Beiträge von Breña

    Jaroslav Seifert - Alle Schönheit dieser Welt ist gelesen!


    Der Nobelpreisträger befand sich seit vierzehn fünfzehn Jahren auf dem SuB und jetzt auf meiner TAMKATZN-Liste. Nach mehreren Anläufen konnte ich dieses Ungetüm nun bezwingen. Diese Erfahrung hat mich dazu bewegt, im Laufe der Woche einige andere nobel Geehrte auszusortieren, die mit ähnlichem Schicksal ähnlich lange im Regal schlummerten. Ein befreiendes Gefühl.


    8)

    Seifert erhielt den Nobelpreis 1986 „für seine Dichtung, die mit frischer Sinnlichkeit und reicher Erfindungsgabe ein befreiendes Bild menschlicher Unbeugsamkeit und Vielfalt gibt“. Der Lyriker hat jedoch auch seine Memoiren geschrieben, die in diesem Buch vorliegen. In einzelnen Kapiteln schwelgt er in verschiedenen Erinnerungen, die keiner Chronologie folgen. Auch innerhalb einer Episode springt er zwischen Zeitebenen und Orten oder kommt von einer Anekdote zur nächsten. Er betrachtet in einem Exkurs das Lebenswerk eines Bekannten, beklagt dessen Tod und die eigene Vergänglichkeit und kehrt abrupt zum eigentlichen Thema zurück. Nur um sich im nächsten Satz erneut selbst abzulenken. Erinnerungen an seine Kindheit finden ebenso Raum wie Episoden mit politischem Bezug. Am eindringlichsten habe ich seine Erinnerungen an die deutsche Besatzung wahrgenommen. Der Großteil ist jedoch - in meiner Wahrnehmung - belangloses Gelaber oder solches, das man nur mit Bezug zur Zeit und zum Land verstehen kann. Er beschreibt detailverliebt Orte, die für mich trotzdem farblos bleiben.


    Immer wieder schildert er die Reaktionen anderer, wenn er als Kind oder junger Mann verkündet, er wolle Dichter werden. (Und wenn er nicht Dichter werden wollte, wollte er malen, und die Reaktionen sind ebenso verhalten.) Immer wieder befasst er sich mit Gedanken an den Tod, sowohl von Freunden als auch dem bevorstehenden eigenen. Aus diesen düsteren Gedanken scheint er sich selbst durch anzügliche Schilderungen zu erlösen. Es ist erstaunlich (und unangenehm), wie häufig er von “blutjungen” und hübschen Mädchen spricht oder die Rotlichtbezirke einer Stadt beschreibt. Das Signieren seiner Bücher ließ er sich von besagten “blutjungen Mädchen” auch gerne mit “keuschen Küssen” danken. Man kann fast froh sein, wenn er an anderer Stelle nur schreibt “Die Moldau [...] räkelte sich wonnevoll wie eine Frau nach dem Liebesspiel.” (S. 246)


    Offenbar hatte Seifert einen großen Freundes- und Bekanntenkreis, den er in seinen Erinnerungen aufleben lassen kann. Es betreibt teils reines Namedropping von meist tschechischen Persönlichkeiten aus dem Literaturbetrieb oder Künstlerkontext. Auch das Personenverzeichnis am Ende des Buches hilft mir nicht, einen Bezug zu den Personen herzustellen. Mir ist auch nach der Hälfte des Buches sogar ziemlich egal, mit wem er Schnitzel essen ging, wen er persönlich oder flüchtig kannte und mit wem er in Korrespondenz stand.


    Insgesamt halte ich die Memoiren für kein gutes Aushängeschild des Nobelpreisträgers. Zu unstrukturiert, zu belanglos, so dass die interessanten Passagen untergehen. Immerhin stellt er selbst fest: "Ich bin kein guter Erzähler.” (S. 272)


    1ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Es ist Zeit für ein wenig Motivation für uns alle. Auf dass wir die SuB-Monster erfolgreich aus dem Status "ungelesen" befreien!


    :laola:


    Beim Seifert hätte ich mich ohne Treppenchallenge schon mit dem ersten Teil zufrieden gegeben. Was tut man nicht für die nächste Stufe...

    Jaroslav Seifert - Alle Schönheit dieser Welt


    Gestern habe ich den ersten der zwei Teile beendet. Das Buch ist wirklich gut als Einschlafhilfe Abendlektüre geeignet... Seifert kommt von Höcksken auf Stöcksken und erzählt - finde ich - viel belangloses Zeug. Und das auch noch sehr unstrukturiert.

    Mal sehen, wie weit ich heute komme, bevor mir die Augen zufallen.

    Vielen Dank für das Teilen deiner aktuellen Leseeindrücke.


    Für mich bleibt der Eindruck, dass das Buch schlecht gealtert ist. Unabhängig davon, dass die stark überzeichnet dargestellten Figuren zum Konzept gehören.

    Und zumindest eine positiv besetzte Frauenfigur gibt es ja, nämlich die Schulze/Tobler-Tochter Hildegard, die durchaus selbstbewusst, klug und modern auftritt

    Und genau bei ihr hatte ich das größte Störgefühl, da sie aus heutiger Sicht am eigenständigsten wirkt, aber es auch schräge Momente gab. Ich fragte mich, ob ihre Darstellung für Kästner eventuell ebenso überzeichnet wie die der anderen Damen war.


    Das klingt nun sehr nach Klischee, allerdings wurde für mich hier mal wieder der Zusammenhang zwischen sperrigen sprachlichen Besonderheiten und Zuspruch durch Literaturkritiker deutlich. Ich hätte mir weniger Sprachspielerei und mehr Substanz gewünscht, die umgedrehte Mischung funktioniert für mich nicht.

    Meine beiden nächsten guten Vorsätze haben unterschiedlich gute Chancen, tatsächlich gelesen zu werden, wie ich feststellen musste...


    Jasmin Schreiber - Schreibers Naturarium

    ...liegt erst seit dem Erscheinen im letzten Jahr auf dem SuB, gehört jedoch zu den zahlreichen Sachbüchern, die ich ein wenig vernachlässigt habe. Aus dem Grund ist es auch Teil meines SLW. Nach den ersten Seiten freue ich mich auf die nächsten Kapitel.


    Jaroslav Seifert - Alle Schönheit dieser Welt

    ...liegt seit *räusper 2009 auf meinem SuB. Die Memoiren des Nobelpreisträgers, der für seine Poesie ausgezeichnet wurde, habe ich schon mehrfach angelesen. Meine Hoffnung, dass die episodenhaften Erinnerungen mir mehr zusagen als Gedichte, verflüchtigt sich gerade rasant. Da hilft vermutlich TAMKATZN alleine nicht und die Monatsrunde muss helfen.


    Genehmigt, Zank ?

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    Zitat

    Ein unterhaltsamer und liebevoll illustrierter Spaziergang durch die Natur vor unserer Haustür

    Endlich ein passender Klappentext, denn genau darum geht es im Buch. Schon im Vorwort, das mit "Hallo" überschrieben ist, wird deutlich, das Schreiber ein Gegengewicht zu den Hochglanz-Dokumentationen schaffen und uns die Natur um uns herum näher bringen möchte. Wirklich unmittelbar um uns herum, auch wenn die Tauben auf dem Bushaltestellenhäuschen erst mal unspektakulärer erscheinen als seltene Greifvögel in abgelegenen Schluchten. Und offenbar darf ich mich beim Lesen auf persönliche Anekdoten und Ansichten einrichten. Und darauf, direkt angesprochen und einbezogen zu werden.


    Die Kapitel folgen den Monaten, so dass man passend zur Jahreszeit seine Entdeckungen machen kann. Ich bin aber zu ungeduldig, um über ein Jahr verteilt nur ein Kapitel pro Monat zu lesen... Schon im ersten Monat soll ich mich auf den Boden legen, um den Sternenhimmel zu betrachten. Zum Glück wird der Blick danach recht schnell auf Moose gelenkt, bevor die winterliche Tierwelt Beachtung findet.


    Ganz selbstverständlich plaudert Schreiber vor sich hin und vermittelt Fakten. Sie mischt diese mit persönlichen Einblicken - sie hält sich tatsächlich Asseln in einem Terrarium - und erklärt ausgerechnet bei der Beschreibung eines Dachsbaus die Radiokarbonmethode. Und es funktioniert. Auch wenn ich mich erst an den teils doch sehr saloppen Tonfall gewöhnen muss, freue ich mich schon auf die weiteren Monate.

    Soeben habe ich das Buch beendet und bin etwas ratlos, was ich da genau gelesen habe. Es hatte seine Stärken, allerdings fand ich es insgesamt zu konstruiert. So als habe Bánk unbedingt anspruchsvolle Literatur schreiben wollen und ist damit übers Ziel hinaus geschossen. Das Buch hat etwas zu viel stilistischen Feinschliff, etwas zu viel Getriebensein und Melancholie, etwas zu viel im Unklaren lassen.


    Und dennoch war es irgendwann selbstverständlich, weiter zu lesen. Als habe die Strömung eines Flusses mich einfach mitgenommen. ;)

    HoldenCaulfield Das kann ich verstehen, schließlich passiert auch nix in dem Buch. Naja, fast nix. ^^


    Vielleicht habe ich deswegen im ersten Beitrag vergessen, etwas zur Handlung zu schreiben. Im Wesentlichen geht es darum, wie die Erzählerin sich mit ihrem jüngeren Bruder im Leben zurechtfinden muss, nachdem ihre Mutter die Familie verlassen hat. Der Vater ist mit der Situation überfordert und sucht Unterstützung bei anderen. So ziehen die drei durchs Land und leben bei verschiedenen Verwandten oder Freunden, die unterschiedlich mit der Situation umgehen.


    Im Fokus stehen die beiden Kinder, deren Alter unklar ist. Und auch wenn jedes Kapitel den Namen einer anderen Person trägt, sind diese eher Beiwerk. Eine Orientierung bieten eher die Orte, da sie das Geschehen in Abschnitte teilen. Zwischendrin wird der Fokus gebrochen und man erfährt Details über die abwesende Mutter, was jedoch wie ein Keil in der Geschichte wirkt.


    Ich bin inzwischen auf der Zielgeraden und habe nur noch 70 oder 80 Seiten vor mir. Leider nutzt sich der Stil irgendwann ab und z.B. dieses Gefühl des Getriebenseins verpufft aufgrund fehlender Handlung. Die Protagonisten sind leider auch nicht zugänglicher geworden. Interessant ist, dass auch die Atmosphäre flacher wurde. Anfangs habe ich eine gleichförmige, aber vielschichtige Mischung wahrgenommen, bedrückend, düster und schwerfällig. Irgendwann wirkte es nur noch "dumpf".


    Schade, ich wollte das Buch so gerne mögen.

    Vielen Dank Juva für deine ergänzenden Informationen. Ich hatte gehofft, dass du nach deiner Lektüre der Biografie Hintergründe beisteuern kannst. Der Kontext ordnet gut ein, worüber ich beim Lesen gestolpert bin, was ich aber nicht in Worte fassen konnte.


    Zwar schaue ich bei einem neunzig Jahre alten Werk weniger kritisch auf diese Einstellung, als bei einem jetzt entstandenen - dazwischen liegen immerhin fünf, nein sechs Generationen - finde den bewussten Umgang damit jedoch unumgänglich.

    Vielen Dank für deine Antwort, MacOss .


    Ich finde, Kästner hat eine differenzierte Betrachtung verdient und dazu gehört auch, veränderte Rahmenbedingungen bei der Lektüre zu berücksichtigen. Begrifflichkeiten, die zur Zeit der Entstehung vollkommen unbedenklich waren, haben in den letzten neunzig Jahren eine Veränderung erfahren. Das zu thematisieren hilft dabei, Kästner zum Beispiel nicht als Rassisten einzuordnen, obwohl seine Äußerungen aus heutiger Sicht vielleicht fragwürdig erscheinen (wie etwa beim "Lumpenball").


    Ähnlich ist es mit dem Frauenbild, das er zeichnet. Bei der von dir zitieren Passage habe ich mich entschieden, es satirisch zu verstehen, weil es sich sehr überzeichnet liest. Doch im weiteren Verlauf des Buches gibt es Zwischentöne, die mir aus heutiger Sicht auffielen. Damit meine ich gar nicht den Schlagabtausch zwischen Kesselhut und Kunkel, sondern tatsächlich Details der Charakterisierung, die ich eine Woche nach dem Lesen mangels Notizen schon nicht mehr konkret benennen kann...


    Ich werde aber das Buch aufmerksam weiterlesen und auf solche Passagen achten.

    Dann hat mein Hinweis - aus meiner Sicht - schon etwas gebracht. Ich hoffe, der Spaß am Buch kommt dennoch nicht zu kurz!

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    Das Buch ist vor einigen Jahren auf meinem SuB gelandet, da mir so viele positive Meinungen dazu begegneten. Ein erster Leseversuch endete allerdings auf Seite 40, da mir der - von anderen hochgelobte - Stil nicht zugesagte. Auch diesmal habe ich Schwierigkeiten mit den kurzen Abschnitten, die noch nicht mal eine Seite umfassen. Sie lassen für mich keine Stimmung und vor allem keine Verbindung aufkommen. Ich schaffe es nicht, einzutauchen oder einen Lesefluss aufkommen zu lassen.


    Der Text besteht aus oft kurzen Sätzen oder solchen, die durch Aufzählungen einen abgehackten Rhythmus haben. Auch dadurch kommt für mich kein Lesefluss auf. Ich fühle mich beim Lesen getrieben, die Unruhe der Protagonisten überträgt sich auf mich als Leserin.


    Zitat von Seite 52

    …als sich an den Bäumen das erste Grün zeigte. Das Braune war aus der Landschaft fast verschwunden, als hätte man es zur Seite geschoben, weg aus unserem Blickfeld, als habe es jemand aufgegeben zum Aufbewahren.


    Zitat von Seite 102

    Es kamen Sommer, in denen wir jede Woche unsere Sachen packten, weil man uns nicht mehr wollte, weil wir lästig, zu laut, zu leise, zu wenig oder zu viel waren, und Isti und ich, wir bedauerten es nicht, wenn wir aufbrachen, wir störten uns nicht daran, wenn wir abfuhren, vielleicht, weil wir dachten, an einem anderen Ort würde es besser sein.


    Immerhin bin ich bereits deutlich weiter gekommen als beim ersten Versuch, obwohl der Gedanke ans erneute Abbrechen schon aufkam. Ich bin hin und her gerissen zwischen Faszination und Langeweile. Einerseits passt der Stil unglaublich gut zum Erzählten, andererseits wirkt er übertrieben, gekünstelt.

    Die Erinnerungen der Erzählerin stoßen an natürliche Grenzen. Gedanken und Beweggründe der Anderen kann sie nur erahnen. Vor allem als Kind gelingt ihr das jedoch nicht, und auch die selbst bleibt distanziert. Keine der handelnden Personen bietet mir Vielschichtigkeit, allerdings passiert auch nicht genug, um mich interessiert weiterlesen zu lassen...


    Aktuell lese ich nur deshalb weiter, weil ich kein weiteres TAMKATZN-Buch abbrechen möchte. Mal sehen, ob ich diesen Vorsatz aufrecht erhalten kann.

    Gleich werde ich Zsuzsa Bank - Der Schwimmer beginnen.


    Das Buch steht auf meiner TAMKATZN-Liste und ist vermutlich 2013 bei mir eingezogen. Ein Lesezeichen steckt bei Seite 40. Das sind genug Gründe, um sich für die Monatsrunde zu qualifizieren, oder? :saint:

    Was sich mir absolut nicht erschließt sind diese Butter Boards. Der Trend ist bisher an mir vorbei gegangen und ich musste ihn googeln, aber ich werde vermutlich beim traditionellen Brotaufstrich bleiben. ;)

    Ah doch, mit verschiedenen lecker gewürzten Bütterchen kriegt man mich absolut. Aber zum Selbermachen ist mir das zu aufwendig, ich lasse mir das lieber im Restaurant servieren.

    Verschiedene Bütterchen - sehr gerne. Wenn aber die Butter noch mit Zutaten belegt ist, darf das Brot gerne direkt darunter sein, bevor ich es als Schaufel verwende. ;)

    Juva Danke für die Einblicke, ich hoffe, dass du auch ohne Lese"Nacht" weiterhin berichtest.


    Nachdem ich heute Vormittag direkt das erste Buch des Jahres beendet habe, konnte ich mich nicht für das nächste entscheiden. Außerdem war ich nach einem Spaziergang durch das plötzlich nass-kalte Wetter total ausgenockt und hab den halben Nachmittag verschlafen. Hmpf.


    Statt zu lesen habe ich versucht, meinen SuB auf den aktuellen Stand zu bringen. Meine Monatsstatistik und der Bestand der ungelesenen Bücher auf Goodreads haben eine Differenz von zehn Büchern. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte! ( Doch, weiß ich wohl, Schludrigkeit bei der Tabellenpflege...)


    Mein Vorsatz, möglichst viele alte Schätze zu lesen, wird hiermit ergänzt durch die gewissenhaftere Listenpflege. Ach, und Rezis wollte ich ja auch zeitnaher schreiben... Oje.