Stille über dem Schnee- Anita Shreve

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.846 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von whiskers.

  • Titel: Stille über dem Schnee
    Autor: Anita Shreve


    Allgemein: Piper; 328 S.;


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    Inhalt: (Klappentext)
    Zusammen mit seiner 12-jährigen Tochter Nicky hat sich der erfolgreiche Architekt Robert Dillon ins einsame New Hampshire zurückgezogen. Doch erst als die beiden in dem verschneiten Wald hinter ihrem Farmhaus den erfrierenden Körper eines Neugeborenen finden, stellen sie sich der Tragödie, die sie an diesen menschenleeren Ort geführt hat...


    Meine Meinung:
    Ein Roman der mir selbst unter die Haut ging. Ruhig und in schönem Stil lässt die Autorin ihre Figur erzählen. Die Gefühle und Gedanken sind glaubhaft und realistisch. Ja genauso könnte eine zwölfjährige fühlen und denken wenn sie ihre Mutter verloren hat, wenn sie erlebt wie ein Kind ausgesetzt wurde und die Mutter dieses Kindes trifft. Auch der Vater wird absolut glaubhaft geschildert, fast besser als seine Tochter. Irgendwie bedrückend, melancholisch und traurig dieser Roman. Und doch schimmert nach und nach ein kleinwenig Hoffnung durch.
    Alle Figuren erleben einer Weiterentwicklung, ganz langsam und leise. Nein Shreve erzählt nicht reißerisch sondern still und so bekommt man beim Lesen irgendwie eine innere Ruhe die einen das Buch genießen lässt. Für mich ein Wohlfühlbuch für lange Winterabende!


    4ratten

  • HoldenCaulfield
    Danke für die Rezi :klatschen:. Das Buch war schon sehr weit oben auf meiner Wunschliste und jetzt ist es ein "must have" geworden. Ich mag die Bücher von Anita Shreve so sehr, für mich echt die Entdeckung der letzten Zeit.


    Grüße
    Flor

  • Ich habe das Buch gerade fertig gelesen und bin noch ganz gefangen davon. Anita Shreve gehört schon seit längerem zu meinen bevorzugten Autorinnen und hat mich mit dieser Geschichte aufs Neue sehr beeindruckt. In diesem Roman beschreibt sie in nüchterner und schnörkelloser Art die Entwicklung von Vater und Tochter und deren Versuch, wieder zu einem normalen Leben zurückzufinden. Die Schilderung der 12-jährigen Nicky, die krampfhaft eine weibliche Bezugsperson sucht, ging mir besonders unter die Haut. Ich glaube, das nächste Mal werde ich das Buch in einem schneereichen und klirrend kalten Winter lesen, um das richtige Feeling aufkommen zu lassen :zwinker:


    Liebe Grüße
    Doris

  • Bin gerade dabei das Buch zu lesen, schon weit über die Hälfte, aber ich muss jetzt schon loswerden, dass ich total begeistert bin. Leider ist draußen wunderschönes Wetter...zum Winter würde es natürlich viel besser passen, aber eigentlich hab ichs mir ja gekauft, weil ich den Sommer schon so satt hatte, und dann wenigstens etwas winterliches lesen wollte (hat geholfen :) ).


    Also nochmal: Ich bin von diesem Buch begeistert, die Personen sind toll beschrieben - ich fühle mich selbst schon wie Nicki. Mich hat extrem erschüttert, dass die Mutter 19 ist, und nicht - wie ich sie mir vorgestellt habe - 27.


    Vielleicht schreib ich noch eine Rezi, wenn ich fertig bin, allerdings fehlen mir, was dieses Buch betrifft einfach die Worte *uff*.


    lg, Callista

    :leserin: Lenz: Der Hofmeister<br />:leserin: Bronte: Sturmhöhe

  • Leider kann ich mich hier der Begeisterung nicht so wirklich anschließen.
    Dies ist mein erstes gelesenes Buch zum SUB-Listen-Wettbewerb 2008 und mein 5. Buch von Anita Shreve und leider auch das was mir am wenigsten gefallen hat.
    Finde ich sonst die Bücher von Anita Shreve gut bis meist sehr gut, und hat sich Anita Shreve damit im letzten Jahr zu einer meiner Lieblingsschriftstellerinnen entwickelt, war dieses Buch für mich leider nur Durchschnitt.


    Zu den stärken Anita Shreves gehören, neben einer schnörkellosen aber schönen Sprache, das sie immer den Nerv zwischenmenschlicher Beziehungen trifft.
    Vergangenheiten die aufgearbeitet werden müssen. Geheimnisse die wir mit uns rumtragen. Immer wieder die Frage: Kennen wir die Menschen wirklich mit denen wir leben?
    Themen die wirklich berühren können und Bücher die fesseln. Das ist für mich Anita Shreve, und genau das habe ich hier einfach nicht gefunden :sauer:.


    Die Geschichte ist schnell erzählt:
    Vater zieht sich mit Tochter, nach einem furchtbaren Schicksalsschlag, in die Einsamkeit New Hampshires zurück. Und die beiden versuchen dort ein neues Leben aufzubauen. Mehr ein Überleben als wie ein Leben.
    Dann finden die beiden eines Tages ein, im Schnee ausgesetztes, neugeborenes Baby. Sie retten das kleine Mädchen und nur Tage später steht dann plötzlich die Mutter des Neugeborenen vor der Tür, um sich zu bedanken.


    Hier kommt dann das bei Anita Schreve bekannte Aufarbeiten der Vergangenheit. Vieles weiß man aber zu diesem Zeitpunkt als Leser eh schon und deshalb hat es mich nicht so berührt oder gefesselt. Stellenweise war ich richtig gelangweilt, weil einfach nichts neues kam.
    Das Ende bleibt, wie eigentlich immer bei Shreve, mehr oder weniger offen. Das stört mich normalerweise auch nicht, aber hier hat mir doch etwas gefehlt.
    Die ganze Geschichte wird aus der Sicht der Tochter Nicky erzählt, die zum Zeitpunkt der Geschehnisse in den Wäldern New Hampshires 12 Jahre alt ist, die die Geschichte aber heute, als 30 jährige, erzählt. Dies weiß man allerdings nur aus einem kleinen Satz ganz am Anfang des Buches und das wird später gar nicht mehr erwähnt.
    Mir ist nicht klar warum die Autorin nicht die Möglichkeit genutzt hat, zumindest in einem kleinen Epilog, etwas über die Geschehnisse danach zu erzählen. Wie ist es den Protagonisten in diesen vergangenen 18 Jahren ergangen?
    Okay, es kann natürlich sein das sie das in einem anderen Buch noch mal aufgreifen wird, wie sie es ja schon bei anderen Büchern gemacht hat. Aber für dieses Buch ist es zumindest schade.
    Auch wenn das Buch keine wirklich schlechte Benotung von mir bekommt, weil richtig schlecht ist es nicht, aber eben auch nicht so gut wie ihre anderen Bücher, eben Mittelmaß.
    Aber vielleicht hat mir für den Genuss des Buches auch einfach etwas gefehlt......


    nämlich das hier :schneemann: :frieren:...aber darauf kann ich natürlich hier lange warten und Bücher müssen auch
    hiermit :urlaub: funktionieren :breitgrins:.


    3ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Flor ()

  • Zu den stärken Anita Shreves gehören, neben einer schnörkellosen aber schönen Sprache, das sie immer den Nerv zwischenmenschlicher Beziehungen trifft.


    Gerade das fand ich bemerkenswert, wie Shreve die innere Zerrissenheit und heimliche Sehnsucht nach einer Mutter bei Nicky beschreibt. Der intensive Wunsch nach einer Frau in der Familie, der sie sich anvertrauen kann. Oder wie das Mädchen darunter leidet, dass sich der Vater in seine selbst gewählte Isolation zurückzieht und sie sich fügen muss.



    Stellenweise war ich richtig gelangweilt, weil einfach nichts neues kam.


    Wäre noch mehr dazugekommen, würde die Geschichte in der Menge der Romane untergehen, die mit ständig neuen
    Ereignissen um Aufmerksamkeit buhlen. Stattdessen wird die Geschichte behutsam vertieft und auf das Wesentliche beschränkt. Auf mich wirkt das echter.



    Das Ende bleibt, wie eigentlich immer bei Shreve, mehr oder weniger offen. Das stört mich normalerweise auch nicht, aber hier hat mir doch etwas gefehlt.


    Das empfand ich nicht so störend. Vielmehr hat man die Möglichkeit, sich selbst Gedanken über das Ende zu machen.


    Das mit dem fehlenden Schnee ist natürlich ein gravierendes Manko. Allerdings sieht es in diesem Winter bei uns nicht recht viel besser aus. Wir können ja mal für 2010 oder so eine Winterleserunde zu diesem Buch ins Auge fassen :breitgrins:.


    Grüße
    Doris

  • Das Buch habe ich in meinem Deutschlandurlaub gelesen, aber auch da blieb der Schnee aus. Aber egal, im Buch finde ich es sowieso angenehmer, eingeschneit zu werden. :frieren:
    So richtig begeistert hat mich das Buch aber auch nicht, obwohl die Beschreibungen des winterlichen New Hampshires gut gelungen sind. Auch die Gefuehle der Tochter und die Hoffnungslosigkeit des Vaters werden sehr anschaulich geschildert.
    Ich denke, ich habe einfach eine etwas andere Geschichte erwartet. Naemlich mit dem
    neugeborenen Baby als Mittelpunkt. Tatsaechlich aber ist der Fund des Babys lediglich der Anstoss, der den Stein ins Rollen bringt.
    Was mich in diesem Buch von Anita Shreve noch gestoert hat, war der Schreibstil. Da die Geschichte der 12jaehrigen Nicky erzaehlt wird, sind die Saetze ziemlich abgehackt. Das bin ich von der Autorin nicht gewoehnt, da sie sonst einen eher eleganten Schreibstil hat.
    Den Schluss wiederum fand ich passend zur Geschichte.
    Ansonsten ist es ein ganz nettes und nachdenklich stimmendes Buch, vor allem fuer mehr oder weniger kalte Winterabende zur Weihnachtszeit.


    3ratten

  • Hallo whiskers,


    Ich denke, ich habe einfach eine etwas andere Geschichte erwartet. Naemlich mit dem neugeborenen Baby als Mittelpunkt. Tatsaechlich aber ist der Fund des Babys lediglich der Anstoss, der den Stein ins Rollen bringt.


    Das wäre sicher auch ein spannendes Thema, das vor allem uns Mütter interessiert :zwinker:. Mir ging es am Anfang ähnlich, aber Shreve hat bei mir den Bonus, dass ich unvoreingenommen alles lese, was sie schreibt.



    Was mich in diesem Buch von Anita Shreve noch gestoert hat, war der Schreibstil. Da die Geschichte der 12jaehrigen Nicky erzaehlt wird, sind die Saetze ziemlich abgehackt. Das bin ich von der Autorin nicht gewoehnt, da sie sonst einen eher eleganten Schreibstil hat.


    Gerade das gefällt mir, wenn sich ein Autor in seinem Stil dem Protagonisten anpasst. Es wirkt realer. Alice Walker jat das in ihrem Roman Die Farbe Lila schön umgesetzt, indem sie den Stil mit der Hauptfigur sich entwickeln ließ.


    Grüße
    Doris

  • Hallo Doris,


    Zitat von "Doris"

    Gerade das gefällt mir, wenn sich ein Autor in seinem Stil dem Protagonisten anpasst. Es wirkt realer. Alice Walker jat das in ihrem Roman Die Farbe Lila schön umgesetzt, indem sie den Stil mit der Hauptfigur sich entwickeln ließ.


    Die Farbe Lila habe ich vor etlichen Jahren gelesen und ich war damals sehr beeindruckt von dem Buch. Zwischenzeitlich habe ich aber schon oefters die tolle Verfilmung mit Whoopi Goldberg gesehen, so dass ich mich nicht mehr an die Details vom Buch erinnern kann. :redface: Ich glaube, das war in Briefform geschrieben und die Hauptfigur war sehr ungebildet und hatte Schwierigkeiten, sich gut auszudruecken.
    Auf jeden Fall hat Alice Walker das sehr glaubhaft hinbekommen.
    Von Anita Shreve bin ich diesen Schreibstil aber nicht gewoehnt, und habe da wohl etwas anderes erwartet. Aber realer wirkt es schon, da stimme ich Dir zu.
    Trotzdem werde ich noch weiterhin Buecher von ihr lesen, momentan subt bei mir noch The Pilot's Wife. :smile:

  • Wo ihr gerade den Schreibstil ansprecht. Ich habe "The Pilot´s Wife" im Original gelesen und fand da die Sätze auch etwas abgehackt und sagen wir mal "einfach". Dieses Elegante was du ansprichts whiskers habe ich eigentlich nur in den anderen Büchern empfunden die ich auf deutsch gelesen habe.
    Obwohl vielleicht ist es auch einfach die fehlende Übung. Ich lese nicht besonders viele Bücher auf Englisch und wenn bin ich nie so besonders glücklich mit dem Stil. Mir fehlt da vielleicht auch einfach das Sprachgefühl für "was ist schöne Sprache"im Englischen.



    aber Shreve hat bei mir den Bonus, dass ich unvoreingenommen alles lese, was sie schreibt.

    .


    Bei mir auch. Ich denke das ist eine Autorin die mich nie wirklich enttäuschen kann. Klar gibt es Bücher die mir besser oder schlechter gefallen. Aber interessant bleibt sie und ihre Themen für mich immer.


    LG
    Flor

  • Der Stil ist natürlich immer abhängig vom Übersetzer. Im Fall von Shreve gefallen mir die Übersetzungen von Mechtild Sandberg am besten, die z. B. auch Olympia übersetzt hat (das mein absoluter Favorit ist), aber auch Stille über dem Schnee.


    Die Frau des Piloten wurde von Christine Frick-Gerke übersetzt. Ich las erst vor ein paar Monaten zuerst die deutsche und gleich danach die englische Ausgabe, die für meine eher unzureichenden Englischkenntnisse recht leicht zu verstehen war. Bei dieser Übersetzung hat mich mehr gestört, dass einiges ausgelassen oder Namen verändert wurden.


    Grüße
    Doris

  • Hallo,
    mir ist aufgefallen, dass die Buecher, die ich bis jetzt von Anita Shreve gelesen habe, alle in der Vergangenheit spielen. Wahrscheinlich kommt von daher der eher "elegante" Schreibstil. Ganz besonders in Alles, was er wollte, hat sich der Protagonist sehr gewaehlt ausgedrueckt. Er war aber auch als Lehrer fuer englische Literatur an einem College angestellt, das erklaert wohl so einiges. :zwinker:
    Bis jetzt habe ich folgende Buecher von ihr auf englisch gelesen:
    Olympia, Der einzige Kuss und Alles, was er wollte.