Edward Rutherfurd - London (bis einschl. "Der Fluss", S. 883)

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 8.474 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Nicole2x.

  • "Kristallpalast" beginnt mit der Londoner Weltausstellung von 1851. Die Beschreibung finde ich sehr interessant, hier ist dazu ein Link.
    Ich bin gespannt, wie es mit den Pennys weiter geht.

  • Nach "Die Suffragetten" erfolgt wieder ein großer Zeitsprung, deshalb schildere ich jetzt meine Eindrücke.


    Das Elend in London (wie im übrigen industriellen England) muss überwältigend gewesen sein. Nirgendwo sonst waren Klassenunterschiede so ausgeprägt und sind es noch heute. Die Protagonistenfamilien verkörpern jeweils eine dieser Klassen, Menschen, die in ihrer Gesellschaftsschicht gefangen sind. Schön, mal wieder von den Barnikels zu hören. Die Dogget-Töchter haben alle respektable und nette Männer geheiratet, wobei mir Arnold Silversleeves mit seinen technischen Visionen am besten gefallen hat.
    Die eigenwillige Mary Anne und ihre noch eigenwilligere Tochter Violet fand ich sehr beeindruckend. Ohne Frauen wie diese wäre es noch sehr viel länger schlecht um die Frauenrechte bestellt gewesen.


    Spoiler bis Ende "Die Suffragetten"


    Hoffentlich erfährt man in den folgenden Kapiteln, wie es dem Sohn ergangen ist.

    Einmal editiert, zuletzt von qantaqa ()

  • Nein, eure Spoiler habe ich noch nicht gelesen. Aber neugierig bin ich schon. Gerade habe ich "Der Kristallpast" beendet, einem unverplanten Urlaubstag sei dank. Dieser Kristallpalast muss wirklich großartig gewesen sein. Schade, dass er zerstört wurde.


    Da hatten wir ja etliche Vertreter der uns bekannten Familien an einem Tisch. Mary Anne hat mir gut gefallen. Sie scheint mitten im Leben zu stehen und sich für mehr als nur Familie und Haushaltsführung zu interessieren. Kein Wunder dass sie ihre Aufmerksamkeit dem jungen Edward Meredith zuwendet. Die anderen Mitglieder der Familie finde ich schon recht arrogant in ihrer Art. Aber das gehörte wohl zum guten Ton.


    Silas Dogget ist der vornehme ältere Herr der seine Familie gerade zur Geburtstagsrunde zu Besuch hat? Ich hab die Stelle glatt 2x lesen müssen.Was ist ihm denn wirklich widerfahren, dass er solch einen gesellschaftlichen Aufstieg genossen hat. 10 Jahre Müll verkaufen kann es wohl nicht ausschließlich sein. Allerdings weiß ich gar nicht was ich sagen soll. Er rät Lucy, ihr Kind herzugeben. Dabei würde er ihr, bzw. sein Anwalt, hilfreich zur Seite stehen. Mir ist momentan noch nicht klar, warum er so handelt.


    Leider hat das Buch nun nur noch 100 Seiten. So langsam heißt es Abschied nehmen von London.

    Liebe Grüße<br />Karthause :schmetterling:<br /><br />Die Kunst zu lesen, in ein Buch hineinzufallen, darin zu versinken, kaum noch auftauchen zu können, ist ein Stück Lebenskunst. <br />Elke Heidenreich

  • Der Kristallpalast muss ein sehr beeindruckendes Bauwerk gewesen sein. Riesige Ausmaße. Das war sicher eine ganz schöne Arbeit ihn später zu versetzen.


    Silas Dogget hat sich mächtig gemausert. Ein Müll-Millionär. :breitgrins:
    Und er hat es geschafft sich mit einigen nicht unwichtigen Familien durch Heirat zu verbinden. Interesant wie die einzelnen Sippen immer wieder miteinander verflochten werden.



    Er rät Lucy, ihr Kind herzugeben. Dabei würde er ihr, bzw. sein Anwalt, hilfreich zur Seite stehen. Mir ist momentan noch nicht klar, warum er so handelt.


    Wenn er Lucy unterstütz, erkennt er die Verwandtschaft an. Das uneheliche Kind passt sicher nicht in seine neue Lebenssituation. Also muss es verschwinden. Sollte Lucy sich für das Kind entscheiden verweigert er ihr das Geld und kann immer noch behaupten, dass sie nur eine unverschämte Hochstaplerin ist, die er noch nie gesehen hat.
    Warum sie das Kind allerdings unbedingt behalten will, kann ich nicht nachvollziehen. Schließlich wollte sie keinen armen Ehemann. Wie kann sie dann das Kind eines verheirateten Mannes akzeptieren. Der wird kaum in der Lage sein sie und das Kind zu unterstützen von seinem Angestelltengehalt, das er für seine Familie benötigt.

  • "Die Cutty Sark" fand ich ein sehr schönes Kapitel.
    Man hat das Gefühl, als ob man sich wieder Richtung Ausgangspunkt bewege.
    Komischerweise sind mir die Silversleeves nun doch noch sympathisch geworden, während ich mir beim Earl of St. James ein schadenfreudiges Grinsen nicht verkneifen konnte. Wunderbar diese List, die Gorham Dogget da anwandte. :breitgrins:


    Vor Lucy Dogget muss man Respekt haben. All die Jahre in großer Armut zu verbringen und dann nur um eine Stelle für die Enkelin zu bitten. Witzig, dass eine andere Dogget (Esther) darauf besteht den Namen, ohne es zu wissen, wieder in Ducket umzubenennen.


    Durch den Ruin des Earls wird es auch möglich, dass die Familie Bull Bocton zurück erhält.


    Violet und Meredith! :entsetzt: Sieht er ihn ihr nur die jüngere Kopie ihrer Mutter? Und Violet? Sie scheint sowieso ein Querkopf zu sein, aber ein liebenswerter. Liebt sie ihn wirklich oder will sie nur ihrer Mutter eins auswischen? Wie kommt Mary Anne nur darauf, dass diese Heirat unnatürlich wäre? Sie scheint ideal zu sein. Sie ist jung und er alt und reich. :elch:

  • Ich glaube, Violet und Meredith lieben einander wirklich. Wenn es auch nicht ausdrücklich gesagt wird, so scheint mir zwischen den beiden eine Seelenverwandschaft zu bestehen.


    Die Cutty Sark, die im Londoner Hafen als Museumsschiff liegt, ist übrigens vor wenigen Tagen bei einem Feuer schwer beschädigt worden. Link und Link Ich war ganz verblüfft, dass es das Schiff noch gibt.


  • Ich glaube, Violet und Meredith lieben einander wirklich. Wenn es auch nicht ausdrücklich gesagt wird, so scheint mir zwischen den beiden eine Seelenverwandschaft zu bestehen.


    Du hast Recht. Im nächsten Kapitel wird es deutlich.
    Das passt zu Violet sich den Suffragetten anzuschließen. Ich kann mir gut vorstellen wie Henry in der Schule unter dem Ruf seiner Mutter gelitten hat. Nur gut, dass Frauen wie Violet weiter für das Recht der Frauen gekämpft haben. Trotz aller Anfeindungen, eben auch aus der eigenen Familie.


    Am Beispiel von Jenny und ihrem Bruder wird deutlich, dass sogar die Unterschicht sich noch vielfältig verzweigt. Jenny gehört somit schon wieder einer Oberschicht an, während die arme Nachbarin ihres Bruders noch tiefer steht als dieser.

  • Nun bin ich mit den restlichen Seiten durch.


    Manches scheint sich zu wiederholen. Die Carpenters sind weiterhin politisch engagiert. Helen will auf gewisse Weise in die Fußstapfen ihrer Mutter treten. Und die Barnikel sind immer noch die liebenswürdigen Raubeine. :smile: Der Admiral gleicht seinem Ahnen enorm.


    Der erste Weltkrieg wirkt also wie ein Katalysator für das Wahlrecht der Frauen. Es ist ja oft nach großen Katastrophen zu Neuanfängen gekommen, die anders gar nicht vorstellbar waren.


    Und endlich, endlich, nach all den Jahren, ist es soweit.


  • Und endlich, endlich, nach all den Jahren, ist es soweit.


    :klatschen: Ich wusste, dass Dich das freuen würde, als ich es gelesen habe. :smile:

  • Gleich zu Beginn des Kapitels "Die Suffragette" treffen wir ja wieder auf einen Silversleeves. Er ist Housemaster und Mathematiklehrer im Internat und verprügelt gerade Henry Meredith. Ich dachte, na klar wieder Silversleeves. Aber es ist das Letzte Mal, dass mir einer dieser Familie in einer wirklich nicht sympathischen Szene begegnet. Schockiert hat mich allerdings, dass die Kinder in dieser Nobelschule hungern müssen, obwohl die Kosten für die Eltern sicher nicht gering waren.


    Eigentlich hatte ich schon von Mary Anne etwas in der Richtung der Frauenrechtlerinnen erwartet, so kam es bei ihrer Tochter für mich nicht unverhofft. Eigentlich müssen wir den aufmüpfigen Damen von damals heute ja noch dankbar sein. Ich könnte mir ein solches Leben, wie es von den Frauen erwartet wurde nur schwer führen. Ich habe mir leider weder das Zitat noch die Seite, auf der ich es fand, notiert. Jedenfalls stand dort sinngemäß, dass der Lohn der Ehe das sorgenfreie Leben und die Kinder wären. :grmpf:



    Dieser letzte Leseabschnitt, insbesondere das letzte Kapitel, hat das Buch abgerundet, es in sich geschlossen. Mir hat "London" sehr gut gefallen. Der Reisewunsch wurde zum Schluss hin immer stärker. Nun möchte ich London wirklich gern in echt erleben. Ich habe von dieser Stadt jetzt eine ganz andere Vorstellung. Schade nur, dass ich den Duckets, Doggets, Bulls, Barnikels, Meredith's und all den anderen nicht begegnen werde. Das Nachwort hat mir in diesem Buch sogar gefallen. Rutherfurd erläutert nochmals einiges. Ich finde auch die Figuren hat er geschickt gewählt und durch ihre glaubhafte Entwicklung haben wir gesellschaftliche Auf- und Abstiege erlebt, die sich so hätten zutragen können.


    Hier muss ich jetzt erst einmal aufhören. Mir fällt bestimmt noch einiges ein. Aber ihr lest ja sicher auch noch ein Weilchen. Trotzdem will ich es hier schon mal sagen, es war sehr nett mit euch. Mir hat diese Leserunde sehr gut gefallen (d.h. sie gefällt mir noch). Danke auch für eure Links und Tipps.


    edit: In seinem Nachwort hat mich Rutherfurd neugierig gemacht auf "Sarum". In diesem Buch kann man ja einigen Verwandten von unseren Protagonisten begegnen. Ich glaube in nicht all zu ferner Zeit werde ich es lesen.

    Liebe Grüße<br />Karthause :schmetterling:<br /><br />Die Kunst zu lesen, in ein Buch hineinzufallen, darin zu versinken, kaum noch auftauchen zu können, ist ein Stück Lebenskunst. <br />Elke Heidenreich

    Einmal editiert, zuletzt von Karthause ()


  • Gleich zu Beginn des Kapitels "Die Suffragette" treffen wir ja wieder auf einen Silversleeves. Er ist Housemaster und Mathematiklehrer im Internat und verprügelt gerade Henry Meredith. Ich dachte, na klar wieder Silversleeves.


    Das dachte ich mir ebenfalls. :breitgrins:



    Aber es ist das Letzte Mal, dass mir einer dieser Familie in einer wirklich nicht sympathischen Szene begegnet. Schockiert hat mich allerdings, dass die Kinder in dieser Nobelschule hungern müssen, obwohl die Kosten für die Eltern sicher nicht gering waren.


    Das wird zu Drill gehört haben. Nach dem Motto: Was uns nicht umbringt, macht uns nur härter.



    Dieser letzte Leseabschnitt, insbesondere das letzte Kapitel, hat das Buch abgerundet, es in sich geschlossen. Mir hat "London" sehr gut gefallen.


    Ich fand das letzte Kapitel sehr gelungen. Die Nachkommen als Archäologen die Jahrhunderte im Schnelldurchlauf Revue passieren zu lassen war ein guter Einfall des Autors.
    Wie qantaqa es so schön und kurz formulierte:


    Der Kreis hat sich geschlossen. Ein sehr schönes Ende.


    Sarum und Der Wald der Könige liegen auch noch auf meinem SUB. :breitgrins:

  • Sarum und Der Wald der Könige liegen auch noch auf meinem SUB. :breitgrins:


    Da drängt sich ja glatt der Gedanke an eine Leserunde auf. :breitgrins:

    Liebe Grüße<br />Karthause :schmetterling:<br /><br />Die Kunst zu lesen, in ein Buch hineinzufallen, darin zu versinken, kaum noch auftauchen zu können, ist ein Stück Lebenskunst. <br />Elke Heidenreich


  • "Die Cutty Sark" fand ich ein sehr schönes Kapitel.
    Man hat das Gefühl, als ob man sich wieder Richtung Ausgangspunkt bewege.
    Komischerweise sind mir die Silversleeves nun doch noch sympathisch geworden, während ich mir beim Earl of St. James ein schadenfreudiges Grinsen nicht verkneifen konnte. Wunderbar diese List, die Gorham Dogget da anwandte. :breitgrins:


    Vor Lucy Dogget muss man Respekt haben. All die Jahre in großer Armut zu verbringen und dann nur um eine Stelle für die Enkelin zu bitten. Witzig, dass eine andere Dogget (Esther) darauf besteht den Namen, ohne es zu wissen, wieder in Ducket umzubenennen.


    Ich kann mich da nur anschließen. Der Earl of St James ist solch ein Lügner. Wie Gorham Dugget ihn ausgetrickst hat. Im ersten Moment war ich auch platt.
    Mich würde mal interessieren, ob der Earl doch noch herausfindet, dass der Schein trügt. :breitgrins:


    Lucy hat mir durchweg nur leid getan. Ich fand es sehr mutig von ihr, dass sie in ihrem Alter nochmal so einen Weg auf sich genommen hat. Es hätte auch anders ausgehen können. Aber die Dogget-Mädchen haben ja alle was nettes an sich. Da kam nicht komplett der böse Silas durch.
    Mich wunderts, dass Silas immer so ein unfreundlicher und mürrischer Mann war und im Kreise der Familie auch anders kann. Vor allendingen fand ichs schade, dass man nicht erfahren hat welche arme Frau ihn ertragen musste.
    Bei seinen Jobs à la Leichen fischen und Müll sortieren muss er ja einen ungeheuren Wasserverbrauch gehabt haben :baden: :breitgrins: