Beiträge von bibliomonster


    Hallo,
    sagt mal irre ich mich, oder ist von der ersten LR hier fast keiner mehr wirklich im Forum mit dabei?


    Na dann hoffen wir mal, dass nicht die Leserunde daran schuld war. :zwinker:



    Bei mir steht glaube ich Mensch und Tier?! :gruebel: Oder war da nur ein Vergleich... Muss ich nochmal schauen.


    Bei mir auch. Human und animals. Das interpretiere ich als "Herrschende" und "Untergebene".



    Ja.. ich bin davon immer noch leicht überfordert und das ganz ohne Bootsführerschein. Die Namen und die ganzen Begriffe sind echt ne Herausforderung. Ich bin ständig am nach hinten blättern und nachlesen. Aber das wird schon werden schätz ich...


    Ich reihe mich den Kreis der anonymen überforderten Leser ein. Herbert präsentiert uns ja nicht einfach eine andere Welt, er schmeißt den Leser in ein komlexes Universum mit einer 10.000-jährigen Geschichte und erwartet von diesem, sich darin zurechtzufinden. Deshalb hatte ich auch ziemliche Anfangsschwierigkeiten - weniger mit dem Text, mich haben eher der Anhang und die Cartographic Notes überfordert, da ich selbst die Begriffserklärungen noch nachschlagen musste. :breitgrins:
    Ich glaube, ich werde Dune erst beim zweiten Lesen richtig würdigen (und verstehen) können.


    Wie gesagt, den Anfang fand ich ziemlich spannend. Nicht nur wegen dem Test, sondern v.a. wie sich die Personen gegenseitig (mental) ein- und abschätzen... Hat was. Ich war dafür aber über das Alter von Paul ziemlich überrascht. Im Film ist er ja erwachsen und hier ist er erst 15...



    Was mir gleich als Erstes an der Gesellschaftsstruktur die ausgebreitet wird auffällt, ist die extreme Manipulation. Es wurden zwar die Maschinen abgeschafft, aber die Wesen und Menschen werden benutzt wie Maschinen, sollen bestimmte Geschlechter ( in dem Fall lieber Mädchen) gebären, werden um bestimmte geistige Fähigkeiten zu erzeugen, entsprechend zusammengestellt, quasi "gezüchtet" .....


    Bei mir kommen zwar reichlich Maschinen vor, aber die Gesellschaftsstruktur ist tatsächlich sehr auffällig. Einerseits gibt es diesen ernormen technischen Fortschritt von 8000 Jahren, andererseits ist das gesellschaftliche Zusammenleben ins feudalherrschaftliche Mittelalter zurückgefallen. Absurd realistisch, oder?


    edit: Habe gerade die ersten Beiträge der alten LR gelesen und mich köstlich amüsiert (i.e. musste blöde grinsen). Die gleichen Fragen, die gleichen Schwierigkeiten. :breitgrins:


    Lieben Gruß,
    bimo


    Ich glaube, das mit der Wette ist noch unentschieden. ...


    Sehe ich auch so. Ein offenes Ende, das nach einer Fortsetzung schreit. Ein waschechter Cliffhanger. :breitgrins:



    Im Kerker endet schließlich das Drama. Gretchen soll als Kindesmörderin hingerichtet werden, ihre Verwirrung und Verzweiflung haben mich sehr berührt.


    Ich finde auch, dass dies die emotional intensivste und auch unheimlichste Szene des Stückes ist. Ich konnte quasi das Schwert an meinem Nacken spüren und musste ein paar Mal kräftig schlucken... Überhaupt hat sich die Dramatik im Laufe des Stückes mit ziemlicher Geschwindigkeit zugespitzt und ist die Handlung immer spannender geworden - bis zu der bewegenden Schlussszene im Kerker. Wobei mir Gretchen erst in dieser letzten Szene sympathisch - wohl aufgrund der großen Emotionen - geworden ist.



    Insgesamt habe ich diesmal beim Lesen des "Faust" die Gretchentragödie viel stärker empfunden als in meiner Erinnerung an das frühere Lesen. Die Gesellschaftskritik ist in ganz wenigen Szenen absolut auf den Punkt gebracht.


    Wobei die Gretchentragödie auch eine Kritik an den bestehenden Normen ist, als welche ich sie denn gelesen habe. Kindsmord war damals ja recht verbreitet und Goethe selbst musste auch einmal über eine Kindsmörderin ein Urteil fällen (er plädierte für die Hinrichtung). Faust zeigt aber deutlich, dass Kindsmord kein eiskaltes Verbrechen ist, sondern es verschiedene (mildernde) Gründe (Scham, Angst vor gesellschaftlicher Ächtung) geben kann. Es dauerte aber noch eine Weile, bis auch die zuständigen Behörden die Ursachen für den rapiden Anstieg an Kindsmord untersuchten und dies in den Urteilen sichtbar wurde. Goethes Gretchen ist also nur ein Beispiel für viele.


    Lieben Gruß,
    bimo

    Sodele, habe das Buch gestern bestellt. Ich war doch etwas überrascht, dass es doch ein kleiner Wälzer mit knapp 700 Seiten ist (für Teil 1). Freue mich aber schon riiiesig auf die LR, da ich schon seit Ewigkeiten keine Sci-Fi mehr gelesen habe.


    Lieben Gruß,
    bimo


    Mir kommt es auch so vor, als würde Mephisto in dieser Szene stärker werden. Am Anfang war er mehr Fausts Diener, jetzt manipuliert er mit Erfolg.


    Vor allem wird Mephisto - je näher die Walpurgisnacht rückt - immer unverschämter und anzüglicher, wie ein rolliger Rüde. Hier zeigt sich aber deutlich die 'Doppelmoral' jener Zeit. So ist es in Ordnung, wenn Mephisto offen-anzüglich von "wonniglich umfassen", "aufschwellen lassen", "durchwühlen", "fühlen", "genießen" und "überfließen" (V 3284-89) spricht. Goethe selbst musste aber für die Aufführung des Stückes in Weimar Gretes Ausruf am Schluss der Dom-Szene - Euer Fläschchen! in Mir schwindelt! - ändern, da ihre Ohnmacht wg. Schwangerschaft als unschicklich empfunden worden wäre.



    Selbst wenn ich nun den Inhalt kenne, bin ich immer noch nicht darauf gekommen, was der Walpurgisnachtstraum sollte, warum er in die Handlung eingefügt wurde. Hoffentlich habt ihr dafür einleuchtende Erklärungen.


    Ich zitiere einfach mal meinen Kommentarband: "Zur Fortsetzung des zeitsatirischen Xenien-Scharmützels im Musenalmanach für das Jahr 1797 hatte Goethe neu entstehende Spottverse um das Motiv einer Goldenen Hochzeit des Elfenkönigspaares Oberon und Titania gebündelt [...] und sie Schiller für dessen nächstjährigen Almanach übergeben. Der ließ sie ungedruckt und Goethe meinte daraufhin, [...] im Faust [würden sie] >am besten ihren Platz finden<." (Schöne, S.362)


    Ah! :pling: Danke, was du schreibst leuchtet ein,


    Bitte. Die Erleuchtung setzte auch bei mir erst nach mehrmaligem Lesen ein. :breitgrins:



    Ich auch nicht. Da muss ich die Szene glatt noch einmal lesen.


    Goethe hat seinen Faust ja erstens nicht 'am Stück' geschrieben und zweitens oft auf zeitgenössische Ereignisse, Personen etc. angespielt. Erste Entwürfe/Szenen sind bereits vor der Französischen Revolution entstanden (die Faust-Geschichte hat ihn seit seiner Kindheit begleitet). Ich habe mein Kommentar gerade nicht zur Hand, kann mir aber gut vorstellen, dass die betreffende Szene zeitgleich mit den Ereignissen in Frankreich entstand.


    Auerbachs Keller:
    Den Abschnitt fand ich etwas langweilig, weil Faust eigentlich gar nicht auftritt.
    Die sehr angetrunkenen Männer haben mich ein wenig gewundert. ...


    Mir hat diese Szene recht gut gefallen. Goethe beweist wieder einmal, mit wie wenig Worten und Beschreibungen er eine lebendige, farbenprächtige und in diesem Falle auch feucht-fröhliche Welt er vor dem Auge des Lesers erschaffen kann.


    Hallo ihr beiden!


    Ich habe diese Verse als Verhöhnung von Mephistopheles teuflischen 'Fähigkeiten' verstanden. Dass Mephisto eh nur solche negativen Dinge bewerkstelligen könnte. (Du hast doch nur Speise die nicht sättigt. Du hast nur Gold, das in der Hand zerrinnt...) Laut meinem Kommentarband haben diese Zeilen einige Deutungskontroversen hervorgerufen.


    Faust. Eine Interpretation.

    Hallo zusammen,


    ich habe nun die beiden Studierzimmer-Szenen beendet und weiß gar nicht, was ich schreiben könnte. Außer dass ich mit Begeisterung die Verse lese. Diese weder antiquarisch-verstaubt, noch trocken-langweilig empfinde. Mich vielmehr ihre Lebendigkeit und oft auch ihr melodischer Klang mitreißt. Kurz: das Geschriebene gefällt mir ausnehmend gut!


    Allerdings kann ich mit Faust selbst nicht viel anfangen. Mir kommt er vor wie ein kleines Kind, dem man nicht seinen Willen gelassen hat und der nun mit nervtötendem Geplärr seine Eltern (d.h. Leser) nervt. Mit seiner (ausladenden) Wehleidigkeit, seinem Selbstmitleid und den ewigen Stimmungsschwankungen (welche den häufigen Versmaßwechsel oft verwirrend machen) ist er für mich einfach (noch) kein Sympathieträger. Er scheint sich in seinem wortreich erklärten Schmerz richtig zu suhlen - Mephisto trifft es dabei auf den Punkt: Hör' auf mit deinem Gram zu spielen, Der, wie ein Geier, dir am Leben frißt (V 1635-6) und dessen übereiltes Streben Der Erde Freuden überspringt (V 1858-9).


    Überrascht hat mich auch, dass Faust (noch) so wenig "tragisch" ist. Mephistopheles' Rede an den Schüler ist herrlich bissig und selbst Faust hat seine (gewollt, ungewollt?) komischen Momente (wobei seine ausschweifende Wehleidigkeit auch erheiternd sein kann).



    Was bringt Faust eigentlich dazu, hinter ihm etwas Unheimliches zu vermuten? Wagner sieht einen bloßen Hund, Faust anfangs mehr (Feuerstrudel). Liegt das daran, dass er in die Geheimnisse dieser und der höheren Welt weiter eingedrungen ist als Wagner, oder ist das vielleicht dem Teufel schon jetzt so weit verfallen, dass er ihn wahrnehmen kann? Sieht er das Böse, weil er besonders gläubig ist, Gott sehr nahe steht, oder weil er sich im Gegenteil weit von Gott entfernt und der anderen Seite angenähert hat? Oder liegt es ganz banal nur daran, dass Mephistopheles ihn mehr sehen lässt als seinen Begleiter?


    Genau! :breitgrins: Das Schöne an dem Text ist ja, dass vieles der eigenen Interpretation anheimfällt. Ich habe die betreffende Szene bspw. als böses Omen gelesen. In meinem Kommentarband steht Goethes eigene Antwort: "Ein dunkler Gegenstand , sobald er sich entfernt, hinterläßt dem Auge die Nötigung dieselbe Form hell zu sehen. In Scherz und Ernst führen wir eine Stelle aus Faust an, welche hierher bezüglich ist (<Zitat der Verse>)." (Goethe über Physiologe Farben) Und ich bleibe trotzdem bei meiner Omen-Interpretation.


    Lieben Gruß,
    bimo


    P.S. Sagt mal, geht es eigentlich nur mir so, dass ich nach dem Lesen immer in Reimen denke und sprechen will?

    Hallo zusammen,


    ich habe leider noch nicht mit dem Gedicht anfangen können, da ich mich noch immer durch den 1000-seitigen Kommentarband wühle. Im Gegensatz zu meinen Vorschreibern empfinde ich meine vom Deutschen Klassiker Verlag, von Albrecht Schöne hg. Ausgabe höchlichst interessant und aufschlussreich. So beginnt Schöne bspw. erläuternd mit der Intention Goethes, welcher ein Welt-Gedicht schreiben wollte (d.h. poetische Vorlagen aus der "Weltliteratur" verwendet hat und dadurch der "Welt(literatur)" mit seinem Gedicht wieder zurückgeben wollte, sichtbar z.B. an den 37 (!) unterschiedlichen Metren). Gerade habe ich die Überlieferungs- und Editionsgeschichte des Faust beendet, welche sich zu einem regelrechten Krimi entwickelt hat, da jeder Herausgeber wohlwollend meinte den Text in seiner Interpunktion und gelegentlich auch im Wortlaut - im angeblichen Sinne des Autors - "berichtigen" zu müssen und sich so im Laufe der Jahrzehnte tausende Abweichungen vom Originaltext angehäuft haben.


    Kurz und gut: Schöne hat einen beeindruckenden Kommentarband geliefert, welcher mich für Text, dessen Absichten, ja sogar für die (Gründe der) Interpunktion sensibilisiert haben und mich vor Ungeduld, die eigentliche Lektüre endlich beginnen und entdecken zu können, mit den Hufen scharren lässt.



    EDIT: ich habe noch gar nichts zur Sprache geschrieben: ich finde sie wunderschön und manche Abschnitte muss ich laut lesen.


    Goethes Dichtung vereint ein Bühnenwerk, ein Lesedrama und einen Vorlesetext - das "Laut lesen" liegt also in der gewünschten Absicht des Autors. Weiter auch: "Über weite Strecken hin nimmt die Faust-Dichtung geradezu Singspielcharakter an, ist als Oratorium angelegt, nähert sich der Oper." (Schöne, 19)


    (Hoffentlich kann Goethes Text mit dem beeindruckenden Kommentarband mithalten. :zwinker:)


    Liebe Grüße,
    bimo

    Ich lese gerade einen Krimi in dem sich die Autorin auch an diesem alten Englisch versucht hat und stelle mal wieder fest das mir das Lesen des altenglischen recht schwer fällt.


    Eine kleine klugscheißerische Info: "Altenglisch", i.e. altenglische Runen, wurde bis Mitte des 12. Jh. verwendet. Sollte sich deine Krimiautorin also in altenglischen Runen versucht haben, zolle ich ihr den größten Reschpekt!


    *klugscheißermodus beendet* :elch:

    Da ich dazu, ähm, freundlich eingeladen wurde, bekunde ich auch Interesse an einer Leserunde. Allerdings könnte ich auch erst ab April lesen - wenn ihr bis dahin warten mögt...


    OT: Ja, der Exorcist... Die letzten Kapitel habe ich ehrlich gesagt nur überflogen. Das ist so ein seltener Fall, bei welchem mir der Film einfach besser gefällt als das Buch, welches mich dann auch nicht mehr interessiert. :vogelzeigen:


    Lieben Gruß,
    bimo

    Hallo zusammen!



    Es liegt vielleicht einfach daran, dass ich momentan nur abends im Bett zum Lesen komme und immer schon recht müde bin. Da ist es etwas anstrengend, dem Buch genau zu folgen...


    Ich brauchte auch immer volle Konzentration und Ruhe, um dem Inhalt folgen zu können. Iss' halt etwas anspruchsvoller...


    Da hast du natürlich recht. "Banal" klingt abwertend, aber da Szczypiorski (oder sein Übersetzer) das Wort selbst benutzt, habe ich es übernommen. Normal sind sie alle, die handelnden Personen und gerade das gefällt mir so gut.


    Und zum Ende hin gesellt sich zu banal, trivial und gewöhnlich. Die Personen, ihr Leben und ihre Handlungen, sogar der Krieg wird damit tituliert... Ich verstehe zwar, was Szczypiorski sagen möchte, aber so hundertprozentig gefällt es mir nicht. Die Beschreibungen wirken dadurch irgendwie pessimistisch, lebensmüde (wie auch die letzten Kapitel im Allgemeinen)...



    Ich habe das Buch inzwischen beendet. Die letzten Kapitel wurden immer "philosophischer" und ich habe wohl nicht alles verstanden. :rollen:


    Sehr gut gefallen hat mir aber das letzte Kapitel. Von Anfang an wurde ja auch die Liebe zu Polen, das Besondere und Einzigartige des Landes thematisiert - und nun endet die Geschichte in Israel, mit der (Beinahe-) Geburt eines Kindes. Der polnische Titel des Buches passt hier wohl am Besten - Szczypiorski beschreibt einen Anfang, mit all den Möglichkeiten, den dieser bietet. Gefällt mir.


    Lieben Gruß,
    bimo :winken:

    Hallo zusammen,


    ich habe nun die ganze Zeit überlegt, wie man den polnischen Titel des Buches - Der Anfang - deuten könnte. Vielleicht meint Szczypiorski damit, dass das Leben seiner handelnden Personen durch den Krieg einen neuen Anfang nimmt, sich ihr Leben ändert und mit dieser Änderung auch neu beginnt (auch wenn dies den Tod bedeuten sollte). Mir gefällt der polnische Titel auch besser als die deutsche Version, bei der der Leser zu Annahme gelangen muss, das Buch handle überwiegend von einer Frau Seidenmann.



    Im 10. Kapitel bin ich auf ein wichtiges Wort gestoßen: Banal. So wird der Schneider Kujawski beschrieben und das gilt eigentlich auch für das Leben aller anderen Personen - und für das Leben überhaupt. Hier wird niemand heroisch überhöht, die Leute sind ganz normale Leute, so wie wir sie täglich auf der Straße treffen.


    Banal würde ich nicht sagen (klingt so negativ), einfach normal. Es handelt sich um stinknormale Menschen, mit einem gewöhnlichen Leben, welches sich durch den Krieg zwar verändert, sie jedoch normal und einfach bleiben lässt. Das eigentlich Besondere ist dann die Tatsache, dass es viele von diesen normalen Bürgern gab, die sich auf eine besondere Weise hervorgetan haben.


    Das 9. Kapitel fand ich bis jetzt am "heitersten". Wiktor wird so kauzig beschrieben, wie er es auch ist. Besonders gelungen fand ich seine Bemerkung, dass eine Frau so ängstlich wie Hitlers Arsch war. :breitgrins: Einfach nur klasse! Das werde ich wohl nie wieder vergessen.


    Bemerkenswert finde ich auch, dass Szczypiorski Totalitarismen als Banditen beschimpft, die den Menschen Würde und Freiheit rauben. Und das hat er im Polen von 1986 geschrieben. Reschpekt! Kein Wunder, dass man ihn ins Gefängnis steckte.


    Im 10. Kapitel wird etwas erwähnt, was mir schon vorher aufgefallen ist, dass der Tod in dem Roman keine besondere Stellung einnimmt (sondern meist beiläufig erwähnt wird): Nur sein Tod sollte zählen, als hätte der Tod, abgetrennt vom dem Leben, das ihm vorausgegangen ist, irgendeine Bedeutung.


    Im 14. Kapitel musste ich mächtig schlucken. Der Streifen Licht, der durch die geöffnete Tür fällt, bedeutet das ganze gewesene und zukünftige Leben vom alten Fichtelbaum. Dieser Lichtstreifen und wie der alte Mann davor sitzt und wartet, ist einfach nur beeindruckend und erschütternd zugleich. Dieses simple Bild, in seiner Tragik so wunderschön, hat mich unglaublich berührt.


    So, das war's erstmal.


    Bis denne,
    b. :winken:

    Hallo zusammen,


    ich habe die ersten sechs Kapitel gelesen.



    Nicht nur inhaltlich gefällt mir das Buch. Ich bin auch begeistert von dem Erzählstil. Szczypiorski gelingt es, mit ganz wenigen Worten eine Welt und die daran lebenden Personen lebendig werden zu lassen. [...]; 2-3 Seiten können einen genau so umfassenden Eindruck von einer Person verleihen.


    Ja, das ist mir auch aufgefallen. Szczypiorski braucht nicht einmal 2 Seiten, ihm reichen sogar schon zwei Sätze aus. Wobei er nicht unbedingt durch das äußere Erscheinungsbild den Menschen 'Leben einhaucht', sondern durch die Beschreibung ihrer Handlungen, Gefühle, etc. und es sogar noch schafft, jede Person in einem anderen 'Ton' zu beschreiben.



    In diesem Zusammenhang möchte ich noch bemerken, dass mir die Ausblicke in das Leben nach dem Krieg sehr gut gefallen. So bekommt die Geschichte noch eine weitere Dimension.


    Diese Sprünge in die Zukunft erscheinen auf den ersten Blick zwar merkwürdig, auf den zweiten Blick ist es aber ziemlich bemerkenswert, dass sie den Erzählfluss in keinster Weise stören, sondern irgendwie dazu gehören und, wie du schreibst, der Geschichte eine weitere Dimension geben.


    Am bewegendsten fand ich bis jetzt das Kapitel über Henryk Fichtelbaum. Und auch hier ist mir wieder das Besondere im Schreibstil von Szczypiorski aufgefallen, als er wie beiläufig das grausame Schicksal von Henio erwähnt und mich damit eiskalt erwischt hat - er schildert nur, gibt keine Urteile oder sonstwede Meinungen ab. Man bekommt den Eindruck, er erzählt über Erlebtes...


    Noch eine Info am Rande: Der polnische Titel Początek bedeutet eigentlich Der Anfang. (Quelle wiki)


    Lieben Gruß,
    bimo


    edit: Ganz vergessen zu schreiben :breitgrins:: Mir gefällt das Buch übrigens auch sehr gut.

    John Steinbeck, The Grapes of Wrath (EA 1939)


    Basierend auf den realen Ereignissen der Great Depression, welche im Amerika der 20er und 30er Jahre Hunderttausende mittellos machte und eine verzweifelte Migrationsbewegung in Gang setzte, schildert John Steinbeck dieses Ereignis am Beispiel einer dieser betroffenen Farmersfamilien – den Joads. Von ihrem Farmland vertrieben – The tenant system won’t work any more. One man on a tractor can take the place of twelve or fourteen families. –, machen sie sich auf den langen und verlustreichen Weg nach Kalifornien, um die dort versprochene Arbeit zu finden.


    Steinbeck hat in seinem Roman über das geschrieben, was er selbst gesehen und recherchiert hatte. Dementsprechend glaubhaft und realistisch erscheint dann auch die physisch wie psychisch aufzehrende Odyssee, welcher die Joad-Familie ausgesetzt ist – begleitet von Armut, Hunger, Verzweiflung, werden die Migranten mit der Angst und den Vorurteilen der ‚sesshaften‘ Bevölkerung konfrontiert, welche schließlich in einer Spirale aus Hass und Gewalt den Wehrlosen gegenüber mündet. Und obwohl die Handlung manchmal arg weinerlich wird, bleibt sie dennoch erschütternd natürlich in ihrer Beschreibung der wachsenden Hoffnungslosigkeit der Joads, den Fotzeleien Grampas, dem Hunger der Kinder, der Kaltherzigkeit der Großgrundbesitzer, welche durch ihre rücksichtslose Profitgier den Tod von Menschen in Kauf nehmen:


    The works of the roots of the vines, of the trees, must be destroyed to keep up the price […]. Carloads of oranges are dumped on the ground. […] And children dying of pellagra must die because a profit cannot be taken from an orange. And coroners must fill in the certificates – died of malnutrition – because the food must rot, must be forced to rot. [And] in the eyes of the hungry there is a growing wrath. In the souls of the people the grapes of wrath are filling and growing heavy, growing heavy for the vintage.


    Grapes of Wrath ist eine erschütternde Anklage gegen Armut, Vertreibung, Hass, Ausbeutung. Ein eindringliches Plädoyer für Menschlichkeit. Einer, wenn nicht DER Great American Novel.


    :tipp:


    Ich glaube, wenn man das nur liest, weiß ich nicht, ob man damit so viel anfangen kann... :zwinker:


    Also, ich habe das Stück nur gelesen, war nicht im Gefängnis und kenne mich nicht mit dem Theater des Absurden aus, habe Waiting for Godot jedoch ähnlich empfunden/verstanden wie die besagten Sträflinge und war ebenso begeistert. Es ist also möglich. :zwinker:


    Danke auch für deinen Beitrag. Hat mich daran erinnert, wieder etwas von Beckett zu lesen. :winken:

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    Juan Rulfo, Pedro Páramo (EA 1955)


    "Der einzige Roman des Mexikaners Juan Rulfo (1917–1986) beeinflußte die moderne lateinamerikanische Literatur wie sonst nur die Werke von Borges, García Márquez oder Onetti. Im Mittelpunkt steht der übermächtige Großgrundbesitzer Pedro Páramo, der seine Umgebung besinnungslos unterdrückt. Eine Friedhofsruhe hat er damit in dem heruntergekommenen Dorf Comala geschaffen, doch die Toten reden sehr lebendig in ihren Gräbern weiter, erzählen flüsternd und seufzend von seinen Untaten, und die Lebenden scheinen schon lange tot zu sein. Die Regierung ist weit weg und kümmert sich nicht um Armut und Leid in dieser wüsten Einöde." (amazon)


    Eine Rezension zu diesem Roman zu schreiben finde ich ziemlich schwierig – dafür ist der Roman einerseits zu kurz und die Handlung wiederum zu komplex. Auch die Einordnung in ein Genre bereitet Schwierigkeiten – ist es eine Gespenstergeschichte, eine Liebesgeschichte oder ein historischer Roman? Sicher ist jedenfalls, dass Rulfo damit wegweisend sein sollte.


    Pedro Páramo steckt voller Widersprüche. So beschreibt Juan Rulfo in kurzen, knappen Sätzen das harte und verlustreiche Landleben mit beinahe epischer Wirkung, wechselt er die Erzählerperspektive zwischen Lebenden und Toten, den bruchstückhaften Erzählfluss zwischen Erlebtem, Gehörtem, Erinnerungen und Träumen. Und allmählich erfahren wir die Geschichte des skrupellosen Großgrundbesitzers Pedro Páramo, der aus Liebe zu einer Frau den Untergang und Verfall eines ganzen Dorfes verursachte.


    Pedro Páramo, das Leben eines Mannes, erzählt aus der Sicht der Toten.


    Großartiger Roman, verdiente 4,5 Ratten.

    Ich habe nun Teil II: The Edge gelesen.


    Aaalso, ich denke, mir gefällt das Buch doch ganz gut - der zweite Teil ist nun auch um einiges spannender geworden. Ich bin nur nicht in der richtigen (Grusel-)Stimmung, um das Buch richtig würdigen zu können - werde es also irgendwann noch einmal lesen.


    Und die letzten Seiten / Kapitel hatten es in sich!


    DAS findest du "schön" und "genial"? Ich fand es gruslig, unheimlich, beängstigend und schaurig. An die Hypnose konnte ich mich nicht mehr erinnern, aber der Spiderwalk... Boah! smilie_sh_005.gif Dieser eine Absatz ist es allein schon wert, das Buch zu lesen!! Blatty hat es auch noch so anschaulich beschrieben... Boah! Ich konnte sogar Regans/des Dämons tiefe Stimme aus dem Film hören (und riechen :breitgrins:)... Wenn ich das nicht bei Tageslicht gelesen hätte, wer weiß...


    Naja, was dieser Dr. Klein da aber loslässt. Chris erzählt, dass sich Regans Bett bewegt und der gute Mann tippt auf Epilepsie. :rollen: Und Kinderman finde ich momentan etwas nervig, wie der da herumschleicht. Diese Figur hätte man eigentlich auch draußen lassen können.



    Ganz generell muss ich sagen das das Buch für sein alter doch recht heftig ist oder? Von den Ausdrücken und was da so vor sich geht.


    Naja, soo heftig finde ich das für 1971 nun aber auch nicht. Schwer vorzustellen, dass die Darstellerin von Regan wegen dem Film sogar Morddrohungen bekommen hat...


    Bis bald,
    bimo :winken:

    Agatha Christie, Murder on the Orient Express (EA 1934)


    Murder on the Orient Express beginnt mit Christies üblichem Handlungsmuster: Hercule Poirot, mit seinem großen Schnauzer und seinem noch größeren Selbstbewusstsein, betritt die Szene; die ersten potentiellen Verdächtigen werden dem Leser präsentiert, welche sich dann auch gleich durch merkwürdiges Betragen hervortun; Poirot trifft durch Zufall einen alten Freund, der ihn bis zur letzten Seite begleiten wird; wir treffen das mögliche Mordopfer; das Figurenpersonal wird um eine nicht unbedeutende Menge aufgestockt und ich ertappe mich bereits auf den ersten Seiten dabei, jeden als potentiellen Mörder zu betrachten.


    Doch dann entpuppt sich Christies Roman als nicht ganz ihrem üblichen Muster entsprechend. So wird der (Tat-)Ort der Handlung in einen fahrenden Zug, den Orient Express, verlegt und der geübte Leser weiß sofort, hier muss natürlich auch der Täter zu finden sein. Doch plötzlich hat keiner der potentiellen Verdächtigen Motiv, noch Gelegenheit, alle haben ein Alibi und das unschuldige Opfer ist nicht ganz so unschuldig. Der Leser ist ratlos, Poirots Freund ist ratlos, nur Poirot selbst hat eine Ahnung, wer der Täter sein könnte…


    Murder on the Orient Express ist bis dato der beste Roman, den ich von Christie gelesen habe. Vor allem der Handlungsort, der Orient Express, besticht durch seine spannende Atmosphäre des beengten Raums, der anonymen Vertrautheit der Fahrgäste und nicht zuletzt der Tatsache, dass alle in diesem Zug gemeinsam ‚gefangen‘ sind und einer von ihnen ein Mörder sein muss. Mit Witz und Charme, kleinen Spitzen und Spitzfindigkeiten erzählt Christie eine bis zur letzen Seite spannende Geschichte, die den Leser gefangen nimmt und ihn nicht mehr loslässt; bietet sie uns ein Rätsel, das mit jeder Seite kniffliger zu werden droht. Schließlich lässt sie ihren brillanten Belgier eine beeindruckende und bewegende Lösung des Rätsels finden, welche den dermaßen überfallenen Leser sprachlos, erstaunt, begeistert und gerührt zurücklässt. Lesen!


    Verdiente 5ratten.