Andreas Eschbach - Exponentialdrift

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.006 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Zank.

  • Exponentialdrift
    Andreas Eschbach


    Kurzbeschreibung:
    Auf einer Pflegestation erwacht ein Mann, der seit vielen Jahren im Wachkoma gelegen hat. Die Welt um ihn herum kommt ihm seltsam verändert vor. In seinen Erinnerungen mischen sich Bilder, die nicht zueinander passen. In ihm reden Stimmen durcheinander, die er nicht versteht. Am wenigsten identifizieren kann er sich mit dem Elementarsten von allem, mit sich selbst. Er kommt zu der Überzeugung, in Wirklichkeit ein Außerirdischer zu sein, den es in den Körper eines Menschen verschlagen hat. Eine Wahnvorstellung? Der Neurologe, der ihn behandelt, ist fasziniert. Seine Frau fühlt sich ihm entfremdet. Und dann ist da noch ein geheimnisvoller Fremder, der ihn zu verfolgen, zu beobachten scheint ...


    Meine Meinung:
    Geschickt spielt Eschbach mit der Neugier seiner Leser. Er führt er immer wieder neue, geheimnisvolle Charaktere ein, was angesichts des begrenzten Platzes schwierig genug ist. Trotzdem schafft er es, alle Handlungsstränge zu einem faszinierenden Ganzen zusammen zu flechten und die Spannung bis zum Schluss von Seite zu Seite zu steigern. Aber da liegt wohl mein einziger Kritikpunkt: Der etwas zu plötzliche Schluss, welcher aber angesichts seiner Entstehung erklärbar ist. Für mich ein absolut lesenswertes Buch, das auf höchst interessanten Einfällen und Ideen beruht.
    _______________
    Mein Buch


    Gruß, Erik ;)


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  • Für alle, die es nicht wussten: "Exponentialdrift" ist ein Fortsetzungsroman, der vom September 2001 bis zum Juli 2002 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erschienen ist. Das heißt: Es wurde nicht einfach nur ein bereits fertig gestellter Roman in mehreren Folgen veröffentlicht, sondern er wurde im genannten Zeitraum "in Echtzeit" geschrieben. Wie man dem Anhang zum Buch, einer Art "Making of", das Eschbach selbst geschrieben hat, entnehmen kann, waren weder der Fortsetzungsroman noch die Zeitung, in der er erschienen ist, besonders erfolgreich und so musste ziemlich überhastet ein auch für den Autor etwas unbefriedigendes Ende konstruiert werden.


    Dieses (im Grunde offene) Ende ist auch mein einziger Kritikpunkt.

  • Obwohl Eschbach gerade mit der Herausgabe des Buches die Möglichkeit hatte es zu überarbeiten und ihm ein adäquates Ende zukommen zu lassen, hat er diese leider nicht ergriffen.


    Eine weitere Möglichkeit wäre gewesen im Buch einmal die ursprüngliche Story zu drucken PLUS eine überarbeitete Fassung derselbigen. Bei der Kürze der Geschichte wäre das Buch wohl trotz allem nicht über 500 Seiten hinausgekommen. Diese Möglichkeit hätte mir sehr gut gefallen. Tja, ich sehe es als vergebene Chance an.

  • Das Thema wurde mit Andreas vor längerer Zeit bereits in einem anderen Forum diskutiert.


    Seine Argumente gegen eine Überarbeitung/Vervollständigung zu einem Roman war, daß ihn bei dieser Art der Schreibens besonders das Einbinden von tagesakutellem Geschehen in die Romanhandlung interessierte und faszinierte. Laut seinen Aussagen hat er die jeweilige Fortsetzung wirklich erst in der Woche vor Erscheinen geschrieben und 2 - 3 Lückenbüsser für den Notfall bereit.


    Diese Aktualität wäre bei der Vervollständigung zu einem Roman natürlich entfallen. Damit hatte es für ihn den Reiz verloren.


    LG Dyke

  • Jau, ist bekannt. Hier ist der Link:


    http://www.sf-fan.de/artikel-u…man-bei-bastei-lubbe.html


    Ich finde es trotzdem schade das er es nicht aufgearbeitet hat. Dem Buch fehlt das Ende - und dadruch wird es nicht besser. Wie geschrieben, er hätte ja zwei Versionen in einem Buch veröffentlichen können. So ähnlich ist es ja bei Dicks Ubik. Das Buch enthält den eigentlichen Roman und das Drehbuch zum leider nicht gedrehten Film.


    Aber einfach ein Buch ohne Ende zu veröffentlichen, nur weil es damals der Clou gewesen ist dem aktuellen Zeitgeschehen Rechnung zu tragen, kanns doch auch nicht sein. Zumal der Clou nach so vielen Jahren wirkungslos verpufft.


    Naja, ich sehe gerade, das ich das Buch bei SF-Fan.de als Lesetip vorgestellt habe. :breitgrins:

  • Aber einfach ein Buch ohne Ende zu veröffentlichen, nur weil es damals der Clou gewesen ist dem aktuellen Zeitgeschehen Rechnung zu tragen, kanns doch auch nicht sein. Zumal der Clou nach so vielen Jahren wirkungslos verpufft.


    Vielleicht spekuliert er darauf, dass sich in 100 Jahren die Literaturwissenschafter darauf stürzen werden? :zwinker: :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Nee, eine solche Überarbeitung will ich nicht. Ich will das lesen, was der Autor geschrieben hat, als ihn die Muse zum ersten Mal geküsst hat :smile:

  • Wenn man sich auf meine Lösung geeinigt hätte, wäre das ja auch kein Problem gewesen Johannes.
    Du hättest deine ursprüngliche Fassung und ich (und sicher auch viele andere) hätten ihre aufgearbeitete Version.


    Herz, was willst du mehr? :breitgrins:

  • Hi!


    Ich habe eure Diskussion verfolgt und sie hat mich neugierig gemacht. Da «Exponentialdrift» sowieso auf meinem SUB lag, habe ich es natürlich gleich gelesen. Hier meine komplette Rezension, auch wenn sie ein paar Dinge wiederholt, die bereits geschrieben wurden:


    Inhalt:
    «Exponentialdrift» ist eigentlich kein Buch im klassischen Sinne, sondern ein Fortsetzungsroman, der von Herbst 2001 bis Sommer 2002 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erschien. Der Roman umfasst 42 Folgen, die Handlung ist trotz der Kürze des Buches recht bkomplex.
    Im Wesentlichen geht es darum, dass ein Mann nach Jahren wieder aus dem Koma erwacht und sich plötzlich für einen Ausserirdischen hält - was nicht mal so verkehrt ist, wie sich später herausstellt. Aber mehr möchte ich hier gar nicht verraten.


    Meine Meinung:
    Es ist schwierig, ein Buch zu beurteilen, das eigentlich ein Fortsetzungsroman ist. Man merkt einfach, dass Eschbach den Roman nicht vorgeschrieben und dann in handliche Portionen zerstückelt hat, sondern sich die Mühe machte, den Roman tatsächlich in «Echtzeit» zu schreiben - also etwa jede Woche eine Folge unter Berücksichtigung realer Ereignisse. Wie er in der äusserst lesenswerten Nachbemerkung (die man wirklich erst nach dem Roman lesen sollte) schreibt, wusste er nicht mal, wo sich die Sache hinentwickeln würde, das Projekt war mit zeitlich und inhaltlich offenem Ende gestartet worden. Auch das merkt man beim Lesen und ebenso, dass das Projekt irgendwann schnell zu Ende gebracht werden musste: Der Zeitung ging es im Sommer 2002 wirtschaftlich wohl grade nicht so blendend und deshalb wurde der Fortsetzungsroman in aller Eile beendet.
    Deshalb hat das Buch ein dermassen offenes Ende, das man es kaum so nennen darf. Man merkt der Geschichte auch deutlich an, dass da noch viel Unausgesprochenes zwischen den Zeilen steckt und dass durchaus Potenzial für einen viel längeren und ausgezeichneten Roman vorhanden gewesen wäre. So wirkt «Exponentialdrift» eher wie ein Fragment und eigentlich schreit es nach Überarbeitung und Verlängerung.
    Trotzdem bereue ich es nicht, das Buch auch in dieser nicht perfekten Form gelesen zu haben, denn spannend ist es allemal. Mindestens so interessant wie die Story ist die längere Nachbemerkung, in der Andreas Eschbach vieles zur Entstehung des Romans erklärt. Das gibt erhellende Einblicke in seine Arbeit als Schriftsteller und versöhnte mich auch mit dem abrupten Ende.


    3ratten


    Lieber Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Die Geschichte ist zunächst wöchentlich als Fortsetzungsroman 2001-2002 in der FAZ erschienen. In Details verarbeitet Eschbach in der Handlung damals aktuelle Ereignisse (z.B. wenn der Protagonist Nachrichten im Fernsehen anschaut), aber diese sind nicht konkret handlungsrelevant. Man kann das Buch also auch gut als Buch heute noch lesen.


    Wie für den Autor typisch geht die Geschichte spannend los und ich wollte die ganze Zeit wissen, wie es weitergeht. Vom Ende war ich dann allerdings ziemlich enttäuscht. Viele lose Stränge verliefen ins Leere, wurden nicht mehr oder nicht nachvollziehbar aufgegriffen und der Schluss kam dann sehr plötzlich.


    In einem langen Nachwort (knapp 70 der 270 Seiten) erläutert Eschbach dann die Entstehung der Fortsetzungsgeschichte und wie er sich bemühte, am Ende alles zusammenzuführen (was ihm meiner Meinung nach nicht gelungen ist). Ein Problem war wohl, dass die Reihe zunächst ohne zeitliches Limit angesetzt und dann irgendwann eingestellt wurde. Eschbach musste sich deshalb in den letzten Folgen ziemlich beeilen, um mit Folge 42 (ja, Absicht) abzuschließen.


    Rückblickend fand ich das Making-Of tatsächlich spannender als die Geschichte selbst. Deshalb leider nur 2ratten

  • dubh

    Hat den Titel des Themas von „Exponentialdrift - Andreas Eschbach“ zu „Andreas Eschbach - Exponentialdrift“ geändert.