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Rezi zu Cormac McCarthy: Die Straße
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„Publishers Weekley“ bezeichnete den Roman als „das dem Alten Testament am nächsten kommende Buch der Literaturgeschichte“. Nach einer ungeheuren Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes geht ein Vater mit seinem Sohn durch ein abgefackeltes Amerika. Man fragt, wohin wollen sie eigentlich? Zum Meer, heißt es später, aber was wollen sie dort? Was kann man in einer toten Welt schon wollen? Ihr Ziel ist das Nichts. Wälder verkohlt, Asche säuselt im Wind, alles tot, sogar die Vögel verschwinden. Das Leben auf der Erde ist ausgelöscht. Im Roman erfahren wir nichts über die Ursache der Katastrophe. Schon die Chaldäer glaubten an einen Weltenbrand, ein Überbleibsel solch einer biblischen Katastrophe klingt noch im Lukas Evangelium nach: „Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf Erden; was wollte ich lieber, als dass es schon brennt“(12,49). Schon Stewart O'Nan inszenierte in seinem Roman „Das Glück der Anderen“ ein Weltuntergangsszenario. Cormac McCarthy erzählt von der zerstörten Welt nach dem Weltenbrand. Die Ursache des „Warum?“ interessiert McCarthy nicht.
Schon in „Die Abendröte des Westens“ (1985) zeichnet Cormac McCarthy Bilder des Untergangs, Gewalt und Zerstörung. In „All die schönen Pferde“(1992) erzählt er von zwei jungen Ausreißern, die in Mexico ihr großes Abenteuer suchen, und schließlich ums Überleben kämpfen müssen. In dem Roman „Die Straße“ kämpfen die beiden, der Vater und sein Sohn, ums Überleben. Hier geht es um elementaren Bedürfnisse. Wann findet man endlich etwas essbares, wo schlägt man sein Nachtlager auf?
Grandios sind die wortkargen Dialoge, so karg wie die Landschaft selbst, aber mit einer wuchtigen Wirkung zwischen den Zeilen. Es geht um die Frage nach dem Tod, um die Trauer, dass es keine Vögel mehr gibt, um Sehnsüchte.... Meisterhaft ist, wie wenige Worte McCarthy braucht, um Gefühle und Stimmungen lebendig werden lassen. Diese Wortkargheit fügt sich in idealer Weise in diese entsetzlich apokalyptische Welt ein. Der Junge schaut durch ein Fernglas und kann nichts erkennen, weil alles im Grauton verschwimmt und man weiß nicht, ob das Meer noch blau ist. Wenn McCarthy in „All die schönen Pferde“ von einer herrlichen stillen Mondnacht erzählt, verschwindet hier der Mond hinter einen trüben Aschenatmosphäre. Der Schluss des Romans: Er endet, wie er enden muss. Teilweise erahnt, aber dann doch etwas anders. Das Ende darf ich selbstverständlich nicht verraten, habe mir auch Mühe gegeben, vom Inhalt kaum was preiszugeben.
Die Prosa ist sehr leicht lesbar mit gewaltiger Wirkung. Cormac McCarthy ist ein Meister unausgesprochener Worte.
Liebe Grüße
mombour
EDIT: Betreff angepasst. LG Seychella