Beiträge von Breña

    Grossman zeigt hierbei, wie atemberaubend das aus dem Schulunterricht so verpönte Auseinandernehmen jedes einzelnen Satzes, ja jedes Wortes, sein kann. Grossman hinterfragt jede Formulierung und holt so Dinge aus dem Text heraus, die der flüchtigen Leserin niemals auffallen würden.

    Schon beim Lesen bin ich an dem Gedanken der Exegese haften geblieben und habe über die Unterschiede zwischen Bibelexegese und (literaturwissenschaftlicher) Textinterpretation nachgedacht.

    Ich glaube, dass das was du beschreibst für mich nicht funktioniert hat, weil die biblischen Texte eine vielschichtige Entstehungs- und Übersetzungsgeschichte haben. Man kann nicht nachvollziehen, wer etwas mit welcher Intention wann verändert hat. Um bei den Schultexten zu bleiben: Man kennt den Autor, meist auch seine Intention und vor allem den historischen Kontext recht gut. Und dennoch formuliert man seine Ergebnisse weniger als Tatsachen, als Grossmann es in meiner Wahrnehmung hier getan hat.


    Und um ehrlich zu bleiben: Grossman hatte einen schweren Start, weil ich komplett andere Erwartungen hatte. ;)

    Grossmann hat keine Neuinterpretation der biblischen Geschichte geschrieben, wie es andere Autoren der Reihe mit ihren Mythen gemacht haben, sondern er liefert eine Exegese. Diese ist in meiner Wahrnehmung jedoch sehr phantasievoll und wenig wissenschaftlich. Das heißt, ich bekomme als Leserin nicht den erwarteten fiktiven Text, sondern eine ernsthafte Analyse eines aus meiner Sicht fiktiven Textes. Denn Grossmann behandelt die Materie, als lägen zweifelsfreie Fakten vor. Nicht nur die Personen und Geschehnisse, sondern vor allem die Aussagen werden wortwörtlich analysiert und interpretiert. Aus meiner Sicht handelt es sich bei biblischen Geschichten um Mythen, in denen übertriebene Situationen entweder ein Detail verdeutlichen oder die Geschichte aufwerten sollen.


    Ich habe geisteswissenschaftliche Fächer studiert, ich habe also selbst ausgiebig interpretiert und vermutet. Die Vermutungen, die Grossmann hier auf Basis weniger Zeilen anstellt, ausschmückt und weiterspinnt, sind mir jedoch zu weit hergeholt. Er charakterisiert Samsons namenlose Mutter alleine aufgrund der Namenlosigkeit und der Betonung ihrer Unfruchtbarkeit. Was er daraus ableitet, wie sie die Begegnung mit dem “Mann Gottes” wiedergibt, ist wirklich erstaunlich.


    Grossmanns Einschätzung Samsons und verschiedener Situationen ist weit entfernt von meiner Wahrnehmung. Er beschreibt Samson als unsicheres, nach Liebe suchendes Kind. Er sei gelenkt von seiner Aufgabe als Gottes Auserwählter und sich dessen vielleicht gar nicht bewusst. Unsicher? Ja, vermutlich. Und dadurch nur noch rachsüchtiger und brutaler. Ich sehe nichts Poetisches in seinem unlösbaren Rätsel, nur Hinterlist. Grossmann bezeichnet voller Bewunderung das in Brand Setzen der Felder durch Füchse als “prachtvolle, stilvolle, sogar ästhetische Rache”. Am Rande ordnet er es den anderen “brutalen Gewalttaten “ der Bibel zu, bewundert jedoch vor allem die Kreativität der Tat. Ich hingegen sehe Parallelen zu einem Jungen, der einen Weg gefunden hat, nicht nur Ameisen mit einer Lupe zu verbrennen, sondern gleichzeitig auch anderen Menschen Schaden zuzufügen.


    Nach rund 80 Seiten nimmt Grossmann einen Gedanken vom Anfang wieder auf: dass Samson in seinem Verhalten mehr den Philistern gleiche und trotzdem ein Held des jüdischen Volkes sei. Diese Ambivalenz ist spannend, die sehr kurze Ausführung Grossmanns ist für mich jedoch nicht ganz nachvollziehbar. Hier streift er ein Themengebiet, das politisch vielleicht zu aufgeladen ist.


    Insgesamt wiederholt Grossmann manche Gedanken immer wieder. Er referenziert nicht nur auf eine bereits hergeleitete Erkenntnis, sondern wiederholt diese. Wer weiß, wie kurz dieser Essay ansonsten geworden wäre… Zwischendurch wird er pathetisch (“Und so flackert auch in uns, in uns allen, die traurige Gewissheit…”)., ein anderes Mal kokettiert er mit Erotik. Nichts davon hat bei mir gezündet.

    In den letzten Wochen herrschte bei mir eine Leseflaute, daher gab es lange kein Update von mir. Und um nicht gespoilert zu werden, habe ich deine Einträge noch nicht gelesen, Aeria , bin aber um so gespannter, was mich noch erwartet.


    Fremdling im Paradies habe ich ursprünglich im Februar begonnen, pausiert und erneut begonnen. Ob die Unterbrechung einen Einfluss auf mein Leseerlebnis hatte, kann ich nicht beurteilen, aber auch ohne Neustart hätte die Erzählung vermutlich bei mir nicht gezündet.


    Die Ausgangssituation der beiden Brüder fand ich schräg und ich habe keinen Anhaltspunkt gefunden, weshalb die Gesellschaft sich so entwickelt hat. Die beiden selbst habe ich mit viel Distanz (und Unverständnis) begleitet. Falls die Entwicklung des Projektes einem Spannungsbogen folgte, ist er mir entgangen. Die große Auflösung, auf die alles ausgerichtet ist, fand ich vorhersehbar, so dass es für mich keine Überraschung am Schluss gab.


    Viel wichtiger schien ihm die Geschichte der beiden Brüder gewesen zu sein. [...] Hätte Asimov den Roboter weggelassen, wäre uns vermutlich nichts entgangen.

    Hm, mein Eindruck war eher, dass Asimov das große Finale vorbereitet hat. Ich glaube ein "Strickmuster" zu sehen, dem er gerne gefolgt ist - Geschichte langsam aufbauen und ganz am Ende mit einem großen Knall das Vorherige über den Haufen werfen. ;) Funktioniert unterschiedlich gut in meiner Wahrnehmung.


    Vielleicht wäre diese Geschichte tatsächlich stärker geworden, wenn er sich alleine auf die sozialen und zwischenmenschlichen Aspekte fokussiert hätte.

    Dann sind wir ungefähr gleichauf, Alice , denn ich habe den Mottenwald gerade hinter mir gelassen.


    Mein Eindruck ist noch unverändert. Deine Einordnung als persönliche Geschichtensammlung trifft es gut, finde ich. Dazu würden auch die Überschriften der vier Teile passen, denn in Wurzeln begann Deakin genau damit, mit seinen familiären Wurzeln und vor allem seinem Heim, dem Ort, an dem er verwurzelt ist. Splintholz scheint weiter zurückliegende Erinnerungen zu beinhalten, während das abschließende Kernholz in die Zeit des Schreibens zu fallen scheint. Und in Treibholz verbindet Deakin offenbar seine Leidenschaften. Mal sehen, ob mein Eindruck vom neugierigen Querlesen sich bewahrheiten wird.


    Dennoch nimmt mich das Erzählte nicht mit. Ich erwische mich dabei, abzuschweifen und muss mich immer wieder aufs Buch zurück besinnen - kein gutes Zeichen. Deswegen blättere ich vermutlich auch vor und teste quasi an, ob es so bleibt... Im Mottenwald fühlte ich mich besonders herausgefordert. Obwohl mich Motten faszinieren und ich auch Deakins Faszination wahrgenommen habe, waren die Aufzählungen der beobachteten Exemplare echt öde. Ja, sie haben besonders ulkige Namen, und nein, deswegen muss man sie nicht alle aufzählen.


    Deinen Vergleich mit Macfarlane finde ich interessant und ich sollte mir endlich eines seiner Bücher zulegen. Das was du über seine Werke schreibst, habe ich mir auch von Deakin versprochen. Schade, dass trotz ähnlicher Herangehensweise die Ergebnisse so stark voneinander abzuweichen scheinen.

    Das Gefühl des Zu-Ausführlichen und des girlandenartigen Erzählens hatte ich beim Lesen der ersten Kapitel tatsächlich auch - die Erzählstruktur "kommt" irgendwie oft "nicht auf den Punkt", war mein Eindruck - der Erzählbogen macht erst mal einen.. zerrissenen Eindruck..?!

    Den Begriff des girlandenartigen Erzählens muss ich mir merken. ^^ Alles hängt irgendwie zusammen, mäandert, verdichtet sich - und zerreißt. Jap.


    gerade darum bin ich sehr froh um unsere Mini-Lesegruppe.

    Ich ebenfalls!

    Das Monatsmotto kommt wie gerufen. 8)


    Vorher sollte ich noch eine meiner zahlreichen aktuellen Lektüren beenden (sogar davon würden zwei passen), aber dann kann ich alleine bei meinen SLW-Büchern aus dem Vollen schöpfen. Eines davon schaffe ich bestimmt und meine Wahl fällt auf das im doppelten Sinn passende


    David Grossman - Löwenhonig (125 Seiten)

    Der Februar ist zwar längst um, aber ich nutze den Thread einfach weiter. Ich bin im Buch ein wenig weitergekommen, habe aber den Eindruck, dass die Geschichte nicht nennenswert fortgeschritten ist.


    Ich habe weitere Feinheiten der Alchemie, der Kulinarik und der Astronomie gelernt. Ich habe die kleinste Geschichte von Zamonien gelesen. Ich habe die juristische Beratung von Fjodor F. Fjodor und eine Weinverkostung miterlebt, ebenso eine grausige Vorführung mit Schattentinte und einen Ausflug in den Fettkeller. Doch das einzige, was die Handlung in gewisser Weise vorangetrieben hat, war


    Ich bleibe dabei: Moers hat eine unglaubliche Fantasie und schafft faszinierende Wesen und Begebenheiten, aber er schwafelt auch unglaublich viel. :breitgrins:

    Sein Erzählstil gefällt mir nicht immer und obwohl ich das mag, von dem er erzählt, macht seine Art zu erzählen die Lektüre schwierig.

    Das fasst es für mich gut zusammen, danke.

    "Angeberei" kann ich nämlich für mich nirgends erkennen - Deakin war tatsächlich ein sehr fokussiert und fast verbissen speziell interessierter Mensch -

    Angeberei ist vielleicht das falsche Wort.

    Er gibt nicht damit an, wie er lebt oder was er erreicht hat. Das Anführen verschiedener Personen, die er kennt, mit denen er etwas unternommen hat oder auch nur deren Werke er gelesen hat, finde ich schwierig. Hinzu kommen die Zitate, mit denen er seine Erzählung immer wieder unterbricht, fast als wolle er seine Belesenheit demonstrieren. Es ist etwas in seinem "Tonfall", ein "Seht her, was ich alles weiß"... Vielleicht kommt dieser Eindruck aus der Mischung persönlicher Anekdoten und naturkundlicher Passagen und dem mir fehlenden roten Faden.

    Ich habe in den letzten Tagen nur wenig weitergelesen. Der erste Teil ist überschrieben mit “Wurzeln” und der neugierige Beobachter erhält von Deakin Einblicke in sein Heim in Suffolk.


    Er berichtet davon, wie er die "Ruine" seines Hauses mitten im Wald entdeckte und wieder wohnlich gestaltete. Wie er einen Schäferwagen und einen Eisenbahnwaggon auf seinem Grundstück zum Campen nutzt, weil ihm das noch naturverbundener erscheint. Und er erzählt von seinem Schreibzimmer und einzelnen Erinnerungsstücken darin. Er lässt seinen Blick über einzelne Objekten schweifen und erzählt deren Geschichten. Er berichtet außerdem ausführlich von einem Sommercamp, in dem er als Junge seine Faszination für Naturbeobachtungen und Nature Writing entdeckte.


    Deakin ist sehr redselig und kommt vom Kleinen zum Winzigen - manchmal im wörtlichen Sinn. 😉 Er verfällt aber auch ständig ins Namedropping und rühmt sich entweder mit seiner Belesenheit oder damit, wen er alles kennt, was ich in der Ausprägung ermüdend finde.


    Ich merke außerdem, dass sein Alltag, sein Erleben und seine Werte enorm weit von meinen entfernt sind. Ich kann z.B. nicht nachvollziehen, weshalb er in einem Schäferwagen wenige Meter von seinem Haus entfernt übernachtet, auch wenn er erklärt, dass er sich dadurch noch stärker mit der Natur verbunden fühlt.


    Bisher nimmt mich der Bericht noch nicht mit, mal sehen wie es weitergeht. Vielleicht würde mir ein roter Faden helfen, auch den habe ich noch nicht richtig entdecken können.

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    Wildwood. A Journey Through Trees

    Aus dem Englischen von Andreas Jandl und Frank Sievers


    Beschreibung des Verlags

    Roger Deakin begibt sich in seinem wichtigsten Buch auf eine Reise in das fünfte Element – das Holz. Die Reise beginnt im Schatten der Bäume seines Suffolker Gartens, führt ihn durch die Wälder Großbritanniens quer durch Europa bis nach Zentralasien und Australien. Auf der Suche nach den vielfältigen Funktionen und Bedeutungen dieses Materials, das wohl wie kein anderer nachwachsender Rohstoff die Menschheitsgeschichte geprägt hat, beschneidet er die Bäume in Suffolk, schwimmt neben Walnussbäumen des Haut-Languedoc, reist durch die wilden Apfelhaine Kasachstans, lebt in Holzhütten und Bretterbuden und sucht mit Aborigine Frauen nach Karandapflaumen im australischen Outback. Im Schatten alter Bäume trifft er Waldmenschen, lauscht ihren Legenden über den Apfel- und Walnussbaum, über die Eiche und Esche, den Cricketschläger und heidnische Dorfrituale. Deakins literarische Erforschung unserer Beziehung zu den Wäldern ist Autobiografie und Abenteuerroman, Natur- und Kulturgeschichte zugleich und nicht zuletzt eine eindringliche Anleitung zur Achtsamkeit. Seine Lektüre führt mitten ins Herz der Wälder, dorthin, wo wir Menschen »wachsen, lernen und uns verwandeln«.



    In erster Linie bin ich durch die Naturkunden-Reihe auf dass Buch aufmerksam geworden. Entsprechend schön ist die Aufmachung, mit farbigem Schnitt, Leseband und Illustrationen.

    Bisher habe ich nur die Einleitung gelesen. Ich hoffe, der eigentlich Text wird angenehmer, denn die ersten Seiten enthalten unerwartet viel Angeberei.

    ... so fand ich das Ende etwas drüber. Ich hätte es schöner gefunden, wenn Geld irgendwie mal keine Rolle mehr gespielt hätte.

    Spannend, das habe ich anders wahrgenommen. Das Geld ist zwar da, aber es nimmt nicht den gleichen Stellenwert ein. Wichtig bleiben andere Werte.

    Ihr Wertekompass wird durch ihren Vater nach und nach wieder ins Lot gebracht.

    Ein passendes Bild, danke!

    In “Der Markisenmann” schafft Weiler es, Klischees und Tiefgründiges zu einem kurzweiligen Buch zu vermischen. Ich war immer wieder überrascht, wenn zwischen irgendwelchen banalen Schilderungen feine Beobachtungen versteckt waren. Vor allem beim Zwischenmenschlichen bzw. beim Blick auf die Protagonisten konnte Weiler mich überzeugen. Und angenehm geschrieben liest es sich einfach runter. Neben den Klischees arbeitet Weiler viel mit Gegensätzen: alt und jung, arm und reich, Ost und West,... Und auch das funktioniert. Es fällt auf, es wirkt jedoch nicht konstruiert.


    Dabei ist das Buch wirklich randvoll mit Ruhrpott Klischees, allerdings bleibt Weilers Schilderung bei aller Übertreibung durchweg liebenswert und er macht sich nicht lustig. Egal, ob er die arbeitslosen Trinker beschreibt, die hypochondrischen Rentner oder durchgeknallte Verschwörungstheoretiker. Er beschreibt Menschen mit, naja, ausgeprägten Eigenarten. Dass er viele regionale Besonderheiten gar nicht erwähnt, lässt sich mit Kims Wahrnehmung und dem sehr speziellen Handlungsradius erklären. Dadurch lassen sich wiederum noch mehr Stereotypen unterbringen.


    Und auch wenn ich mir wenig aus Fußball und nichts aus Skat mache, haben mich die Passagen darüber gut unterhalten (und die Verschwörungstheorien der selbsternannten Fußball-Profis haben mich kichern lassen, weil ich ähnliches tatsächlich schon belauschen durfte). Manchmal merkt man jedoch, dass Weiler zwar gut, aber nur recherchiert hat. Wenn z.B. jemand “Pommes Schranke” bestellt, ist es im echten Leben entweder ein Kind oder ein Tourist. 😉 Nur die Tatsache, dass Papen angeblich alles innerhalb einer halben Stunde erreichen könne - von Duisburg aus - das ist eine ziemlich dreiste Lüge.


    Spaß beiseite. Irritierend fand ich, dass die Atmosphäre teils etwas anachronistisch wirkt. Jemand hätte Weiler darauf aufmerksam machen sollen, dass sich das Ruhrgebiet 2005 schon mitten im Strukturwandel befand.


    Die Handlung ist ruhig, aber nicht langweilig. Es zeichnet sich immer wieder ab, dass etwas zur Trennung geführt hat, was Papen aus gutem Grund meidet. Etwas, was durchaus mit der Verfehlung von Kim mithalten kann. Die Hinweise auf die DDR Vergangenheit sind nicht nur ein geschickt platzierter Antagonismus. Die nachdenklichere Stimmung gegen Ende fand ich sehr passend, ebenso das Ende selbst.


    4ratten

    Stimmt, abends vor dem Schlafen greife ich zu einem anderen Buch. Ansonsten würde ich entweder sofort einschlafen und seltsam träumen oder mit einem Knoten im Kopf gar nicht schlafen können. :breitgrins:


    Da ich u.a. heute noch die Szene gelesen habe, in der Eißpin einen Geist kocht, wären das sicherlich interessante Träume geworden. Die Atmosphäre hat so schöne Frankenstein-Vibes.


    Schön aber, dass du dein Tamkatz-Wichtelbuch liest.


    Ihr habt beide so tolle Bücher gewichtelt! <3

    Ich tendiere ja oft zur Selbstgeißelung und wähle für TAMKATZN die nicht mehr interessanten bzw. schwierigen Bücher. Meine SuB-Leichen sind aber auch solche, die ich mir (aus dummen, nicht mehr nachzuvollziehenden Gründen) vorfreudig aufgehoben habe, der Moers gehört auf jeden Fall dazu. Danke, dass du den notwendigen Anstoß gegeben hast!

    Danke für die Einblicke! Ich habe erst über die Zusammenstellung gestutzt, aber der Fokus auf genau diese drei Pflanzen ergibt schon Sinn.

    Wilderei (heißt illegales Pflücken von Pflanzen wirklich so?)

    Tatsächlich, ich habe dazu mal einen interessanten Bericht gelesen. Es ging um Wilderei in Asien, wo Bonsai-taugliche, teils jahrzehntealte Pflanzen entwendet werden und so die Erosion zu einem großen Problem wird. Und um organisierte Wilderei von Sukkulenten und Kakteen, durch die gesamte Ökosysteme zerstört werden.


    Den besagten Artikel finde ich nicht mehr, in diesem oder diesem wird aber gut deutlich, dass es nicht um Drogen gehen muss um zu eskalieren.

    Wie vermutet komme ich aktuell weniger zum Lesen, dementsprechend habe ich während der letzten Woche im Schrecksenmeister erst wenig gelesen.


    Es geht um Echo, das Krätzchen*, dessen Besitzerin verstorben ist, weshalb er auf der Straße landet. Als er fast verhungert, trifft er auf den Stadtschrecksenmeister Eißpin, der eine Chance erkennt. Das Fett von Kratzen hat besondere alchemistische Fähigkeiten, und so bietet er dem armen Tier einen Handel an. Bis zum nächsten Vollmond würde er Echo auf höchstem Niveau mästen und verwöhnen, Echo müsse ihm dazu nur sein (gerade nicht vorhandenes) Fett verkaufen.

    Der Haken an diesem Handel ist, dass es keine Methode gibt, einer Kratze das Fett zu entfernen, ohne sie zu töten. Und warum der Handel? Kratzen sind selten und noch seltener sind solche, die ihr Fett freiwillig abgeben, doch nur freiwillig hergegebenes Fett ist wirksam. Lange Rede kurz: Echo ist dem Tode nah und stimmt zu.


    Inzwischen befinden wir uns in Eißpins Domizil. Ich habe seine Hobbies kennen gelernt - Katastrophenmalerei, Gruseltaxidermie und das Sammeln von Tierfetten - und etwas über seine offizielle Aufgabe erfahren - die Verfolgung und Verbrennung von Schrecksen - und konnte die Räumlichkeiten begutachten und etwas mehr über den Schrecksenmeister selbst erfahren. Und natürlich wurde gekocht, ein Gourmet-Dinner vom Feinsten.

    Eißpin hat währenddessen darüber philosophiert, weshalb Feinschmecker gerade Dinge schätzen, die einen natürlichen Widerwillen hervorrufen. Und festgestellt, dass ein Gourmet auch eine gebratene Parkbank probieren würde, nur um zu wissen, wie sie schmeckt.


    Am zweiten Tag ist Echo den Ledermäusen begegnet, die im Dachstuhl leben und Eißpin zuarbeiten, und dem einäugigen Schuhu Fjodor F. Fjodor, der ihn vor Eißpin warnt. Es braut sich nicht nur ein Gewitter zusammen.


    Zwischendurch wurde mir wieder klar, dass ich Moers zwar gerne lese, für sein ausuferndes Erzählen allerdings in der richtigen Stimmung sein muss. Wenn er beginnt, Dinge aufzählen, schalte ich irgendwie ab…


    *Eine Kratze ist eine “Zamonische Spielart der Hauskatze, von der sie sich äußerlich und in ihren Eigenschaften nur darin unterscheidet, dass sie sprechen kann und zwei Lebern besitzt”.

    Ausserdem muss ich alle paar Zeilen einen Namen googlen, etwas über die politischen Verhältnisse nachlesen und und und.

    Oje, das klingt nach einer ordentlichen Bremse. Ich ziehe meinen imaginären Hut vor deiner Gewissenhaftigkeit.


    Vielleicht probierst du es mal ohne zusätzliche Recherche und fokussierst dich auf Frau soon-to-be-Albright? Beim Seifert hat mir persönlich diese lockerere Herangehensweise geholfen.