Rebecca Gablé – Die Hüter der Rose
Inhalt: In der Fortsetzung von „Das Lächeln der Fortuna“, in dem Robin of Waringham die Hauptrolle spielte, wird nun das Leben seines jüngsten Sohns John erzählt. Gegen den Wunsch seines Vaters reißt er aus, um Knappe am Königshof zu werden. Er steigt zum Ritter auf und findet auch sein privates Glück. Doch Krieg, Folter, Hofintrigen und andere Schicksalsschläge lassen ihn nur selten zur Ruhe kommen…
Meine Meinung: 1106 Seiten – und keine davon langweilig. Ich habe mit John mitgefiebert, wenn er wieder einmal in Gefangenschaft geriet (besonders gruselig kurz vor Schluss), habe mich über seine glückliche Ehe gefreut und öfters auch über ihn geschmunzelt.
Gablé verlässt sich aber nicht nur auf ihre Hauptfigur, auch die Nebenpersonen werden ausführlich geschildert. Der bissige Owen Tudor, der dann doch sein Herz verliert; der leichtlebige Raymond, dem einfach keiner (und vor allem keine) böse sein kann; der garstige Gloucester mit seiner zwielichtigen Ehefrau…Am interessantesten fand ich aber den Kardinal Beaufort. Machtbewusst, hochintelligent, schwer reich, dem Königreich ergeben – eine sehr vielschichtige Persönlichkeit, die (nach der Nachbemerkung der Autorin) wohl auch sie selbst fasziniert hat.
Natürlich gibt auch der geschichtliche Hintergrund einiges her. Gablé verwebt ihn gekonnt mit der Geschichte der Waringhams, ohne dass es je lehrerhaft oder langweilig würde. Sogar die Schlachtszenen (sonst für mich immer etwas zum Weiterblättern) schildert sie spannend und mitreißend. Liebesgeschichten gibt es natürlich auch, die werden aber nicht in epischer Breite und vor allem nicht kitschig erzählt. In einem Mittelalterroman dürfen auch Folterungen und Ketzerverbrennungen natürlich nicht fehlen, aber auch hier verfällt die Autorin nicht in Klischees und schweift zum Glück nicht aus.
Ein klitzekleiner Kritikpunkt sind für mich die Bösewichter. Einige von ihnen sind wirklich durchgängig schlecht. Ich finde es immer interessanter, wenn sie auch noch eine verborgene Seite aufweisen können, die dem Leser ein eindeutiges Urteil unmöglich macht. Aber dieses Manko ist ja weit verbreitet und bei Gablé stört es auch nur ganz am Rande.
Mein Fazit: Rundum Lesevergnügen! Ich war richtig traurig, als ich am Ende angekommen war…aber die Fortsetzung liegt schon bereit