Willibald Adrian Metzger ist Restaurator, Weinliebhaber und alles in allem ein eher gemütlicher Mensch. Als seine Lebensgefährtin Danjela Djurkovic zur Kur im ländlich Zug und Taxi - einen Führerschein besitzt der Restaurator nicht - geht es mitten hinein ins Chaos.
Affären, Intrigen und Geschwätz dominieren den Alltag im Kurhotel und schnell ist Willibald Adrian Metzger - endlich, wenn auch nicht ganz einfach mit seiner Danjela vereint - mitten drin im Tumult. Als wenn die üblichen Geschehnisse in einer solchen Klinik nicht schon genug wären, wird kurz vor dem Eintreffen des Metzgers auch noch die Leiche eines Kurgastes im Pool gefunden. Zusammen mit einem abgetrennten Finger inklusive goldenem Ring, den der Metzger findet, ergibt das unzählige Fragen, die sich vor allem Danjela und damit auch ihr Willibald stellen. Die beiden begeben sich in die Spur und wollen wissen, was hinter den Ereignissen steckt. Die ersten Erkenntnisse lassen nicht lange auf sich warten - und sie ziehen nach und nach immer größere Kreise. Dass die beiden Hobbyermittler gefährlich nahe an den Kern der Angelegenheit kommen, versteht sich von selbst.
Eines ist ganz wichtig, wenn man dieses Buch lesen möchte: ein guten Namensgedächtnis oder ein gut angespitzter Bleistift. Da es viel um (verkorkste) Familienverhältnisse geht, ist ein Stammbaum manchmal gar nicht schlecht, um der Handlung ohne längeres Nachdenken folgen zu können. Zugegebenermaßen geht das natürlich auch ohne Hilfsmittel.
„Der Metzger geht fremd“ ist ein tolles Buch. Es wird mit Willibald Adrian Metzger ein normaler Mensch in den Mittelpunkt gestellt, der sich gern im Hintergrund hält und viel nachdenkt. Wie das Leben so spielt ist die Frau an seiner Seite das komplette Gegenteil. Sie ist impulsiv. Beide haben sie das Herz am rechten Fleck und sind schlicht und einfach sympathisch.
In Verbindung mit einer Erzählweise, die den Eindruck erweckt, ein guter Freund würde mir eine Geschichte erzählen, funktionieren die Figuren wunderbar. Der nachdenkliche Willibald, der stets und ständig seine aktuelle Lebenssituation analysiert und sich gern auch mal selbst aufs Korn nimmt und Danjela, die ein ziemlich gebrochenes (aber sehr sympathisches) Deutsch spricht, sind ein tolles und sehr sehr unterhaltsames Gespann.
Die Handlung ist spannend, vielseitig und kommt mit so mancher unerwarteter Wendung daher. Man sollte sich jedoch vor Augen führen, dass es sich bei dem Buch um einen Kriminalroman und nicht um einen Thriller handelt. Es stehen also nicht die Verbrechen, sondern deren Aufklärung im Mittelpunkt - und so soll es ja auch sein.
Thomas Raab gelingt es, eine ernsthafte Handlung mit witzigen Episoden, Kuralltag und knackigen Dialogen aufzulockern und dem Buch dadurch eine Portion Leichtigkeit zu verleihen, die das Lesen zu einem wahren Vergnügen macht. Dies wird bis zum Ende aufrecht erhalten. Die Handlung bekommt einen glaubhaften und passenden Schluss, was insofern wichtig ist, dass der Gesamteindruck nicht auf den letzten Seiten herunter gerissen wird. Manche Autoren haben da ja ein „Talent“, Thomas Raab glücklicherweise nicht.
Besonders gut gefallen haben mir auch die kurzen Episoden, in denen Anton und Ernst, zwei Schwarzspitzenriffhaie aus einem Aquarium des Kurhotels, zu Wort kommen, und das Geschehen aus ihrer Sicht analysieren. Wunderbar!
Ich empfehle „Der Metzger geht fremd“ jedem, der auf spannende, spritzige Krimis mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit steht und ein Freund unspektakulärer Hauptpersonen ohne Superheldenfähigkeiten ist. Da ist der Willibald Adrian Metzger nämlich genau der Richtige.
Ich vergebe