@Nimue: Reisetipps in Tibet?
Wie Du mit meiner Buttertee-Erfahrung vielleicht schon erraten hast, hatte ich bereits das große Glück bereits Tibet bereist zu haben. Im letzten Jahr haben wir (mein Bruder und meine Eltern) eine dreieinhalbwöchige Reise China/Tibet (Studienreise mit Studiosus) gemacht.
Leider hatten wir dann nur eine Woche für Tibet, aber haben viel gesehen. Wir haben die Tour Lhasa nach Katmandu gemacht und auf dieser fantastischen Tour sieht man schon die größten „Sehenswürdigkeiten“.
Man sollte auf jeden Fall eine Gruppenreise machen, da man sich selbst gar nicht genug anlesen kann. Außerdem schicken dir die Chinesen auf jeden Fall einen offiziellen Aufpasser. Allein darfst du gar nicht herumreisen. Deshalb ist eine organisierte reise auch besser. Da hast du zwar den offiziellen Reiseführer dabei, aber als Ausgleich noch einen anderen. Zudem können die Reisegesellschaften schon im Voraus viel organisieren und selbst da hat man noch oft genug Schwierigkeiten mit den chinesischen Bürokraten.
Lhasa muss man natürlich bei einer Tibetreise anschauen. Wer möchte schon den Potala verpassen? Für Lhasa braucht man schon mindestens drei Tage. Länger ist natürlich besser, da jeder in den ersten drei Tagen ganz schön mit der Höhe zu kämpfen hat, selbst wenn man zu den Glückspilzen gehört, die wenig Probleme haben. Ich selbst habe die Höhe recht gut vertragen, hatte nur etwas mit Kopfschmerzen und Nasenbluten zu kämpfen. Aber einige aus unserer Truppe sind die ersten zwei Tage total ausgefallen! Und dabei handelt es sich nur um die üblichen Anpassungsschwierigkeiten, nicht um die gefürchtete Höhenkrankheit. Die kann übrigens jeden befallen, unabhängig von Kondition und Gesundheitszustand.
In Lhasa gibt es natürlich noch mehr zu sehen: Den Jokhang, das höchste Heiligtum Tibets (und natürlich muss man den Umwandlungsweg des Tempels, den Barkhor gehen), der Norbulingka (Sommerpalast des Dalai Lama), Ramoche (einer der ältesten Tempel Tibets) und natürlich die in der Umgebung befindlichen Klöster Sera, Drepung und Ganden.
Dann sind wir mit dem Bus nach Gyantse gefahren. Dabei überquert man die ersten Pässe und und sieht den den tiefblauen Yamdrok-See. Gyantse ist die drittgrößte Stadt Tibets. Dort kann man den mächtigen Dzong (eine Burganlage, früher der Verwaltungssitz) und das Kloster Pälkhor Chöde besichtigen. Der sogenannte Kumbum-Chörten (ein begehbares dreidimensionales Mandala) ist die größte Attraktion des Klosters.
Weiter ging es nach Shigatse, dem Sitz des Panchen Lama. Dort muss man sich natürlich dessen Kloster Tashilhunpo ansehen.
Immer weiter nach Tingri bis zur Grenzstadt Zhangmu (dazwischen immer wieder Klöster) und von dort aus nach Katmandu. Dafür sollte man dann ebenfalls noch mal Zeit einplanen, die wir leider nicht hatten. Wir sind am späten Nachmittag angekommen und dann um Mitternacht wieder abgeflogen.
Tibet hat mich ungemein fasziniert, begeistert wäre aber das falsche Wort.
Das unverzeihliche Verhalten der Chinesen ist immer noch überall zu spüren, obwohl es sich in letzter Zeit ja etwas gebessert haben soll. Auf dem Weg sieht man dutzende zerstörter Klöster und ich selbst habe gesehen, wie ein chinesischer Soldat einfach auf einen alten Pilger eingeschlagen hat, nur weil er (was absolut üblich ist) Passanten um Geld für seine Pilgerreise gebeten hat. Überall sieht man chinesische Militärkontrollpunkte an denen man sich auch als Tourist ausweisen muss.
Aber trotz meiner Wut auf die Chinesen und meiner Faszination bin ich nicht blind für die Nachteile der tibetischen Kultur.
Sagen wir es mal so: Als Frau würde ich ganz sicher nicht dort Leben wollen. Schwere Arbeit wird nämlich grundsätzlich von den Frauen erledigt. Auf einer Baustelle sucht man im Allgemeinen umsonst irgendein männliches Wesen.
Und so interessant die Religion Tibets ist, es ist ein Problem wenn der größte Teil der männliche Bevölkerung als Mönche nichts weiter zur Lebensversorgung der Bevölkerung beiträgt.
Für Touristen sind die hygienischen Zustände zudem mehr als gewöhnungsbedürftig. In einem Buch habe ich mal gelesen, wenn es in Tibet nicht so kalt wäre, wären die Tibeter schon längst alle an Seuchen gestorben. Und dem kann man nur zustimmen.
Ebenso gewöhnungsbedürftig sind auch die allgegenwärtigen Butterlampen, die einen wirklich widerwärtigen Gestank verbreiten.
Wer in seinem Urlaub einen gewissen Komfort erwartet sollte Tibet sicher meiden. Man kann schon froh sein, wenn die Zimmer und die Bettwäsche sauber sind und man eine Toilette mit Spülung und fließend kalt Wasser bekommt.
So, nun reicht es erstmal!
Liebe Grüße!
Kiala