Beiträge von Yklamyley

    Thomas King (Hrsg.) - "All My Relations. An Anthology of Contemporary Canadian Native Prose"


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    Es existiert keine deutsche Übersetzung der Anthologie, möglicherweise lassen sich aber einige Texte anderswo in Übersetzung finden, bei Interessse kann ich die Titel gerne nachliefern.


    Der Herausgeber Thomas King hat in dieser Anthologie Texte von indigenen Autoren versammelt, die fern von jeder Indianerromantik ihr Leben heute beleuchten. In anderen wiederum werden Mythen neu erzählt, oder das Überleben von Traditionen thematistiert. Außer einem Longpoem, das eine mündliche Erzählung imitiert, handelt es sich um Prosatexte, die mit unterschiedlichen Erzähltechniken arbeiten, und in sehr unterschiedlicher Qualität ausgeführt sind.


    Und das ist, für mich zumindest, schon eines der größten Mankos der Anthologie: die Qualität des Geschriebenen schwankt extrem. Da folgt auf eine passable Kurzgeschichte ein absoluter Griff ins Klo und Langweile wird von Spannung und abermaliger Langeweile abgelöst.


    Richtig herausragend ist keine der Geschichten, am ehesten noch jene, in der eine indianerverrückte Deutsche enttäuscht ist vom normalen Leben der Indianer - der einzige, der ihrem Vorurteil gerecht wird, ist der ebenfalls deutsche Medizinmann, der in einem Tipi wohnt und Bücher über indianische Medizin schreibt.


    Ansonsten sind die meisten Erzählungen wenig aufregend und - leider - teilweise extrem langweilig. Schade daran ist, dass mich das Thema grundsätzlich interessieren würde, aber die Ausführung mich nicht dazu verleitet, mich intensiver damit zu beschäftigen. Allerdings hat es, gerade zu Beginn, Spaß gemacht nach so langer Zeit wieder einmal Kurzgeschichten zu lesen.


    Ein schönes Detail sind die Kurzbiographien der Autoren, die im Anhang zu finden sind.


    Ich habe aus den Bewertungen der einzelnen Geschichten den Durchschnitt errechnet und komme so auf


    2ratten

    William Gibson - Neuromancer


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    Inhalt:

    Zitat von amazon

    Neuromancer erzählt die Geschichte des ehemaligen Cyber-Cowboys Case, der sich ausgebrannt auf den finsteren Straßen von Tokio herumschlägt. Der geheimnisvolle Armitage nimmt ihn in seine Dienste und stellt ihm die schöne und gefährliche Molly an die Seite. Seiner Rückkehr in den Cyberspace steht nichts mehr im Wege.


    Auf dem Cover meiner englischen Ausgabe wird das Buch angepriesen als "A mindbender of a read" (auf Deutsch in etwa ein "Gedankenverdreher"). Und dieses Wort trifft den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf: Über lange Seiten hatte ich sehr wenig Ahnung, was mir da eigentlich genau erzählt wird, sie flogen nur so dahin, ohne dass ich wirklich wusste, was gerade geschah, und: Ich fand es fantastisch!


    Mit Erklärungen wird sich nicht aufgehalten, und ich bezweifle, dass mir manche Begriffe selbst in meiner Muttersprache bekannt gewesen wären (bzw. wären sie da wohl auch englisch oder aber reine Erfindung). Case ist ein kleiner Dealer, so viel ist klar, und er trifft diese und jene Person, ok, aber vieles andere bleibt vor allem eines: exotisch, nicht greifbar, aber dafür versehen mit einer ganz eigenen Faszination.


    Irgendwann (nach etwa 100 Seiten, wann genau ist schwer zu sagen) hat sich meine grundlegende Konfusion gelegt; sei es, dass man sich an den Stil gewöhnt, sich Definitionen für unbekannte Begriffe ausgedacht hat, oder dass manche Szenen dann doch relativ konventionell erzählt werden, auf jeden Fall hat sich mein Staunen ob all des Neuen in Freude an der abgedrehten Umgebung und Mitzittern mit den Ereignissen verwandelt.


    27 Jahre ist das Buch alt, und ob seiner tatsächlichen Neuheit wage ich kaum eine Aussage zu treffen, da ich zum einen nicht sehr viel in dieser Richtung gelesen habe und zum anderen nicht sehr versiert in allem Technischen / in allen Computerdingen bin. Gibson hat es, und für mich ist das so faszinierend, auf so wenigen Seiten geschafft, einen futuristischen Kosmos zu kreieren, der (zumindest für mich), immer noch funktioniert und bei dem nicht endlos herumerklärt werden muss, der Leser aber trotzdem die Möglichkeit hat, sich die Welt zu erklären.


    Einen einzigen Kritikpunkt habe ich dann doch: manchmal wirkt alles etwas zu bemüht neu, zu bemüht anders. Aber auf jeden Fall will ich auch die anderen beiden Bände der Trilogie irgendwann lesen (nicht sofort, gleich wieder so ein Buch ist sicher keine gute Idee).


    4ratten


    Über den Inhalt habe ich jetzt nicht wirklich viele Worte verloren, allerdings denke ich, dass man da auch schnell zu viel verraten könnte, und ich würde es doch jedem empfehlen, sich einfach kopfüber in dieses unbekannte Gewässer zu stürzen. :smile:


    Yklamyley: Gibt es das "österreichische Literaturkochbuch" auch für Deutschland?


    Vom Mandelbaum Verlag leider nicht. :sauer: Die Bücher sind nämlich wirklich schön, aus einem habe ich auch schon mal ein Rezept nachgekocht und es war wahnsinnig gut.


    Und da mich Kochbücher ganz allgemein immer interessieren, habe ich noch ein bisschen gestöbert und das hier entdeckt:


    Sybil Schönfeldt: "Zu Tisch, zu Tisch!: Eine literarisch-kulinarische Reise durch das 20. Jahrhundert"

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    Vielleicht geht ja das eher in deine Richtung? :zwinker:

    Ganz tolle Kochbücher gibt es im Mandelbaum - Verlag. Nachteil: Ich will sie alle haben!
    Zwar stört es mich, dass keine Bilder drin sind, aber der Schwerpunkt liegt hier eben auf einer kulturellen Einbettung der Gerichte. Leider ist Deutschland speziell nicht vertreten, aber eventuell könnte auch dieses passen:


    Linda Wolfsgruber: Was auf den Tisch kam: Lieblingsspeisen und Geschichten aus der Kindheit

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    oder:


    Christa Fuchs (u.a): Besoffene Kapuziner: Und andere Rezepte zur kulinarischen Verbesserung Mitteleuropas

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    Und ein Tipp am Rande, weils eventuell interessiert:


    Beatrix Müller-Kampel (u.a): Williges Fleisch, schwaches Federvieh: Das österreichische Literaturkochbuch

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    Danke für die schöne Rezi, Jari! :blume:


    Das Buch ist mir allein schon wegen des Covers aufgefallen und ich habe mich öfters gefragt, ob es denn was für mich wäre. Vormerken werde ich es mir jetzt auf jeden Fall, auch wenn mich im Moment die Thematik nicht ganz so anspricht.


    Ich habe das Buch vor einiger Zeit gelesen und für recht gut befunden. Am Ende war ich ein bisschen verwirrt wegen der verschiedenen Verschwörungen, in die Thurstan verwickelt war. Deshalb kann ich für mich nicht feststellen, dass in dem Buch nichts passiert wäre. Langsam war es, ich habe mir damit viel Zeit gelassen, aber gelangweilt hat es mich nicht.


    Ich habe eben nur das, was passiert, als uninteressant, langweilig und belanglos empfunden. Und ja, langsam ist es! Bei mir war es jedoch eher so, dass ich mir Zeit lassen musste, weil ich viel zu oft eingeschlafen oder gedanklich komplett abgedriftet bin.



    Thurstans unsympathische Persönlichkeit hat bei mir sogar dazu beigetragen, dass ich es gut gefunden habe, weil es eine erfrischende Abwechslung zu den edelmütigen Helden war, die man sonst so in historischen Romanen trifft.


    Das ist auch eines der wenigen Dinge, das mir mehr oder weniger positiv aufgefallen ist. Dies kann ich zumindest anerkennen, und für mich ist es ja nicht das wichtigste, dass Charaktere immer nur sympathisch sind. Für mich erschlägt Thurstan in seiner Ausgeprägtheit aber alle anderen flachen Figuren, darum wohl bin ich auch mit ihm nicht zurecht gekommen.



    Dies als leicht konträre Meinung. :breitgrins:


    Allerdings! :breitgrins: Ich finde es sehr interessant, zu Büchern, die mir überhaupt nicht gefallen haben, positive Meinungen zu lesen. :smile:

    Barry Unsworth - The Ruby in her Navel


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    Bisher gibt es von dem Roman keine deutsche Übersetzung!


    Inhalt:


    Zitat von amazon

    It is 1149, and all is not well in Norman Sicily. The Second Crusade's disastrous failure has turned opinion against Palermo's Muslims, but King Roger's magnanimity toward his multicultural populace keeps the land in harmony--or so it seems. Thurstan Beauchamp, a Norman Christian, works at the government office overseeing finances, accounting, and bribes. Still smarting at the loss of his inheritance, he jumps at the chance to reconnect with Alicia, his noble childhood sweetheart. But what of Nesrin, the Anatolian belly dancer who stirs his lust?


    Thurstan Beauchamp, naiv, eingebildet und eigentlich nur an sich selbst interessiert, gerät im Sizilien des 12. Jhdts. zwischen die Fronten: Christen wollen die Muslime aus allen wichtigen Positionen verdrängen und er, der er am königlichen Hof einem eben solchen unterstellt und mit ihm in Freundschaft verbunden ist, soll ihnen dabei helfen.


    Und auch im Privatleben läuft nicht alles rund: Seine Jugendliebe Alicia, die er zufällig wiedertrifft und die glücklicherweise mittlerweile reich verwitwet ist, soll sozialen Aufstieg und Liebe garantieren. Gleichzeitig ist da die aufregende andalusische Bauchtänzerin Nesrin, die ihm den Kopf verdreht.


    Sehr viel mehr passiert auch nicht, beziehungsweise ist, was passiert, unendlich langweilig. Da gondelt der unsympathische Thurstan durch die Gegend, erlebt dort mal etwas Uninteressantes und hier mal etwas Belangloses, und alles endet in einem - zugegeben - überraschenden Finalcrescendo, dass zu diesem Zeitpunkt aber leider nichts mehr retten kann.


    Die Flachfiguren, aus denen das restliche Personal des Romans besteht, sind hauptsächlich Staffage. Man hat den Eindruck, dass Thurstan sich als einzig 3 - dimensionale Figur durch eine 2 - dimensionale Landschaft voller 2 - dimensionaler Charaktere bewegt, die verschwinden, sobald er an ihnen vorbeigegangen ist, so wenig Substanz haben sie.


    Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand diesen Roman zur Unterhaltung lesen könnte; historisch dagegen scheint Unsworth authentisch zu bleiben, d.h. möglicherweise resultiert vieles an der Antipathie zu Thurstan aus dessen angemessenem Verhalten und Denken, er ist eben keine durchgreifende Powerfrau, die sich völlig unrealistisch durchs Mittelalter boxt.


    Trotzdem: Von Unsworth (von dem ich ja noch ein Buch auf meiner Booker - Prize - Liste habe) hätte ich mir einfach mehr erwartet.


    1ratten

    Sehr viel bleibt mir zu meinem Beitrag oben nicht mehr hinzuzufügen. Auch in der zweiten Hälfte der Geschichte ist mir Oliver viel zu gut, viel zu sehr ein richtiger Engel.


    Allerdings, und das muss man Dickens lassen, nimmt er, gerade auf den letzten 100 Seiten etwa, noch einmal richtig Fahrt auf und schreibt einige wirklich tolle dramatische Szenen. Insgesamt kommt dann doch alles, wie es kommen musste: Friede, Freude, Eierkuchen, und ich hatte, außer mit der Sprache und einigen Figuren und Augenblicken, kaum wirklichen Spaß daran, die Geschichte zu lesen.


    Trotzdem bin ich froh, die Lektüre beendet zu haben: Es ist eine dieser allgemein bekannten Storys, die einem ständig in Fernsehen, in Büchern, etc. begegnet. Und die Vorlage dazu zu kennen, zu wissen, worauf all dies letzten Endes beruht, ist schon ein gutes Gefühl.


    Für Lesespaß ( :schnarch:), Dickenssche Sprache ( :heybaby:), manche Szenen ( :entsetzt:) und Charaktere ( hahaha) gebe ich:


    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Eine höchst interessante Frage gab es auch noch: „What’s the point in a bunch of books you’ve already read?“ Recht hat er ja mit seiner Frage, aber irgendwie auch nicht. Halt merkwürdig.


    Stellt nicht eigentlich Marci diese Frage? Als sie in Marcis Haus ihre Bücher auspacken, will Alan von ihr wissen (kennen wir diese Situation nicht alle?): "Hast du die denn alle gelesen?". Hier kurz die Szene im englischen Original (eine deutsche Übersetzung des Buches gibt es bisher, glaube ich, nicht):


    Zitat von S. 75

    And that's what they did, book after book - old books, hardcover books, board - back kids' books, new paperbacks, dozens of green - and orange - spinned Penguin paperbacks. He fondled them, smelled them. Some smelled of fish and chips, and some smelled of road dust, and some smelled of Marci, and they had dog ears where she's stopped and cracks in their spines where she'd bent them around. They fell open to pages that had her favorite passages. He felt wobbly and drunk as he touched each one in turn.
    "Have you read all of these?" Alan asked as he shifted the John Mortimers down one shelf to make room for the Ed McBains.
    "Naw," she said, punching him in the shoulder. "What's the point of a bunch of books you've already read?"


    Mit dem erwachsenen Alan und seinem Haus voller Bücherregale wird diese Szene wieder aufgegriffen (bzw. ist sie der anderen in der Geschichte vorangestellt, nur chronologisch folgt sie nach ihr):


    Zitat von S. 15

    Once the bookcases were seated and screwed into the walls, out came the books, thousands of them, tens of thousands of them.
    Little kids' books with loose signatures, ancient first - edition hardcovers, outsized novelty art books, mass - market paperbacks, reference books as thick as cinderblocks. They were mostly used when he'd gotten them, and that was what he loved most about them: They smelled like other people and their pages contained hints of their lives: marginalia and pawn tickets, bus transfers gone yellow with age and smears of long - ago meals. When he read them, he was in three places: his living room, the authors' heads, and the world of their previous owners.


    Doctorow stellt, wie weiter oben schon genannt, seine Bücher kostenlos zum Download zur Verfügung. Gleichzeitig beschreibt er hier, dass der Gegenstand Buch mehr ist als die Summe der Wörter, die er enthält.

    Mag ich denn Dickens eigentlich? Och jo! Schon, immer mal wieder.


    Seine Sprache ist toll, ich liebe seine Ausdrucksweise! Ich liebe es, dass jede Figur ihre eigene Schnauze hat! Ich liebe seine Fähigkeit über einen Absatz einen Charakter vor Augen erstehen zu lassen, der komplett einzigartig ist, mit seinen Eigenarten aber auch sofort erfasst werden kann.



    Die Randfiguren sind Dickens Stärke, finde ich. Ich mag sie alle, die Guten und die Bösen. Oliver Twist bietet schon tolle Charaktere, weiter geht das dann nicht Nicklas Nickleby und vor allem auch David Copperfield. Einfach genial, wie der alte Brummi Figuren zeichnen konnte - man könnte meinen, er war ein Maler :smile:


    Da muss ich dir unbedingt Recht geben!


    Umso trauriger ist es, dass Oliver selbst so furchtbar ist. Was ist dieser Junge edel und gut! :schnarch:


    Nach der Hälfte der Geschichte wünschte ich, ich wüsste, wie der Roman, als er als Fortsetzung in einer Zeitschrift erschien, aufgeteilt gewesen ist, dann würde ich so nach und nach Teile lesen. Aber diese ständigen Miniklimaxe und Cliffhanger machen mich wahnsinnig! Außerdem scheint sich die Geschichte im Kreis zu drehen: Oliver wandelt zwischen unerträglich guten und unerträglich bösen Charakteren hin und her (er selbst bleibt natürlich immer ein großherziger, edelmütiger, bescheidener Junge).


    Seit heute lese ich dazwischen in anderen Büchern, und momentan komme ich mit dieser Taktik viel besser voran. Also, es bleibt spannend - wobei ich mir natürlich schon denken kann, wo das alles hinführt. :rollen:

    Einige meiner Probleme mit Früh am Morgen beginnt die Nacht habe ich in meinen beiden Postings oben schon geschildert.
    Für den Inhalt möge man marilu's Rezi im Eingangsposting konsultieren, eine Wiederholung desselben halte ich nicht für unbedingt notwendig.


    Im Großen und Ganzen bin ich bei der Wertung ebenso zerrissen, wie Dominick als Person ist. Positives und Negatives liegen hier oft nahe beieinander:


    :boahnee: In meiner ClubPremiere Ausgabe von 1999 wimmelt es von Rechtschreibfehlern. Das dürfte aber hoffentlich bis heute verbessert worden sein.


    :boahnee: Ich habe ja nur sehr wenig Ahnung von Psychotherapie, Psychiatrie, etc. Allerdings erscheinen mir die Darstellungen hier doch manchmal arg platt. Und vergangene Ereignisse, die teilweise einen direkten Niederschlag in der Psyche des Erwachsenen finden? Es wirkt alles zu einfach.


    :boahnee: Ursache und Wirkung - und zwar je nach Ursache die logisch naheliegendste Wirkung - so stellt sich Lamb's Figuren die Welt oft dar. Überraschungen gibt es, zumindest auf einer Zeitebene, auch für den Leser wirklich selten.


    :boahnee: Die Figuren sind allesamt unsympathisch, und das nicht auf eine "menschliche" Weise (über nur süßliche Charaktere würde ich natürlich auch nicht lesen wollen), sondern oft auf rein arrogante Art. Jeden einzelnen möchte man in seiner Selbstgefälligkeit manchmal eine reinhauen.


    :boahnee: :boahnee: :boahnee: Das Ende! Eigentlich dürfte ich deswegen überhaupt keine Punkte mehr vergeben... :grmpf:


    :daumen: Das Buch ist, trotz allem, ein Pageturner. So sehr man sich über viele Dinge ärgern kann, man möchte doch wissen, wie es weiter geht, und Wally Lamb's Stil ist für einen Unterhaltungsroman passabel, ohne gröbere sprachliche Schnitzer.


    :daumen: Sehr interessant fand ich die Geschichte von Dominick und Thomas' Großvater. Die Stimmung in dem italienischen Dorf vor der Jahrhundertwende ist schön eingefangen, gewürzt wird sie mit etwas Magie und großer Dramatik. Insgesamt finde ich die Idee, ihn sein Leben erzählen zu lassen, eine gelungene Auflockerung.


    :daumen: Zeitsprünge, wechselnde Perspektiven, Wally Lamb versteht es, damit den Leser bei der Stange zu halten.


    Insgesamt möchte ich aber nicht zu kritisch sein. Trotz aller Kritikpunkte ist der Roman gelungene Unterhaltung, von daher:


    3ratten

    Und 200 Seiten später...


    ... hat sich das Buch in einen echten Pageturner verwandelt
    ... gehen mir einige Personen immer noch auf den Geist, ich verfolge aber gespannt, wie sie so nervig wurden, wie sie sind
    ...


    Ist das nicht seltsam? :zwinker:


    Ich bin also sehr dankbar, dass ihr mir Mut gemacht habt, nanu?! und JaneEyre! :blume:


    Hoffentlich fällt die Spannungskurve nicht in den nächsten 500 Seiten (tatsächlich hat meine Ausgabe nur 893 Seiten) wieder ab. Besonders gerne verfolge ich momentan die Dominick/Dessa Geschichte (und um Seite 360 dreht sich das Geschehen auch hauptsächlich darum): Während man darüber liest, wie sie sich kennenlernen und verlieben, weiß man gleichzeitig schon um die Tragik in späteren Jahren, das gibt dem Ganzen einen besonderen Kick. Dominick beweist auch hier einmal mehr, was für ein :grmpf: er ist (zB:

    ).
    Seine Person ist als "zerrissen" wirklich gut charakterisiert, und genauso geht es mir als Leser auch mit ihm. Wohl tut er mir oft Leid, aber vieles hat er durch sein Verhalten selbst verschuldet. Außerdem scheint mir der 40-jährige Dominick der dem Roman inhärenten Gegenwart in seinem Handeln und seinen Aussagen oft viel jünger zu sein, was ein seltsames Bild in meinem Kopf ergibt und dazu führt, dass ich mir den 20-jährigen Dominick oft viel jünger vorstelle. :schulterzuck:


    Ich habs vor ungefähr 10 Jahren ( :entsetzt: wie schnell doch die Zeit vergeht) gelesen. Ich fand den Anfang auch schwierig, deprimierend und die Stimmung in dem Buch zog mich voll runter weswegen ich zwei Anläufe brauchte. Ich weiß aber noch das ich, je mehr ich las, irgendwie faszinierter war. Ich kann mich noch gut an den Großvater (?) erinnern, insbesondere an sein komisches Tagebuch das erst einmal übersetzt werden musste. Die Geschichte ließ mich auch lange Zeit dannach noch grübeln. Noch einmal lesen würde ich das Buch in nächster Zeit aber nicht.


    Ich hab' lustigerweise vor mehr als 10 Jahren auch schon mal begonnen das Buch zu lesen: Ich habe es heimlich an einem Sonntagnachmittag aus Omas Regal gestohlen, da war ich so 10 oder 11 Jahre alt. Jetzt konnte ich mich an die Szene, in der Thomas sich die Hand abhackt (sehr viel weiter bin ich damals nicht gekommen), noch sehr gut erinnern.


    Dass das schon erwähnte Tagebuch noch wichtig werden wird, habe ich mir gedacht. Ich bin zwar nicht sicher, ob mich dessen Geschichte wirklich interessiert, aber mal sehen.



    Die Geschichte ist sicher nicht einfach und ja, man kann die Charaktere hassen, aber nichts destotrotz ist es ein tolles Buch, meiner Meinung nach! Halte durch. :winken:


    Noch habe ich nicht aufgegeben und kämpfe weiter! :karate::zwinker:

    :winken: Anja!


    Mir ist es so ähnlich wie dir ergangen! So spannend der erste Teil (Feuer und Stein / Outlander) auch war, so enttäuscht war ich vom konfusen und langweiligen zweiten Teil (Die geliehene Zeit / Dragonfly in Amber). Ich würde zwar gerne wissen, wie Jaime und Claire's Geschichte endet, aber ich denke, ich werde mir die restlichen Bände trotzdem ersparen.
    Vielleicht wachsen mir ja noch ein paar Weisheitszähne, die dann gerissen werden müssen, denn in einer solchen Situation könnte ich mir gut vorstellen Teil 3 (Ferne Ufer / Voyager) doch noch zu lesen... :breitgrins:

    Ich habe mich bis Seite 160 vorgelesen und bin mir noch nicht ganz sicher: Zwar ist die Lektüre bisher nicht de facto anstrengend, allerdings entwickle ich einen zunehmenden Hass auf die Charaktere. Ob ich den schizophrenen religiösen Eiferer, den arroganten zerrissenen Bruder mit seinen bisher sehr seltsamen Beziehungen, die unterdrückte und aufopferungsvolle Mutter und den faschistoiden brutalen Stiefvater noch weitere 840 Seiten lang ertrage?


    Ich weiß es nicht. Noch bleibt zu hoffen, dass die bisherigen Nebencharaktere das noch rausreißen. :rollen:

    Janice Galloway - The Trick is to Keep Breathing / Die Überlebenskünstlerin


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    Zitat von New York Times Book Review

    Resembles Tristram Shandy as rewritten by Sylvia Plath


    Wenn eine Protagonistin Joy (="Freude") heißt, dann kann man mitunter davon ausgehen, dass einiges im Argen ist. Denn Joy ist alles andere als glücklich: Sie hat ihre erste lange Beziehung geschrottet, scheint in ihrem Job (Schauspiellehrerin) wenig herausgefordert, und in ihrer Familie, so erfahren wir nach und nach, stimmt es an allen Ecken und Enden nicht. Und doch öffnet sie wieder einem (verheirateten) Mann ihr Herz, der dann tragisch ums Leben kommt. Und plötzlich kommt Joy mit nichts mehr zurecht, beginnt zu trinken, erkrankt an Bulimie, und erlebt alle zwischenmenschlichen Beziehungen, die ihr noch geblieben sind, wie ein Beobachter von außen, der keine Möglichkeit hat, in das Geschehen einzugreifen.


    Der Leser wird von Fragment zu Fragment gereicht: Vergangenheit, Gegenwart, Horoskope, Briefe... Und obwohl ihm die chronologische Abfolge der Ereignisse sehr schnell klar scheint, erhalten manche Ausschnitte erst nach vielen Seiten ihre Bedeutung. Insofern ergeht es ihm nicht anders als der Protagonistin:

    Zitat von p. 133


    So. This is who David is.
    This is who David was.
    I have problems with tenses. I have to remember things are not as they were because I have changed things.


    Der deutsche Titel ist meiner Ansicht nach unpassend gewählt, weil er genau die gegenteilige Assoziation des englischen weckt: Eine Überlebenskünstlerin kommt mit ihrem Leben zurecht, kann sich in allen Situationen behaupten und geht auch aus den schlimmsten als starke Person hervor. The Trick is to Keep Breathing (Der Trick ist weiter zu atmen) fängt ein, wie Joy mit Schicksalsschlägen umgeht: überhaupt nicht, aber sie atmet weiter. Aber auch dieses Weiter-Atmen ist schmerzvoll, man muss sich dazu zwingen, diese einfachste und lebensnotwendigste Körperfunktion fortzuführen, und sie wird zum Kunststück.


    Janice Galloway schafft es, mit ihrer Aneinanderreihung ganz unterschiedlicher Teilstückchen, dem Leser Joys Abrutschen, ihr Grauen vor dem Leben, vor sich selbst und anderen sehr plastisch vor Augen zu führen. Kurze, oft knappe Sätze, wechseln sich mit klassisch erzählten Prosapassagen, Listen und einigen wenigen sehr experimentellen Wortketten ab, immer aber bleibt die Sprache schnörkellos.

    Zitat von p. 138


    There are split seconds in the morning between waking and sleep when you know nothing. Not just things missing like where or who you are, but nothing. The fact of being alive has no substance. No awareness of skin and bone, the trap inside the skull. For these split seconds you hover in the sky like Icarus. Then you remember.


    Leider patzt Galloway in der Kür: Das Zuviel an Furchtbarem verwischt das Grauen des Einzelnen, gegen Ende stellt sich schon beinahe Langweile ob des "Och, schon wieder mal ist alles schlimm!" ein. Nicht Lichtmomente sind es, die fehlen, sondern das Augenmerk hätte auf schon Bekanntem verharren sollen, denn das ständige Immer-noch-einen-draufsetzen ist irgendwann ermüdend. Und die fragmentarische Struktur, die so gut auf Erlebtes und Erzähltes passt, wird gegen Ende ebenfalls eintönig; ihr hätten ein oder zwei Tempowechsel mehr gut getan.


    3ratten


    Ich lese ein deutsches Buch - was soll da dann ein "King's Landing" drin?


    Du liest ja eben kein deutsches Buch, sondern eine deutsche Übersetzung aus dem Englischen. Ich finde, dass man sich dessen beim Lesen bewusst sein sollte, und bin daher für solche Marker.



    Königsmund finde ich nun nicht sooo schlimm (besser als King's Landing allemal).


    Als Übersetzung finde ich es furchtbar und außerdem falsch (Landing = Landung, Anlegestelle); nachdem es sich um einen fiktiven geographischen Begriff handelt, könnte man dies eventuell verzeihen - in jedem Fall aber gefällt es mir persönlich einfach nicht.

    Ihr Lieben, die ihr auf meinen etwas verzweifelten Beitrag aus der Mitte des 4 Bandes geantwortet habt, danke dafür! :bussi:
    Ohne euch hätte ich das Buch vermutlich weggelegt und auf unbestimmte Zeit verstauben lassen. So habe ich doch weitergelesen, mich im letzten Drittel extrem gut unterhalten gefühlt und sterbe nun aufgrund der wirklich fiesen Cliffhanger!


    Trotzdem werde ich jetzt erstmal auf die Taschenbuchausgabe von "A Dance with Dragons" warten und auch ein bisschen hibbeln... :klatschen: Vielleicht kann ich so auch die Wartezeit auf Band 6 verkürzen. :ohnmacht: