Beiträge von Stephi

    Der Geheimdienst ist überall. Die Lehrerin Adina erlebt die Bedrohung der Securitate hautnah. Einem Fuchsfell in ihrer Wohnung werden nach und nach die Gliedmaßen abgeschnitten. Offensichtlich werdenn Spuren hinterlassen. Adinas Freundin hat ein Verhältnis zu Pavel, einem Geheimdienstler. Adinas Ex-Freund Paul ist Arzt und gegen das Regime. Sie alle geraten in den Fokus des Geheimdienstes.


    Herta Müller beschreibt in „Der Fuchs war damals schon der Jäger“ die ständige Bedrohung durch den Diktator und seinen langen Arm - den Geheimdienst. Wer sich gegen das System und damit gegen Ceausescu stellt, muss entweder sofort beseitigt oder langsam zerstört werden. Wer in der Hierarchie jemanden unter sich hat, beutet diesen schamlos aus. Macht ist alles was zählt. Die Lebenssituation bekommt besonders durch vermeintlich unwichtige Nebenfiguren Tiefe. Sie vermitteln Alltägliches und geben Einblicke in das Rumänien des kleinen Mannes unter dem Diktator.


    Es ist schwierig, in den Roman hineinzufinden. Die Einführung der Personen erfolgt oftmals sehr beiläufig. Sie sind einfach da. Auch die Charakterisierung ist schwierig, das wenig Informationen geliefert werden. Hier ist der Klappentext ausnahmsweise mal wirklich hilfreich, um einen ersten kleinen Überblick zu bekommen.


    Auch in diesem Buch ist Herta Müllers Sprache gewaltig. Sie wirft mit sprachlichen Bildern nur so um sich und greift dabei gern mal zu Ekel erregenden Geschichten. Auch nachdem ich das Gelesene auf mich wirken lassen konnte, haben sich mir viele Dinge noch nicht erschlossen, aber es gibt auch unwahrscheinlich viele Details, die bei einem zweiten oder dritten Lesen vermutlich erst auffallen würden.


    Meine Wertung: 3ratten

    Es herrscht Funkstille zwischen Leo und Emmi. Das geplatzte Treffen am Ende des ersten Buches hat seine Spuren hinterlassen. Einige Monate dauert es, bis sie sich langsam wieder in ihre E-Mail-Beziehung stürzen. Es sind die alten Probleme und Sorgen, mit denen sie sich herumplagen - und mit Leos neuer Freundin.


    Im Grund geht vieles wieder von vorn los. Das zweite Buch schließt nahtlos an die Handlung in „Gut gegen Nordwind“ an - und doch macht es Spaß, Emmis und Leos komplizierten Weg weiter zu verfolgen. Eine gehörige Portion Unsicherheit steht zwischen ihnen und will abgebaut werden, bevor die frühere Ebene erreicht werden kann. Und wieder geht es im Grunde nur um die Frage, ob ein Treffen eine gute Idee ist.


    Das Ende des ersten Buches hatte mich zugegebenermaßen ein wenig ratlos zurück gelassen. „Was soll das?!“, dachte ich mir und war froh, sofort zu Band zwei greifen zu können. Alles war wie vorher, die ausdrucksstarke Sprache hat mich von Beginn an begeistert, hat mich wieder in ihren Bann gezogen.


    Ohne zu viel sagen zu wollen: Mit dem Ende des zweiten Bandes bin ich zufrieden, aber damit war es das vermutlich auch mit Emmi und Leo. Schade eigentlich, denn ich habe beide wirklich lieb gewonnen - auch wenn Emmi eine begabte kleine Zicke ist.


    Auch für Band zwei gibt es von mir 5ratten

    Emmi und Leo lernen sich auf sehr unkonventionelle Art kennen - sie schreibt ihm versehentlich eine Beschwerdemail, die eigentlich für die Aboabteilung einer Zeitung gedacht ist. Aus ein paar Versehen ergibt sich nach und nach eine E-Mail-Freundschaft und schließlich irgendwie auch mehr. Wäre Emmi nicht verheiratet, wäre das Buch wohl nach 50 Seiten zu Ende gewesen und die beiden glücklich vereint. Aber warum einfach, wenn es auch umständlich geht. Ein langes Hin und Her folgt, dass sich zunehmend um die Frage „Treffen oder nicht treffen?“ dreht.


    Ich gebe es zu. Ich habe mich lange dagegen gesträubt, dieses Buch zu lesen. Ich hatte viele viele begeisterte Kommentare dazu gehört, aber irgendwas hat mich zurück gehalten. Vielleicht war es die Vorstellung eines Romans, der ausschließlich aus E-Mails besteht. Keine Ahnung. Als das Buch mir das Buch dann vor Kurzem zufällig in die Hände fiel, wollte ich „nur mal kurz reinlesen“, was dann 222 Seiten mit dem dringenden Bedürfnis endete, den zweiten Band in die Hände zu bekommen.


    Emmi und Leo haben mich verzaubert. Ihre witzigen, zynischen, ironischen und manchmal auch etwas unfreundlichen Mails haben mich komplett in ihren Bann gezogen. Sie werden über ihre eigenen Mails und über die Einschätzung des jeweils anderen charakterisiert, das macht es spannend, da es immer zwei Seiten zu betrachten gibt. Die Meinungen gehen dabei gern mal meilenweit auseinander.


    Ich hätte nicht gedacht, dass mich ein Buch gleichermaßen berühren und sprachlich begeistern kann.Während viele Mails ganz „normal“ daher kommen und jedem von uns in ihrer Art und ihrem Stil bekannt sein dürften, kommen Emmi und Leo zwischendurch immer wieder mit wahren sprachlichen Schätzen daher. Fast schon poetisch werden zentrale Themen wie Liebe, Eheleben und Bindungsangst behandelt, dass es einen manchmal vergessen lässt, dass das alles gerade mitten in einem E-Mail-Roman stattfindet.


    Ich bin wirklich beeindruckt und begeistert. Wer hätte das gedacht?!


    Ich vergebe 5ratten

    Ich fasse mich mal etwas kürzer. Es fällt mir ziemlich schwer, meine Gedanken nach dem Lesen zu ordnen und aufzuschreiben.


    Familie Windisch lebt in einem Dorf im Rumänien der 80er Jahre, im Rumänien Ceausescus. Im Dorf herrscht eine angespannte Stimmung, jeder beobachtet den anderen. Viele Bewohner wollen das Land verlassen und nach Deutschland ausreisen. Ohne Beziehungen oder Bestechung der Beamten ist jedoch nicht viel zu machen. Der ersehnte Pass ist weit entfernt.


    Erst als sich die Tochter der Familie verkauft, kommen die Pässe in greifbare Nähe. Windisch selbst verstört der Gedanke, dass seine Tochter sich aufopfert, aber der Pass ist wichtiger. Materielle Güter haben keine Bedeutung, so lange sie nicht zur Bestechung eingesetzt oder zu Geld gemacht werden können. Das ganze Leben richtet sich auf dieses eine Ziel aus. Die Windischs wollen dem Regime entkommen.


    Herta Müller erzählt sprachgewaltig vom Leben in Rumänien mit all seinen Widrigkeiten. Sie beschreibt viel, hauptsächlich durch eine Aneinanderreihung von Hauptsätzen, und wertet kaum bis gar nicht. Sie fängt schlicht die bedrückende Stimmung und die Not der Menschen ein.


    Zugegeben, es ist oft schwer, die sprachlichen Bilder zu verstehen oder sie zueinander ins Verhältnis zu setzen. Einiges erschließt sich erst nach dem Lesen des Buches, wenn sich der Inhalt ein wenig setzen kann. Und es ist wichtig, sich für die Lektüre Zeit zu nehmen, so dass das geschriebene Wort seine Wirkung entfalten kann. Mit seinen 110 Seiten ist die Erzählung keine einfache Lektüre, die an einem Nachmittag geschafft werden kann. Das geht natürlich schon, aber es bleibt meiner Meinung nach ziemlich viel auf der Strecke.

    Opal Koboi ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ins künstliche Koma versetzt, liegt sie streng bewacht in einer Spezialklinik und scheint endgültig keine Gefahr mehr darzustellen. Natürlich hat sie jedoch noch ein Ass im Ärmel, denn ihre Begabung im Meditieren ermöglicht es ihr, über ein Jahr in diesem Zustand zu verweilen und auf ihre Befreiung zu warten.


    Aus der Klinik entkommen, beginnt Opal sofort mit den Vorbereitungen für ein Projekt. Sie will sich an Holly Short, Commander Root und natürlich an Artemis Fowl rächen - diese drei hatten sie vor einem Jahr in die missliche Lage gebracht und sie gezwungen, ein Koma vorzutäuschen.


    „Die Rache“ ist ein weiteres spannendes Buch rund um Artemis Fowl und seine Verbündeten und Feinde. Die Handlung rast von einer brenzligen Situation zur nächsten, ist spannend und unterhaltsam. Artemis entwickelt sich einmal mehr weiter, wird erwachsener und entdeckt seine „menschliche Seite“. Das berechnende Genie zeigt Gefühle, arbeitet nicht mehr nur für seinen eigenen Vorteil, sondern setzt sich für seine Freunde ein.


    Dass dabei nicht alles reibungslos abläuft, versteht sich von selbst. Holly gerät durch eine Intrige Opal Kobois in den Fokus der ZUP, der Zentralen UntergrundPolizei, und wird nun von zwei Seiten bedroht, eine mächtiger als die andere. Für spannenden Stoff wird also schon frühzeitig gesorgt, so dass Verschnaufpausen während des Lesens sehr rar sind.


    Eoin Colfer gelingt es - wie schon in den ersten drei Bänden um das junge Genie -, eine ernste und für ein Jugendbuch zum Teil schon recht dramatische Handlung mit Wortwitz und kurzen witzigen Einlagen zu verbinden, so dass sich ein rundes Gesamtbild ergibt, dass sofort Lust auf weitere Geschichten rund um Artemis und Holly macht.


    Von mir gibt es 4ratten

    Willibald Adrian Metzger ist Restaurator, Weinliebhaber und alles in allem ein eher gemütlicher Mensch. Als seine Lebensgefährtin Danjela Djurkovic zur Kur im ländlich Zug und Taxi - einen Führerschein besitzt der Restaurator nicht - geht es mitten hinein ins Chaos.
    Affären, Intrigen und Geschwätz dominieren den Alltag im Kurhotel und schnell ist Willibald Adrian Metzger - endlich, wenn auch nicht ganz einfach mit seiner Danjela vereint - mitten drin im Tumult. Als wenn die üblichen Geschehnisse in einer solchen Klinik nicht schon genug wären, wird kurz vor dem Eintreffen des Metzgers auch noch die Leiche eines Kurgastes im Pool gefunden. Zusammen mit einem abgetrennten Finger inklusive goldenem Ring, den der Metzger findet, ergibt das unzählige Fragen, die sich vor allem Danjela und damit auch ihr Willibald stellen. Die beiden begeben sich in die Spur und wollen wissen, was hinter den Ereignissen steckt. Die ersten Erkenntnisse lassen nicht lange auf sich warten - und sie ziehen nach und nach immer größere Kreise. Dass die beiden Hobbyermittler gefährlich nahe an den Kern der Angelegenheit kommen, versteht sich von selbst.


    Eines ist ganz wichtig, wenn man dieses Buch lesen möchte: ein guten Namensgedächtnis oder ein gut angespitzter Bleistift. Da es viel um (verkorkste) Familienverhältnisse geht, ist ein Stammbaum manchmal gar nicht schlecht, um der Handlung ohne längeres Nachdenken folgen zu können. Zugegebenermaßen geht das natürlich auch ohne Hilfsmittel.


    „Der Metzger geht fremd“ ist ein tolles Buch. Es wird mit Willibald Adrian Metzger ein normaler Mensch in den Mittelpunkt gestellt, der sich gern im Hintergrund hält und viel nachdenkt. Wie das Leben so spielt ist die Frau an seiner Seite das komplette Gegenteil. Sie ist impulsiv. Beide haben sie das Herz am rechten Fleck und sind schlicht und einfach sympathisch.


    In Verbindung mit einer Erzählweise, die den Eindruck erweckt, ein guter Freund würde mir eine Geschichte erzählen, funktionieren die Figuren wunderbar. Der nachdenkliche Willibald, der stets und ständig seine aktuelle Lebenssituation analysiert und sich gern auch mal selbst aufs Korn nimmt und Danjela, die ein ziemlich gebrochenes (aber sehr sympathisches) Deutsch spricht, sind ein tolles und sehr sehr unterhaltsames Gespann.


    Die Handlung ist spannend, vielseitig und kommt mit so mancher unerwarteter Wendung daher. Man sollte sich jedoch vor Augen führen, dass es sich bei dem Buch um einen Kriminalroman und nicht um einen Thriller handelt. Es stehen also nicht die Verbrechen, sondern deren Aufklärung im Mittelpunkt - und so soll es ja auch sein.


    Thomas Raab gelingt es, eine ernsthafte Handlung mit witzigen Episoden, Kuralltag und knackigen Dialogen aufzulockern und dem Buch dadurch eine Portion Leichtigkeit zu verleihen, die das Lesen zu einem wahren Vergnügen macht. Dies wird bis zum Ende aufrecht erhalten. Die Handlung bekommt einen glaubhaften und passenden Schluss, was insofern wichtig ist, dass der Gesamteindruck nicht auf den letzten Seiten herunter gerissen wird. Manche Autoren haben da ja ein „Talent“, Thomas Raab glücklicherweise nicht.


    Besonders gut gefallen haben mir auch die kurzen Episoden, in denen Anton und Ernst, zwei Schwarzspitzenriffhaie aus einem Aquarium des Kurhotels, zu Wort kommen, und das Geschehen aus ihrer Sicht analysieren. Wunderbar!


    Ich empfehle „Der Metzger geht fremd“ jedem, der auf spannende, spritzige Krimis mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit steht und ein Freund unspektakulärer Hauptpersonen ohne Superheldenfähigkeiten ist. Da ist der Willibald Adrian Metzger nämlich genau der Richtige.


    Ich vergebe 5ratten

    Tim Blake ist Autoverkäufer, geschieden und hat eine 17-jährige Tochter. Er liebt Sydney und genießt es, dass sie die Sommerferien bei ihm verbringt. Die Freude hält jedoch nicht lange: Syd verschwindet plötzlich spurlos. Alle Hebel werden in Bewegung gesetzt, aber sie ist einfach nicht zu finden. In dem Hotel, in dem sie nach eigener Aussage gejobbt hat, will sie niemand kennen. Tim begibt sich - unabhängig von den Ermittlungen der Polizei - selbst auf die Suche nach seiner geliebten Tochter und gerät zunehmend selbst in Gefahr. Alles wird immer verworrener, mysteriöser - und gefährlicher für alle Beteiligten.


    Linwood Barclay beweist, dass es keinen spektakulären Mordfall am Anfang braucht, um einen spannenden Thriller zu schreiben. Von Beginn an hat mich das Buch gefesselt. Die Sorge um die verschwundene Tochter, die Angst, dass sie bereits tot sein könnte, während die Polizei noch fieberhaft nach ihr sucht, zerfrisst Eltern und Freunde. Diese Stimmung ging sofort auf mich über. Es war zeitweise fast schon beklemmend, das Geschehen zu verfolgen. Dazu trägt der Einsatz Tims als Ich-Erzähler entscheidend bei. In diesem Buch passt das wirklich unglaublich gut.


    Sehr gut gefallen haben mir außerdem die „Verhör-Szenen“, in denen die Polizei Tim zum Geschehen befragt. Ich habe beim Lesen immer wieder gemerkt, wie die Wut in mir aufstieg, wenn ihm die Worte im Mund umgedreht wurden und er immer mehr in eine Ecke gedrängt wurde. Das hatte ich so noch nie und es hat mich wirklich beeindruckt. Ich habe es vor meinem geistigen Auge gesehen. So soll es sein!


    Einziger kleiner Kritikpunkt für mich: Die Story ist sehr konstruiert. Es braucht einige Zufälle, um das enge Netz aus Zufällen zu stricken, die letztlich die Gesamthandlung bilden. Andererseits ist das auch der Grund dafür, dass das Buch so viel Spannung hat und diese vor allem bis zum Schluss aufrecht erhalten bleibt. Deshalb kann ich das eigentlich nur als kleinen Kritikpunkt einstufen.


    „In Todesangst“ wird seinem Titel absolut gerecht. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und sowohl Spannung als auch Handlung haben mich überzeugt. Linwood Barclay schafft es, Bilder entstehen zu lassen. Die unterschiedlichen Charaktere lassen die Handlung zu keinem Zeitpunkt langweilig werden und die Sorge um ein verschwundenes Kind kam bei mir stets sehr authentisch an. Insofern kann ich das Buch ruhigen Gewissens empfehlen.


    Meine Wertung: 4ratten

    Rosa ist unzufrieden - mit ihrem Leben, ihrem Job und wenn man es genau nimmt, eigentlich mit allem. Als ein ominöser Zirkushypnotiseur ihr anbietet, sie in ein früheres Leben zu versetzen, um herauszufinden, was die wahre Liebe ist, nutzt sie ihre Chance. Plötzlich findet sie sich im Körper William Shakespeares wieder. Zu ihrem Unglück, muss sie sich den Körper mit ihm teilen und hat so kaum Zeit, sich ihrer eigentlichen Aufgabe zu widmen. Das England des 16. Jahrhunderts hat aber auch so manche Kuriosität zu bieten.


    Mit „Plötzlich Shakespeare“ habe ich meine David Safier-Premiere gefeiert und bin positiv überrascht worden. Das Buch ist sehr locker und spritzig geschrieben. Es lässt sich problemlos in einem Rutsch lesen und sorgt wie nebenbei für sehr gute Unterhaltung.


    Besonders gut gefällt mir, dass das Buch witzig ist, dabei aber nicht aufgesetzt wird. Oft wurde ich zum Lachen gebracht, habe mich köstlich über die Dialoge zwischen Rosa und Shakespeare amüsiert - und hatte dabei nie das Gefühl, dass etwas zu gewollt komisch ist. Ich hatte vor dem Lesen die große Befürchtung, dass die humoristische Seite des Buches übertrieben sein könnte, sie ist es aber absolut nicht. Großer Pluspunkt!


    Die Verknüpfung der heutigen Welt mit dem England des 16. Jahrhunderts ist ebenfalls wunderbar gelungen. Safier bringt immer wieder witzige Vergleiche an und nimmt gekonnt beide Seiten auf die Schippe, was das Buch für mich sehr sympathisch gemacht hat.


    Rosa selbst ist eine sehr ehrliche, resolute Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt und dabei gerne mal von einem Fettnäpfchen ins andere tritt - meist jedoch auf eine sehr liebenswerte Art. Auch ihr bester Freund Holgi entspricht in etwa diesem Muster, so dass die beiden ein tolles Gespann abgeben.


    Sehr gut gefällt mir zudem, dass neben dem ganzen Witz am Ende auch so etwas wie eine Lehre herauskommt. Das Thema Liebe steht im Mittelpunkt des Buches und Rosas Aufgabe, das Wesen der Liebe zu erforschen, führt am Ende zu einem Ergebnis, das sich wunderbar in das Gesamtbild einfügt - auch ohne mit Witz daher zu kommen. Safier dosiert den Spaß-Faktor also sehr gut, was das Lesen für mich zu einem unerwartet großen Vergnügen gemacht hat.


    Meine Wertung: 4ratten

    Wir sind in der psychiatrischen Klinik St. Ägidius. Drei ehemalige Topmanager und eine Sekretärin sind dort Patienten. Nur einer von ihnen, Dr. Wilhelm Löhring, hat den Ernst der Lage noch nicht so ganz begriffen und denkt, dass er den Laden gleich übernehmen soll. Zusammen mit Keith Winter, Hubert Wienkamp und Karin Schlick plant er den Börsengang in ganz großem Stil und das Chaos ist perfekt.


    Die Tatsache, dass außer Löhring jeder weiß, warum er in der Klinik ist, sorgt lange für skurrile Situationen. Während ersterer todernst die Arbeit der Klinikleitung optimieren will, halten die anderen alles für ein großes Spiel im Rahmen ihrer Therapie. Das ist dann schon sehr witzig. Löhring ist so wunderbar zielstrebig und dabei ziemlich naiv, während die anderen von so viel Realitätsverlust vermutlich geschockt sind und deshalb einfach „mitspielen“.


    Es gibt jedoch im Gegensatz dazu auch viele ernste Momente, in denen ich Löhring beim Lesen fast schon bedauert habe. Es stellte sich mir in solchen Momenten die Frage, ob die Darstellung seiner psychischen Probleme nicht vielleicht schon etwas zu viel des Guten ist. Dadurch, dass viele Szenen im Buch unwahrscheinlich komisch sind, wirken solche tragischen Momente umso stärker auf mich als Leser.


    Dennoch muss ich gestehen, dass die unterhaltsamen Anteile überwogen haben. Letztlich handelt es sich um einen fiktiven Roman - und der ist in seiner Art wirklich mal was anderes. Finanzgenies in Gruppentherapiesitzungen, die angesichts der vermeintlich simplen Fragen der Therapeuten entsetzt sind. Wunderbar! Wenn Löhring dann noch in Manager-Deutsch anfängt, seine Gefühlslage zu beschreiben, ist eine skurrile Szene perfekt.


    Katharina Münk hat mich wunderbar unterhalten. „Die Insassen“ ist ein sehr witziges, zugleich aber auch ziemlich tragisches Buch, das die gefallene Elite des Landes beschreibt.


    Meine Wertung: 4ratten

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    Geheimagent Gabriel Allon begibt sich auf die Spur eines ganz großen Fisches. Ein russischer Waffenhändler plant einen Deal, dessen Folgen den 11. September in den Schatten stellen könnten. Er versucht, die Menschheit vor einer Katastrophe zu bewahren - und will fast nebenbei auch noch Frau und Kinder aus der Tyrannei des Milliardärs befreien. Wenn das mal kein ehrgeiziges Ziel ist.


    Gabriel Allon ist eine sehr ruhige Person, er nimmt sich selbst zurück und arbeitet zielstrebig auf die Erfüllung seines Auftrags hin. Unglücklicherweise ist jedoch auch er nicht vor Gefühlen sicher und will um jedem Preis verhindern, dass die Familie des Waffenhändlers mit ihm zusammen untergeht. Die Gefahr, die daraus natürlich resultiert, will er nicht sehen. Dennoch war er mir von Anfang an sehr sympathisch.


    Überhaupt ist die Hörbuchfassung des Buches klasse. Achim Buch als Sprecher hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Die Ruhe mit der er das Buch liest, sind grandios. Man spürt in bedrohlichen Situationen - und davon gibt es wahrlich nicht zu wenige - geradezu die Beklemmung, die vom Geschehen ausgeht. Andere Sprecher hätten das Buch vielleicht anders umgesetzt. Ich bin sicher, dass es dann weniger gut geworden wäre.


    Inhaltlich spart Daniel Silva nicht an Spannung. Die gesamte Thematik um Geheimdienste und russische Waffenhändler erschien mir nicht wahnsinnig weit weg vom wahren Leben, so dass ich das Buch mit großem Interesse verfolgt habe. Zugegebenermaßen erscheinen einige Passagen nicht ganz glaubwürdig, aber solange dies so gut verpackt wird, wie in diesem Fall, habe ich damit keine Probleme.


    Einziger kleiner Kritikpunkt für mich ist das Ende. Ich meine hier keine inhaltlichen Aspekte, sondern die Ausführung, sozusagen die B-Note. Ich weiß nicht, ob es am gekürzten Hörbuch liegt oder an Silva selbst, aber mir war es zu knapp und zu abgehackt. Sowohl die Hintergründe als auch der Ausblick hätten für mein Empfinden ausführlicher sein dürfen.


    Dennoch empfehle ich dieses Hörbuch in jedem Fall. Schon allein die Leistung des Sprechers macht es hörenswert. Kleine Schwächen im Inhalt konnte ich so leicht verzeihen, zumal die Spannung keineswegs zu kurz kommt und das Thema hochinteressant ist.


    Meine Wertung: 4ratten

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    Abel Hradschek ist Wirtshausbesitzer in einem Dorf im Oderbruch, er hat Schulden und allmählich sitzen ihm die Gläubiger immer energischer im Nacken. Als er im Garten zufällig ein altes Skelett ausgräbt, wittert er seine Chance, den Schulden zu entkommen. Zusammen mit seiner Frau gelingt es ihm glaubhaft, einen Unfall zu inszenieren, bei dem der Gläubiger sein Leben lässt. Alles könnte so einfach sein, wäre da nicht die ungeliebte Nachbarin Jeschke, die Hradschek und seine Angestellten in die Enge treibt.


    Die Eheleute Hradschek haben ein schlechtes Verhältnis, trotz einer Erbschaft haben sie Geldprobleme und das Gerede im Dorf macht die Situation nicht gerade einfacher. Fontane beschreibt das Dorfmilieu mit all seinen Widrigkeiten und stellt dabei die unterschiedlichen Charaktere in den Mittelpunkt seiner Geschichte, die unterschiedlich stark charakterisiert werden. Viel lässt sich dabei auch durch ihre Handlungen erschließen.


    Zudem wartet Fontane wie immer mit detaillierten Beschreibungen des Dorfes und der Umgebung auf. Ich persönlich mag es sehr gern, wie er nach und nach Bilder in meinem Kopf entstehen lässt.


    Es ist nicht immer ganz einfach, die direkte Rede der Personen zu verstehen, da sie im Dialekt abgedruckt sind. Lautes Lesen bewirkt da aber an kniffligen Stellen Wunder. Ich würde auf die Mundart jedoch nicht verzichten wollen, weil es die ganze Erzählung für mich greifbarer macht.


    „Unterm Birnbaum“ ist schnell zu lesen und hat mich sehr gut unterhalten. Vom kriminalistischen Anteil her gibt es zwar nicht allzu viel her, aber die Versagensangst Hradscheks entschädigt dafür. Er ist eine sehr interessante Person, die im Laufe der Geschichte viele Gesichter von sich zeigt.


    Meine Wertung: 3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Zitat

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    Toll, wie man daran erinnert wird, dass die Rezi überfällig ist. :rollen: :breitgrins: Vielleicht erinnert sich ja noch jemand an unsere Leserunde Ende Dezember letzten Jahres bis Anfang Januar diesen Jahres? Nein? Nunja, ich war jedenfalls dabei, konnte mich aber bis zum heutigen Tage noch nicht zu einer Rezi aufraffen. :redface: Bei gewitterlichem Regenwetter war es nun aber soweit...


    Meine Meinung:


    Wir sind in Bath, in einem Hotel, das von Honey Driver. Nach einem Kochwettbewerb wird der Chefkoch des Konkurrenzhotels ermordet. Was liegt da näher, als dass sich Honey zusammen mit Polizistenkumpel Steve auf die Mördersuche begibt? Eigentlich alles, aber bei Jean G. Goodhind geht das trotzdem.


    Was recht leicht und locker beginnt, wird schnell immer fragwürdiger. Anfangs ist die Abwechslung zwischen der eigentlichen Krimihandlung, die sich nun immer weiter herauskristallisiert, und den zahlreichen kleineren Nebenhandlungen noch ganz passend. Das Buch plätschert (sehr!) munter vor sich hin und es geht in zügigem Tempo immer weiter. Mit jedem Kapitel wird es jedoch unübersichtlicher. Es gibt einen ganzen Haufen mehr oder weniger wichtiger Personen, die sich unterschiedlich stark in den Vordergrund drängen. Scheinbar hat jeder mit jedem irgendeine Art von Verhältnis, so dass man als Leser bald nur noch vor einem Gewirr aus Namen und Beziehungskisten steht, das mit Krimihandlung nicht mehr viel zu tun hat. Allerdings ist die eine oder andere Person sehr unterhaltsam.


    Hier steht nicht der Krimi sondern die Rahmenhandlung im Vordergrund, in dem die Hotelbesitzerin mal eben zur Hobbyermittlerin wird. Realistische Darstellungen sollte man dabei nicht erwarten, denn es gibt sie schlicht nicht. Relativ zeitig habe ich mich dazu entschieden, dass ich das Buch nicht als Krimi mit Realitätsanspruch ansehe. Damit bin ich eine Weile auch ganz gut gefahren. Leider waren es dann manchmal - und gerade am Ende - zu viele Klischees auf einem Haufen.


    Die lockere Erzählweise passt grundsätzlich gut zur Handlung und besonders zu Honey, die sehr direkt ist und weiß, was sie will. Allerdings sorgt so mancher Übersetzungsschnitzer für Entsetzen. Bei einigen Formulierung habe ich einen Satz immer und immer wieder gelesen, weil er sich einfach so "falsch" gelesen hat. Das ist schon echt schade. Klar, das Buch ist kein literarisches Meisterwerk. Aber ich erwarte trotzdem gute Unterhaltung - ohne dass ich auf jeder zehnten Seite die Hände über dem Kopf zusammen schlage.


    Ähnlich ist es mit dem Ende. Wie überraschend, dass Honey und Steve statt des geplanten Abendessens bei Steve mal eben eine Hau-Ruck-Aktion starten und zu zweit (!) gegen die Bösewichte ausrücken. Eigentlich passt das Ende ja wirklich zum Buch, aber dieses Maß an übertriebener Unglaubwürdigkeit war dann doch zu viel für mich. Ich habe permanent zwischen ungläubigem Lachen und Kopfschütteln geschwankt. So richtig gewonnen hat keine Seite.


    Manchmal hat man ja so Phasen, in denen man beim Lesen nicht so viel denken möchte. Dafür eigenen sich die Bücher doch ganz gut würde ich meinen. In einer solchen Phase könnte ich mich vielleicht sogar dazu durchringen, den Vorgänger von „Dinner für eine Leiche“ zu lesen - auch wenn ich mich hinterher vermutlich genauso ärgere, wie nach diesem „Frauenkrimi“.


    Meine Wertung: 2ratten

    Das war eine Idee, die inzwischen überholt ist. Der jeweilige Monatsstarter (für den Juni ist das Kiba) entscheidet, aus welchem Personenkreis er den nächsten Verantwortlichen auslost.


    Grüße von Annabas :winken:


    Das finde ich übrigens noch unübersichtlicher, als eine allgemeingültige komplizierte Regelung. Da sieht doch niemand mehr durch, wenn es jeden Monat neu erklärt wird (was immer wieder Diskussionen nach sich ziehen wird). Aber mir ist es jetzt egal. Ich mache einfach erst einmal mit und gucke mir den Spaß an.


    Es ist einfach schade, dass eine eigentlich ganz einfache und wunderbare Idee so schnell zu einem hochkomplizierten (aber natürlich grundsätzlich noch immer wunderbaren) Verfahren aufgebauscht wird. Damit meine ich, das sage ich gern noch einmal vorsichtshalber, niemanden persönlich. Ich will hier niemanden angreifen. Es ist ja auch toll, dass die Idee mit so viel Begeisterung angenommen wurde. Man kann es sich halt nur schwieriger machen, als es eigentlich sein sollte. :winken:


    So oder so...ich freue mich auf den Juni und das Experiment. :smile:


    Liebe Grüße
    Stephi

    Ich finde ehrlich gesagt, dass der ganze Spaß mittlerweile ganz schön kompliziert ist. Das meine ich gar nicht böse, für mich persönlich ist es einfach nur ein wenig abschreckend, wenn das vorher in ellenlange Diskussionen ausartet. Man könnte doch auch einfach bei der Grundidee bleiben: Wer Lust hat liest mit, Rezis ohne "Zwang" und der Themensteller wird unter denjenigen ausgelost, die Zeit und Lust hätten, sich im nächsten Monat um die "Organisation" zu kümmern. Kurz und schmerzlos. :winken:

    Ich bin auch dabei und werde mich im Juni diesem Buch widmen: "Feuer im Schloss" von Edgar Wallace. (Leider gibt es bei Amazon kein Bildchen, das Buch ist wohl zu alt.)


    Inhalt: Seltsames geht vor in der Gegend um Schloß Arranways. Nachdem ein geisteskranker Verbrecher, den man nur der "Alte" nennt, aus der Nervenheilanstalt von Sketchley Hill ausgebrochen ist, geschehen im Umland einige Einbrüche, bei denen der Geisteskranke beobachtet wird. Fast alle Leute der Gegend trauen sich aus Angst nachts schon nicht mehr aus dem Haus.
    Auch auf Schloß Arranways wird eingebrochen, und wäre Lady Arranways nicht gewesen, hätte ihr Mann den Einbrecher, in dem alle den "Alten" vermuten, sicherlich erschossen.
    Richtig mysteriös wird es aber erst, als einige Zeit später ein Einbrecher in die gleichen Häuser einbricht, um alle gestohlenen Gegenstände wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückzubringen.

    Gut, ich mache dann mal auch mit. Das Feuer-Thema ist nämlich insofern super, dass ich damit im SLW weiter komme. Ich werde "Feuer im Schloß" von Edgar Wallace lesen. (Amazon hat leider kein Bildchen dazu.)


    Und da es ein SLW-Buch ist, könnte ich mich eventuell auch zu einer Rezi durchringen. Der SuR wächst und gedeiht zwar gerade wie selten, aber das wird schon. :breitgrins:

    Huch, irgendwie ist dieser Buchvorschlag bisher an mir vorbei gegangen. Ich würde gerne mitlesen und mich auch über ein Freiexemplar freuen. :winken:


    ABER ich könnte erst am Montag, 21. Juni, wirklich einsteigen, weil wir an dem Wochenende bei einer Hochzeit sind und es vermutlich bei allen Beteiligten nicht so gut ankommt, wenn ich mit Buch in der Kirche sitze. :schulterzuck: Dazu kommt, dass wir durch halb Deutschland fahren müssen und wohl erst Sonntag abend wieder zu Hause sein werden. Wäre das okay?