James Joyce - Ulysses (17. Kapitel)

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 5.871 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von WannaBe.

  • Ich bin heute eingestiegen in das 17. Kapitel und habe sehr gestaunt über den Stil, den Joyce hier anwendet. Laut wikipedia handelt es sich um Katechismus, der mir nur im religiösen Sinn bekannt ist.


    Für mich liest es sich wie ein Fragebogen. Zuerst wird eine Frage gestellt, die sich darauf bezieht, was Bloom gerade macht oder denkt, und danach wird auf sehr nüchterne und teilweise ausschweifende Weise geantwortet. Alleine das Aufdrehen eines Wasserhahns führt zu einer Exkursion in Gefilde, die vielleicht einen Biologen oder Techniker entzücken können, aber leider nicht mich. Es ist erstaunlich und bewundernswert, welche Kenntnisse Joyce besitzt, aber ich frage mich wirklich, wofür das in diesem Buch gut sein soll bzw. was es noch mit der Geschichte als solche zu tun hat. Es ist durchaus möglich, dass hinter allem ein tieferer Sinn steckt, der sich mir als literarischem Laien aber leider nicht offenbart.


    Verwirrte Grüße
    Doris

  • Nachdem ich mich gestern gezwungen habe, endlich mit Ulysses weiterzulesen, habe ich dieses Kapitel heute in einem Rutsch durchgelesen. Ich finde die Idee des Frage-Antwort-Spiels genial. Joyce überrascht mich immer wieder, weil jedes Kapitel ganz was anderes ist. Manche Ausschweifungen habe ich nicht verstanden, aber darum geht es mir schon lange nicht mehr.
    Den tieferen Sinn hinter dem ganzen verstehe ich auch nicht so ganz, Ralf ist ja leider nicht mehr da, der hätte uns sicher etwas mehr dazu sagen können.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • :entsetzt: In einem Rutsch - das würde ich nie schaffen! Diese Frage-Antwort-Technik verlangt mir viel zu viel Konzentration ab, selbst wenn ich alles verstehen würde, merke ich nach einiger Zeit, dass meine Kapazität erschöpft ist und ich abschalte. Dann höre ich lieber auf zu lesen.


    Gestern ist mir noch eine Wortschöpfung untergekommen, bei der ich nur den Kopf schütteln konnte: "Pfleischkonsaumenvosendaum". Ich schätze, selbst ein Literaturwissenschaftler weiß dazu nichts mehr zu sagen. Für mich hört sich das an, als wollte Joyce mit sinnlosem Geschreibsel seine Seiten füllen.


    Grüße
    Doris

  • Gestern ist mir noch eine Wortschöpfung untergekommen, bei der ich nur den Kopf schütteln konnte: "Pfleischkonsaumenvosendaum". Ich schätze, selbst ein Literaturwissenschaftler weiß dazu nichts mehr zu sagen. Für mich hört sich das an, als wollte Joyce mit sinnlosem Geschreibsel seine Seiten füllen.


    Das sind doch dann immer solche Wörter, die sich aus irgendwelchen anderen Wörtern bilden, oder? Oft ist es doch so, dass ein Wort mehrmals wiederholt wird und dann vermischt es sich mit anderen Wörtern zu irgendeinem komischen Ausdruck. Ich würde das ja alles zu gerne mal im Original lesen. Aber ich lasse jetzt erst ein mal ein paar Jährchen vergehen, bevor ich mich nochmal an den Ulysses wage...

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  • Gestern ist mir noch eine Wortschöpfung untergekommen, bei der ich nur den Kopf schütteln konnte: "Pfleischkonsaumenvosendaum". Ich schätze, selbst ein Literaturwissenschaftler weiß dazu nichts mehr zu sagen. Für mich hört sich das an, als wollte Joyce mit sinnlosem Geschreibsel seine Seiten füllen.


    Letzeres sicher nicht :winken: . Und wenn nicht ein Literaturwissenschafter, dann doch ein Sprachwissenschafter würde Dir ein ganzes Buch darüber schreiben ... :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Das wäre sogar noch interessant für mich.


    Aber ich habe mich bei diesem Wort tatsächlich nicht zum ersten Mal gefragt, ob und welcher tiefere Sinn dahinter steckt. Ich schätze, dass jemand heutzutage wenig Erfolg mit dieser Schreibweise haben dürfe.


    Grüße
    Doris

  • Heute bin ich mit Kapitel 17 fertig geworden. Könnte man beim Lesen ins Schwitzen kommen, dann müsste ich sagen, dass mir hier der Schweiß ausgebrochen ist. So viele Fremdwörter wie in diesem Abschnitt gab es vorher noch nicht. Das hat mir auf unangenehme Weise verdeutlicht, wie viel ich nicht weiß. Entsprechend wenig habe ich verstanden und entsprechend wenig hat mir der Inhalt gefallen.


    Bloom verliert sich in Gedanken, nachdem Stephen sich verabschiedet hatte, um irgendwo anders als in Blooms Wohnung zu schlafen. Diese Gedankengänge führen wieder ins Unendliche und werden so intensiv ausgeführt, dass man den Eindruck bekommt, sich in einer tatsächlichen Handlung zu befinden und nicht nur in Hirngespinsten. Unter anderem macht er sich wieder Gedanken über Mollys Fremdgehen, nachdem er deutliche Anzeichen wahrnimmt, dass Blazes Boylan sich in seinem Bett befunden hat, was in diesem Fall kein Hirngespinst ist. Obwohl ihn diese Situation schon während des ganzen Tages immer wieder verfolgt hat, legt er sich scheinbar unberührt davon neben Molly ins Bett nach dem Motto: Worüber man nicht spricht, ist nicht existent.


    Nun bin ich gespannt, was Molly von der ganzen Sache hält.


    LG
    Doris


  • Heute bin ich mit Kapitel 17 fertig geworden. Könnte man beim Lesen ins Schwitzen kommen, dann müsste ich sagen, dass mir hier der Schweiß ausgebrochen ist. So viele Fremdwörter wie in diesem Abschnitt gab es vorher noch nicht. Das hat mir auf unangenehme Weise verdeutlicht, wie viel ich nicht weiß. Entsprechend wenig habe ich verstanden und entsprechend wenig hat mir der Inhalt gefallen.



    LG
    Doris


    Hallo Doris,


    ich ich bin noch ziemlich am Anfang und tu mich auch etwas schwer. Gerade hadere ich mit mir, ob ich die mir unbekannten Wörter nachschlagen soll oder einfach drüberlesen. Einerseits will ich jetzt endlich fertig werden, andererseits bringt es mir wenig, wenn ich nur Bahnhof verstehe :rollen:
    Und Du machst mir auch nicht gerade Mut :smile:


    Ich war noch selten bei einem Buch so zwiespältig in meiner Meinung. Bin schon gespannt, was ich nach beendeter Lektüre darüber denke.

  • Hallo WannaBe,


    soll ich nun ehrlich sein oder Dich ermutigen? :breitgrins:


    Leider weiß ich nicht, wie fit Du bei Fremdwörtern bist. Für mich waren es ziemlich viele. Wenn ich mir die Mühe gemacht hätte, alle einzeln nachzusehen, hätte die Lektüre dieses Abschnittes sich noch einige Zeit länger hingezogen. Aber auch wenn ich dann mehr verstanden hätte, war ich zu diesem Zeitpunkt schon etwas Ulysses-müde und habe es mir deshalb gespart, alles nachzuschlagen. Einen Großteil davon werde ich ohnehin nie wieder hören geschweige denn verwenden, von daher hielt ich es hier mit Ralfs Rat ignorieren und weiterlesen. In diesem Zusammenhang würde mich interessieren, wie umfangreich Joyce' Wortschatz war sowie der eines normal Sterblichen ist.


    LG
    Doris


    Edit: Soeben habe ich in wikipedia nachgelesen, dass man im Alltagssprachgebrauch 400 - 800 Wörter benutzt, für das Verstehen von Klassikern 4000 - 5000 Wörter benötigt, und - jetzt kommts - für Joyce 100.000 Wörter! Ich erstarre in Ehrfurcht. :anbet:

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Ich hab mich gestern dafür entschieden, es wie Stefanie zu machen und dieses Kapitel in einem Rutsch durchgelesen. Bei den Fremdwörtern hatte ich Mut zur Lücke und es ging schon so einigermaßen.


    Der analytische Stil dieses Frage- und Antwortspiels hat mir sehr gut gefallen. Man erhält sehr viele Informationen über Bloom und auch einige über Stephen, manche für das Verständnis des Romans wie ich finde wichtig, andere einfach interessante und amüsante Details.


    Doris: Ulysses-müde :breitgrins:, das hast Du sehr schön ausgedrückt. So ging es mir zwischendurch immer mal wieder.
    Zum Wortschatz fällt mir gerade noch ein, dass ich mal gelesen habe, im Deutschen hätte Goethe den umfangreichsten Wortschatz verwendet und im Englischen Shakspeare. An die genaue Anzahl der Wörter kann ich mich aber leider nicht erinnern. 100 000... :entsetzt:

    Einmal editiert, zuletzt von WannaBe ()

  • Zum Wortschatz fällt mir gerade noch ein, dass ich mal gelesen habe, im Deutschen hätte Goethe den umfangreichsten Wortschatz verwendet und im Englischen Sheakspear. An die genaue Anzahl der Wörter kann ich mich aber leider nicht erinnern. 100 000... :entsetzt:


    Wenn ich darf: Im Alltag verwenden wir maximal 1'000 Wörter, eher weniger; Boulevardzeitungen die Hälfte, also keine 500. Ein Mensch, der sehr viel redet / schreibt / liest, kann einen aktiven Wortschatz von 5'000 - 10'000 Wörtern aufweisen. ("Aktiv" heisst: Wörter, die [richtig] verwendet werden, nicht die Wörter, die man zwar beim andern versteht, aber selber nicht benützt.) Goethe soll einen Wortschatz von rund 80'000 Wörtern gehabt haben, aber vergessen wir nicht, dass wir hier jedes Wort zählen, das er im Verlaufe eines über 80jährigen Lebens auch nur einmal verwendet hat! Zu Shakespeares Wortschatz kann ich nichts Genaues sagen; ich halte ihn aber für nicht so gross. Hingegen hat Joyce rund 100'000 Wörter verbraten ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Danke Sandhofer, ich finde solche Infos immer sehr interessant.


    In dem Artikel, der sich auf Shakspeare bezog, wurde der große Wortschatz damit begründet, dass in dieser Zeit in England wesentlich mehr Wörter gebräuchlich waren als heute. Was ich ehrlich gesagt allerdings bezweifle, da Sprache etwas Lebendiges ist. Für Worte, die nicht mehr gebraucht werden, entstehen neue Ausdrücke.