Beiträge von Phistomefel

    Oha, jetzt habe ich mir das Buch gerade auf englisch gekauft, weil es auf deutsch kaum zu bekommen ist. Ich hoffe, dass ich damit klarkomme und das kein Anfall von völliger Selbstüberschätzung war. :schulterzuck:
    Ich werde dann also warscheinlich auch etwas langsamer lesen, aber das geht schon.
    Freu mich schon drauf!

    "Mein Leben begann wie in einem Kriminalschmöker: Man wollte mich ermorden."


    Mit diesem Satz beginnt die Geschichte des Bauernjungen Béla, der als unehelicher Sohn einer Wäscherin bei einer lieblosen Ziehmutter auf dem Land aufwächst, wo seine Träume von Armut, Hunger, Kälte und Grausamkeit erstickt werden. Er muss lernen sich durchzusetzen und zu kämpfen, um in dieser harten Welt zu bestehen und nicht unterzugehen. Erst im Jugendalter, mittlerweile sind die zwanziger Jahre angebrochen, bekommt er die Gelegenheit, bei seiner Mutter in Budapest zu leben und dort als Page in einem noblen Hotel zu arbeiten.
    Doch der Traum vom großen Geld bleibt aus, und wieder muss Béla um sein Überleben kämpfen. Während er und seine Mutter kaum Geld für die Miete im Armutsviertel haben und jedes Stück Brot hart erspart werden muss, wird er bei seiner Arbeit im Hotel täglich mit Glanz, Festen und Verschwendung der Reichsten Ungarns konfrontiert. Als er sich in die schöne Dame von Zimmer 205 verliebt und in die Intrigen der rechten Parteien des Landes hineingezogen zu werden droht, muss er sich entscheiden zwischen Geld und Gewissen.


    Die Kindheit Bélas erinnert an die eines Waisenkindes aus der Feder von Charles Dickens, und jagt einem Schauer über den Rücken, angesichts der Lebensverhältnisse der Kinder. Auch im weiteren Verlauf des Buches ist die immerwährende Armut der untersten Gesellschaftsschicht stets präsent. Dennoch liegt über der Lektüre des Buches keine durchgehend düstere Atmosphäre, dafür versprühen die Charaktere zuviel Hoffnung, Lebensmut und Witz um mit ihrer Situation fertig zu werden und nicht zu verzweifeln.
    Jede Figur im Buch, sei es auch nur eine Nebenfigur, ist einzigartig und facettenreich, jedes Wort auf den vielen Seiten scheint an genau der richtigen Stelle zu stehen, ohne dass die Sätze überladen oder überkonstruiert wirken, was das Lesen zu einem richtigen Erlebnis macht. Nicht eine langatmige Stelle gibt es und das, obwohl die Handlung eher langsam voranschreitet.
    Das Buch hat mich nicht nur gefesselt, sondern förmlich eingesogen und ist eines der Besten, die ich in diesem Jahr bisher gelesen habe.


    5ratten


    Viele Grüße,
    Anna

    Du meinst, es besteht Hoffnung? :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    Gut, über Erwachsene, die als Zauberer verkleidet nachts um zwölf hysterisch die Buchhandlungen einrennen um den nächsten Teil zu bekommen, über den Hype und das ganze Merchandise drum herum kann man ja streiten, aber hälst Du, von all dem abgesehen, Harry Potter auch für ein schlechtes Kinderbuch?

    [size=13pt]Elektra [/size]
    [b]Hugo von Hofmannsthal

    1904


    König Agamemnon opfert im Krieg um Troja seine Tochter Iphigenie und wird nach seiner Heimkehr von seiner Frau Klytämnestra und deren Liebhaber Aegisth im Bade ermordet.
    Soweit die Vorgeschichte, die in Hugo von Hofmannsthals einaktiger Adaption des antiken Stoffes von Sophokles um Elektra, die nach dem Mord an ihrem Vater ihr Leben dem Rachegedanken an der Mutter widmet, nur unvollständig und in Rückblicken Erwähnung findet.
    Schauplatz des Dramas ist nun der Hof, der Mord ist geschehen, Elektra verstoßen. Getrieben von tiefen Gefühlen umkreisen sich nun Elektra, ihre Schwester Chrysothemis und Klytämnestra in dem begrenzten Umfeld des Hofes und der Vergangenheit, die diese Figuren aneinanderkettet und psychisch voneinander abhängig macht. Der Leser wird also weniger Zeuge einer starken Handlung, als vielmehr einer psychologischen Darstellung dreier Frauen, die ihre Vergangenheit auf verschiedenen Wegen zu bewältigen suchen. Jede der Frauen ist unfähig, die Vergangenheit zu verarbeiten und in der Gegenwart zu leben, auch wenn sich das auf verschiedene Arten äußert. Elektras besessener Gedanke von der Rache gipfelt in Wahnsinn und schließlich den Tod, Klytämnestra zerfällt körperlich wie seelisch bei dem Versuch, ihre Taten zu verdrängen und Chrysothemis scheitert dabei, ein normales Leben zu führen und das Vergangene zu ignorieren.
    Durch diesen Verlust der Gegenwart ist ihnen auch der Sinn für die Zeit abhanden gekommen, alle sind gezwungen zu einem zeitlosen Leben, gefangen am Hofe.
    Alle drei Frauenfiguren haben denselben Ausgangspunkt, den Tod Agamemnons, der ihr Handeln beeinflusst und steuert. Sie sind gezwungen, sich selbst zu verleugnen und haben ihre Persönlichkeiten, ihre Menschlichkeit abgelegt.
    So stark sie sich gegenseitig abstoßen, so sind sie doch untrennbar durch die Vergangenheit miteinander verbunden und voneinander abhängig. So ist Chrysothemis Glück von Elektras Handeln abhängig, Elektra widmet ihr Leben Klytämnestra und diese sieht in Elektra zunächst die einzige Hilfe und die Verkörperung ihrer eigenen Vergangenheit.
    Die männlichen Protagonisten agieren, wie Orest (Elektras Bruder), nach dem Willen der Frauen oder werden nur in Rückblicken in die Vergangenheit hinaufbeschworen , wie Agamemnon und zum größten Teil auch Aegisth, der nur am Ende des Stücks einen kurzen Auftritt hat und dort in keiner Weise das Geschehen zu beeinflussen vermag.
    Dabei spielt auch die Psychoanalyse Sigmund Freuds, die zur Entstehungszeit des Dramas eine große Popularität besaß und ganz sicher auch Hofmannsthal beeinflusste, eine große Rolle.
    Der Schauplatz und die Atmosphäre im Stück sind durchgehend düster und beklemmend, wirken unwirklich. Hofmannsthal unterstreicht das Unglück und die Orientierungslosigkeit seiner Protagonisten in den szenischen Vorschriften mit dunkler und blutroter Beleuchtung, einem beengtem Bühnenbild und ausdrucksstarken Kostümen.
    Ein gespenstisches, lautes, blutrünstiges und leidenschaftliches Werk, das zu lesen sich lohnt.


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    Viele Grüße,
    Anna

    Diese furchtbar schrecklich schlimme Sendung von der dämlichen Susanne Fröhlich habe ich mir auch einmal angeschaut, weil ich wissen wollte, wie das aussehen soll und es war noch blöder, als ich es mir vorgestellt hatte. :grmpf:


    'Was liest du' von Jürgen von der Lippe finde ich auch toll, und meistens sehr sehr lustig.

    Ich versuche schon mittlerweile seit Jahren eine Ausgabe von Der Vampyr von Lord Byron zu bekommen, den es zu kaufen nur als Hörbuch gibt.
    Dann fiele mir noch Carmilla ein, von Sheridan Le Fanu, und Der kleine Vampir von Angela Sommer-Bodenburg :zwinker:.
    In deutschen Sagen findest Du übrigens auch viele Vampire, in den osteuropäischen sowieso.


    Dies hier könnte Dir auch weiterhelfen, ein Artikel über Vampirromane bei Wikipedia. Die dort genannten Bücher werde ich auch in der nächsten Zeit lesen, mich interessiert mehr die "klassische", ursprüngliche Vorstellung von Vampiren diese Pop-Vampire mag ich irgendwie nicht.


    Viele Grüße,
    Phistomefel 12.gif



    Edit: Mir fällt gerade ein, dass ja auch Lilith oft als erste Vampirin genannt wird, aber ob das auch ursprünglich so gedacht war, oder ob jemand sie nachträglich dazu gemacht hat, weiß ich leider nicht. Dazu müsste man die Apokryphen lesen... was ich sowieso mal endlich tun sollte....


    Aber ich weiß gar nicht, ob das das ist, was Du suchst. :smile: