So, jetzt komme ich auch endlich wieder zum Schreiben.
Ich befinde mich ebenfalls im 11. Kapitel
Kapitel 7 und 8
Puh, in diesem Internat geht es ja ganz schön zu! Und dieser Pfarrer, Mr. Brocklehurst: ich weiß nicht, wann mir zuletzt in der Literatur so eine grausliche Person begegnet ist. Zuerst geht er auf das arme Mädchen mit den Naturlocken los ("wir dürfen nicht unbesehen der Natur huldigen") und verlangt, dass alle Haare abgeschnitten werden. Aber seine Töchter dürfen natürlich mit ihren Korkenzieherlocken antanzen. Und dann erst, was er mit unserer Jane aufführt...Ich hoffe, er schmort in der Hölle.
Die engelsgleiche, gläubige Helen ging mir zu Janes Schulzeit fast ein bisschen auf die Nerven! Wie kann man nur so sehr nach christlichen Grundsätzen leben und diese auch in jeder Situation predigen? Es war für sie ja eigentlich auch kaum ein anderes Schicksal zu erwarten, als dass sie früher oder später
total glücklich und zufrieden mit sich und der Welt stirbt.
Ja, die ist mir auch auf die Nerven gegangen. Wieder so ein furchtbar altkluges Kind, aber hier gibt es wenigstens einen Erklärungsversuch: "Ihr Geist schien sich zu beeilen, um in einer sehr kurzen Spanne so viel zu durchleben wie viele andere während ihres langen Lebens." Naja.
Kap 9
Hier hat mich gewundert, auf welche unsentimentale, fast schon kühle Art das Sterben der Mädchen erwähnt wird. Das kann natürlich zum einen daran liegen, dass das Kind Jane die Ausmaße dieser Krankheit gar nicht so richtig wahrnimmt, zum anderen wurden solche Seuchen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vielleicht als etwas Gewöhnliches wahrgenommen (verglichen mit heute). Mir gefällt trotzdem ganz gut, dass Jane diese Zeit als schöne Zeit, als Zeit der Freiheit wahrnimmt. Das hat etwas kindlich Unbekümmertes und steht im Gegensatz zu der Frühreife, die ich in den vorigen Kapiteln befürchtet habe.
Kap 10 und 11
Jetzt passiert also der große Zeitsprung. (Ich persönlich hätte gerne noch ein bisschen länger über die Internatszeiten gelesen. Wahrscheinlich Auswirkungen aus meiner Hanni und Nanni-Vergangenheit )
Und hier erfahren wir auch zum ersten Mal (glaub ich), dass das was wir da lesen, extra für uns oder für andere Leser niedergeschrieben wurde. Wir lesen eine "Autobiographie". (Übrigens habe ich gesehen, dass bei dieser Ausgabe
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der Titel "Jane Eyre. Eine Autobiografie" lautet. Ist das der Original-Titel? Wollte Charlotte, dass das Buch so heißt, oder war das die Idee vom Verlag? Weil bei meiner Ausgabe z.B. steht das nicht dabei.)
Und weil Jane ihre Geschichte für Leser niederschreibt, will sie, dass sie so spannend und interessant wie möglich ist. Deshalb der Zeitsprung.
Am Anfang des elften Kapitels ist dann allerdings nicht mehr von einer Autobiographie, sondern von einem Roman die Rede. War das eine unbedachte Wortwahl, oder will Jane uns da augenzwinkernd mitteilen, dass das ganze doch fiktiv ist? Wie auch immer, ich finde es immer interessant, wenn ich als Leserin auf einmal direkt angesprochen werde.
Jetzt ist sie also in Thornfield. Noch scheint ja alles toll zu sein, aber es gibt da ein paar Symbole (die Dornen, die Raben, die lange, unheimliche Galerie), die darauf hinweisen könnten, dass es da vielleicht doch nicht so lustig wird. Überhaupt ist mir dieser Mr. Rochester schon suspekt, obwohl ich ihn noch nicht kenne. Nimmt da einfach ein Kind von Freunden von Freunden von Frankreich nach England mit...ob es sich da wohl um reine Nächstenliebe handelt? Wir werden sehen.