Annette von Droste-Hülshoff - Die Judenbuche

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    Annette von Droste-Hülshoff - Die Judenbuche


    Ich habe die unkommentierte Ausgabe des Anaconda-Verlages gelesen.


    Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen ist der Untertitel dieser Novelle, und das trifft den Kern der Sache ziemlich genau. Es handelt sich um die Geschichte von Friedrich Mergel, dessen Lebensverlauf geschildert wird - ein düsteres Bild einer armen und rohen Gemeinschaft von Dörflern, in deren Mitte Friedrich aufwächst. Alkohol und Verbrechen sind an der Tagesordnung; der Waldfrevel scheint ein allgemeiner Sport zu sein und es gibt ein ständiges Katz- und Mausspiel zwischen den Holzdieben und den Förstern. Das dabei ein Menschenleben nicht viel wert ist, passt in die Zeit und zur gedrückten Atmosphähre.


    Friedrich schlängelt sich durch diese ganzen Wirrungen scheinbar unbeschadet hindurch; immer wieder arbeitet Annette von Droste-Hülshoff heraus, dass eigentlich eine gute Seele in ihm steckt, die aber durch äußere Einflüssen zum Schlechten verführt wird. Er entwickelt sich vom verschüchterten Kind zum eitlen Gecken und bekommt bald zu spüren, dass seine Mitmenschen nur an seinem äußeren Bild und nicht an ihm selbst interessiert sind. Unter diesem Druck gerät er auf die schiefe Bahn, macht Schulden, die er nicht zurückzahlen kann und wird schliesslich zum Verbrecher...


    Leider muss ich ab hier verspoilern, da ich mir sonst vermutlich die Spoilerfreaks auf den Hals hetze - obwohl es meiner Meinung nach nicht notwendig wäre - ich halte es da eher wie sandhofer und denke, man kann das Ende ruhig schon kennen, bevor man loslegt. Ich bin übrigens auch nicht der Meinung, dass man das Werk als Kriminalroman lesen sollte, eher als eine Art Entwicklungsroman. Trotzdem:



    Ich fand die Lektüre trotz der Kürze sehr tiefschürfend und beeindruckend. Obwohl die Sprache aus meiner heutigen Sicht sehr altmodisch und verstaubt klingt, bin ich doch sehr gut damit zurecht gekommen.


    4ratten

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Jetzt habe ich den ganzen Thread noch mal gelesen und stelle fest, daß es vielleicht doch ein bißchen schade ist, daß mir die Schule diesen Text so völlig versaut hat. Gar nicht mal wegen eines Übermaßes an Interpretation, aber wir haben es in der achten Klasse gelesen und das war wohl zu früh. Jedenfalls habe ich, mit Ausnahme von Sartre und Camus als Oberstufenlektüre im Franz-LK, an keine Schullektüre derartig miserable und abschreckende Erinnerungen wie an diese. Ich glaube nicht, daß ich es, selbst mit viel gutem Willen, noch einmal lesen könnte ...

  • Ich habe die Judenbuche vor einiger Zeit gelesen und fand sie sehr gut. Seither habe ich auch noch ein weiteres Buch auf meinem Wunschzettel: "So wie du mir. 19 Variationen über die Judenbuche".
    Vielleicht sollte ich mir das endlich mal anschaffen ...


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    Zitat

    Kurzbeschreibung
    Die Judenbuche - Sittengemälde, Milieustudie oder Kriminalgeschichte - lässt viel Raum für die eigene Interpretation. Räume, die 19 Autorinnen und Autoren genutzt haben, um die Geschichte weiterzuspinnen, um einzelne Aspekte aufzugreifen und den historischen Stoff in unsere heutige Zeit zu übertragen. Sie schreiben über Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit, über Gewalt bis hin zu Mord und Totschlag, über familiäre Dramen, Alkoholismus, Rache und nicht zuletzt über Schuld und Sühne. In ihren Geschichten wird Die Judenbuche lebendig und verständlich. Eine aufschlussreiche und spannende Lesereise. Mit der vollständig abgedruckten Geschichte Die Judenbuche von Annette von Droste-Hülshoff.


    Über den Autor
    Mit Beiträgen von: Friedrich Ani, Mechtild Borrmann, Stefan Brams, Hugo Dittberner, Tanja Dückers, Sabine Ernst, Jenny Erpenbeck, Doris Gercke, Frank Göhre, Robert Hültner, Karin Irshaid, Judith Kuckart, Renate Niemann, Hellmuth Opitz, Carlo Schäfer, Stefanie Viereck, Willi Voss, Michael Weins, Klaus-Peter Wolf


    Grüße von Annabas :winken:


  • Jetzt habe ich den ganzen Thread noch mal gelesen und stelle fest, daß es vielleicht doch ein bißchen schade ist, daß mir die Schule diesen Text so völlig versaut hat. Gar nicht mal wegen eines Übermaßes an Interpretation, aber wir haben es in der achten Klasse gelesen und das war wohl zu früh. Jedenfalls habe ich, mit Ausnahme von Sartre und Camus als Oberstufenlektüre im Franz-LK, an keine Schullektüre derartig miserable und abschreckende Erinnerungen wie an diese. Ich glaube nicht, daß ich es, selbst mit viel gutem Willen, noch einmal lesen könnte ...


    Wenn man mir diesen Stoff mit 14 Jahren vorgesetzt hätte, dann wäre es mir wohl genauso gegangen. :breitgrins: Jetzt als gereifte und selbstbestimmte Leserin war ich einfach neugierig und hab mich völlig vorurteilslos auf die Novelle eingelassen - und mit kurzen 84 Seiten wäre es ja auch nicht so tragisch gewesen, wenn es mir nicht gefallen hätte, was aber nicht der Fall war.



    Seither habe ich auch noch ein weiteres Buch auf meinem Wunschzettel: "So wie du mir. 19 Variationen über die Judenbuche".


    Das klingt ja interessant, ich kann mir gut vorstellen, dass man aufbauend auf der Judenbuche vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten hat, um weitere Geschichten zu schreiben. Eine gute Idee!

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Mir geht es da wie Aldawen. Wir haben "Die Judenbuche" in der 8. oder 9. Klasse gelesen und seitdem stellen sich mir die Nackenhaare auf, wenn ich den Titel nur höre. Am Lehrer kann es damals nicht gelegen haben, dass mir die Lektüre so verleidet wurde; wir hatten damals eine junge und engagierte Aushilfslehrerin, die ich sehr mochte, aber selbst die konnte mir dieses Werk nicht näherbringen.


    Irgendwie bin ich ja schon neugierig darauf, ob mir "Die Judenbuche" heute vielleicht gefallen würde, andererseits verspüre ich da immer noch eine gewisse Abscheu.

  • Ich höre mir gerade Die Judenbuche an.
    Das haben wir in der Schule lesen müssen, und natürlich mochte ich es nicht.
    Jetzt, viele Jahre später, finde ich es immer noch nur mittelmäßig. Aber was ich echt erschreckend finde: Ich kann mich an überhaupt nichts von der Handlung erinnern. Null, nix.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • (spoilerfrei)



    Die Judenbuche von A. v. Droste-Hülshoff



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    Über das Buch:

    Diese kurze Geschichte erschien erstmals 1842 und wird oftmals als Kurz-Krimi oder Erzählung auf Basis wahrer Begebenheiten bezeichnet. Die Autorin Annette von Droste-Hülshoff ist den meisten möglicherweise eher als Dichterin ein Begriff.


    Inhalt und Stil:

    Es geht um den Jungen Friedrich Mergel. Er wohnt im Dorfe B., wo Holz und somit die Bäume eine wichtige Rolle zu spielen scheinen. Sein Vater ist Alkoholiker, seine Mutter leidet unter der Situation. Die kleine Familie ist ärmlich, aber der junge Friedrich scheint trotz der Umstände ein intelligenter, verträumter, wenn auch sehr schüchterner Bursche zu sein.

    Eines Tages macht das Schicksal ihn zum Halbwaisen. Von jetzt an arbeitet er für seinen Onkel Simon.

    Man begleitet nun Friedrich durch sein weiteres Leben im Dorfe B., das ein paar Höhen und noch mehr Tiefen hat - vor allem zwei schlimme Morde haben weitreichende Folgen für den weiteren Verlauf seines Lebens.


    Meine Meinung:

    Ich muss ehrlich gestehen, dass ich eine Weile gebraucht habe, um mich an den Schreibstil der Autorin zu gewöhnen. Ich mag von Droste-Hülfshoffs Lyrik, aber es hat einige Seiten (beinahe bis zum Schluss) gedauert, bis ich warm geworden bin mit dieser Art der Erzählung. Vieles erscheint mir zusammenhangslos, Figuren tauchen ohne Einleitung auf (sodass ich ein paar Male an mir gezweifelt habe, ob ich das erste Auftauchen der Figur einfach überlesen habe), es gibt ein paar fehlende Details die beim Verstehen sehr hilfreich gewesen wären u.s.w. Daran musste ich mich gewöhnen.

    Trotzdem hat mir die Geschichte an sich sehr gut gefallen, sie war auch spannend. Als "spannungsgeladenen Krimi" würde ich die Erzählung nicht bezeichnen, aber ich wollte auf alle Fälle weiterlesen und mehr wissen. Auch das Ende war, wenn auch vermutet, treffend und zufriedenstellend.

    Besonders gut fand ich, wie die Autorin die Emotion Angst beschrieben hat. Ich weiß nicht genau warum, aber das ist mir einfach während des Lesens aufgefallen. Und auch die Beschreibung der und Nähe zu Bäumen & Wäldern haben mir gut gefallen.


    Dass die Geschichte auf wahren Begebenheiten basiert macht die ganze Sache natürlich noch einen Ticken eindrucksvoller, das fließt aber nicht in meine Bewertung ein - die da 3,5 Ratten wäre :)


    3ratten+:marypipeshalbeprivatmaus: