Beiträge von elwe

    Popcorn-Buch trifft es gut :breitgrins:
    Ich fand's ganz lustig und unterhaltsam, aber es ist eins dieser Bücher, die man kein zweites Mal liest und zwei Tage später schon vergessen hat.


    Hier meine Rezension:


    'Anna im blutroten Kleid' ist eine Mischung aus Highschool-Story und Geisterjäger-Geschichte, die sich nett und unterhaltsam und stellenweise sogar richtig spannend weg liest.
    Der siebzehnjährige Cas hat ungewöhnliche Eltern: seine Mutter ist eine Hexe, die wohlriechende Essenzen, Kerzen und Kräutermischungen übers Internet und kleine Läden verkauft. Sogar einen waschechten Hexenkater hat sie. Und sein Vater war, bevor er von einem besonders mächtigen Geist getötet wurde, ein Geisterjäger, der mit einem ganz speziellen Dolch, einem magischen Athame, Geister zur Ruhe bettet, die den Lebenden schaden.
    Seitdem ziehen Cas und seine Mutter durch die Lande, immer auf der Suche nach Cas' nächstem Auftrag. Dieser hat nämlich den Dolch des Vaters an sich genommen und führt seine Mission weiter. Was Cas seiner Mutter nicht verrät - jeden Geist, den er tötet, sieht er als Vorbereitung für die ultimative Mission: das Wesen zu vernichten, das seinen Vater auf dem Gewissen hat.
    In der Kleinstadt Thunder Bay treibt nun ein besonders starker Geist sein Unwesen, Anna im blutroten Kleid, die schon etliche Menschen auf dem Gewissen hat. Anna wurde einst grausam ermordet. Doch statt sie zu erschlagen, beginnt Cas bald mehr in ihr zu sehen...
    Das Buch liest ist in der ICH-Perspektive aus Cas' Sicht und der Gegenwart erzählt, eine nicht ganz so verbreitete, aber hier ausgesprochen gut funktionierende, unmittelbare Erzählweise. Man kann sich schnell in Cas einfühlen und möchte schon nach kurzer Zeit unbedingt wissen, wie die Geschichte weitergeht. Um die eigentliche Geistergeschichte schlingt sich ein typisches US-Highschool-Geplänkel. Cas schließt an der neuen Schule Bekanntschaften, um Näheres über den Geist herauszufinden und trifft dabei auch gleich auf die Schulkönigin (das prototypische beliebteste Mädchen der Schule), sowie auf ihren Exfreund, den größten Raufbold und seine Kumpels. Schneller als gedacht werden die Jugendlichen in die Geistersache mit hineingezogen, bald gibt es erste Tote.
    Alles in allem ist 'Anna im blutroten Kleid' eine locker-fluffige, unterhaltsame Lektüre, die sich in ein oder zwei Abenden weg liest und wenig Anstrengung erfordert, aber sicher auch nicht gigantisch über die Menge anderer Jugendbücher mit Mystery-Thema heraussticht.
    Die Gewaltszenen sind mitunter schon etwas saftiger; als Erwachsenem gehen sie einem nun nicht wirklich unter die Haut, dafür sind sie dankenswerterweise nicht detailliert genug, ein Jugendlicher könnte bei der Lektüre aber wohl in wohliges Gruseln verfallen. Da werden schon mal Leichen angefressen und Gliedmaßen von Zombies abgehackt.
    Ein nettes Buch für ein paar Stunden guter Unterhaltung!


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Ich wollte dieses Buch wirklich mögen, weil ich soviel Positives darüber gehört habe.
    Aber dieses Buch und ich kommen einfach nicht zusammen. Tatsächlich habe ich es nach noch nicht einmal einem Drittel abgebrochen, weil die Geschehnisse mich nicht zu fesseln vermochten.
    Dabei ist es, soweit ich das beurteilen kann, durchaus schön geschrieben. Die Landschaften erstrahlen in üppig-schwelgerischen Beschreibungen. Es dauert mir allerdings zu lange, bis die Handlung wirklich in Schwung kommt und auch die beiden Frauen, um die sich die Geschichte dreht, konnten auf den ersten hundert Seiten oder so nicht wirklich mein Herz erobern - sie sind mir fremd geblieben.

    Fenrir - M.D.Lachlan


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    Taschenbuch: 704 Seiten
    Verlag: Heyne Verlag (10. September 2012)



    Klappentext:
    Blutige Äxte und magische Hämmer!
    Wir schreiben das Jahr 855 und Wikingerhorden belagern Paris. Nur unter einer Bedingung sind sie bereit, die Stadt und ihre Bewohner zu verschonen – sie wollen Aelis, die Schwester des Fürsten von Paris! Doch was haben die Nordmänner mit der jungen Adeligen vor? Die Antwort auf diese Frage ist viel schrecklicher als gedacht: Vor hundert Jahren begannen die Götter Odin, Loki und Fenrir ein grausames Spiel um die Seelen dreier Sterblicher. Damals ging Loki als Sieger hervor, doch nun beginnt das Spiel von Neuem, und Aelis ist eine Schachfigur im Machtkampf der heidnischen Götter ...




    Das erste, was mir zu diesem Buch einfällt ist: Düsterkeit. Man spürt förmlich die Kälte, die einem aus novemberkaltem, halb gefrorenem Schlamm in die lumpenumwickelten Beine steigt, vom Qualm der Feuer husten zu müssen, der sich unter niedrigen Dachbalken staut. Am Gestank von Exkrementen und Tod zu würgen.
    Selten habe ich ein Buch in der Hand, das so überzeugend eine häßlich kalte, grausame und hoffnungslose Welt zu schildern weiß. Die Geschichte spielt in einem kriegsverwüsteten Europa des 9. Jahrhunderts, und der Autor schafft es tatsächlich, dass nicht das kleinste Fünkchen Hoffnung strahlt. Dass einem schon kalt ist, wenn man nur ein paar Seiten gelesen hat. Kein gutes Buch, um eine Winterdepression zu bekämpfen, soviel ist klar.
    Hoffnungslosigkeit, das ist die zweite dominierende Gefühlslage, die einen bei der Lektüre befällt. Es wird geschlachtet, gefoltert und gestorben, zu grausamen und mitleidlosen Göttern gebetet, um Visionen gerungen, die man nur mit Schmerz erkaufen kann. Aber niemals flackert Freude über einen Sieg auf. Tatsächlich ist es sogar oft genug so, dass der, der lebend das Schlachtfeld verlässt, dies nicht aus eigener Kraft schafft, sondern nur durch Zufall, oder aus Verzweiflung, oder durch verschwommen-mysteriöse, göttliche Intervention. Fast vierhundert Seiten habe ich gelesen, und keine einzige, bei der mir fröhlich zumute war, oder wenigstens triumphierend. Ich breche nun ab, weil nicht absehbar ist, dass sich das ändert, weil ich noch mal 250 Seiten von der Konsistenz eisigen, pestverseuchten Schlamms nicht ertrage, vor allem aber, weil mir immer noch nicht klar ist, worum es in diesem Buch eigentlich geht. Und eine so zähe Lektüre ohne den Lichtstreif am Horizont, der einem sagt, worauf man eigentlich hinsteuert, das braucht mehr Durchhaltevermögen, als ich besitze.
    Ob der Roman tatsächlich zu komplex ist, oder einfach nur zu verworren, oder ob es nicht beides das Gleiche ist, kann ich nicht beantworten.
    Die Geschichte wird aus vier Perspektiven erzählt:
    Da haben wir zunächst Aelis, die fränkische Edelfrau, die von einem mysteriösen, wolfähnlichen Übel in ihren Träumen heimgesucht wird, derer dann alle Welt habhaft werden will, die schließlich flieht und mit wechselnden Allianzen an den Hof eines Wikingerherrschers reist, der ihr angeblich Schutz bieten kann. Dabei helfen ihr mysteriöse Runenkräfte, die sie nur halbherzig steuern kann, und die irgend etwas (man weiß nicht genau, was) mit einer früheren Inkarnation ihrer selbst zu tun haben. Ein ebenso mysteriöser Wolfsmagier hilft ihr, der sie aus diesem früheren Leben zu kennen scheint, vielleicht sogar ihr Geliebter war ... genaues weiß man nicht. Zugleich verfolgt sie ein anderer Magier, seines Zeichens ein Rabe, der über Raben gebietet und der einem Gott (Odin?) dient, der dem Gott des Wolfsmagiers verfeindet ist. Überhaupt scheint ein größerer göttlicher Plan sich hier zu entfalten, über den man aber auch nur Andeutungen erfährt, und der mit der Wiedergeburt Odins auf der Erde zu tun hat, was nicht näher beschriebene schreckliche Konsequenzen hätte und daher unbedingt verhindert werden muss.
    Dann gibt es Jehan, einen blinden und verkrüppelten Mönch, der zeitweise mit Aelis zusammen reist, eine wundersame Wandlung erfährt und ebenfalls mit Geistern der Vergangenheit konfrontiert wird, die mit seinem christlichen Weltbild nicht zusammenpassen.
    Leshii haben wir noch, einen glücklosen Seidenhändler, der eigentlich Aelis zu besagtem Wikingerkönig bringen sollte, und Helgi, den König selbst, dessen Perspektive allerdings erst sehr spät im Buch angerissen wird, und dann in einer die Verwirrung noch vergrößernden Rückblende, d.h. er berichtet, was zuvor geschah, was also passierte, bevor das erste Kapitel überhaupt begann.
    Lesen sich die ersten hundert Seiten noch recht zügig und spannend, so tauchen danach zunehmend mystische Elemente, nebulöse Prophezeiungen und traumähnliche Visionen auf, die zum Teil mit dem echten Geschehen verschwimmen, so dass zeitweise überhaupt nicht mehr klar ist, ob das, was passiert, tatsächlich passiert, oder in grauer Vorzeit passiert ist, oder eine Zukunftsvision dessen ist, was noch passieren könnte, oder doch nur ein Fiebertraum des Visionärs.
    Als Leser häuft man schließlich so viele Fragezeichen auf, dass man ab einem gewissen Punkt einfach aufgibt und sagen möchte: Dann behalt' die Auflösung eben für Dich, ist mir jetzt auch schon egal. Das in Kombination mit der äußerst dunklen und bedrückenden Atmosphäre von 'Fenrir' vergällt mir hier die Lust, das Buch zu Ende zu lesen.
    Ich will also nicht ausschließen, dass die verbleibenden 250 Seiten noch großartige Inhalte bergen ... aber selbst wenn sie das tun, ist der Weg dahin doch so steinig, dass man schon sehr leidensfähig sein muss, um sich den Rest des Romans zu erschließen.


    2ratten



    Nachtrag:
    Es geht weder aus dem Klappentext noch aus sonst einem Hinweis zum Buch hervor, aber offenbar handelt es sich hierbei um den 2.Teil eines Zweiteilers - der erste ist nämlich 'Wolfskrieger', scheint aber in einer deutlich anderen Zeit zu spielen. Möglicherweise wird die Handlung in 'Fenrir' verständlicher, wenn man 'Wolfskrieger' zuerst gelesen hat.

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    EDIT: Betreff angepasst. LG, Saltanah

    Der Duft des Weißen Salbei - Erin Hamilton


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    Taschenbuch: 432 Seiten
    Verlag: Piper Taschenbuch (15. Januar 2013)



    Klappentext:
    Louisiana, 1859. Anabell Arceneaux führt das behütete Dasein einer jungen Südstaatenlady, bis das Familiengut eines Tages zerstört wird und sie mit ihrem Vater nach Kalifornien auswandern muss. Zurück bleibt ihr Verlobter Lewis, der ihr nachzukommen verspricht. Doch ihr neues Leben im Land der Träumer und Goldgräber fordert seinen Tribut und hält einen schweren Schicksalsschlag für sie bereit …


    'Der Duft des Weißen Salbei' erzählt die Geschichte der jungen Anabell Arceneaux, die behütet aufwächst, jedoch nach einem schweren Schicksalsschlag mit Facetten des Lebens konfrontiert wird, die ihr gesamtes Wertesystem in Frage stellen.
    Nach ihrer Rückkehr auf die prachtvolle Südstaatenplantage ihres Vaters lernt sie zunächst Lewis kennen, einen attraktiven und charmanten jungen Mann, der ihr den Hof macht. Nur eines legt einen Schatten über ihr zukünftiges Glück. Anabell, die zu den schwarzen Sklaven auf der Plantage stets ein familiäres Verhältnis pflegte und von einen starken Gerechtigkeitssinn sowie ausgeprägter Empathie für andere Menschen getrieben wird, beginnt zu ahnen, dass ihr Vater, ebenso wie die anderen Plantagenbesitzer, die Schwarzen eher als Vieh, denn als Menschen wahrnimmt und ihnen entsprechende Behandlung angedeihen lässt. Doch bevor dieser Konflikt sich vollends ausformen kann, passiert eine Katastrophe, die alles andere in den Hintergrund schiebt: Ein Feuer vernichtet die Plantage und zwingt Anabell und ihren Vater, sich ein neues Leben aufzubauen. Sie ziehen nach Kalifornien, zu dieser Zeit ein fernes, gelobtes Land, in dem alles möglich zu sein scheint.
    Doch noch bevor sie ihren neuen Grund erreichen, machen sie Bekanntschaft mit kriegerischen Indianern, die ihren Konflikt mit den weißen Siedlern gnadenlos mit Waffen austragen. Und bald erkennt Anabell, wie gerechtfertigt der Kampf der Indianer ist und wie heuchlerisch der Anspruch der weißen Missionare und Landräuber. Zuerst unfreiwillig, dann mit zunehmender Faszination taucht sie ein in eine Welt, die sie nie zuvor sah...
    Erin Hamiltons Roman über den Zusammenprall der weißen Siedler mit den indianischen Ureinwohnern zur Zeit des kalifornischen Goldrauschs sticht aus der Masse der derzeit erscheinenden Sehnsuchtsstoffe hervor, weil er weit über die für dieses Genre übliche Sehnsuchtsromantik hinausgreift und die Seite der Indianer in diesem Nordamerika so prägenden Konflikt mit Leidenschaft und Faszination beleuchtet. 'Der Duft des weißen Salbei' ist schwelgerisch und schön und macht Lust auf das Land, aber er ist auch brutal und grausam und eindringlich in den Momenten von Zerstörung und Verlust. Durch die Augen von Anabell, für die Verhältnisse ihrer Zeit ungemein gebildet und liberal, eröffnet sich dem Leser eine fremdartige Welt, in der sich Wärme in unerwarteten Momenten findet. Diese Welt wird fühl- und erlebbar durch eine Fülle von Details, die liebevoll und mit großer Sachkenntnis recherchiert sind. Man spürt das größere Anliegen in diesem Roman, eine Geschichte, die größer ist als nur die Romanze zwischen zwei unterschiedlichen Menschen. Der Brückenschlag, der von schwüler Südstaaten-Üppigkeit über weite Präriesteppen und das Wildwest-Milieu Kaliforniens bis hin in die naturnahe und mystische Welt der indianischen Ureinwohner reicht, ist in dieser Art durchaus ungewöhnlich, funktioniert aber sehr gut.
    Hinter dem Pseudonym Erin Hamilton verbirgt sich übrigens die Autorin Rebekka Pax, die hier abseits von bekannten (UrbanFantasy)Gefilden schreibt, und von der als Rebecca Maly bereits das Neuseeland-Epos 'Im Tal des Windes' erhältlich ist.
    Das Buch ist in einem leichtgängigen Tonfall erzählt, der die Momente, in denen Frohsinn umschlägt in Tod und Gewalt, umso schockierender hervortreten lässt. 'Der Duft des weißen Salbei' ist eine gelungene Balance zwischen spannender Unterhaltung, historischem Kontext und einem Blick auf Facetten der indianischen Kultur, die weit über das Cowboy-und-Indianer-Klischee hinausreichen. Darüber hinaus ist es eine zu Herzen gehende Lebens- und Liebesgeschichte mit deutlich mehr Tiefe, als sich in diesem Genre oft findet.


    Ausgesprochen empfehlenswert!


    4ratten

    Purpurdämmern von Andrea Gunschera


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    Klappentext:
    Ken lebt in Detroit mit einem prügelnden Vater, einer Mutter, die sich vor der Gewalt in eine Traumwelt flüchtet, und einem kleinkriminellen Bruder. In einem alten Straßenbahndepot, in das Ken flieht, wenn er es zu Hause nicht mehr aushält, kommt es eines Tages zu einer wundersamen Begegnung mit der schönsten jungen Frau, die Ken je gesehen hat. Alles, was von dem flüchtigen Besuch bleibt, ist eine Akelei-Blüte, die auch Jahre später nicht verwelkt ist, als Ken die junge Frau wiedersieht – die dieses Mal gekommen ist, um ihn auf das unvorstellbarste Abenteuer seines Lebens mitzunehmen.


    Gebundene Ausgabe: 511 Seiten
    Verlag: Ueberreuter; Auflage: 1 (17. Januar 2013)



    "Stell dir vor, diese Realität ist nur eine neben vielen anderen. Das Universum besteht aus tausend Spiegeln, in den unmöglichsten Winkeln zueinander verdreht. Diese Welt könnte der Traum eines Drachens sein, der auf dem Grund eines Ozeans schlummert. Und vielleicht ist das, was du in deinen Träumen siehst, wiederum die Reflexion der Drachen-Sphäre auf einer Pfütze."


    Der Klappentext bereitet nicht im Mindesten darauf vor, was den Leser zwischen den beiden wunderschön mit scharlachroten Blütenmotiven bedruckten Leinendeckeln erwartet.
    Kurzbeschreibung und Covermotiv lassen auf sommerlich-leichte Jugend-Romantasy schließen, und als Fan der City of Angels Serie war ich schon gespannt, wie sich das mit den anderen Büchern der Autorin verträgt. Die Antwort: Dieses Buch ist vollständig anders als das, was ich erwartet habe. Es ist prallste, farbenprächtigste Fantasy mit zum Teil jugendlichen Protagonisten, aber sehr erwachsenen Problemen. Romantik spielt eine eher zurückhaltende Rolle, obwohl unzweifelhaft vorhanden. Dafür geht es in Sachen Spannung, Action und hirnverdrehenden Rätseln umso stärker zur Sache. Purpurdämmern liest sich nicht mal eben so weg - aber belohnt dafür mit umso intensiveren Bildern. Wenn man das Buch gelesen hat, bekommt das Cover-Motiv übrigens eine ganz neue Bedeutung, vor allem fallen einem dann auch die düsterschwarzen Linien auf, die die purpurfarbenen Blüten umrahmen...


    Aber nun zur Handlung:
    Der siebzehnjährige Ken, der es mit einem prügelnden Vater, einem kleinkriminellen Bruder und einer leicht verrückten Mutter nicht gerade leicht hat, zieht sich nach der Schule am liebsten in ein Geheimversteck in einer leerstehenden Bahnhofsruine zurück. Eines Tages taucht dort Marielle auf, eine Prinzessin aus einer märchenhaften fremden Welt, die vor einer Zwangsehe davonläuft - und deren Anblick Kens Herz sofort höher schlagen lässt. Ihr folgt dichtauf der Krieger-Magier Santino, ein Mann mit fragwürdiger Vergangenheit, der als ihr Lehrer und Beschützer fungiert und sie zurückbringen soll. Eher zufällig kreuzt er Kens Weg und rettet ihn vor einer Handvoll Schläger. Ohne es zunächst zu bemerken, treten sie beide gemeinsam durch ein Tor in die unheimliche Sphäre des Dämmer-Detroit, in die sich Marielle geflüchtet hat.
    Dämmer-Detroit ist, ebenso wie Marielles Heimatwelt, von der Zerstörung durch ein mysteriöses Unheil bedroht. Riesige Risse klaffen am Himmel. Alptraumhafte Spalthunde und andere Monstren strömen aus den grün wabernden Klüften. Der Weg zurück ist zunächst versperrt. Ken lernt, dass seine Realität nur eine unter vielen ist.
    Von hier an nimmt eine vielfach verschlungene und faszinierende Geschichte ihren Lauf, in der Ken ein unerwartetes Talent in sich entdeckt und sehr persönlichen Geheimnissen auf die Spur kommt, während er zugleich um Marielles Zuneigung ringt und sich in einer Umgebung bewähren muss, in der hinter jeder Ecke eine Bedrohung lauert.
    'Purpurdämmern' ist waschechte Fantasy, die der bedrückenden Realität von Kens Heimat, einem heruntergekommen und hoffnungslosen Detroit, ein Kaleidoskop faszinierender Märchen-Schauplätze entgegensetzt. Die reichen von glitzernden Alabasterpalästen und Blumenfeldern in Marielles Heimatwelt über schaurige Spukwälder bis hin zu einer endzeitlichen Vision von Dämmer-Detroit, bei der man sich in die Welt von Blade Runner versetzt fühlt. Alles scheint möglich in diesem Spektrum magischer Sphären. Hat man sich einmal darauf eingelassen, versinkt man in Breitbildkino, einer dichten Mischung aus Action, Humor, einer Prise Romantik, der einen oder anderen überraschenden Wende und sogar ein wenig durchschimmernder Epik. Neben den beiden Jugendlichen Ken und Marielle ist es vor allem Santino, der fasziniert, ein zeitloser Kriegermagier mit einer verlorenen Liebe, einer düsteren Vergangenheit, einer mitunter zu amüsanter Verzweiflung treibenden Aufsichtspflicht für zwei Teenager und jeder Menge alten und neuen Feinden.
    Das Ende schließt die Geschichte befriedigend ab, lässt aber Fragen offen, die nach einer Fortsetzung rufen.
    Als kleine Nörgelei sei anzumerken, dass das Buch Zeit braucht, um seinen Sog zu entfalten. Als Leser wird man zu Beginn mitunter überfahren von dem Konzept der fremdartigen Welten und der teils komplizierten, keltisch inspirierten Namen. Die Erzählstränge von Ken und Marielle beginnen zuerst getrennt, Ken in dem normalen, modernen Detroit, Marielle dagegen am Königshof einer märchenhaften Zauberwelt. Das fügt man nicht sofort zusammen, auch wenn bereits der Prolog die Verbindung andeutet. Doch die Geduld wird belohnt. Sobald die Wege der Protagonisten sich kreuzen, ergibt alles Sinn. Und dann kann man eigentlich nicht mehr aufhören zu lesen.
    Ich fühlte mich verzaubert, gebannt und in wundersame Welten entführt, aber zugleich auch herausgefordert, denn die Geschichte lädt zum Spekulieren ein und schlägt mitunter unerwartete Haken. Es gibt allwissende Blumen, eine bunte, naseweise, sprechende Katze, einen Buchstabensammler, der ein mächtiger Magier ist, zähnefletschende Monstrositäten und hirnverdrehende Gespinstgeister, die unter Brücken und auf Freeways ihr Unwesen treiben. Es mangelt nicht an Verzweiflung, Leidenschaft, an Lebensfreude, Intrigen und Verrat.
    'Purpurdämmern' ist die andere Seite hinter dem magischen Spiegel.
    Man muss hindurchtreten, sich darauf einlassen, und wird überreichlich belohnt - mit außergewöhnlich märchenhafter und farbenprächtiger Fantasy, die mit tollen Ideen, einer komplexen Geschichte und facettenreichen Charakteren aufwartet.
    Ein Fest für alle, die Phantastik lieben.


    5ratten


    EDIT: Betreff angepasst. LG, Saltanah

    'Rot wie das Meer' ist vieles zugleich: Das Gesellschaftsporträt einer verschlafenen englischen Insel, die in dörflicher Behaglichkeit von Schaf- und Pferdezucht lebt, der rasend spannende Countdown zu einem Pferderennen - nämlich dem berühmten Scorpio-Rennen, bei dem die Reiter unter Gefahr für Leib und Leben auf Wasserpferden antreten, die nichts als magische Raubtiere sind, und die einfühlsame Geschichte der beiden Protagonisten Kate und Sean.
    Es gibt auch ein Fantasy-Element: Die Wasserpferde nämlich, die Capaill Uisce, steigen jedes Jahr im November aus der stürmischen See, und nur den mutigsten Männern gelingt es, sie zu fangen und zu zähmen. Jedes Jahr gibt es Tote, denn Capaill Uisce ernähren sich von Fleisch, sie sind Raubtiere, und sie besitzen darüber hinaus eine tückische Magie, mit der sie ihrem Reiter, sofern er keine Schutzmaßnahmen ergreift, die Sinne verwirren, dass er sich widerstandslos mit ins Meer ziehen lässt. Dennoch fühlt sich das Buch nicht wie Fantasy an (was keine Negativwertung ist): Die Capaill Uisce fügen sich einfach harmonisch als feste Komponente in die Gesamthandlung ein.
    Das Buch ist ruhig geschrieben, fast behäbig, lässt sich vor allem zu Beginn viel Zeit, entwickelt dann aber einen Sog und eine Spannung, dass man im letzten Drittel tatsächlich an den Seiten klebt.


    Sean Kendrick, vierfacher Gewinner des Scorpio-Rennens auf dem Uisce-Hengst Corr, arbeitet als Pferdetrainer auf dem Hof des Gestütsbesitzers Malvern und wünscht sich nichts sehnlicher, als ihm Corr, den er innig liebt, abzukaufen. Von Anfang an schwelt jedoch ein Konflikt mit Mutt, Malverns Sohn, der Sean unterstellt, er würde ihm absichtlich langsame Pferde geben, damit er beim Rennen gegen ihn verliert. Dieser Konflikt steigert sich immer weiter zu einem unversöhnlichen Hass, der nur in einer Tragödie aufgelöst werden kann.
    Kate Conolly, die nach dem Tod ihrer Eltern mit zwei Brüdern im schuldenbeladenen Häuschen lebt und sich mit dem Verkauf von Tonvasen an Touristen durchschlägt, fällt aus allen Wolken, als ihr ältester Bruder Gabe ankündigt, er werde fortgehen aufs Festland. Um ihn zu halten, meldet sie sich mit ihrer kleinen Ponystute Dove beim Rennen an, ein Novum. Nie ist eine Frau beim Scorpio-Rennen mitgeritten, und dann auf einem gewöhnlichen kleinen Pferd, gegen die übermächtigen Capaille Uisce. Man glaubt, sie hat nicht den Hauch einer Chance. Wird wahrscheinlich von den Mördern in Pferdegestalt zerfleischt werden.
    Kate und Sean finden eher durch Zufall zueinander. Sie fühlen sich zueinander hingezogen, aber sind auch Konkurrenten, denn beide wollen sie das Rennen gewinnen. Und bald steht für jeden von ihnen ungeheuer viel auf dem Spiel...


    Das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen. Es folgt einem langsamen Takt, wie dem Rauschen der Wellen. Darauf muss man sich einlassen, doch dann verfängt man sich in den kleinen und größeren Problemen dieser Inselwelt, lässt sich unmerklich verführen, und eh man sich's versieht, ist man der Geschichte ganz und gar verfallen.
    Die Ruhe, mit der 'Rot wie das Meer' fesselt und die faszinierende, aber umso mehr zu Herzen gehende Beschreibung kleiner Sorgen und kleiner Dinge hat mich ganz und gar in Bann geschlagen. Es ist das, was ich mit einem Lächeln im Gesicht und einem warmen Gefühl ein schönes Buch nennen möchte. Es ist schön, es hat mich berührt und fröhlich und nachdenklich zugleich zurückgelassen. Das kann man nicht von vielen Büchern sagen.
    Zudem ist es klug geschrieben, der Kelpie-Mythos so geschickt und so natürlich in die Geschichte gewoben, dass es gar nicht anders sein kann, als so, wie es da steht.
    Nicht nur Pferdeliebhaber werden große Freude daran haben.
    Klare Leseempfehlung.


    5ratten

    Ich bin seit Lycidas ein großer Fan von Christoph Marzi; Heaven allerdings hat mich enttäuscht. Ich fand das Buch nicht besonders schlecht, allerdings auch nicht besonders gut, und das wiegt umso schwerer, da ich nach Büchern vom Kaliber eines Lycidas eigentlich viel mehr erwartet hätte.
    Heaven - Stadt der Feen beginnt mit einem Jungen, der über die Dächer des nächtlichen London läuft, um seltene Bücher an Kunden seiner Arbeitgeberin, einer schrulligen Buchladenbesitzerin auszuliefern, und mit einem Mädchen, der von einem bösen Mann namens Mr. Scrooge und seinem Zombie-Helfer das Herz aus der Brust geschnitten wird, die aber trotzdem weiterlebt.
    Der Junge, David, stolpert über Heaven, das Mädchen, die vor Mr. Scrooge und seinem gekrümmten Messer flieht. David hilft Heaven und nimmt sie mit sich. Zuerst glaubt er ihr nicht, dass sie kein Herz mehr hat, denn ohne Herz kann man doch nicht weiterleben? Aber als er sein Ohr an ihre Brust schlägt, kann er ihren Herzschlag nicht hören. Und Mr. Scrooge gibt seine Jagd auch Heaven nicht auf, denn sein unbekannter Auftraggeber will nun das Mädchen, das ohne Herz noch fliehen konnte. David und Heaven müssen nun unbedingt herausfinden, was es mit dem Geheimnis von Heavens fehlendem Herzen auf sich hat, bevor Scrooge sie mit seiner blitzenden Klinge erwischen kann.

    Das erste, was mich beim Lesen einfängt, ist Christoph Marzis wunderbare, poetische Erzählweise, die schon Lycidas und die Nachfolgebände so unverwechselbar machte. Die düster-märchenhafte Atmosphäre eines selbst in der heutigen Zeit noch viktorianisch anmutenden Londons weiß sofort wieder zu verzaubern.
    Doch dann entrollt sich eine sehr geradlinige, sehr einfache, oft vorhersehbare Geschichte, die das Versprechen des Anfangs für mein Gefühl nicht erfüllt. Es mangelt mir darin an Höhepunkten. David und Heaven laufen vor Scrooge davon, entgehen seiner Klinge zweimal um Haaresbreite, und in den Pausen dazwischen recherchieren sie ein bisschen im Internet und sprechen mit einem Geist und einem Bücherliebhaber, und das ist dann auch schon (fast) alles, um das Rätsel zu lösen. Den Rest erledigt der demaskierte Bösewicht selbst.
    Die Auflösung könnte zauberhaft sein, doch ich habe das Gefühl, dass dem Zauber die Zeit fehlt, sich zu entfalten. Mehr Zeit hätte der Geschichte gut getan. So wie sie nun da steht, wirkt sie auf mich wie ein abgemagerter Schatten ihrer selbst. Die Protagonisten wirken seltsam distanziert auf mich (vielleicht auch durch die gelegentlichen, bemüht wirkenden Einschübe von cool gemeinten sprachlichen Ausbrüchen, die wohl der Jugendlichkeit dienen sollten, aber in der umgebenden Sprachpoesie deplaziert sind). Ich kann mich in ihre Leben nicht einfühlen. Heaven erscheint hilflos und zickig, ein häufiges Problem in Büchern, die für jugendliches Lesepublikum geschrieben werden. David ist zwar sympathisch, kommt aber selten übers Bemühen hinaus. Seine fortgesetzte Unterlegenheit vor Mr. Scrooge mag zwar realistisch sein, aber irgendwann wünscht man sich als Leser wenigstens ein bisschen Heldentum. Doch aus den brenzligen Situationen entkommt er fast immer nur durch Zufälle oder fremde Hilfe.
    Die Nebenfiguren geben sich blass, auch das geschuldet der mangelnden Zeit. Der doppelte Buchumfang hätte der Geschichte gut getan.
    Also - wirklich kein schlechtes Buch, aber weit entfernt vom Zauber und der Komplexität der 'Uralte Metropole' - Bücher. Wer Ähnliches von 'Heaven' erwartet, dürfte wohl enttäuscht werden.
    Für alle anderen, die erwartungsfrei an das Buch herangehen, kann es wohl durchaus ein locker-leichtes Lesevergnügen bieten, denn die Sprachschönheit, die typisch für den Autor ist, ist auch hier zu finden. Und es gibt durchaus ein paar spannende Momente.



    3ratten

    König der Dunkelheit - Mark Lawrence
    (2. Band einer Serie, Band 1 ist 'Prinz der Dunkelheit)


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    Vor gut zwei Jahren erschien mit 'Prinz der Dunkelheit' ein ganz außergewöhnliches, tiefschwarzes Juwel von Buch am Fantasy-Himmel. Es ist das Epos des vierzehnjährigen Prinzen Jorg von Ankrath mit seiner grausamen, blutrünstigen Seele, der sich quer durch 500 Seiten mordete, und der trotz seiner Verdorbenheit eine derartige Faszination auf den Leser ausübte, dass man den Roman nicht nur kaum aus der Hand legen konnte, sondern Jorg auch noch wünschte, er möge über seine Feinde triumphieren. Was er dank Rücksichtslosigkeit, der Bereitschaft zu irrwitzigem Risiko und grandioser Bauernschläue auch tat.
    Nach so einem Buch fürchtet man sich fast vor dem Nachfolger, denn es ist schwer, solche Meisterschaft würdig fortzuführen. Doch 'König der Dunkelheit' schafft es mit Leichtigkeit. Die Fortsetzung der Geschichte von Jorg von Ankrath ist sogar noch besser als der Vorgänger, in der Art, wie guter Wein durch Reife gewinnt. Der neue Band weiß ab der ersten Seite zu fesseln und kann - wie schon der erste - unmöglich aus der Hand gelegt werden, bevor man nicht das übrigens ausgesprochen unvorhersehbare Ende erreicht.
    Aus Jorg, dem grausamen Kind, ist beinahe ein Mann geworden, und die neue Reife tut ihm gut. Er ist immer noch rau und rücksichtslos, besitzt immer noch einen mitunter kranken Sinn für Humor und einen grausam-sezierenden Blick auf Dinge, bei denen andere den Blick abwenden. Doch die ziellose Grausamkeit ist von ihm gewichen. Es scheint, als müsse er sich nicht mehr unablässig etwas beweisen. Er hat an Stärke gewonnen, und die Stärke erlaubt ihm den Luxus von Mitgefühl und einer vernünftigen Sichtweise auf manche Dinge. Seine Taten und seine Erlebnisse haben ihn geformt, er ist nun achtzehn Jahre alt. Er hat den Hauch einer Ahnung davon, was Verantwortung bedeutet. Er schämt sich nicht mehr für eine weiche Regung.
    Zu einem gütigen König macht ihn das trotzdem nicht, nicht einmal zu einem weißen Ritter. Der Dreck bleibt auch weiter an ihm kleben, aber man spürt den Menschen darunter und das schafft beim Lesen eine ganz unerwartete Sympathie.
    'König der Dunkelheit' wird abwechselnd in zwei Zeitebenen erzählt - Jorg im Hier und Jetzt, seine Burg, die er am Ende des ersten Bandes eroberte, von einer gigantischen Streitmacht von zwanzigtausend Soldaten bedroht, denen er mit kaum dreihundert Kämpfern gegenüber steht. Die Mischung aus Plan, Glück und plötzlicher Eingebung, mit der er dennoch dem Angreifer entgegentritt, statt zu kapitulieren, ist rasend spannend und leitet sich in ihren Bausteinen vielfach aus vergangenen Erlebnissen her. So springt Jorg auch immer dann, wenn man sich erhofft, auf der nächsten Seite die vorläufige Auflösung zu lesen, vier Jahre in der Zeit zurück, zu einem Parallelstrang an Ereignissen, die nicht minder spannend sind.
    Eine wichtige Rolle spielt hierbei ein kleines Kupferkästchen in seinem Besitz, das Erinnerungen von ihm enthält und das er - wie Pandoras Box - um keinen Preis öffnen darf. Dabei könnten diese Erinnerungen der Schlüssel dafür sein, wie dieser schier ausweglose Kampf zu gewinnen ist -


    'König der Dunkelheit' ist rasend gute Fantasy mit einem unwiderstehlich charismatischen und unbeschreiblich glaubwürdigen Protagonisten, mit einer nervenzerreißend spannenden Story voller unerwarteter Wendungen und Rätsel, oft besser als ein verwickelter Kriminalfall. Beiläufige Grausamkeiten lassen einem ebenso den Atem stocken wie überraschend emotionale Momente, die vor dem Kontrast umso stärker wirken. Einer Erwähnung wert ist auch die außerordentlich gut gelungene deutsche Übersetzung - unverkennbar war hier jemand am Werk, der mit Sprache virtuos umzugehen weiß und das merkt man dem Buch deutlich an.
    Wer sich vor unmittelbarer Gewalt und einer doch sehr erwachsenen Düsternis im Buch nicht scheut, den erwartet ein atemberaubender Ritt durch Jorgs dunkle Welt.
    Dies ist Fantasy von einer Tiefe und Qualität, wie man sie nur selten findet.



    5ratten


    EDIT: Betreff angepasst. LG, Saltanah

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    Klappentext:
    In den Palästen und Hallen Amenkors herrscht trügerischer Friede. Doch in den Gassen der Unterstadt leben die Menschen in bitterer Armut. Als obdachlose Waise hat Varis gelernt zu kämpfen. Dabei hilft ihr ihre besondere Gabe: Sie kann die wahre Natur der Menschen sehen.Eines Tages tritt ein Meister-Assassine an sie heran und bietet ihr Arbeit an. Varis soll für das Gute töten. Doch was soll sie tun, wenn sie erkennt, dass selbst in den Guten das Böse wohnt?



    Meine Meinung:
    Das Mädchen Varis wächst nach dem Tod ihrer Mutter in den Straßen des Siels auf, des Armutsviertels von Amenkor. Sie lernt, sich durchzuschlagen, und bald lernt sie auch zu töten, um sich ihrer Haut zu erwehren. Dabei hilft ihr der "Fluss", ein Zustand der Hellsichtigkeit, in den sie sich versetzen kann und bei dem böse oder bedrohliche Menschen rot leuchten, alles andere aber grau bleibt. Der Fluss erlaubt ihr außerdem, Bewegungen vorauszuahnen und deshalb schneller zu sein, als ein gewöhnlicher Mensch.
    Eines Tages stößt Erick, der Assassine der Regentin, auf sie und heuert sie an, um seine Opfer im Siel für ihn zu finden. Bald bildet er sich auch mit dem Dolch aus ... und Varis ist überglücklich, einen Mentor gefunden zu haben, der ihr zudem auch noch Essen mitbringt. Doch die glücklichen Tage finden bald ein unerwartetes Ende ...



    "Die Assassine" hat mich wirklich außerordentlich gefesselt. Das Buch ist straff und spannend geschrieben und entwickelt bald eine solche Dringlichkeit, dass es fast unmöglich ist, es wieder aus den Händen zu legen. Die junge Varis ist ein sehr dichter und intensiver Charakter, störrisch und verstört und vorwärtsdrängend und die ganze Zeit auf der Suche nach einer Antwort, was falsch und richtig ist. Eine faszinierende Figur, der man sich nicht entziehen kann.
    Ich habe wirklich leidenschaftlich mit ihr gefiebert, und das Buch erspart ihr nichts. Dabei folgt alles einer zwingenden Logik, die Freud und Leid noch intensiver macht.
    Das Buch ist spannende und aufregende Fantasy mit einer bemerkenswerten Tiefe in den Charakteren, das keinen Moment langweilt oder auch nur Atem holen läßt. Ich freue mich schon sehr darauf, die Fortsetzung zu lesen.
    Volle Punktzahl.



    1. Die Assassine
    2. Die Regentin
    3. Die Kämpferin


    5ratten


    EDIT: Betreff angepasst (Autor - Titel). LG, Saltanah

    ah okay. Dieses Cover mit der Blume auf dem Auge kannte ich gar nicht.
    Gefällt mir ehrlich gesagt aber auch besser als das violette. Schade, dass sie das nicht so gelassen haben...

    ja, finde ich auch, die Originalfarben auf dem Hardcover-Umschlag mit den Violet-Tönen sind sehr schön und das geht beim Taschenbuch leider alles verloren.
    Naja, aber das Motiv haben sie wenigstens erhalten.

    Nun habe ich es durch und hier ist meine Meinung:


    Faunblut ist ein stiller und tiefgründiger Fantasy-Roman in einer interessanten Welt, mit vielschichtigen Charakteren und einer sehr spannenden Handlung, die es geschafft hat, mich ein paar Mal zu überraschen. Das Buch fühlt sich, auch aufgrund des Alters der Protagonistin, wie ein Jugendbuch an, das tut dem Lesegenuß aber keinen Abbruch. Ab der Hälfte war es so fesselnd, dass ich es kaum noch aus der Hand legen mochte.


    Aber worum geht's eigentlich:
    Das Mädchen Jade lebt mit ihrem Vater, dem Besitzer eines verfallenden Hotels, in einer merkwürdigen Stadt, direkt am Ufer des Flusses Wila. Mit dem Fluss hat sie eine besondere Beziehung, denn wenn sie hineinblickt, scheint ihr Spiegelbild ihr manchmal zuzuwinken, wie ein anderes Wesen.
    Die Stadt kauert sich zusammen unter der harten Hand der "Lady", einer geheimnisumwitterten Herrscherin mit einer Eisenmaske vor dem Gesicht und ihrer adligen Gefolgschaft, der Lords. Erfüllungsgehilfen der Obrigkeit sind die Jäger, die jede Rebellion im Keim ersticken und Verstöße gegen das Gesetz hart ahnden.
    Die Atmosphäre von Furcht über der Stadt verdichtet sich noch, als immer mehr Echos auftauchen, geisterhafte Wesen, die den Menschen feindlich gesinnt sind und die irgendeine geheimnisvolle Verbindung zu Spiegelscherben haben. Jade wird Zeuge, wie ein Echo von Jägern zur Strecke gebracht wird und diese Tat ruft ein merkwürdiges Entsetzen in ihr wach. Die Erinnerung läßt sie seither nicht mehr los.
    Zugleich treffen furchteinflößende Gäste aus den Wäldern des Nordens im Hotel ein, mysteriöse Jäger, die im Dienste der Lady stehen. Tam, der ältere von beiden, befehligt Blauhäher, die ihm als Spione dienen, und eine moströse Kreatur namens Jay, das angeblich Echos aufspüren kann. Bei ihm ist der schöne und undurchsichtige Faun, den Jade zuerst arrogant findet und nicht ausstehen kann.
    Doch als es ihr gelingt, hinter seine Fassade zu schauen, verliebt sie sich in ihn - und er in sie. Eine Romanze, die von Anfang an bedroht ist, denn bald werden Jade und Faun auf verschiedenen Seiten des Schlachtfeldes stehen...



    Faunblut ist von einer stillen, tiefgründigen und märchenhaften Schönheit, die ohne spektakuläre Zusammenstöße auskommt und trotzdem zu fesseln weiß. Bald ist man vom Schicksal von Jade und Faun in Bann geschlagen und will unbedingt wissen, wie die Geschichte weitergeht.
    Die Welt der beiden ist ein ungewöhnliches Gebilde aus Alt und Neu, ein Fantasy-Universum am Rande der industriellen Revolution, in der jedoch die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Sie ist übersäht von geheimnisvollen Ruinen und toten Städten und fernen Gestaden, die die Bewohner der Stadt nur vom Hörensagen kennen. Spiegelscherben und andere Artefakte erzählen mystische Legenden. Und warum trinken die Adligen der Stadt ihren Wein stets mit Asche vermischt, damit sich keine Reflexion auf der Oberfläche der Flüssigkeit fangen kann?
    Dies ist eine Welt, über die man mehr lernen möchte, die oft nur einen kurzen Blick auf ihre Geheimnisse zuläßt und dann den Vorhang wieder fallen läßt.
    Ein sehr empfehlenswertes Fantasy-Märchen, nicht nur für Jugendliche.


    4ratten


    Auch die eher gläubige, katholisch erzogene Hauptfigur mindert diesen Ausrutscher nicht gerade.


    Ich denke, das ist durch die Weltanschauung der Autorin bedingt - die offenbar stark religiös (katholisch) ist, was sich wohl in den letzten Jahren massiv verstärkt hat. Ich habe letztens ein Statement gelesen, nachdem sie keine Vampir-Bücher mehr schreiben will, weil das mit ihrer Religion nicht mehr vereinbar ist und sich stattdessen jetzt dem Verfassen christlicher Erlösungsliteratur widmen möchte... :gruebel: man wird sehen.


    Was kennt ihr sonst noch für empfehlenswerte Vampir-Bücher? Immerhin gibt es da mehr als Dracula und Twilight ... [/size][/font]


    Wurde ja weiter oben schon mal erwähnt ... die Vampire von Anne Rice sind einfach kult. Mystisch, sexy, blutrünstig und manchmal sogar tief philosophisch. Außerdem haben die Bücher inzwischen langsam Klassiker-Status. Ich würde empfehlen mit "Interview mit einem Vampir" anzufangen und sich dann der Reihe nach durchzulesen.
    (Der Fischer-Verlag legt die glaube ich gerade mit neuen Titeln und Covern a la Stephanie Meyer neu auf ... aber sind die gleichen Bücher).


    - Elena

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    Und noch ein Titel mit Engel-Thema, letzte Woche fertiggelesen.


    5ratten


    Engelsjagd ist der zweite Roman der City of Angels Serie, der zeitlich nach Teil 1 spielt, aber wieder in sich abgeschlossen ist. Das Buch ist eine perfekte Mischung aus Fantasy, Thriller und Romantik, die durchgängig zu fesseln weiß und schon die Vorfreude auf den nächsten Band schürt.



    Die Geschichte des gefallenen Engels Asael, der am Ende von Bd1 wieder zum Leben erweckt wird, wird hier weitergeführt.
    Hauptsächlich wird allerdings die Geschichte von Violet und Gabriel erzählt, beides neue Protagonisten.
    Violet schlägt sich als Privatdetektivin durch, nachdem sie bei der Polizei wegen eines Korruptionsskandals unberechtigterweise rausgeworfen wurde. Als ihre verwöhnte kleine Schwester Emily spurlos verschwindet, stellt Violet auf Drängen ihrer Mutter Nachforschungen an. Ihre erste Spur führt sie in das Mutterhaus der Weltuntergangs-Sekte Etherlight in der Mojave-Wüste und dort trifft sie auf den Schattenläufer Gabriel, der von der Sekte gefangen gehalten und gefoltert wird, weil sie von ihm wissen wollen, wie sie des Engels habhaft werden können. Sie befreit Gabriel und nach ihrer gemeinsamen Flucht schlagen auch bald heftige Funken zwischen ihnen ... die Romantik wird allerdings abrupt unterbrochen, als Gabriel herausfindet, dass ausgerechnet Violets Schwester ihn in die Falle von Etherlight gelockt hat.
    Gabriel macht sich große Sorgen um seinen Vater, denn Etherlight hat ihn verwechselt. Sein Vater ist es in Wirklichkeit, der sich mit den alten Engelslegenden auskennt. Als er in L.A. eintrifft, um den Vater zu warnen, ist es aber schon zu spät...
    Hier kreuzen sich Violets und Gabriels Wege wieder, denn es zeigt sich, dass beide Fälle eine Verbindung haben. Hinter Etherlight lauert noch ein ganz anderer Gegner, der mit der Schöpfung selbst experimentiert. Und totgeglaubte Geister aus Gabriels Vergangenheit tauchen wieder auf, die das Ganze noch zusätzlich verkomplizieren...



    Schon der erste Teil hatte mir sehr gut gefallen und die Tugenden aus Engelsbrut finden sich auch in diesem Buch wieder. Engelsjagd ist packende UrbanFantasy mit einer intelligent konstruierten, vielfach verschlungenen Handlung voller unerwarteter Wendungen, explosiven Actionszenen und einer schönen Liebesgeschichte, die glaubwürdig in die Geschichte eingewoben ist und gegenüber Teil 1 mehr Gewicht hat - was aber dem Buch gut tut.
    Violet ist eine sympathische Heldin nach meinem Geschmack, tough und vernunftbegabt und mit gutem Humor. Sie hat ihre Schwächen, sie ist nicht unbesiegbar und ihr emotionaler Konflikt mit ihrer Schwester verleiht ihr viel Tiefe. Gabriel ist ein mehr als würdiger Gegenpart, ein düsterer Krieger mit einer jahrhundertealten Vergangenheit als Söldner, der mit seinen ganz eigenen Geistern zu kämpfen hat und sich dem Sog der Ereignisse - und Violet - bald nicht mehr entziehen kann. Ihrer Verbindung haftet etwas Schicksalhaftes an.
    Engelsjagd spielt wieder vor der atmosphärischen Kulisse eines düsteren Los Angeles und im Umland der Stadt.


    Man trifft auch ein paar liebgewonnene Charaktere aus Teil 1 wieder - Katherina und Pascal spielen eine wichtige Rolle und es gibt auch ein spannungsgeladenes Wiedersehen mit Alan Schattenherz.