Nancy Mitford - Englische Liebschaften

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.957 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Titel: Englische Liebschaften
    Autorin: Nancy Mitford


    Allgemein:
    336 S.; List Tb.; ein genauer Preis wahr nicht zu ermitteln, bei Amazon gebraucht erhältlich


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    Rezi:
    Dieses Buch war für mich ein kleiner, feiner Ausflug in die Englische Gesellschaft der 20er und 30er Jahre. Nancy Mitford schildert, angelehnt an ihr eigenes, das Leben der Adligen Linda aus der Sicht ihrer Cousine Fanny. Linda heiratet einen jungen Bankier, doch sie ist in dieser Ehe unzufrieden und brennt zum Schrecken ihrer Familie mit einem Kommunisten durch. Doch auch diese Verbindung wird nicht Glücklich. In Paris lernt sie schließlich einen Mann kennen in den sie sich verliebt, doch dieser ist als Casanova verschrien. Meine Ausgabe wurde übrigens mit Fotos aus der damaligen Zeit ausgestattet was ich recht passend fand. Im Nachwort finden sich auch Bilder der Autorin und ihrer Familie.
    Mit viel Witz und Charme schildert Mitford die Gedanken und Ansichten ihrer Protagonisten. Wer ein Faible für England hat wird hier sicher seinen Spaß haben.
    So hätte ich über dieses Buch geschrieben bevor ich das Nachwort gelesen habe. Nun würde ich es als Illusion bezeichnen. Eine Illusion die sich die Autorin geschaffen hat um von ihrer eigenen Vergangenheit abzulenken, in diesem Buch geschehen zwar ein paar "skandalöse" Dinge und doch löst sich alles wieder in wohlgefallen auf. Politische Meinungen bleiben außen vor. Selbst der Krieg bleibt seltsam verwaschen und weit weg- und das obwohl Linda in London ausgebomt wird... Doch Nancy Mitford hatte wohl ihre Gründe für diese Illusion, vielleicht wollte sie davon ablenken das ihre Familie und vorallem ihre Schwester Unity Mitford ein recht enges Verhältnis zum Deutschland während des Nationalistischen Regimes hatte und auch mit Hitler eng befreundet war.
    Schön zu lesen aber mit den Hintergrundinformationen die ich nun habe bleibt doch ein bitterer Nachgeschmack zurück...


    3ratten


    [size=1]EDIT: Betreff angepasst. LG, Saltanah[/size]

  • Oh, da hast du ja etwas Feines entdeckt. :winken:


    Ich habe das vor vielen Jahren gelesen, danach dann auch noch Liebe unter kaltem Himmel . Obwohl ich damals noch extrem politisch motiviert und aktiv war, konnte ich die Bücher einfach so als wunderschönes Gesellschaftsbild genießen. Sprachlich ganz sanft und dennoch sehr plastisch. Fotos sind in meiner Ausgabe auch gewesen; ich hab sie immer gern angeschaut.


    Das ist einfach "meine" Zeit und das dann in England... kann erzähltechnisch nur durch gleiche Zeit in Berlin getoppt werden. :breitgrins:


    Vielleicht lege ich mir mal bei Gelegenheit noch ein Buch von Nancy Mitford zu.

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Ich habe The Pursuit of Love (Englische Liebschaften) und Love in a Cold Climate (Liebe unter kaltem Himmel) in dieser hübschen Ausgabe gelesen:

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    Das Buch habe ich peinlicherweise gekauft, weil Carrie es im Sex and the City 2 Film liest und ich es aufgrund des schönen Covers sofort auch haben wollte. Den Film fand ich wirklich schlecht, aber ich bin ihm dankbar, dass er mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht hat.


    Beide Geschichten werden aus Sicht von Fanny erzählt, deren Mutter für ihre Liebschaften ihr Kind bei Verwandten zurückgelassen hat. Fanny wächst also mit ihren Cousins und Cousinen auf. Fannys Geschichte bleibt fast immer im Hintergrund, sie beobachtet andere, erzählt aber kaum von sich selbst. Persönliche Dinge, die sie selbst betreffen werden meist nur am Rande erwähnt.


    In Englische Liebschaften steht die Geschichte ihrer Lieblingscousine Linda im Vordergrund. Fanny wächst mit ihr zusammen auf und man darf als Leser die Jugendzeit begleiten, in der die beiden von Liebe träumen und anfangen, sich für junge Männer zu interessieren. Fanny erzählt von Linda, ihrer Ehe und ihren Versuchen, die wahre Liebe zu finden.


    Liebe unter kaltem Himmel spielt in der gleichen Zeit wie Englische Liebschaften, konzentriert sich aber auf einen anderen Personenkreis. Fannys Freundin Polly spielt hier die Hauptrolle. Sie ist die verwöhnte Tochter eines reichen Adeligen und hat alles auf der Welt, was man sich nur wünschen kann. Nur mit der Liebe will es nicht so richtig klappen. In diesem Buch erfährt man auch ein bisschen mehr von Fanny selbst und ihrer eigenen Ehe, was ich sehr schön fand.


    Beide Geschichten spielen Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts in England. Sowohl diese Zeit als auch den Schauplatz mag ich sehr gerne und ich war froh, dass der zweite Weltkrieg zwar eine Rolle spielt, aber nicht ausführlich erwähnt wird. Es hat mir viel Spaß gemacht, diesen jungen Mädchen beim Aufwachsen zuzusehen, ihre erste Liebe und zahllose gesellschaftliche Ereignisse zu begleiten. Sprachlich waren die beiden Bücher auch sehr angenehm zu lesen. Ein bisschen habe ich mich ja gefühlt, wie in den Büchern von Jane Austen, nur ein paar Generationen später. Leider habe ich zu viel Zeit vergehen lassen zwischen dem Lesen und dem Aufschreiben meiner Meinung, so dass ich jetzt nicht mehr zu den Büchern sagen kann.


    Das Buch bekommt von mir 4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:, wobei ich Englische Liebschaften ein bisschen besser fand als Liebe unter kaltem Himmel


    Die Kritik an Nancy Mitford kann ich nicht ganz nachvollziehen, da sie ja persönlich nichts dafür kann, dass ihre Schwester mit Hitler befreundet war. Auch konnte ich aus den beiden Büchern keine Sympathien für die Nazis oder bedenkliches Gedankengut herauslesen. Dass der Krieg nicht weiter erwähnt wird, liegt meiner Meinung nach eher daran, dass er für die erzählten Geschichten einfach keine große Rolle spielt.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • 2012 wurde "Englische Liebschaften" im Graf-Verlag (Ullstein) neu herausgegeben und in dieser Ausgabe lese ich es gerade:

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    Die Autorin (1904-1973) kannte ich bisher noch nicht und wäre wohl auch nicht auf dieses Buch gestoßen, hätte ich es nicht vor einigen Monaten gewonnen.


    Bisher (bin ca. bei der Hälfte) fand ich Mitfords Stil großartig; ich mag dieses teils Lakonische, teils Ironische sehr.


    Zitat

    Ein bisschen habe ich mich ja gefühlt, wie in den Büchern von Jane Austen, nur ein paar Generationen später.


    Wie stefanie_j_h ging es mir auch an etlichen Stellen.


    Und nach Holdens Kritik bin ich nun sehr auf das Nachwort gespannt!

    Einmal editiert, zuletzt von Mrs Brandon ()

  • Nun bin ich fertig mit dem Buch:



    Die Kritik an Nancy Mitford kann ich nicht ganz nachvollziehen, da sie ja persönlich nichts dafür kann, dass ihre Schwester mit Hitler befreundet war. Auch konnte ich aus den beiden Büchern keine Sympathien für die Nazis oder bedenkliches Gedankengut herauslesen. Dass der Krieg nicht weiter erwähnt wird, liegt meiner Meinung nach eher daran, dass er für die erzählten Geschichten einfach keine große Rolle spielt.


    Dieser Meinung bin ich auch, deswegen hat das Nachwort auch keine Einwirkungen auf meine Bewertung. (Wohl aber darauf, dass ich unbedingt "Landpartie mit drei Damen" lesen will, in dem Mitford ihre Schwestern parodiert.)


    Inhalt:

    Zitat

    Nie hätte Linda, die schönste und temperamentvollste Tochter von Lord und Lady Radlett, sich träumen lassen, einmal hier zu landen: allein, auf einem abgewetzten Koffer an einem Gleis am Pariser Gare du Nord – ohne Geld und Rückfahrkarte in einer unsicheren Zeit. Lindas Vergangenheit: eine kurzlebige Ehe mit einem britischen Bankiersspross und eine noch kürzere mit einem heißblütigen Kommunisten – ist nichts, worauf eine junge Lady stolz sein dürfte. Ihre Zukunft: trostlos. Oder?


    Meine Buchnotizen:


    Ich muss zugeben, dass mich die Hauptperson Linda doch ab und an genervt hat in ihrer Beschränktheit
    ("[Ich kann] ebenso gut hier bleiben, mich sonnen und Einkäufe machen, zwei wunderbare Beschäftigungen für tagsüber, und abends dann Sie, mein Geliebter. Ich glaube, ich bin die glücklichste Frau der Welt." (S.226)).
    Gerade an den Punkten der Geschichte, wo die Protagonistin getrennt ist von ihrer Familie, hat das Buch einige Längen; denn dann fehlen als Gegenpol zu Lindas Weltsicht die verschiedenen, äußerst amüsanten Menschentypen in ihrer Familie bzw. in der näheren Bekanntschaft (besonders Lord Merlin und der dauerkranke Davey haben es mir angetan! :zwinker: ). Die für mich eher langweiligen Stellen nehmen jedoch zum Glück nur einen geringen Raum im Buch ein und werden durch die großartigen Szenen auf dem Familiensitz Alconleigh wieder mehr als wettgemacht.


    Meine Bewertung:


    4ratten


    P.S.: In dieser Ausgabe befindet sich hinter dem sehr informativen Nachwort auch ein kleiner linguistischer Ausflug vom Übersetzer Reinhard Kaiser: "Do You Know U?" (U steht für den Sprachgebrauch der britischen "Upper Class" zu Nancy Mitfords Zeiten). Leider nur drei Seiten, aber sehr interessant.


    Zum Nachwort:

    Einmal editiert, zuletzt von Mrs Brandon ()

  • Meine Meinung

    Ich habe Englische Liebschaften direkt nach Noblesse oblige gelesen. Dabei ist mir gerade am Anfang aufgefallen, dass ich einige Sätze schon genau so gelesen hatte. Später waren mehr Gedanken, die die Autorin wieder aufgegriffen hatte, aber trotzdem haben sich die beiden Bücher sehr geähnelt.


    Die erzählte Geschichte war amüsant, aber ich hatte wieder den Eindruck, als ob sich die Autorin zurückhalten würde. Ihr Stil ist ironisch, aber auch sehr brav. Nancy Mitford stichelt mit stumpfer Nadel, das habe ich schon in ihrem anderen Buch kritisiert.

    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.