Ich habe mir dieses Buch auf meiner letzten UK-Reise gekauft und auch wenn ich nicht weit gekommen war, war es doch die perfekte Reiselektüre! Das hatte schon was, in Westminster Abbey zu stehen, nachdem die arme Elizabeth im Buch dort bereits das zweite Mal mit Mutter und Geschwistern im Kirchenasyl war. So hatte ich auch eine klare Vorstellung davon, wie nahe die Abbey zu Westminster Palace ist, buchstäblich über die Straße, auch wenn ich vermute, dass die zu Elizabeth' Zeiten nicht ganz so befahren war.
Natürlich habe ich auch sie und Henry VII an ihrem eindrucksvollen Grab in der Lady Chapel besucht, sowie Schwiegermutter Margaret Beaufort und einige Tage davor den tragischen (und so verhängnisvoll jung gestorbenen!) Arthur Tudor in Worcester Cathedral.
Das Buch hat mir auch gut gefallen. Man merkt, dass Weir davor bereits eine Biographie über Elizabeth of York geschrieben hat, weil oft hübsch in den Text eingeflochten wurde, wer wem was geschenkt hat, zweifellos bezogen auf Briefe und erhaltene Dokumente. Somit war dieses Buch praktisch eine Roman-Biographie, ohne dazu erfundenes (natürlich musste Weir bei manchen offenen Fragen eine wahrscheinlich nicht unumstrittene Entscheidung treffen) und Schnörksel. Das hat gut funktioniert, denn vor allem Elizabeth, Bessy, ist schön zum Leben erwacht, aber auch die anderen wichtigen Personen, wie vor allem Henry VII.
Besonders gut gefallen hat mir, wie pragmatisch die junge Elizabeth das Problem der Ehe und der Krone betrachtet hat, wie sie ihr Heiratsfähnchen ziemlich nach dem Wind gerichtet hat, Henry VII, Richard III, wieder Henry, je nach aktueller Situation. Ich kann mir gut vorstellen, dass es der historischen ähnlich ergangen ist.
Dass sie mit Henry dann tatsächlich sehr glücklich wurde, ist historisch ja sehr wahrscheinlich. Es hat auch gut funktioniert als Erklärung, warum sie, die so gerne selbst regierende Königin gewesen wäre, zurückgesteckt hat, weil sie bei Henry, bei aller Liebe, auf Granit gebissen hat. Eine Alienor of Aquitaine war sie nicht, zu diesen Henrys Glück!
Was mich ein bisschen irritiert hat, als Elizabeth gegen Ende auf ihrer Solotour Lord Herbert besucht, denkt sie, dass der der Bastard-Sohn des letzten männlichen Beaufort und Duke of Somerset aus dieser Familie war. Fast, der letzte war Edmund Beaufort. Den habe ich auch kürzlich besucht, deshalb weiß ich das.
Ob ich noch weitere Romane von Weir lesen werde, hängt vom Subjekt ab, den bei mir ist vorerst Schluss bei den frühen Tudors, Henry VIII und seine Gattinnen interessieren mich erstmal weniger, aber man soll ja niemals nie sagen. Unter ihren Biographien, von denen ich bereits die über Katherine Swnyford gelesen habe, werde ich sicher noch die eine oder andere finden. Aber, Weir hat mir mit diesem Buch bewiesen, dass sie tatsächlich beides beherrscht.
Feines Buch über eine sehr interessante Frau. Was sie wohl dazu gesagt hat, dass ihre gleichnamige Enkeltochter (ohne Zweifel nach ihr benannt) es dann doch noch geschafft hat?