Also mich irritiert dieses "noch" in der Fragestellung ein wenig. Worauf bezieht sich das? Auf die Qualität der Literatur, weil es keine guten Ki/Ju-Bücher mehr gibt? Oder hat es etwas mit dem Alter zu tun?
Ich finde, es gibt eine ganze Menge, was sich für "Erwachsene" lohnt. Außerdem - "erwachsen" ist meiner Meinung nach auch seeehr subjektiv.
Ich finde es sehr schön, wenn sich ein - vom Alter her - Erwachsener eine gewisse Kindlichkeit bewahrt (hat) und die auch hin und wieder auslebt.
Also was mich an Ki/Ju-Lit. so begeistert und fasziniert, ist der Blick auf diese Alters- & Zielgruppe. Man verliert ja dann doch gewisse Bezüge aus den Augen. Und somit behält man weiterhin Kontakt dazu und versteht eben auch "vor sich hinpubertierende Elende" besser.
Es hat sich ja auch viel geändert mit den Jahren. Und ich finde, dass für Erwachsene mitunter mehr Schrunz auf den Markt geworfen wird, als für Kinder.
Es ist sehr schwer, als Erwachsener für diese Zielgruppe zu schreiben und nur wenige bekommen es hin, den Nerv selbiger zu treffen, finde ich.
Diese ganzen zahlreichen Serien - also Buchreihen, die es gibt, sei es Krimis, Fantasy oder Pferdedingens - das hat sich irgendwo etabliert, die Phase macht jeder mal durch irgendwo. Aber etwas zu wagen, ein wenig herauszustechen, aus dem Einheitsbrei, das ist schwierig. Aber wem es gelingt, den bewundere ich auch.
Ich persönlich habe durch meine Arbeit eine Affinität dazu entdeckt. Und ich lese sehr gerne Literatur für junge Leute. Es ist erfrischend, herrlich unprätentiös und einfach nur interessant. Es wird einem wieder mal der Blickwinkel ein wenig geweitet, bzw. er wird anderswohin fokussiert. Schön finde ich das.
Es gibt etablierte Autoren, die einfach irgendwie immer gehen: Funke, Boie, Pressler, Ende, Steinhöfel und wie sie alle heißen.
Aber auch Newbies finde ich immer spannend zu entdecken.
Wen ich ganzganz dolle gern mag, ist Eva Ibbotson. Aber nur ihre Kinderbücher!
Sie schreibt ja auch für Erwachsene und mag diesen Spagat auch geschafft haben. Aber ich finde ihre Romane für Erwachsene nicht annähernd so gelungen wie die für Jugendliche.
Und auch Steinhöfel hat ja durch seine "Mitte der Welt" und den Kurzgeschicten-Band "Defender" zwei sehrsehr schöne Bücher abgeliefert, in denen sich jeder Erwachsene ohne weiteres verlieren und doch auch wiederentdecken kann.
Somit ist es immer eine sehr subjektive Sache, was Erwachsene an Ki/Ju-Büchern lesen sollten/könnten/müssten - wasauchimmer. Zumindest, was die einzelnen Titel betrifft. Die Tatsache an sich, diese Literatur hin und wieder mal zur Hand zu nehmen, ist ohne Zweifel ein für mich recht kluger Rat.
Ein Lehrer von mir hat früher mal zu uns Abiturienten gesagt: Wir sollten doch mal öfter die "Sendung mit der Maus" schauen, dann wüssten wir, wie's in der Welt zugeht und würden etliche Dinge besser verstehen.
Und so ist es mit Büchern genauso.
Ich denk auch, wenn man eigene Kinder hat, wird man "zwangsweise" wieder mit dieser Literatur konfrontiert. Und dann ist es doch schön, wenn man eigene Erfahrungen und Lieblinge den eigenen Kindern vermitteln kann...
LG,
Eule