Danke für die interessante Rezi, die mich besonders berührt, da ich mich gerade in Seoul befinde und mich ua. auch sehr mit der koreanischen Literatur auseinandersetze.
Ich bin etwas verwirrt, da ich von französischsprachigen Büchern einen Hwang Sun Won kenne, der ebenfalls in Pyongyang geboren worden ist (1915), doch es handelt sich wohl um einen anderen.
Etwas grundsätzlicher wollte ich gerne sagen, dass die für uns (zumindest gefühlt) fehlenden Informationen sich zweierlei deuten lassen: Man könnte sich fragen, rein kulturellmaessig, ob ein Koreaner geläufige "deutsche" Bücher ohne gewisses Hintergrundwissen lesen kann. Umgekehrt aber erst recht! Wir haben oft im Westen keine Ahnung, wie es hier (in Korea) ausschaut. Dieses Hintergrundwissen gehört meines Erachtens in ein ordentliches Vorwort, ist also Aufgabe des Herausgebers. Da gibt oder gebe es einiges zu tun!
Etwas Zweites ist aber kulturell noch viel Ausschlaggebender. Von der ganzen Mentalität her wird ein Koreaner anders an Personenbeschreibungen herangehen als wir "direkten" Europäer. Bis heute ist es eigentlich verpönt, gewisse Dinge direkt zu bezeichnen. Das qualitative URTEIL über jemanden wird man selten finden. Leider - sage ich heute mit diesem Hintergrund - meinen wir in Europa, alles sofort und ohne Blatt vor dem Mund sagen zu müssen. In der koreanischen Mentalität muss man vielleicht viel mehr zwischen den Zeilen lesen...
Insofern verwundern mich Deine Feststellungen zu den Qualitäten dieses Buches nicht zu sehr. Sicherlich fällt uns Westlern das sehr schwer, doch gerade Literatur aus einem solchen Kulturraum müsste man eigentlich mit anderen Augen lesen lernen.
Die Kürze des Büchleins mag verwundern. Es gibt eine große Reihe dieser 80- 100 seitigen - ja was? - Werke zwischen Kurzerzaehlung und Roman. Vielleicht ein "typisch" koreanisches Genre.