Ihr Lieben, erst einmal lichen Dank für eure Rückmeldungen! Ich bin wirklich begeistert, wie ihr lest, und kann es gar nicht oft genug sagen.
In diesem Fall ist der Roman - wie Zank es so schön erkannt hat - eine reine Phantastik-Geschichte. Was nicht heißt, dass nicht RitaM mit ihren Gedanken ebenso recht hat. Es ist nur so nicht von mir gedacht, aber umso schöner, wenn auch dies daraus entnommen werden kann. (Auch ich war stets der Meinung, dass nicht alles von Autoren mit Hintergedanken geschrieben wird. Umso wichtiger sollte auch im Deutschunterricht gelten, dass jeder die Freiheit haben sollte, Texte so zu interpretieren, wie sie bei ihm ankommen. Leider hatte ich nur ein halbes Jahr in der Oberstufe bei einem Lehrer, der so offen war.)
Schön ist, dass ich durch diese Leserunde so viel Anregungen für meinen nächsten Roman "Riss in der Wirklichkeit" mitnehme, dass ich definitiv auf euch als Vorab-Leserinnen zukommen werde.
Doch nun zu "Spiegelgänger":
Anna war von Anfang diejenige, die ich hinter die Spiegel schicken wollte - allerdings hatte ich keine Idee, wie sie von dort wieder wegkommen sollte. Geschweige denn, was sie dahinter erwarten würde. Kein Wunder, dass die Idee lange ruhte. (Ganz zu Anfang lebte in meiner Vorstellung ein böser, mächtiger Magier in der Spiegelwelt, doch das war mir dann doch zu klischeehaft. Da finde ich Sofia geeigneter, da sie selbst Opfer ist.)
Irgendwann - ich glaube, es war in einer Krimiserie - schnappte ich den Begriff "Spiegelzwillinge" auf und kannte den Ausweg für Anna. Zunächst hieß ihre Schwester noch Lena, doch auf der Suche nach Zeichen, die Anna ihrer Schwester geben musste, verfiel ich auf die Palindrome und aus Lena wurde Lil(y).
Nun brauchte ich nur noch ein paar Opfer, die ebenfalls durch die Spiegel gehen mussten. Auch hier wollte ich nicht 08/15-Missbrauchsopfer kreieren, sondern überlegte mir, welche Gründe es jeweils geben könnte. In Lauras Fall hab ich es z. B. ausführlich mit meiner Tochter diskutiert, die dem Szenario schließlich zustimmen konnte.
Das Charlottes Geschichte eigentlich überflüssig sei, hab ich schon von anderer Seite gehört, wobei auch betont wurde, dass dieses Kapitel andererseits sehr stark sei. Also ließ ich es drin. (Ein bisschen war es beeinflusst von meinen Depressionen, die auch "Verloren" geprägt hatten - aber eben nur ein bisschen.) Ein anderer Grund, das Kapitel noch zu lassen, obwohl es doch gar nicht nötig sei - auch für Sofia nicht - habe ich versucht, kurz anzureißen. "Die Stadt, für die diese so viel Interesse aufwies, hatte sie abgelenkt. Zu viele Verzweifelte. Leichte Opfer." Damit wollte ich andeuten, dass auch Sofia sich veränderte. Es ging nicht mehr nur ums Überleben, sondern sie fand Gefallen daran, verzweifelte Menschen zu Opfern zu machen. Deshalb musste ich sie auch am Ende machtlos in der Dunkelheit zurücklassen. Eine Testleserin regte an, dass Anna sie mitnehmen könne, doch mir erschien dieses Ende folgerichtiger. Mit genau diesem einen letzten Gedanken.
Danke. Fühlt euch gedrückt.