Markus Zusak - The Book Thief (Die Bücherdiebin)

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  • Zusak hat ja nach Jahren einen neuen Roman geschrieben und veröffentlicht. Ich muss aber zugeben das dieser mich so gar nicht reizt. The Bookthief liebe ich zwar sehr, aber ich hab null Interesse an seinem neuen Roman, inhaltlich absolut nix für mich. Und wieso haben sie den Titel wieder so bescheuert gewählt???? Im Original The Bridge of Clay nur so zur Info...

    Ich habe von dem Autor ja, bis auf das Neuste, alle gelesen und fand sie alle auf ihre Weise sehr sehr gut. Bei Der "Joker" brauchte ich allerdings 2 Anläufe....

  • Liesel Meminger ist neun Jahre alt, als sie kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs zu Pflegeeltern gegeben wird, weil sich ihre Mutter nicht mehr um sie kümmern kann und der Vater abwesend ist. Rosa Hubermann, ihre neue "Mama", ist keine zugängliche und liebevolle Person, vielmehr ist sie schnell mit üblen Schimpfwörtern und dem prügelnden Kochlöffel bei der Hand. Ihr Ehemann Hans hingegen ist eine Seele von Mensch und der einzige, der das verstörte kleine Mädchen versteht. Es gelingt ihm mit ruhigem Einfühlungsvermögen, Liesels Vertrauen zu gewinnen, und er ist es auch, der ihr schließlich mit viel Geduld das Lesen beibringt und ihr hilft, sich die faszinierende Welt der Bücher und Geschichten zu erschließen.


    Schon bald bringt jedoch der Krieg Angst und Entbehrung über die zusammengewürfelte Familie, und das Auftauchen eines alten Bekannten von Hans bedeutet eine große Herausforderung und Gefahr.


    Zu viel vom Inhalt möchte ich nicht verraten, auch wenn viele das Buch bereits kennen werden. Ich selbst habe es vor einigen Jahren schon einmal als Hörbuch gehört und damals sehr gemocht. Beim zweiten Durchgang in Form des englischen Originalromans war ich leider nicht ganz so begeistert.


    Die Geschichte des verlorenen Kindes, das Trost in Büchern findet, hat mich auch diesmal wieder berühren können und zeigt sehr eindringlich die Auswirkungen der Naziherrschaft auf die einfache Bevölkerung. Nicht nur, was den Krieg an sich betrifft mit seinen Luftangriffen und der Angst um die Angehörigen an der Front, sondern auch die Infiltration sämtlicher Lebensbereiche durch Nazipropaganda, die Furcht vor Denunzianten und die jüdischen Gefangenen, die durchs Dorf nach Dachau marschieren müssen.


    Trotz alledem hat das Buch für mich auch etwas Künstliches, es wirkt, obwohl es teilweise auf Erinnerungen von Zusaks Eltern beruht, eher wie eine etwas konstruierte Parabel, die die Greuel des Dritten Reiches verdeutlichen soll, als wie eine lebensechte Geschichte, oder wie das, was sich ein Autor aus einer nachfolgenden Generation unter der Nazizeit vorstellt.


    Was mich kolossal genervt hat, waren die deutschen Einsprengsel im englischen Text, die sehr oft orthographisch oder grammatikalisch falsch waren oder schlichtweg nicht richtig verwendet wurden. "Watschn" bedeutet nun mal Ohrfeige und nicht Schläge mit dem Stock - nur eines von einigen Beispielen, die die Authentizität für mich nicht unterstreichen, sondern untergraben. Mir wäre es lieber gewesen, man hätte diese Deutsch-Brocken einfach komplett weggelassen, statt sie falsch anzuwenden.


    Der Tod als eigentlicher Erzähler des Buches ist ein Kunstgriff, bei dem ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich ihn genial oder überflüssig finde. Irgendwie hat es schon was, den Tod als einen zu sehen, der auch nur seinen Job macht und dessen manchmal reichlich müde ist, andererseits ist es auch wieder so ein gekünstelter Erzähltrick und nimmt an einigen Stellen unnötigerweise Dinge vorweg.


    Was mir hingegen an der Gestaltung meiner Ausgabe gut gefiel, waren die eingeschobenen Zeichnungen/Bildgeschichten, die eine besondere Bedeutung für die Handlung haben.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

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