Hallo
Ich bin jetzt auch dabei und habe jetzt bis zum 5. Kapitel gelesen (und lese auch auf Englisch).
Middlemarch ist auch mein erstes Buch von George Eliot - The Mill on the Floss liegt noch auf dem SuB - und nachdem die Verfilmung hier schon ein paar mal erwähnt wurde, habe ich mir vorgenommen, sie nach dem Lesen auch mal anzuschauen.
Mir geht es auch so, dass ich mir Dorothea als viel älter vorstelle - darauf scheint ihre Beschreibung ja aus zu sein: erst wird beschrieben, dass sie schmucklose Kleidung trägt, dann wird sie mit Bibelversen oder älteren Gedichten verglichen und dann wird erst erklärt, dass sie noch keine 20 sei...
Dem Gedanken, dass Dorothea einfach in der falschen Zeit geboren wurde, wollte ich auch erst mal zustimmen - wenn ihrem Bildungshunger andere Richtungen als Religion und Philosophie offen gestanden hätten, wäre sie vielleicht etwas erträglicher . Andererseits könnte ich mir bei ihr aber gut vorstellen, dass sie sich auch heute in irgendetwas verrennt...
Ich hatte mir noch überlegt, dass sie heute mehr Zeit gehabt hätte, sich zu entscheiden, was sie mit ihrem Leben machen möchte - aber sie hat sich Casaubon ja selbst als Wunschkandidaten ausgesucht und unterlag keinen äußeren Zwängen in dem Alter schon zu heiraten. Mr Brooke hat ja auf seine umständliche und abschweifende Weise sogar noch versucht sie ein bisschen zu bremsen.
[quote author=Valentine]
Sein Brief, in dem er Dorothea die Ehre anträgt, klingt reichlich staubig und gedrechselt. Total verkopft. Ob Dorothea sich bewusst ist, worauf sie sich da einlässt? Bei aller Selbstkasteiung und Beherrschung wirkt sie mir doch nicht wie jemand, der nicht im tiefsten Inneren etwas menschliche Wärme braucht. Auch wenn sie ziemlich seltsame, vergeistigte Ansichten über die Ehe hat, sie eher als Eintritt zu den höheren Weihen des Geistes betrachtet und ihren Zukünftigen als ehrfurchtgebietenden Lehrmeister. (Gruuuuselig!)[/quote]
Der Brief war wirklich unglaublich verschachtelt - ich musste jeden Satz mindestens zweimal lesen, um da durchzublicken
Ich habe mir dabei auch gedacht, dass seine Schriebweise eine Andeutung auf sein ziellos ausuferndes Forschungsprojekt sein könnte. Die lese ich gerade in mindestens zwei Stellen pro Kapitel rein
Ich denke mir, dass Dorothea sich diese Rolle als Frau an der Seite eines Philosophen ausgesucht hat, und beschlossen hat mit einem (wenn möglich dankbaren) Lehrmeister zufrieden zu sein - da zeigt sich denke ich mal ihr noch sehr junges Alter...
Sie beschreibt eine ideale Ehe ja schon ganz am Anfang so: "The really delightful marriage must be that where your husband was a sort of father, and could teach you even Hebrew, if you wished it."
Dazu passt denke ich auch ihre Reaktion auf das "to be fond of": sie reserviert das "liebhaben" für Celia und vielleicht noch Mr Brooke, und sieht Casaubon als jemanden zu dem sie aufblickt (den sie aber nicht notwendigerweise liebt.) Außerdem habe ich das Gefühl, dass "to be fond of" das Objekt ein bisschen verniedlichen könnte, womit sie bei Casaubon bestimmt nicht einverstanden wäre
[quote author=Valentine]Bei Mr. Brooke muss ich immer grinsen, wenn er mit seinem "up to a certain point" anfängt. Er quatscht ja gerne und viel, aber so richtig redegewandt ist er nicht ...
[/quote]
"Up to a certain point" und "that sort of thing" - ich finde ihn irgendwie süß