Andreas Steinhöfel - Die Mitte der Welt

Es gibt 41 Antworten in diesem Thema, welches 15.131 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von dodo.

  • Hallo!


    Ich finde, "Die Mitte der Welt" ist ein schönes Buch. Andreas Steinhöfel hat einen sehr flüssigen Schreibstil, so dass ich mich in der Geschichte sofort wohlgefühlt habe und das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Geschichte lebt vor allem von ihren Charakteren, die sehr lebendig gestaltet sind.


    Ich bedaure es fast, dass ich das Buch nicht schon vor 10 Jahren gelesen habe; ich glaube, als Teenager hätte ich es geliebt. Nichtsdestotrotz ist "Die Mitte der Welt" gute Unterhaltung für Leser jeden Alters, die auch zum Nachdenken anregt.


    4ratten

  • Wir haben das Buch irgendwann in der Mittelstufe gelesen und ich habe es nur noch als sehr lesenswert in Erinnerung. Vielleicht werde ich bei Gelegenheit meiner Erinnerung daran ein wenig auffrischen :zwinker:
    Trotzdem von mir
    5ratten

  • Mir hat das Buch auch gefallen, "obwohl" ich erwachsen bin. Die Menschen darin sind liebevoll beschrieben, der Autor fängt die Atmosphäre bestimmter Situationen geschickt ein und nicht zuletzt enthält die Geschichte auch einige überraschende Wendungen und bleibt so durchgehend unterhaltsam und spannend. Gibt es dazu eigentlich eine Fortsetzung? Könnte ich mir gut vorstellen, dann in Amerika..

  • berita
    Zum Glück nicht^^ Wenn Du aber zumindest noch ein bissl in dieser Welt umherwandern möchtest empfehle ich Dir den Erzählband Defender. Dort gibt es ein Wiedersehen mit der ein oder andren Figur. Ich vermute fast das die ein oder andre Geschichte ursprünglich Teil des Romans hätte sein sollen aber dann doch nich gepasst hat.


    Nein im ernst. Für mich ist der Roman genauso wie er ist abgeschlossen und ich bin froh das es keine Fortsetzung gibt.

  • Dieses Buch habe ich heute Nacht um halb 3 beendet. Auch wenn ich mir vom Verlauf der Geschichte etwas ganz anderes erwartet hatte, ich dachte, dass das Problem der kleinen Leute mit der Homosexualität eine viel größere Rolle spielen würde. Ich dachte gerade in diesem Bereich würden wir auf große Probleme stoßen, dabei geht es eher mehr um die Vergangenheit und um die Entwicklung hin zu Gegenwart.


    Nichtsdestotrotz werde ich das Buch sicher irgendwann noch mal lesen, da mir die Atmosphäre wirklich gut gefallen hat und ich mich Phil teilweise so extrem "verbunden" gefühlt habe beim Lesen.


    Vielleicht weil nicht alles extrem breitgetreten wurde, sondern auch viel Platz für eigene Überlegungen bleibt, ist das Buch auch so interessant und es lebt vor allem auch durch seine Charaktere, die ihre beiden Seiten haben.


    Was mich gestört hat,


    Trotzdem sind die 5 Ratten keinesfalls in Gefahr:


    5ratten

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Andreas Steinhöfel: Die Mitte der Welt


    Meine Meinung:


    Die Geschichte des siebzehnjährigen Phil, seiner Zwillingsschwester Dianne und ihrer beider Mutter Glass ist fesselnd genug erzählt, daß man das Buch kaum aus der Hand legen kann, bis man endlich die letzte Seite erreicht hat. Es ist eine Geschichte übers Aufwachsen, übers Erwachsenwerden, über Freundschaft, Liebe und Verrat. Phil ist homosexuell, seine Mutter ist aus den USA in die kleine Stadt zugezogen und gehört also nicht zu den Alteingesessenen, sie leben ein eher ungewöhnliches, sozial abgeschiedenes Leben in einer alten Villa - Phil ist also auf vielerlei Weise Außenseiter. Vielleicht ist das der Grund, warum ich ihm bis über die Hälfte des Buches hinaus nicht richtig nahekam.


    Die aktuelle Gegenwartshandlung im Buch umfaßt nur ca. 5 Monate, in die die Kindheitsgeschichte von Phil und Dianne in Form von Rückblenden eingearbeitet ist. Es dauerte eine Weile, bis ich die unterschiedlichen Zeitlevels auseinanderhalten konnte, da die Rückblenden auch nicht immer chronologisch sind. Hilfreich sind dabei die verschiedenen Zeitformen (die gegenwärtige Handlung ist in der Gegenwartsform geschrieben).


    Das Schönste am Buch sind die Erinnerungen an Kindheitserlebnisse, die Steinhöfel atmosphärisch sehr treffend und mit viel Einfühlungsvermögen für kindliches Empfinden schildert. Doch unter der schönen, idyllisch scheinenden, alternativen Kindheitsoberfläche lauern tiefe Abgründe. Die vermeintlich heile Familie baut sich auf eine Lüge. Zwischen Phil, Dianne und ihrer Mutter herrscht Sprachlosigkeit und teilweise Unverständnis. Immer wieder geschehen sehr brutale Dinge. Deshalb wirkte das Buch auf mich ziemlich deprimierend. Fast hat Steinhöfel hier ein wenig übertrieben mit der Häufung von Schicksalsschlägen - es erinnert an das Pathos griechischer Tragödien. Man kann sich natürlich nur auf die Oberfläche konzentrieren und das ganze als eine nette Geschichte übers Erwachsenwerden lesen, in der halt nicht alles glatt läuft (wie das so ist im Leben). Man kann sich aber auch vorstellen, daß einiges zusammenhängt und kann sich Ursachen für einige Geschehnisse denken. (Der (Spitz-)Name "Glass" für die Mutter ist meines Erachtens nicht zufällig gewählt). Steinhöfel deutet hier nur an, er bleibt genug im Ungefähren, so daß all das möglich ist. Und dennoch gibt es keinen "Sündenbock", man kann Mitgefühl für jede Person aufbringen.


    Arjunas Spoiler:


    Was mich gestört hat,


    fand ich auch höchst seltsam, an dieser Stelle werden Klischees gedroschen.


    Genausowenig gefallen hat mir die Beschreibung der Bewohner der kleinen Stadt bzw. Phils Sicht auf diese: natürlich sind sie alle verklemmte, degenerierte Spießer, die keine Ahnung vom wirklich Wichtigen haben... :rollen:


    Bewertung: 3,75 Leseratten (und verglichen mit den Büchern, die ich sonst noch in diesem Jahr gelesen habe, runde ich auf).


    4ratten


    Übrigens würde ich das Buch doch eher als Jugendbuch einordnen.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Andreas Steinhöfel – Die Mitte der Welt


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    Der Roman erzählt die Geschichte von Phil, seiner Zwillingsschwester Dianne und ihrer jungen Mutter Glass, die zusammen in einem Haus namens Visible in irgendeiner europäischen Kleinstadt leben. Glass ist mit 17 Jahren hochschwanger von Amerika nach Europa gekommen, um zu ihrer Schwester zu ziehen. Weitere Hauptakteure sind Tereza, beste Freundin von Glass, Kat, beste Freundin von Phil und Gable, Onkel und Seefahrer, den es ab und zu für ein paar Tage nach Visible verschlägt. Und natürlich Nicholas, der Junge in den Phil sich verliebt. Die Geschichte wird in der Ich-Form von Phil erzählt, das „Jetzt“ ist irgendwann in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts und Phil ist 17 Jahre alt. In vielen, gut eingepassten Rückblenden wird die Kindheit der beiden Zwillinge erzählt.


    Es ist ein wunderschönes Buch, ich habe es genossen, Phil auf seinem Weg durch Kindheit und Jugend zu begleiten. Die Themen, die hier behandelt werden sind sehr vielfältig. Man könnte Homosexualität nennen, denn Phil ist schwul und naturgemäß ist es ein Thema, allerdings wird das mehr auf der emotionalen Ebene der „ersten Liebe“ abgewickelt und die Homosexualität als solches wird wie eine Selbstverständlichkeit behandelt. Was ich sehr gut finde! (Generell mag ich nicht diese „Problem-Bücher“ für Kinder und Jugendliche und finde, es gibt viel zu wenig Bücher, in denen solche Themen wie selbstverständlich in eine Geschichte eingewoben werden, wo sie nicht Hauptthemen sind.). Es geht hier um die exzentrische Mutter und wie sie und ihre Kinder damit umgehen, dass sie von den Bewohnern der Kleinstadt ausgegrenzt werden. Es geht um die Beziehung der Geschwister untereinander, um Freundschaften und natürlich um Liebe.


    Andreas Steinhöfel bedient sich einer wunderschönen Sprache und mutet den Kindern auch mal einen längeren Satz zu... Gut, dieses Buch ist für Jugendliche, die das ohnehin schaffen sollten, aber soweit ich bis jetzt von ihm und über ihn gelesen habe, tut er das auch in seinen Büchern für jüngeres Zielpublikum.


    Hier sind ein paar (kurze) Sätze, die mir gefallen haben:


    Zitat

    Er kam Gott weiß woher, und genau dorthin verschwand er auch wieder.


    Zitat

    Ich erhielt eine versöhnliche Großaufnahme der Zahnlücke. "Vanilleeis?"


    Zitat

    Die Welt vertauschte oben und unten.


    Ich liebe solche Sätze. Steinhöfel hat außerdem einen tollen Humor.


    Für diejenigen unter euch, die Vergleiche mögen: Für mich hat sich der Roman wie eine Mischung aus Garp, Grüne Tomaten und den Ya-Ya-Schwestern angefühlt. Es war jedenfalls eines der schönsten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe.


    5ratten :tipp:

    Ich bezeige, nach Hertzens-Aufrichtigkeit, dass ich mich glücklich schätze, mich mit Verehrung nennen zu dürfen und ersterbe,<br />Roulade<br /><br />[url=http://www.literaturschock.de/autoren/interviews/119-intervie

  • roulade
    Ich liebe die Geschichten in diesem Roman sehr. Ich hab jedes Mal ein ganz eigenartiges Nach Hause kommen Gefühl wenn ich den Roman lese. Ich hab auch das Hörbuch gelesen von Rufus Beck und sollte ich mir dieses Jahr dann doch irgenwann einen Ebookreader kaufen weiß ich welches Buch auf jeden Fall mit drauf muss- ich glaub es wäre ein Gutes Gefühl ihn immer mit dabei zu haben.


    Arjuna
    [spoiler] Ich glaube fast das Steinhöfel hier extra ein Klischee eingebaut hat. Vielleicht auch um zu zeigen das selbst jemand wie Glass und ihre Freundinnen nicht ganz vor Vorurteilen gefeit sind. Selbst ein Mensch der sich selbst als tolerant bezeichnet ist ja davor nicht sicher. Glass gibt ja auch zum Beispiel den Menschen in der Stadt genauso kaum eine Chance. [/url]

  • Übrigens hat Steinhöfel in den Geschichten des Romans die griechische Mythologie eingewoben. Für die Tüftler und Mythologie-Experten unter euch. Vielleicht lese ich endlich mal die Sagen des klassischen Altertums von Schwab und danach nochmal dieses Buch.

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  • Es ist ja nicht nur eine Sage, es sind in vielen Einzelheiten und Geschichten mehrere Sagen verstreut. (Die Diana mit Pfeil und Bogen hätte ich ja auch gerade noch erkannt... :breitgrins:) Im Nachwort gibt er einige preis und schreibt, dass es mehrere sind, dass der ganze Roman voll damit ist, und wir sollen uns auf die Suche machen, wenn wir wollen.


    Vom Schwab gibt es ja auch eine gekürzte Version am Markt. (Ich hasse sowas :pueh:, vor allem wenn es nicht groß und deutlich gekennzeichnet ist.) Ich habe eine alte Ausgabe des Buches. Das ist so dick, wenn da nicht alles drin ist, dann weiß ich auch nicht...

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    Zitat

    Der siebzehnjährige Phil ist auf der Suche. So wenig er über seine Vergangenheit weiß, so chaotisch ist seine Gegenwart. Da ist zum Beispiel seine Mutter Glass mit ihren ständig wechselnden Liebhabern. Oder seine Zwillingsschwester Dianne, schroff und eigenwillig, mit Geheimnissen, die sie längst nicht mehr mit Phil teilt. Oder Annie, die verrückte Alte mit den roten Schuhen, die sich ausschließlich von Kirschlikör zu ernähren scheint und Nicholas, der Unerreichbare, in den sich Phil unsterblich verliebt hat. Phil sehnt sich nach Orientierung und Perspektiven. Und vor allem danach, mehr über sich selbst zu erfahren ...


    Als Glass nach Deutschland auswandert, weiß sie noch nicht, dass ihre Schwester tot ist und sie ihre Zwillinge mitten im Schnee in der Wildnis zur Welt bringen wird. Trotzdem schafft sie es irgendwie, ihre Kinder zu erziehen, nur dass das Geheimnis um den Vater Phil mehr plagt als die vielen Liebschaften seiner Mutter. Es ist hier vor allem erstaunlich, wie früh Phil Zuneigung zu Männern empfindet und Eifersucht wegen seiner Mutter, die eben diese Männer bekommt.


    Weit bin ich noch nicht, bisher wurde nur die Geburt abgehandelt und Phils erste "Zuneigung".

    Bücherwurm - naher Verwandter der Lindwürmer<br /><br />Wenn es sein muss, trete ich auch Zwerge! - Hildegunst von Mythenmetz<br /><br />:buecherstapel:

  • So, ich bin inzwischen mit dem Buch fertig. Die Mitte der Welt ist so ganz anders als erwartet und manches Mal sehr konfus und unheimlich, doch gleichzeitig auch schön. Nur eins kann ich unterschreiben, dieses Buch sollte keine Pflichtlektüre an Schulen sein, auch wenn mein Neffe mit 12 sehr frühreif ist, würde ich ihm dieses Buch erst geben, wenn seine Mutter es abgesegnet hat, denn es ist brutal, direkt, verstörend und in gewissen Punkten auch sehr ... abstoßend.


    Zum Inhalt, es geht hier vor allem um Phil. Phil ist 17 und sein Leben erfährt einige Umschwünge, die sich aber schon in seiner Kindheit angekündigt haben und so erfährt der Leser durch Rückblenden und Gegenwartserzählung das Bild eines Jungen, der zum Mann heranreifen muss. Seine Kindheit ist vor allem geprägt durch die ungewöhnliche Geburt und dem Ruf als Hexenkinder, mit seiner Zwillingsschwester erlebt er erst eine glückliche Zeit, bis eines Tages alles plötzlich anders ist. Doch es dauert, bis auch er erfährt und vor allem versteht, warum.


    Auch etwas, was ziemlich früh ersichtlich wird (im Buch und auch im Leben von Phil) ist seine Homosexualität, die sich schon in seiner Kindheit ausdrückt, indem er immer die weiblichen Rollen übernimmt, gerne Mädchenkleider anzieht und lieber Puppen möchte als Fußbälle. Auch sein Blick auf die Männer in seiner Umgebung lassen dies erahnen, wobei am Anfang vor allem der Wunsch nach einem Vater durchsickert.



    Der Roman ist kein wirklicher Coming-Out-Roman, auch wenn die Problematik durch Phils Homosexualität sehr wohl gegeben ist, er ist vor allem ein Roman über das Erwachsenwerden.


    Im Großen und Ganzen hat der Roman Spaß gemacht, wenn man sich auf die oft kindischen Sichtweisen einlässt und nicht zu gesellschaftskritisch herantritt.


    Bewertung: 4ratten

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  • Der Roman wurde jetzt verfilmt und wird im Sommer oder Herbst im Kino zu sehen sein. Ich gebe zu das ich noch etwas skeptisch bin. Ich habe über die Jahre so viele Bilder im Kopf - gerade auch wie manche Figuren aussehen sollen, ich bin mir nicht ganz sicher ob da nicht das ein oder andere kaputt geht... Mal schauen, vielleicht wird es ja gerade dadurch besser ;) zu Mal der Autor selbst, den Film sehr mag. Das ist finde ich durchaus ein gutes Zeichen.

  • :entsetzt: Oh nein, das ist ja ein Sakrileg für mich!! Ich weiß gar nicht, ob ich mir überhaupt Bilder davon anschauen soll, denn dann bekomme ich die vermutlich nie wieder aus dem Kopf. Aber ich fürchte, die Neugier wird siegen... Zumindest werde ich mir die Namen der Schauspieler durchlesen und dann entscheiden.
    Wir haben im Wohnzimmer daheim ein Puzzle an der Wand hängen, das ich gemacht habe und das für mich immer "Visible" dargestellt hat. Da kommt so schnell kein reales Gebäude mit!

  • Es ist gefühlter Sommer und für mich gehört der Roman in einen trägen Sommernachmittag am See (in meiner Fantasie zumindest). Vielleicht habe ich mir genau deshalb diese sehr sommerlichen Apriltage für ein Reread ausgesucht. Ich weiß nicht mehr genau das wie vielte es ist. Das ist auch nicht ganz so wichtig. Nach wie vor würde ich "Die Mitte der Welt" mitnehmen, wenn ich eine größere Reise vor mir hätte und nicht wüsste wann ich zurück komme. Doch lesen... ich denke das wird mein letztes Reread sein und das ist auch völlig in Ordnung so.


    Warum?

    Ich bin Erwachsen geworden. Als ich den Roman das erste Mal gelesen habe war ich jünger als Phil und seine Schwester Dianne. Das war vermutlich 1998 oder 1999. Ich bin mir nicht ganz sicher ob ich den Roman zum 12 oder 13. Geburtstag dann auch geschenkt bekommen habe, weil ich ihn mir sehnsüchtig gewünscht hatte. Einer der ersten Romane die ich zwingend besitzen wollte.

    Das Buch hat mich mitten ins Herz getroffen und nie ganz losgelassen. Es kann sein das ich noch heute ganz plötzlich daran denken muss, mir bestimmte Szenen durch den Kopf schießen. Trotzdem, ich habe mich sehr verändert - und das ist auch gut so - ich bemerke diese Veränderunge gerade sehr stark, während ich weiter lese. Es ist interessant zu sehen, wer ich war und wer ich nun bin. Mein Bauch sagt mir, ich kann mich von diesem alten Ich verabschieden. Dazu gehört tatsächlich auch, diesen Roman hinter mir zu lassen. Er hat mich definitiv stark geprägt und er wird für immer in mir sein. Aber ich kann jetzt gut damit leben, das ich nur noch in meinen Gedanken nach Visible zurückkehre. Ich bin gemeinsam mit Phil - so scheint es mir manchmal - ausgebrochen und habe diese Welt hinter mir gelassen.

    Ich genieße diesen kleinen Abschied trotzdem sehr. Und finde es auch interessant das ich nun einiges mit andren Auge sehe als damals. Jetzt bin ich quasi die Ältere und sehe nicht mehr mit Teenageraugen auf die Handlung. Gerade Glass Verhalten bewerte ich heute völlig neu. Sie ist im Roman gerade ein Jahr älter als ich es nun bin. (Sie ist 34). Und wie ihr Sohn dabei, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Aus diesem Blickwinkel heraus finde ich, das sie ihren Kindern manchmal etwas zu viele Freiräume lässt und das sie durch ihren Konfrontationsurs gegenüber der Stadt massiv dazu beigetragen hat, das die Abneigung nie aufgebrochen werden konnte. Für die Handlung und vor allem für Phils Entwicklung ist dieser Punk wichtig. Ich denke aber, das heutige Romane das sicher noch mal anders lösen würden. Was mir auch auffällt, ist die Gewalt die im Roman schon eine starke Rolle einnimmt. Gerade die Schlacht am kalten Auge hat was von Herr der Fliegen (sicher beabsichtigt).