Ich kann es gar nicht glauben, aber ich habe den Zauberberg verlassen. Ich kann mich Simmilu anschließen und sagen: "Ich habe fertig!"
Der große Stumpfsinn
Nachdem sich Hans so schön an alles gewöhnt hat und zu den Langzeitgästen gehört, teilt ihm der Hofrat mit, dass er nur Kokken hat.
"Kokken hat jeder. Streptos hat jeder Esel" Für mich eine weitere Aufforderung das Sanatorium endlich zu verlassen. Nur Hans ist noch nicht so weit.
Die diversen Nebenbeschäftigungen der Sanatoriumsbewohner beweisen mal wieder, wie eintönig es da oben ist. Viele untätige Leute auf einen Haufen, dass kann nur in einem Eklat enden.
Settembrini versucht weiterhin unseren Helden auf das Weltgeschehen aufmerksam zu machen. Ohne Erfolg.
Fülle des Wohllauts
Musik. Klassische Musik. Und Hans ist ganz überwältigt davon. Ich kann das ganz gut nachvollziehen, da ich einige Stücke, die näher beschrieben werden, auch kenne und liebe. Die Ausführlichkeit in diesem Kapitel habe ich sehr genossen.
Fragwürdigstes
Geisterbeschwörung, Seancen, Gläser rücken. Ich wußte nicht, dass Herr Mann ein Anhänger des Spiritismus war. Das Kapitel hat mich an meine Internatszeit erinnert. Wir haben auch Gläser gerückt. Ich war vermutlich die einzigste von meinen Mitbewohnerinnen, die an sowas nicht geglaubt hat
Jedenfalls ist Hans von dieser Sache erst angetan. Doch verliert er mit der Zeit sein Interesse, besonders als Settembrini ihm den Kopf gewaschen hat. Da drückt Settembrini das aus, was ich darüber denke. Er kann aber nicht lange sein Interesse daran unterdrücken und nimmt an einer Sitzung in Dr. Krokowskis Büro teil. Bei dieser Sitzung wollen die Teilnehmenden einen Geist beschwören. Als der Geist erscheint, kann Hans nur ein "Verzeih!" hervorpressen. Sehr verwirrend. Ist es der Anblick des Geistes? Oder der Blick des Geistes?
Die große Gereiztheit
Alle sind gereizt. Die sich öffentlich beschimpfen und schlagen, werden nicht getrennt, sondern von allen anderen begafft. Abwechslung ist interessant. Und das sich zwei alternde Männer wie kleine Schuljungen schlagen, ist mal was anderes.
Auch vor Settembrini und Naphta scheint diese Gereiztheit nicht halt gemacht zu haben. Es wird alles persönlich genommen. Der einzigste Ausweg scheint ein Duell zu sein.
Der Donnerschlag
Die sieben Jahre sind um. Hans merkt, dass er fehl am Platz ist. Er packt seine Sachen und zieht in den Krieg. Ganz ohne Glanz und Glorie endet hier das Buch. Man verliert Hans auf dem Schlachtfeld aus den Augen.
Wäre er auch in den Krieg gezogen, wenn er nur die 3 Wochen da oben geblieben wäre? Die Frage habe ich mir nach Beendigung gestellt. Sieben Jahre Stumpfsinn, Abgeschiedenheit, Leben in einer eigenen Welt. Jetzt zieht er in den Krieg. Und ich bin mir nicht sicher, ob er weiß, warum der Krieg eigentlich ausgebrochen ist. Oder hat er doch Settembrini zugehört?
Resumè:
Um dieses Buch zu lesen, braucht man sehr viel Zeit und Geduld. Ich kann jeden verstehen, der das Buch nicht zu Ende lesen kann. Das war für mich auch der zweite Versuch. Ich glaube auch, dass die Leserunde mein Ansporn war.
Obwohl die wissenschaftlichen Diskussionen und langatmigen Beschreibung der Natur sowie diverse Forschungen seitens des Heldens sehr schwierig zu lesen sind und man viel Disziplin braucht, um das durchzustehen, würde ich das Buch nochmal lesen. Aber nicht sofort
Danke an alle für meine erste erfolgreiche (ich habe das Buch bis zum Ende gelesen ) Leserunde. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich hoffe wir treffen uns bei einer anderen Leserunde mal wieder.
Jetzt werde ich mich entspannt zurücklegen und die Zauberberg-Besucher aus einer gewissen Distanz beobachten
LG
Cassie