James Joyce - Ulysses (1. Kapitel)

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    Der Roman spielt am 16. Juni 1904. Der Protagonist, Anzeigenakquisiteur Leopold Bloom, geht wie sein Vorgänger Odysseus auf die Reise. Allerdings dauert seine nur einen Tag und führt ihn nicht in die weite Welt, sondern in die Abenteuer des Dubliner Alltags. Hier trifft er die unterschiedlichsten Typen, u.a. Daedalus, den jungen Lehrer und Schriftsteller, mit dem er am Abend in der Küche philosophiert, unter der Leine mit Mollys Schlüpfern. Molly ist Blooms nicht immer ganz treue Ehefrau. Sie kommt im Schlußkapitel zu Wort. Hier läßt Joyce sie ohne Punkt und Komma auf dem Strom ihres Bewußtseins dahingleiten und setzt damit in der Erzähltradition des 20. Jahrhunderts völlig neue Maßstäbe.


    Achtzehn Episoden lang begleitet Joyce seine Hauptfigur. Stets durchziehen das genial konstruierte Werk offene bzw. verdeckte Anspielungen auf sein antikes Vorbild. Blooms Tag ist voller humorvoller, trauriger und lustvoller Alltagsbegebenheiten. Er zieht durch Zeitungsredaktionen, geht auf eine Beerdigung, kauft Zitronenseife, besucht eine Bekannte, die gerade ein Kind zur Welt bringt, gibt sich heimlichen Sinnesfreuden am Strand hin... Alles wird haargenau erzählt und macht Leopold Bloom zu einem der am detailliertesten beschriebenen Charaktere der Weltliteratur.
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    Teilnehmer


    Struppi
    HoldenCaulfield
    mondpilz
    Joyca
    Mira
    SlainteGK
    Judith
    Stefanie
    noc
    Ralf
    WannaBe
    tina
    illy
    Rade
    Pan?
    Phil
    Jake
    feynman
    bane77
    fairy
    Doris
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    In diesem Bereich könnt ihr zum 1. Kapitel schreiben.


    Viel Spaß!


    Liebe Grüße
    Doris

  • Hallo :winken:


    Bin ich wirklich die Erste, die zu Ulysses schreibt?
    Sehr weit bin ich noch nicht, S. 34 der Suhrkampausgabe, aber da ich nicht weiß, ob ich die nächsten Tage ins Forum komme, poste ich lieber gleich, solange die ersten Eindrücke noch frisch sind.


    Also, ich muss zugeben, es ist für mich schwieriger als gedacht, das bisher Gelesene umzusetzen. Die Anspielungen auf die griechische Mythologie sind ja sehr augenfällig, aber die drei bisher kennengelernten Personen (Dedalus, Mulligan und Haines) sind mir weitgehend schleierhaft. Was sind sie - Studenten ? Aus welcher sozialen Schicht stammen sie? Einerseits sehr gebildet, andererseits ziemlich ordinär. Ich hoffe, das Buch besteht nicht nur aus solchen Rätseln, die sich evtl. nur mir nicht erschließen :rollen:


    Was mich auf den ersten Seiten gleich wirklich erstaunt hat: die ziemlich flapsige, fast gotteslästerliche Einstellung zur Kirche. Ich kann mir schlecht vorstellen, das sowas damals im erzkatholischen Irland wirklich gut angekommen ist.
    Einen ausgesprochenen Unsympathen hab ich auch schon: Buck Mulligan. Seine Art kann ich einfach gar nicht ab.


    Jetzt warte ich natürlich gespannt darauf, wann Leopold Bloom zum ersten Mal auftritt und was für ein Typ er ist.

  • Hallo :winken:
    Meine Ausgabe ist irgendwie nicht in 18 Kapitel unterteilt, deshalb bin ich jetzt auch etwas verwirrt. Aber ich denke ich bin wohl noch im 1. Kapitel, hab ca. 40-50 Seiten gelesen.
    Ich bin eigentlich sehr positiv überrascht, es ist einfacher zu lesen, als ich erwartet habe. Natürlich gibt es da einige Dinge, die sich mir nicht so sehr erschließen, ich bin auch nicht so vertraut mit griechischer Mythologie. Da muss ich wohl einiges im Internet recherchieren.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Hallo!


    Ich habe das erste Kapitel gleich in einem Rutsch durchgelesen und finde es natürlich wieder einmal toll! :klatschen:


    In meiner Ausgabe war vorne noch ein Brief von Joyce an einen amerikanischen Verleger und die Entscheidung eines amerikanischen Gerichts abgedruckt, Ulysses von der Liste der verbotenen Bücher zu streichen. Sehr interessant, der arme Joyce hatte es mit der Veröffentlichung seiner Bücher wirklich schwer, Verleger in den USA und Irland haben seine eingeschickten Manuskripte beispielsweise einfach weggeworfen und nicht mal reingeschaut! Kein Wunder, dass er sich in Paris gleich viel wohler gefühlt hat.


    Ich finde, dass sich das erste Kapitel ziemlich gut lesen ließ, nur manchmal musste ich mich bei ein paar Wörtern wundern, weil sie zusammen geschrieben waren. :schulterzuck: Da ist im Englischen ja eher unüblich und ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber zum Glück kam es nicht so oft vor.



    Was sind sie - Studenten ? Aus welcher sozialen Schicht stammen sie?


    Ich weiß ja nicht, wie weit du schon bist, aber es wird noch erwähnt, dass Mulligan Medizinstudent und Haines Schriftsteller ist (und auch Student?). Stephen ist Lehrer.



    Was mich auf den ersten Seiten gleich wirklich erstaunt hat: die ziemlich flapsige, fast gotteslästerliche Einstellung zur Kirche. Ich kann mir schlecht vorstellen, das sowas damals im erzkatholischen Irland wirklich gut angekommen ist.


    Ist das dein erster Joyce? :breitgrins: Also nach Dubliners und The Portrait of the Artist as a young man war mir eigentlich klar, dass auch die Kirche wieder mal was abkriegt. :breitgrins: Und natürlich ist es nicht gut angekommen, im zuletzt genannten Buch beschreibt Joyce auch, mit welchen Schwierigkeiten er in seinem Umfeld zu kämpfen hatte, wenn seine Ablehnung der Kirche gegenüber klar wurde. Genau deswegen will er ja auch Irland verlassen, das wird auch im ganzen 1. Kapitel klar, wenn er immer wieder sehnsüchtig aufs Meer hinaus blickt.



    Einen ausgesprochenen Unsympathen hab ich auch schon: Buck Mulligan. Seine Art kann ich einfach gar nicht ab.


    Ja, Mulligan ist wirklich einer dieser Menschen, die einfach immer laut sind und zu allem einen flotten Spruch auf den Lippen haben. Ich glaube, dass er eigentlich ganz nett ist und ein guter Mensch ist, aber er ist einfach anstrengend...


    fairy

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  • Hallo


    Interessant ist, dass das Buch genau den Beginn der tridentinischen Messliturgie in den ersten sätzen parodiert: "Introibo ad altare Dei", mit dem Zimborium des Priesters, dass von Mulligan parodiert wird.


    Ralf

  • Mein erster James Joyce und meine Odyssee-Kenntnisse entstammen einer Kinder-Ausgabe in weit entfernter Vergangenheit :breitgrins:


    Die ersten 25 Seitern waren trotzdem ganz gut, sehr überladen, ich habe das Gefühl jedes 2. Wort könnte interpretiert werden, von den mir unbekannten Fremdwörtern und fremdsprachigen Zitaten ganz abgesehen. Ich lasse mich einfach mal von den Wellen tragen und versuche mehr die Stimmung einzufangen, als ins Detail zu gehen.


    :winken:
    illy

  • Ich habe das mit den Kapiteln jetzt durchschaut und habe, wie es aussieht, das erste Kapitel schon fertiggelesen :)
    Wie schon gesagt, es hat mir sehr gut gefallen und war auch einfacher zu lesen als ich erwartet hatte.


    Lest ihr alle die deutsche Übersetzung? Ich wollte es ursprünglich auf englisch lesen, aber mein Stiefvater, von dem ich mir das Buch jetzt geliehen habe, meinte, es wäre auf deutsch sicher schon schwierig genug.

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  • Hallo,


    es wird Zeit, dass ich mich endlich auch zu Wort melde. Leider bin ich wegen des Besuchs meiner Schwiegereltern über das Wochenende nicht viel zum Lesen gekommen, aber bis Seite 29 habe ich es immerhin geschafft.


    Bisher bin ich angenehm überrascht, dass sich das Buch relativ leicht lesen lässt, wenn auch noch nicht viel passiert ist. Buck Mulligan ist mir ebenfalls nicht sonderlich sympathisch mit seinen Sprüchen und bohrenden Fragen. Wenn ich nicht wüsste, dass er nur eine Randfigur ist, würde ich jetzt sicher vermuten, dass er eine größere Rolle spielt, weil er doch sehr im Mittelpunkt der Handlung steht bzw. sich selbst hineinsetzt.


    @ Stefanie
    Ich lese die deutsche Übersetzung von Hans Wollschläger.


    Gruß
    Doris

  • fairy: Wie Du richtig vermutet hast, ist das mein erster Joyce. Aus den "Dubliners" kenne ich nur die Zitate, die im Besucherzentrum der Guinnes-Brauerei am Fenster stehen. :breitgrins:


    Mit dem ersten Kapitel bin ich durch und ich finde es auch etwas überladen. Stephen scheint mit sich und der Welt ziemliche Probleme zu haben. Oder sehnt er sich nur so sehr nach seiner Zeit in Paris?
    Womit ich auch nicht wirklich warm geworden bin, ist die Sprache in diesem Kapitel. Abgesehen von den fremdsprachigen Zitaten tat ich mich mit einigen Ausdrücken schwer, was z.B. sind "begelderte Stimmen"? Ein bisschen kam ich mir vor, als würde ich Sheakspear im Original lesen, damit hab ich ähnliche Problme :breitgrins:


    Grüße
    WannaBe

  • hallo, auch ich lese die ausgabe von hans wollschläger, das erste kapitel habe ich nun beendet, wobei ich zugeben muss, dass ich manchmal eine zeile ausgelassen habe, ich hoffe das war jetzt kein folgeschweres outing......
    aber ich freu mich schon auf das nächste kapitel und warte auch schon interessiert auf leopold bloom, der das zweite kapitel gleich beginnen wird, wie ich mit einem kurzen vorblick schon bemerkt habe :smile:


    Joyca


    NACHTRAG: nun habe ich bemerkt, dass meine kapitel anders geordnet sind, weil Mr Deasy im zweiten kapitel besprochen wird, da bin ich aber schon längst vorbei


    Doris
    wie teilst du dir die kapiteln ein ??

    Einmal editiert, zuletzt von Joyca ()

  • @ Joyca
    Mein Buch hat keine Kapitelüberschriften oder eine Nummerierung. Der Beginn ist jeweils nur durch eine eingerückte Zeile und einen übergroßen ersten Buchstaben des ersten Wortes kenntlich gemacht. In einer Interpretation zu Ulysses habe ich gelesen, dass Joyce die Einteilung entsprechend der Odyssee vorgenommen hat, die ihm als Vorlage diente, und sie hat ebenfalls 18 Kapitel. Ich dachte eigentlich, dass in allen Versionen des Buches die Einteilung genauso ist. Wenn das bei Deinem nicht der Fall ist, bin ich natürlich etwas ratlos... Gibt es denn gar keine erkennbaren Absätze?

  • Doris


    mein buch ist römisch in 3 teile geteilt, aber sehr unterschiedlich gross, aber ich habe jetzt absätze erkannt und das sind wohl die kapitel, ich denke jetzt passt es, danke :smile:


    Joyca

  • Stimmt, die drei römischen Teile habe ich unterschlagen, die hat meine Ausgabe natürlich auch. Aber sie sind für unsere Einteilung nicht relevant. Ich schätze, die Kapiteleinteilung ist in dieser Leserunde das kleinste Problem :breitgrins:

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich gebe auf. :sauer:
    Ich habe mich jetzt durch das erste Kapitel gequält und ich befürchte ich bin zu blöd für dieses Buch. Ich verstehe es nicht, mich stören die lateinischen und französischen Sätze, ich verstehe teilweise den Inhalt nicht und es ist mir einfach zu verworren. Ich habe sehr wahrscheinlich zu wenig Einblick in die Ilias, in die politische Situation Irlands und der Geschichte des Landes.
    Ich merke, dass mir das Buch keinen Spaß macht und da meine Lesezeit momentan sowie so sehr beschränkt ist, strecke ich jetzt die Flügel und wünsche Euch noch viel Spaß mit dem Buch.


    Tina, die zu doof ist um dieses Buch zu verstehen. :redface:

  • hallo, also die lateinischen und französischen sätze finde ich sogar recht interessant (ich habe beide sprachen mal gelernt) auch wenn man nicht alles versteht,aber ich kann mir vorstellen, dass es mich nerven würde, falls zB sprachen sind, die ich nicht kann


    einen schönen dienstag an alle und viel spass beim lesen !


    :smile:

  • Tina: Och, tina, das ist aber schade. Hast du denn nebenher noch auf irgendeiner Seite Interpretationen und Erklärungen gelesen? Ohne die kann es vermutlicher keiner verstehen!

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  • Hallo


    Leute ich will euch nicht entmutigen, aber das erste Kapitel ist im Vergleich zu manchen anderen noch einfach geschrieben.
    Was die Zitate angeht, da setzt Joyce ein gehöriges Grundwissen der katholischen Liturgie und Theologie voraus, das wird später noch vertieft.


    Beim ersten Lesen kann kein Mensch die Komplexität der Kapitel verstehen. Man liest einfach weiter und ignoriert das Nichtverstandene. Vieles wird im Laufe der Lektüre klarer, manches bleibt auch für immer im Dunkel, so geht es mir jedenfalls. Aber ein Grundverständnis der okzidentalen Literatur angefangen bei Homer und gewisse philosophiegeschichtliche Kenntnisse setzt Joyce einfach voraus. Stephen Dedalus ist ja wie Joyce selbst bei den Jesuiten erzogen worden.


    Ralf

  • @ Tina
    Schade! Allerdings kann ich Dich verstehen, denn mit den Zitaten habe ich auch meine Probleme und um mein Hintergrundwissen ist es nicht allzu gut bestellt. Zum Glück habe ich vor Ulysses noch zwei Interpretationen gelesen, denn ansonsten würde ich schon arg ins Schleudern kommen. Es wäre wahrscheinlich doch von Vorteil gewesen, die Odyssee vorher gelesen zu haben, um wenigstens die eine oder andere Parallele ziehen zu können. Mit den vielen Anspielungen auf Namen und Ereignisse kämpfe ich auch, aber ich mache es so, wie Ralf es empfohlen hat: Weiterlesen und ignorieren.


    Hoffentlich bis bald in der nächsten Leserunde!


    Liebe Grüße
    Doris

  • Um die Parallele zur "Odyssee" herzustellen:


    Mulligan und Haynes entsprechen natürlich den Freiern im ersten Buch der "Odyssee", die Telemach auslachen und ihn lächerlich machen.


    So wie im zweiten Kapitel Deasy dem Nestor entspricht. Ein alter Mann, den Telemach befragt, der aber ausser Sprüchen nichts zu bieten hat.


    Ralf

  • Danke Ralf, auch wenn mir das nicht weiterhilft, weil ich die Odyssee nicht kenne. Im Fall von Deasy bestätigt das allerdings meinen Eindruck von ihm.


    Gruß
    Doris