Mal ein bisschen mitmisch
Der Fantasy geht es genauso wie der SF und den Krimis – es ist alles keine Feuilleton-Literatur, sondern soll in erster Linie der Unterhaltung dienen. Dazu kommt das diese Genres sehr stark mit Heftromanen identifiziert werden.
Bei Krimi allgemein bekannt Jerry Cotton, Kommissar X, Die Fledermaus Kommissar Walton und was weiß ich in den 50er/60er/70er Jahren. Erst seit Anfang der 90er wird Kriminalliteratur als eine Sparte der Literatur wahrgenommen und boomt schon lange. Wenn man der Presse glauben darf, gibt es monatlich 80 Neuerscheinungen und die meisten aus dem englischsprachigen Raum.
Wobei sich auch die Qualität stark gesteigert hat, wenn ich Edgar Wallace mit Ulrich Ritzel, Robert Hültner, Deaver, James Lee Burke, Charles Todd, Friedrich Ani oder gar Robert Wilson (um nur einige meiner Favoriten zu nennen), liegen Welten dazwischen.
Bei SF war es ähnlich – Perry Rhodan, Raumschiff Prometheus, Zauberkreis-SF, Terra, Utopia usw.
Jeder Verlag, der auf sich hielt, hatte in den 60er/70er seine eigene SF-Edition. Seit den 90ern empfinde ich einen starken quantitativen und qualitativen Rückgang, der sich auch in der Anzahl der Neuveröffentlichungen niederschlägt.
Das mag daran liegen, dass gerade innerhalb der SF-Fans starke Unterschiede in der persönlichen Definition des Genres bestehen und es bisher niemand gelungen ist, eine allgemeingültige zu finden. Und die Filmindustrie hat den Begriff SF in vielen Köpfen gleich Star War und Star Treck verankert.
Auch werden seit einigen Jahren viele Romane als Wissenschafts-Thriller veröffentlicht, die zuvor problemlos als SF durchgegangen wären.
Fantasy hat erst in den 70ern mit HdR in Old Germany Fuß gefasst. Es kamen Conan (und Ableger) von Howard, die Serie Gor-die Gegenerde von Akers, Moorcock Saga um seinen Ewigen Helden, Leibers Fafhard und der Graue Mausling. In der Hobbit-Presse des Klett-Cotta-Verlages und im Fischer-Taschenbuch-Verlag erschienen hervorragende Fantasy-Klassiker.
Da der Pabel- und Bastei-Verlag schlug mit seinen Fantasy-TB, und jeder Menge Heftromane-Serien wie Dämonenkiller, Vampira, Dragon, Macabros usw. ganz schnell in diese Kerbe schlugen, blieb das „Groschenhaft billige, weltfremde“ einfach haften.
Das verbunden mit „Märchen und Sagen sind etwas für Kinder“ hält sich nun einfach noch in vielen Köpfen. Und wenn man bedenkt, wie lange der Krimi gebraucht hat, um aus der Schmuddelecke herauszukommen...
Der derzeitige Boom, dank der Verfilmungen, spült jede Menge Fantasy in die Regale, ja überschwemmt sie schon fast, wobei Qualität häufig hinter der schnellen Mark zurückbleiben muss, trägt auch nicht gerade zu einer Imageverbesserung bei, denn in vielen Köpfen wird Fantasy einfach mit HdR oder Harry Porter gleichgesetzt,.
Man sieht es auch an den „Verschwörungs-Thrillern“. Plötzlich tauchen jede Menge Dan Brown-Nachahmer auf. Man ist es schon langsam leid zum x-ten Mal einen ähnlichen Klappentext über Vatikan, Kreuzritter, Geheimgesellschaften, verschwundene Schriften etc zu lesen. Wirkliche gute Ramone gehen in der Masse einfach unter.
Nach dem ich bis Anfang der 90 er so ziemlich alles verschlungen habe, wurde mir persönlich Fantasy durch die endlosen Serien (Das Rad der Zeit, Xanth etc.) verleidet. Zudem die Themen „Quest“, „Kampf Hell und Dunkel“, auf die sich die meisten Romane beschränken, für mich bis zum Exzess ausgelutscht erscheinen.
Auch das es weiterhin selten unter einer Trilogie (und das hat nicht unbedingt immer etwas mit der Teilung englischsprachiger Romane zu tun) zugehen scheint, hat nicht gerade mein Interesse (der ich nicht auf ein Genre spezialisiert bin) geweckt.
Aber Gay Gavirel Kay George R.R: Martin, Lian Hearn, Jonathan Stroud und dass „Die Brautprinzessin“ plötzlich wieder gelesen wird, haben mir Mut gemacht, mich auch in diesem Genre wieder etwas umzusehen.
Wobei Drache, Elf, Ork, Zwerg für mich Schlagwörter für einen Nichtkauf sind. Mag ein Fehler sein, aber ich kaufe auch grundsätzlich keine Romane, auf dessen Cover ein Mann eine Frau in den „Nacken beißt“. Die Fans mögen es mir verzeihen.
Warum steht Fantasy immer noch in der Schmuddelecke?? War doch die Frage.
Meine Antwort nach langem Palaver: Sie lebt fast nur von neuem, bezieht sich fast ausschließlich auf einen Klassiker, dem HdR, vergisst die anderen daneben und leugnet somit eine vielseitige Tradition.
Oder wer liest heute noch
Peaks „Gormengahst
Whites „König von Camelot“
Waltons „Vier Zweige des Mabonogi“
Hugh Barrys „Meister Li“-Romane
Oder gar Lord Dunsanys Romane und Erzählungen
LG Dyke