konnte ich mich sehr gut hineinversetzen, ja so gar stellenweise wiederfinden.


    Ich kann am Ende der Lektüre überhaupt nicht verstehen, warum dieses Buch, im Gegensatz zu Sturmhöhe und Jane Eyre so wenig bekannt ist.
    Aufgrund der Biografie, welche ich erst vor kurzem über die Bronte-Schwestern las, konnte ich ich sehr viel eigene Erfahrungen und Gedanken der Autorin entdecken.


    Dieses zeitlose Buch war ein Genuss zu lesen denn es zeigte sich, dass 200 Jahren emotional keinen großen Unterschied zu uns heute darstellen.
    Vielen Dank Charlotte, für diese literarische Bereicherung und den Zeitzeugen Bericht der damaligen Gesellschaft.


    5ratten + :tipp:

  • Ach Tina, du erinnerst mich daran, dass das Buch bei mir schon seit Jahren darauf wartet, endlich gelesen zu werden. Begonnen habe ich es schon einmal, habe aber, wie auch du, Anfangs schwierig hineingefunden, weshalb ich es dann abbrach. Es ist das einzige Buch von den Brontes, das ich noch nicht zu Ende gelesen habe, also schiebe ich es auf meinem gedanklichen SUB mal wieder ein Stück hoch. :winken:


  • Es ist das einzige Buch von den Brontes, das ich noch nicht zu Ende gelesen habe, also schiebe ich es auf meinem gedanklichen SUB mal wieder ein Stück hoch. :winken:


    Tu das. Es ist auf eine ganz besondere Art sehr zeitlos und wen die Herren Hilfspfarrer erst einmal abgehakt sind, dann wird die Geschichte sehr schön. Die etwas langatmige Vorgeschichte ist dennoch wichtig für das Verständnis der Gesellschaft und der Besonderheiten dieser Zeit.