James Joyce - Ulysses (13. Kapitel)

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 4.241 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von WannaBe.

  • Ein sehr schönes Kapitel :smile:
    Zu Beginn fühlt man sich in ein ganz anderes Buch versetzt, Gerty MacDowell und ihre beiden Freundinnen sind am Strand, man erfährt viel über Gerty, ihre Gefühle, ihre Gedanken. Ich hatte auf einmal das Gefühl, in einem Liebesroman gelandet zu sein. Dann taucht aber Leopold Bloom am Strand auf und Gerty zeigt Interesse an ihm und scheint sich sogar in ihn zu verlieben, obwohl sie nicht mit ihm spricht und auch Leopold scheint Interesse zu zeigen (allerdings eher sexueller Art).


    Der zweite Teil des Kapitels ist dann wieder so, wie wir es schon kennen. Unzusammenhängende Gedankenfetzen, unvollständige Sätze usw.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Joyce parodiert in diesem Kapitel die sentimentalen viktorianischen Liebesromane, daher auch der schwülstige Stil.


    Gerty ist natürlich Nausikaa, die Königstochter, die mit ihren Freundinnen am Meer Wäsche waschen geht, und dabei den Helden im Gestrüpp aufstöbert. Er tritt nackt Nausikaa gegenüber. sie nimmt ihn mit nach Hause und kleidet ihn ein. Dabei verliebt sie sich etwas in Odysseus, der nach einigen Tagen die Heimreise antritt.


    Gerty fühlt sich im Gegensatz zu ihren Freundinnen von dem geheimnisvollen Herrn angezogen, genau wie Nausikaa. Ihre Liebessehnsucht und seine sexuelle Sehnsucht gehen eine kurze Verbindung miteinander ein.


    Dieser Augenkontakt wird mit geheimen Sehnsüchten aufgeladen und auf den anderen projiziert. Bloom als betrogener Ehemann wird durch das Interesse des jungen Mädchens erregt, und Gerty als schwärmender Teenager projiziert in Bloom den künftigen Ehemann.


    Sie gewährt ihm Einblick auf ihre Schenkel und Bloom onaniert heimlich. Das Feuerwerk symbolisiert dann den Orgasmus Blooms.


    Und ähnlich wie Odysseus und Nausikaa nicht zusammenkommen, so trennen sich Gerty und Bloom.


    Ralf

  • Mir gefällt dieses Kapitel sehr gut, das ist schon eher mein Stil als die abgehackten und verworrenen Gedankengänge aus den vorangegangenen Kapiteln. Man könnte fast den Eindruck bekommen, im falschen Buch gelandet zu sein. Allerdings bin ich noch nicht ganz durch, bin jetzt an der Stelle, wo man den Mann als Bloom erkennt.


    Gerty erschien mir zu Beginn gar nicht so, als wäre sie eine junge Frau, die gerne flirtet oder ganz unverhohlen mit ihren Reizen spielt. Mir kam sie eher unsicher und zurückhaltend vor. Ihre Reaktion auf Bloom hängt wohl mit dem Liebeskummer um diesen Reggy zusammen.


    Auf die Idee, dass das Feuerwerk Blooms Orgasmus symbolisiert, wäre ich nie gekommen.

  • Ich bin heute mit diesem Kapitel fertig geworden und vermute, dass einige der Gründe, warum Ulysses nur zensiert verlegt wurde, hier zu finden sind. Für die damalige Zeit finde ich das, was nach der Zensur übrig blieb, immer noch sehr gewagt.

  • Ich bin schon länger mit diesem Kapitel fertig, komme aber z.Zt. so selten ins Forum, sorry. :redface:


    Im ersten Teil, aus Gertys Sicht geschildert, musste ich wirklich manchmal schmunzeln. Ich bin ja ein großer Fan von Romanen aus der viktorianischen Zeit, und diese Parodie ist einfach köstlich. Was für Gedanken sie sich wg. der Männer macht :breitgrins: und wie sie Bloom reizt, indem sie ihren Rock immer höher gleiten lässt, hihi... Bloom geht auch gleich auf dieses Spiel ein, und in was für einer Art und Weise :boah:
    Wie Doris glaube ich auch, dass dieses Kapitel mitverantwortlich für die Zensur war, ich glaube, zensiert wurde hauptsächlich wg. Obszönität.