Beiträge von nikki

    Hallo zusammen,


    zuallerst Dankeschön für die Besserungswünsche; die Mama ist wieder aus dem Spital heraus und mir geht es demenstprechend auch besser! Und dann noch Entschuldigung, dass ich mich nicht so in die Leserunde eingebracht habe.



    Ich bin mal gespannt, wie Nikki noch so durchkommt und welche Aspekte sie noch finde - gute und schlechte?!


    Tja, eigentlich stimme ich so gut wie in Allem mit Euch überein. Ich habe mir Eure Beiträge schon vor Wochen durchgelesen, bevor ich mit dem Buch weitergekommen bin und habe mir eigentlich gedacht „oje“. Vielen Dank für die vielen interessanten Beiträge zu Märchen! schokotimmi ich habe mich dann doch nicht entmutigen lassen und habe weiter gelesen, fertig bin ich noch nicht aber immerhin bin ich im letzten Teil – und seit ich den begonnen habe, befindet sich das Buch wieder im Regal, aber langsam der Reihe nach...


    Im ersten Teil ist mir Aba eigentlich nicht so auf die Nerven gegangen, es war viel mehr die Erzählerin mit ihren Launen, Erwartungen und ständig wechselnden Meinungen über Aba, die mich genervt hat. Und dann ihr Rundumschlag gegen die Anthropologen (da wurde der Berufsstolz ein wenig verletzt) – dieses besserwisserische Getue hat mich gestört (setzt sich für mein Empfinden im letzten Teil nochmals durch – leider).


    Der zweite Teil hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen – bis auf drei Szenen, die auch von Euch bemängelt worden sind. Erstens diese unsägliche Papageien-Szene – ich bin sowieso ein Mensch, der mit Interpretation von Bildern nicht viel anfangen kann, entweder gefällt mir ein Bild oder nicht und dabei belasse ich es meistens. Aber die Interpretationen hier fand ich zum Teil stark an den Haaren herbeigezogen (wiederholt sich dann leider auch im letzten Teil). Die zweite störende Szene war die mit dem Casino. Ich habe den Teil mit wachsender Wut gelesen, am liebsten hätte ich Beba gepackt und durchgeschüttelt! Was mich noch gestört hat ist die Verdichtung der Ereignisse zum Schluss des zweiten Teils – da waren es mir zu viele Zufälle auf einmal. Pupas Enkel, dann die Adoptivenkelin von Beba... Die Ankunft von Pupas Enkel alleine hätte ich noch durchgehen lassen, aber dass er zufälligerweise Bebas Sohn in London kennengelernt hat, dieser auch gerade jetzt stirbt und Beba die Fürsorge für die Kleine bekommt, war mir zu konstruiert. Manchmal ist weniger mehr. Da geht es mir wie Aldawen, v.a. auch mit den Abschnittsenden – die habe ich zum Schluss nicht mehr gelesen.
    Was mir aber gefallen hat, waren die geschichtlichen Ausführungen – das mag an meinem Hintergrund liegen, genauso wie die Kleinigkeiten wie die Salami „Gavrilovic“, die hat’s bei meiner Oma immer geben müssen, wenn ich nach Hause gekommen bin ☺ oder auch die sprachlichen Einschübe.
    Die Idee Pupa in diesem Riesenei, das als Sarg diente, nach Kroatien zu bringen fand ich sehr schön – so als Symbol für das Leben geht weiter... Baba Jaga legt eben ein Ei ;)


    Ich bin jetzt wie gesagt im dritten Teil, wo Eure Vermutungen bestätigt worden sind, dass es sich bei den drei Damen um Baba Jaga handelt und das Buch wurde mal wieder zurückgelegt (stattdessen bin ich unterwegs nach Isfahan mit Pierre Lotti). Die Ausführungen über die Baba Jaga finde ich auch gut und interessant, was mir auf die Nerven geht sind die Interpretationen der Autorin. Ich fühle mich als Leserin dadurch schon eingeschränkt und fast bevormundet, bekomme fast das Gefühl dass die Autorin mir als Leserin nicht zutraut, ihren Stoff adäquat zu verstehen (wobei mir manche ihrer Interpretationen wirklich zu weit gehen – ich muss nicht alles sexualisieren und überall die Opferrolle der Frau hineinreklamieren; das nimmt mir den ganzen Reiz). In ein paar Tagen werde ich es nochmals wagen, bin schon nämlich gespannt auf den Schluss.


    Liebe Grüße
    nikki

    Hallo zusammen,

    Mir war so. Hast Du etwas gehört, Saltanah?


    Hier bin ich :winken: Sehr weit bin ich aber noch nicht.


    Also ich muss auch sagen, dass ich das, was ich auf den ersten Seiten gelesen habe, nicht erwartet habe und wie Ihr sehr positiv überrascht bin. Ich kann mich erinnern, dass uns Kindern Baba Jaga (in Bosnien nennt man sie Baba Roga) immer als eine Furchtfigur erschienen ist, es ist uns immer gedroht worden, sie werde uns holen wenn wir schlimm sind. Wahrscheinlich habe ich daher erwartet, dass es gleich direkt mit der Figur der Baba Jaga anfangen wird, aber diese behutsamen, stillen Beschreibungen von alten Damen und gleich die Konfrontation mit einer Krankheit, gerade jetzt wo meine Mama auch im Spital liegt, haben mich ziemlich berührt (daher auch meine Entschuldigung, dass ich erst jetzt in die Leserunde einsteige). Die Sprache hat mich mitgerissen, Sachen wie „Die Worte sind alle auseinandergebröselt“ oder „Spinnwebe im Kopf“ beschreiben die Situationen sehr, sehr treffend. Trotz der schwierigen Situation sind die Szenen mit einem Humor durchzogen, ich muss immer wieder schmunzeln, erkenne meine Großmutter oder ihre Freundinnen in der Figur der Mutter.


    Ich habe zwar noch nicht so viele Seiten hinter mir und komme jetzt ein bisschen langsamer voran als gehofft, werde mich aber bemühen mitzuhalten, denn das bisher Gelesene hat mir sprachlich und inhaltlich sehr gut gefallen.


    Liebe Grüße
    nikki

    Hallo,


    ich bin auch jetzt endlich auch mit dem ersten Buch fertig geworden.



    Joseph muss die bittere Erfahrung machen, dass das eigene Handeln in einer kurz gefassten Kausalbeziehung einen Erfolg bedeuten kann, jedoch in länger gefassten Kausalbeziehungen zur Katastrophe führen kann.


    Die drei "Unschuldigen" (ihre Vorträge im "Blauen Saal" der "Rächer Israels" machen sie aus der Sicht der Römer schon eher zu Aufwieglern) werden freigelassen, dafür wird Judäa die Unabhängigkeit verlieren. Das wird Jospeh vor allem nach seinem Gespräch mit Justus klar. Auch sein Buch über den Freheitskrieg der Makkabäer könnte zur Aufheizung der Situation beitragen, wie ihm Justus deutlich macht: "Sie haben die klassische Darstelung unserer Freiheitskriege geschrieben, Sie sind der jüdische Titus Livius. Nur, sehen Sie, wenn unsere lebendigen Griechen heute von dem toten Leonidas lesen, dann bleibt das ein harmloses akademisches Vergüngen. Wenn aberunsere "Rächer Israels" in Jerusalem Ihre Geschichte des Juda Makkabi lesen, dannbekommen sie heißte Augen und schauen nach ihren Waffen. Halten sie das für wünschenswert?" (S.84) Justus scheint viel weitsichtiger und scharfsinniger als Joseph zu sein, der ihm mit ambivalenten Gefühlen gegenüber steht: einerseits beneidet er ihn für seinen Scharfsinn, andererseits fühlt er sich ihm auch ein bisschen überlegen, da sein Buch nicht zu einem großen Erfolg wird wie seines.



    der Begriff der Globalisierung ist hier - aus meiner Sicht - im Grunde gut gewählt, auch wenn du ihn relativierst. Es geht im Buch einmal um die Welt, die wahrnehmbar ist, zum anderen, und hier wird Globalisierung heute ebenso verstanden: um die ökonomisch relevanten Teile der Welt.


    Das stimmt, ich will den Begriff auch nicht ganz zurücknehmen, finde ihn auch passend. Die "Neue Welt" habe ich erwähnt, weil vor kurzem in einer Vorlesung der Beginn der Globalisierung mit 1492 angegeben worden ist.


    @mombour, schade, dass Du aussteigen musst; das ist aber ganz verständlich, nach 14 Stunden Arbeit hätte ich auch keinen klaren Kopf mehr. Aber bei meinem Lesetempo bleibt Dir vielleicht hie und da mal Zeit für einen Kommentar? :smile: Ich möchte nämlich auch um Nachsehen bitten, da ich momentan auf der Uni ziemlich eingespannt bin und daher sehr langsam vorankomme.


    Liebe Grüße
    nikki

    Hallo,


    ich habe das Buch fertig gelesen.


    Der 5. und 6. Abschnitt haben mir am besten gefallen. Hier bekommt man Einblick in die Geschichte Ugandas, in das Alltagsleben und die Zeit nach Idi Amin - die, wie mir vorkommt, im Schatten des berühmt-berüchtigten Diktators steht. Ich wusste auch nichts von der zweiten Regierungszeit Obotes und dass noch jahrelang Bürgerkrieg geherrscht hat. Auch die Beschreibungen von AIDS und den damit verbundenen Glaubensvorstellungen und Ängsten sind sehr einprägsam gewesen. Keine Plattitüden, keine Effekthascherei.



    Zu dem großen Rundumschlag gehört dann auch noch ein Einblick ins frustrierende Ghettoleben und in das Problem, zum Ausstellungsstück zu werden – Punkte, die ich zwar grundsätzlich für wichtig anzusprechen halte, aber die nicht unbedingt in diesem Roman noch hätten dargestellt werden müssen.ich am Anfang war


    Hier sind auf ca. 60 Seiten so viele Ereignisse dicht und kurz beschrieben worden, die ein eigenes Buch hätten füllen können. Sprachlich hat mir an diesem Kapitel am besten die Beschreibung vom Serenitys und Hängeschloss Tod gefallen. Und auch der von Saltanah erwähnte Tod des Onkels Kawayida und dem Versuch der Hühner, ihn aufzuwecken. An diesen Stellen hat mich der Stil sehr an Gabriel García Márquez erinnert.



    Ich habe gerade mal in einem Lexikon der afrikanischen Mythologie nachgesehen, ob es mit diesen beiden Tieren etwas besonderes auf sich hat. Über die Büffel wird aber eigentlich nur gesagt, daß sie wegen ihrer Größe und Kraft mit großem Respekt betrachtet wurden, zumal sie auch seltene Jagdbeute waren. Das Krokodil gilt häufig als böser Geist, nicht gefräßig, sondern verräterisch.


    Das ist interessant, danke für diesen Hinweis. Hängeschloss wird von einem Büffel erschlagen und wurde von einigen Personen aus ihrer Umgebung wegen ihrer Kraft mit Respekt bedacht. Serenity wurde von einem Krokodil gefressen; er war eher ein passiver, verschlagener Mensch - als bösen Geist wurde ich ihn nicht bezeichnen, aber er war auch kein liebevoller, fürsorglicher Vater und Ehemann. So sterben sie durch Tiere, die in der Mythologie ihre Eigenschaften repräsentieren.


    So wie für Euch sind auch für mich manche Zeitsprünge nicht gleich nachvollziehbar gewesen und das letzte Kapitel war zwar ein Abschluß, aber ein hastiger, übereilter Abschluß. Mugezi musste noch einmal den Rebell durchblitzen lassen, seine Gefühlswelt blieb aber für mich verschlossen (Was dachte er, als er vom Tod seiner Eltern erfahren hat?)


    Liebe Grüße
    nikki

    Hallo,



    [Die Bedingung, dass die drei Juden freigelassen werden, ist doch der, dass der Schauspieler den Juden Apella, eine jüdische Spottfigur öffentlich spielen soll. Außerdem erheitert sich besonders der Antisemit Philipp Talaß (ein Minister!) für das Stück. Josef hat es in solch einer judenfeindlichen Atmosphäre nicht leicht.


    Die Idee, den Juden Apella zu spielen, kam von Demetrius Liban. Zuerst stutzte Poppäa auch, begeisterte sich aber dann für die Idee und packte ihn bei seiner Männlichkeiten (er soll doch nicht so feig sein!). Demetrius will aber nicht den albernen, verspotteten Juden spielen sondern "[...] den wirklichen mit seiner ganzen Trauer und Komik, mit seinem Fasten und seinem unsichtbaren Gott." (S. 52) Aber gleichzeitig ist ihm bewusst, dass dies ein gefährliches Spiel ist, denn die Atmosphäre ist - würde ich eher sagen, subtil denn offensichtlich judenfeindlich. Außnahme ist bis jetzt der Minister Talaß, leider bin ich noch nicht weitergekommen mit dem Lesen.



    "Zwischen neun und neun"


    Interessantes Buch, das habe ich vor ein paar Monaten auch gelesen. Perutz liebt es, seine Leser zu verwirren und zu täuschen. Genauso wie bei "Der Meister des jüngsten Tages" muss man sich am Ende die Frage stellen, was denn jetzt wirklich passiert und was geträumt, erdacht usw. war. Hat es Dir gefallen?


    Liebe Grüße
    nikki

    Hallo,



    [...] Senator Marull macht durch seine Worte deutlich, dass Globalisierung bei Weitem nicht so ein neues Phänomen ist (S. 16/17).


    Natürlich ohne die sog. "Neue Welt", aber das römische Reich war doch recht ausgedehnt und kosmopolitisch.


    Ein paar Seiten habe ich gestern noch gelesen, langsam wird die Frage der drei Unschuldigen zu einem Politikum.


    Liebe Grüße
    nikki

    Hallo Aldawen,


    ich verstehe was Du meinst; ich habe auch gehofft, dass man über die Figur des Idi Amin mehr erfahren wird, aber vielleicht wird er in Mugezis Amsterdamer Jahren noch eine Rolle spielen; vielleicht reflektiert er im Ausland mehr und detailreicher über diese Zeit, denn die Erzählung läuft nicht strikt linear, immer wieder wiederholt er Ereignisse aus der Vergangenheit und wir bekommen ein vollständigeres Bild von seiner Familie und den Ereignissen um sie herum. Ich würde sagen, die Hoffnung stibt zuletzt :smile:


    Liebe Grüße
    nikki

    Hallo,


    ich habe auch den 5. Abschnitt zu Ende gelesen. Da überschlagen sich die Ereignisse!



    Die Beschreibung des Priesterseminars hat mich ziemlich an Mario Vargas Llosas "Die Stadt und die Hunde" erinnert.


    Das stimmt, ich habe bei dem Abschnitt oft an das Buch denken müssen – ähnliche Abläufe: die Älteren schikanieren die Jüngeren und die zuständigen Personen, seien es Priester oder Offiziere, stellen sich blind. Trägt wohl zur Erziehung zu einem Mann bei, oder?



    So froh ich darüber war, dass er "gewinnt", (mein Hass auf Schule und Lehrer ist auch nach 25 Jahren noch nicht wirklich abgeklungen), so sehr stieß mir seine Darstellung als Held auf. Er hat sich hier für meinen Geschmack zu sehr glorifiziert, was ich ja bei einem Dreizehn- bis Vierzehnjährigen verstehen und akzeptieren kann, was mich aber darin bestärkt, dass aus der Perspektive eines Fast-noch-Kindes erzählt wird. Würde rückblickend erzählt, müssten Mugezis Verhalten und seine Gedanken doch etwas hinterfragt werden.


    Kann sein, aber manche Menschen bleiben ihr Lebenlang Selbstdarsteller und er kann durchaus auch im hohen Alter stolz darauf gewesen sein, wie er den Aufstand geprobt hat.



    Ein wenig enttäuscht war ich zunächst, daß die Amin-Jahre eigentlich eher an mir als Leser vorbeigegangen sind. Ja, es hat natürlich schon ein paar Sätze gegeben, die den Terror aufblitzen ließen und zudem war Mugezi im Priesterseminar ja auch etwas abgeschlossen von der Außenwelt, aber trotzdem: Zack, es ist 1979 und Amin gestürzt.


    Ich glaube nicht, dass Mugezi so abgeschottet war; immerhin hat das, was er über Idi Amin gehört hat, gereicht um sich von seinem großen Vorbild zu distanzieren. Außerdem verbrachte er die Ferien bei seiner Tante Lwandeka, die für den Widerstand tätig war. Wie viele Diktatoren scheint auch Idi Amin unter einer gewissen Paranoia gelitten zu haben und es wird schon deutlich, wie willkürlich Verhaftungen stattgefunden haben und wie leicht es war, jemanden zu denunzieren und von der Bildfläche entfernen zu lassen. Bei der Folterung hat Lwandeka großes Glück, ich glaube nicht, dass es viele gab, die so glimpflich davon gekommen sind. Aber Idi Amins Sturz kommt plötzlich; das stimmt. Das Blatt scheint sich ziemlich schnell gewendet zu haben - ich hätte hier gerne mehr Stimmungsbilder aus der Bevölkerung gehabt. Es kommt zum Krieg mit Tansania und schwupps, Amin verschwindet. Wie so oft kommen die großen Fische unbestraft davon und im allgemeinen Rauschzustand entlädt sich der Volkszorn auch auf Unschuldige, die aufgrund falscher ethnischer Zugehörigkeit von den selbst ernannten Richtern gelyncht werden. Diesen Abschnitt finde ich wirklich gut, denn natürlich wird in der nationalen Geschichtsschreibung beschönigt und die Befreier werden im öffentlichen Diskurs als Helden dargestellt. Dass sie aber auch keine Unschuldsengel sind, wird hier deutlich gemacht, wie von Aldawen schon angemerkt (das ist übrigens momentan sehr spannend im jugoslawischen Kontext zu verfolgen, wo immer mehr Schatten auf die Taten der PartisanInnen nach dem 2. WK fallen). Aber dass die internationale Gemeinschaft lange braucht, bis sie auf Missstände reagiert, ist leider Realität.


    Um den Opa hat es mir sehr Leid getan. Tante Tiida ist mir beim Begräbnis noch unsympathischer geworden, weil sie mehr ihrem Peugeot nachtrauerte. Hängeschloss wird immer fundamentalistischer; die Vergewaltigung ihrer Schwester als gerechte Strafe Gottes zu sehen, ist für mich schwer verdaulich. Dass ihre Mutter in dem Moment von der Schlange gebissen wurde, in dem sie Gott für dies und jenes dankte, war eine sehr zynische Spitze Isegawas. Aber der Tod scheint Hängeschloss nicht so zu erschüttern, denn wie sie selber sagt, Gott prüft die, die Er mag.


    Herzliche Grüße,
    nikki

    Hallo zusammen,


    ich habe langsam mit dem Lesen des Buches begonnen und bin bis zur Seite 58 gekommen. Da ich kein Freund von Spoilern bin, werde ich die Seitenanzhal zu Anfang immer fett markieren. Ich hoffe, es ist für Euch in Ordnung so? :winken:


    Ich bin bis jetzt wirklich angetan von den detailreichen Situations- und Ortbeschreibungen.
    Die Mission, drei unschuldige jüdische Gefangene zu befreien, bringt Joseph Ben Matthias im September des Jahres 64, drei Monate nach dem großen Brand, nach Rom. Immobilienspekulanten treiben also bereits im alten Rom ihr Spiel und Senator Marull macht durch seine Worte deutlich, dass Globalisierung bei Weitem nicht so ein neues Phänomen ist (S. 16/17). Der junge Mann ist gut ausgebildet, will aber nicht in Jerusalem bleiben; er hat scheinbar Größeres vor. Gleich zu Beginn wird er von Glück verfolgt; durch Demetrius Liban, einen Schauspieler, dem der Mut nicht fehlt, den Römern einen Spiegel vorzuhalten, lernt er die Kaiserin kennen und kann ihr sein Vorhaben vortragen. Mit dem Satz „Gott ist jetzt in Italien“ erwirbt er sich ihre Gunst. Aber die Dame ist doch nicht so leicht um den Finger zu wickeln, wie Joseph angenommen hatte.
    In Judäa brodelt es bereits, die „Rächer Israels“ werden von den in Rom lebenden Juden skeptisch beäugt und für die Unruhen verantwortlich gemacht. Aber bis zum Aufstand sind es noch zwei Jahre. Noch verteidigt Joseph die "Rächer Israels", laut der Inhaltsangabe sitzt er am Ende des Buches an Seite des Kaisers Vespasian. Ich bin neugierig, diese Entwicklung zu verfolgen.


    Schon nach diesen paar Seiten freue ich mich noch mehr auf das Buch und die Leserunde!


    BigBen, welches Buch von Perutz liest Du?


    Herzliche Grüße
    nikki

    Hallo zusammen,



    ich klinke mich vorerst aus der Leserunde aus.


    Dafür melde ich mich endlich :winken: Es tut mir sehr Leid, dass es nicht früher gegangen ist, aber auf der Uni war irgendwie die Hölle los, da bin ich gar nicht zum Lesen gekommen. Die letzten zwei ruhigen Tage habe ich dazu genutzt, Euch einzuholen und das ist mir ziemlich gut gelungen: ich bin fast mit dem 4. Abschnitt fertig geworden.


    Mein erster Eindruck war auch durchaus positiv. Wie Saltanah gefiel mir der lebendige Stil und die Art, wie sich duch verschiedene Erzählstränge ein vollständiges Bild der Familie ergab. Die Tatsache, dass die Spitznamen auf Englisch sind verwundert mich nicht wirklich, denn Uganda stand über 60 Jahre lang unter britischem Protektoriat; vielleicht benutzte mal die Sprache hie und da auch umgangsprachlich.


    Aldawens Überlegungen zum Titel sind richtig. In der deutschen Ausgabe steht in der Inhaltsangabe "In den Wirren des Bürgerkriegs, der Uganda ins Chaos stürzt - und es zu der abyssischen Region, dem Land des Abgrunds, macht, das Serenity gern Abessinien nennt -, verliert Mugezi schließlich fast alles, was ihm lieb ist." Bis jetzt aber habe ich von dieser Aussage Serentiys noch nichts gelesen; aber die Situation wird für ihn auch immer heikler - er hat sich schon der Korruption bedient, um an das Geld für die Pilgerreise zu kommen.
    Serenity mag ich nicht - wie Myriel geschrieben hat, seine Passivität und Gleichgültigkeit seinen Kindern gegenüber machen mich wirklich zornig. Verhöhnend fand ich die Aussage, er verabscheue Gewalt und gehe dieser aus dem Weg, dabei hätte er seinen ältesten Sohn fast getötet. Hängeschloss ist auch eine Person, die durch ihre katholische Erziehung selber gebrochen worden ist und ihren Zorn jetzt an ihren Kindern auslässt (und begeht dabei immer wieder eine der sieben Todsünden). Aber wenn man sich die Umstände im Priesterseminar anschaut und davon ausgeht, dass es im Kloster möglicherweise nicht viel anders war, kann man ein bisschen nachvollziehen, warum sie zu der Person geworden ist, die sie ist. Unklar ist mir noch, warum sie aus dem Kloster rausgeschmissen worden ist. Habe ich was überlesen oder kommt das erst?


    Manchmal fühle ich mich auch von den derben Ausdrücken abgestoßen, da gebe ich Myriel recht, die scheinen nicht zu der sonstigen Schreibweise zu passen und fallen wirklich unangenehm auf. Zum Glück sind es immer kurze Passagen.


    Ich gehe seit dem Anfang davon aus, dass aufgrund der Diskrepanz zwischen Mugezis Alter und dem was er sagt, denkt und tut rückblickend erzählt wird. Daher kann ich seine - zum Teil - recht überhebliche und "erwachsene" Art leichter hinnehmen - auch wenn es mich manchmal nervt. Aber ihr habt Recht, die Perspektivenwechsel sind recht abrupt und das alles gestaltet sich ziemlich holprig. Ich werde jetzt stärker darauf achten.


    Der Person Mugezi stehe ich zunehmend skeptisch gegenüber. Sein ganzes Wesen scheint auf Rebellion und Rache ausgerichtet zu sein. Ich glaube, er übt sich auch daher sehr gerne in der Rolle des Rächers, da er seine einzige Bezugsperson, seinen Opa, nicht enttäuschen will. Dieser wollte ja seit seiner Geburt, dass Mugezi ein Anwalt, ein Rächer, wird. In Idi Amin sieht er das ideale Vorbild: stark, rücksichtslos, egoistisch.


    Mir gefällt es auch, dass die politischen Ereignisse immer so nebenbei eingestreut werden, aber ich würde gerne mehr davon erfahren.


    Liebe Grüße
    nikki

    Hallo liebe Mitlesende,


    ich habe mich auch für die Leserunde angemeldet, habe momentan aber viel zu viel zu tun und leider keine Zeit (und zum Teil auch keine Lust) zum Lesen. Es tut mir wirklich leid, denn das Buch habe ich angelesen und es scheint vielversprechend zu sein. Nur leider wird jetzt doch nichts damit.


    Ich wünsche Euch noch schöne Lesestunden mit Isabel & Co. :winken:


    Herzliche Grüße
    nikki

    Hallo liebe Atwood-Mitlesende,


    endlich bin ich auch zum Lesen gekommen, war gar nicht so leicht in den letzten Tagen.


    Ich habe bis VI/14 gelesen.


    Mir gefällt die Sprache, in der das Buch geschrieben ist sehr gut. Sie kommt ohne überflüssige Wörter aus, Gefühlsbeschreibungen kommen nicht vor - so spiegelt die Sprache genau die Umstände und die beklemmende Atmosphäre der Handlung.


    Zufällligerweise habe ich mich in den letzten Tagen mit dem Werk eines französischen Anthropologen beschäftigt, der in den 80-er Jahren auf Papua Neu-Guinea eine ethnische Gruppe untersucht hat, die streng hierarchisch aufgebaut ist (es gibt Hierarchien zwischen den Männern, die Big Men stehen über den "normalen" Männern und generell stehen alle Männer über den Frauen). Es wird der Frage nachgegangen, warum Unterdrückung so oft scheinbar keiner Gewalt bedarf, warum sich die Unterdrückten wie die Komplizen der Herrschenden verhalten und ihre Ausbeutung als legitim akzeptieren, sie nicht hinterfragen und sich nicht auflehnen. Er sagt, damit eine Herrschaft lange aufrecht erhalten werden kann, enthält sie zwei Elemente: die Gewalt der Herrschenden über die Beherrschten und die Zustimmung der Beherrschten zu ihrer Beherrschung, wobei das zweite Element viel wichtiger sei. Die Beherrschten stimmen ihrer Unterdrückung und Ausbeutung demnach zu, weil sie die Ideen der Herrschenden teilen und ihnen das Unterdrückungsverhältnis aus Austausch von Diensten zwischen Herrscher und Beherrschten dargestellt wird. Sie legitimieren somit den Status Quo.
    Vielleicht kann man das auf das Buch auch umsetzen? Hier sind auch ein paar Mal Bemerkungen gefallen, früher schützte man die Frauen nicht, die Kriminalitätsrate war sehr hoch usw, jetzt werden die Frauen geschützt, niemand pfeift oder stellt ihnen nach und die Mägde dienen ja der Gesellschaft, indem sie Kinder gebären. (Übrigens glaubte man bei der Gruppe auf Papua Neu Guinea auch nicht daran, ein Mann könne steril sein - wenn kein Nachwuchs da war, war die Frau daran schuld). Das Einzige, was mich an diesem Konzept stört, ist der Begriff Zustimmung, denn der impliziert auch die Möglichkeit des Nicht-Zustimmens, einer Fähigkeit zur Wahl.


    Eine Alternative scheinen die Frauen nicht zu haben - einmal wurden die Kolonien mit den Unfrauen erwähnt, was nicht so wirklich verführerisch klingt. Ich bin sehr gespannt, was das für ein Ort ist. Und frei sind die Männer in dieser Gesellschaft auch nicht.
    Interessant ist wirklich diese Unterscheidung in Freiheit zu (die einen aktiven Beigeschmackt hat, Freiheit zu haben, etwas zu tun, Selbstbestimmen können, Autonomie haben) und Freiheit von (mit einem eher passiven Beigeschmack, befreit zu werden von etwas, Fremdbestimmung).


    Alles in allem, ein sehr spannendes, beklemmendes Buch.


    Liebe Grüße
    nikki