Beiträge von Trevor

    Mittlerweile bin ich bei Kapitel 38 und die neue Entwicklung gefällt mir sehr gut. Davids Charakter macht auf mich jetzt einen noch viel interessanteren Eindruck, da


    Das Einzige, was mich zur Zeit nervt, ist Dora und ihre Art. Ich komme mit diesen schwachen, zierlichen und unselbstständigen Frauenbildern nicht zurecht.
    David ist zwar noch jung und wahrscheinlich voller Hormone, die ihr Übriges dazu tun, aber trotzdem mindert seine Schwärmerei für sie irgendwie meine Sympathie für ihn.

    Ich muss mich vielleicht etwas korrigieren:
    Ich mag Uria natürlich nur als Romanfigur. Im wahren Leben würde ich ihm aus dem Weg gehen, aber in einem Roman ist er für mich persönlich der perfekte Charakter. So lange er zwischen den Seiten meines Buches bleibt, finde ich ihn einfach sehr unterhaltsam. :zwinker:


    Zitat

    Auch die Tante, die gefiel mir richtig gut, denn sie hatte richtig Power.


    Die Tante ist mir ebenfalls sehr sympathisch. Sie ist so mitreißend energisch und für eine vornehme Lady kein bißchen zimperlich :belehrerin:. Eine Dame zwar, aber kein zartes Püppchen wie die meisten anderen Frauenbilder in dem Roman

    foenig:


    Geschafft, ich bin bei Kapitel 33 (Wonnevoll) :klatschen:


    Ich mag das Buch immer noch sehr, aber manche Personen sind mir schon stark unsympathisch, wie zum Beispiel die Micawbers mit ihrer dreisten frechen Art oder Rosa Dartle mit ihren ständig nichtssagenden Andeutungen.
    David Copperfield himself mag ich nach wie vor und auch Uria Heep hat sich zu einem meiner Lieblingscharaktere entwickelt. Ich hoffe, man sieht noch mehr von ihm.
    Ich hatte die letzten Kapitel allerdings auch das Gefühl, den roten Faden zu verlieren. Es wurden immer mehr Personen eingeführt und kleine Nebenhandlungsstränge beschrieben und ich frag mich, ob und wie das alles zusammen findet.

    Dickens "David Copperfield"


    David steckt nun mitten in seiner Ausbildung, hat aber leider null Sinn dafür, da er nur Augen und Gedanken für Dora (die Tochter seines Chefs) hat :flirt: ...Na, wenn das mal gut ausgeht.
    Außerdem ist Uria Heep wieder aufgetaucht :klatschen: . Ich mag diesen schmierigen Charakter sehr und so wie Dickens immer wieder winzige Eigenarten an ihm beschreibt, kann ich mir gut vorstellen, dass ihm dieser Charakter beim Schreiben besonders Spaß gemacht hat.
    Es sind noch jede Menge anderer neuer Personen oder auch alter Bekannter in sein Leben getreten und ich weiß noch nicht genau, auf was das alles hinauslaufen wird.


    Ich werde das Lesen jetzt auch ins Bett verlegen, aber weitere Leseeindrücke die nächsten Tage im zugehörigen Thread schildern.


    Gute Nacht und noch viel Spaß den fleißigen Nachtschwärmern :todmuede:

    Ich hab zwar erst weitere 40 Seiten gelesen, aber es ist eine Menge passiert:


    David weiß nun, dass er Proktor werden will, was eine Art Anwalt darstellt. Außerdem hat er seine erste eigene Wohnung und mit der Einweihungsparty sogleich sein erstes Saufgelage hinter sich gebracht. Nun schämt er sich natürlich fürchterlich, da er in diesem Zustand ausgerechnet von einer ihm sehr vertrauten und lieb gewonnenen Person gesehen wurde :redface: .
    Im wahren Leben würde er mir sehr wahrscheinlich auf die Nerven gehen mit seiner Gutgläubigkeit und Schwarz-Weiß-Denkerei, aber als Romanfigur wächst er mir doch sehr ans Herz. Vielleicht liegt es auch daran, dass man sein Leben von seiner Geburt an verfolgt.


    @ Muertia:
    Ich komme mit dem Schreibstil super zurecht, aber ich mochte schon immer lange, verschachtelte Sätze und diese leicht antiquierte Sprache, die immer sehr vornehm und bedacht auf mich wirkt, wobei man sagen muss, dass sich die Länge der Sätze wirklich in Grenzen hält. Dickens ist in meinen Augen ein wunderbarer Erzähler und lässt sich sehr flüssig lesen. Manchmal muss ich über bestimmte Ausdrucksweisen schmunzeln, aber das macht ihn mir noch sympathischer :smile: .


    @Noble Scarlet:
    Ich habe bisher von Max Frisch nur Homo Faber gelsen und war sehr begeistert von dem Buch. Ich bin auf jeden Fall auf deine weiteren Leseeindrücke gespannt.


    Hanni:
    Abraham Lincoln ein Vampirjäger - das hört sich großartig und total verrückt an. Ich bin gespannt, was du am Ende der Lektüre davon hältst.

    Ich lese heute Abend David Copperfield weiter.


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    Inhalt:
    In dem Buch geht es um den Lebensweg David Copperfields, der im Kindesalter zur Vollwaise wird und sich darum bemühen muss, sein Leben so gut wie möglich in günstige Bahnen zu lenken. Dabei lernt er die unterhaltsamsten und verschiedensten Charaktere kennen, die mal mehr und mal weniger ehrlich ihm gegenüber sind.


    Ich lese das Buch jetzt schon länger und habe 300 Seiten hinter mir.
    Gerade besucht David zusammen mit einem alten Schulfreund die alte Haushälterin seiner verstorbenen Mutter, die er sehr lieb gewonnen hat. Außerdem hat er soeben erfahren, dass die kleine Emily, für die er schon seit Kindertagen schwärmt, heiraten wird.
    Ich bin gespannt, wie es weiter geht...


    Ich trinke dabei jede Menge aromatisierten Kräutertee mit braunem Kandiszucker und esse noch die letzten Schokoweihnachtsmänner

    Zitat

    Naja, aber Du musst bedenken, wie jung er ist. Ich bin mir gerade nicht sicher, wo genau Du bist, aber ich musste mir während des lesens immer vor Augen halten, dass David, trotzdem er schon arbeitete, immer noch ein Kind war und von seiner Kindheit so gut wie nichts hatte.


    Das stimmt schon. Bei mir ist er noch ein Kind und das bedenke ich auch. Die Aussage war auf Foenigs Aussage bezogen, dass er auch mit dem Erwachsenwerden noch leicht naiv durch die Welt geht.

    Zitat

    Wenn du magst, kann ich gerne auf dich warten... Ich bin bisher bis Kapitel 31 (Ein noch größerer Verlust) gekommen.


    Das ist ein sehr nettes Angebot von dir, ich bin aber erst bei Kapitel 13 (Die Folgen meines Entschlusses). Ich bin zwar zuversichtlich, dass ich die nächsten Tage (v.a. über Weihnachten) mehr Zeit zum Lesen haben werde, aber es würde schon noch etwas dauern.
    Aber ich würde dieses Angebot natürlich gerne annehmen.


    Zitat

    Aber nachdem er die Welt und ihre Schattenseiten gesehen hat, sollte er doch ein wenig realistischer durchs Leben gehen...


    Ich hätte gehofft, dass er sich mit dem Alter weiter entwickelt, aber wenn er immer so naiv bleibt, dann kann ich mir gut vorstellen, dass dich dieser Zug an ihm nervt.

    Oje, Oje...ich wollte niemanden in Verlegenheit bringen. Das Ende Casablancas muss man natürlich nicht kennen, aber es kennen eben viele :rollen:


    Ich habe übrigens auch bei keinen Schriftstellern so große Probleme, mir die Namen zu merken, wie bei den Russen. Mittlerweile schreibe ich sie mir einfach raus und schlage immer wieder nach.
    Ich habe zwar schon etliche Russen gelesen (sogar Lenin war dabei :breitgrins:), aber noch nie etwas von Tolstoi. Ich weiß aber, dass ich Dostojewski phantastisch finde und hoffe, Tolstoi liest sich ähnlich gut.

    Super, ich freue mich :klatschen:


    @ Ophelia
    Der Name stammt noch aus alten HP-Forenzeiten und seitdem benutze ich ihn immer, weil ich mich so daran gewöhnt habe.
    Ich hatte immer das Gefühl, dass Nevilles Kröte von Band 1-7 missverstanden wurde und wollte ihr daher meinen Nickname widmen :zwinker:

    Hallo


    Ich hätte auch großes Interesse an der Leserunde und der 3. Februar würde mir auch passen. Bis dahin habe ich hoffentlich mein jetziges Buch (auch ca. 800 Seiten) beendet. Aber die kommenden Weihnachtsferien machen mir Hoffnung, dass ich das hinbekomme :smile:


    Ich habe eine Ausgabe des Diogenes-Verlags, die mindestens schon seit fünf Jahren ungelesener Bestandteil meines Bücherregals ist :redface:
    Ich würde mich sehr freuen, wenn ich noch mitmachen könnte.


    @ Wendy:
    Bei dem Ende muss ich dir leider zustimmen. Ich kenne viele Leute, die das Ende des Buches kennen, obwohl sie es noch nie gelesen, geschweige denn eine Verfilmung gesehen habe. Ich gehöre auch dazu, aber kann mich gar nicht mehr so genau daran erinnern, wie ich es erfahren habe. Aber vielleicht ist das Ende dieses Buches eines der berühmtesten literarischen Enden und daher so bekannt.
    Kommt ja schließlich auch bei Filmen vor...wer kennt nicht das Ende von Casablaca, obwohl er den Film an sich nicht kennt ??? :rollen:

    Wie gesagt, so weit bin ich auch noch nicht.
    Die Naivität Davids ist mir auch schon aufgefallen, aber bisher habe ich es immer noch mit seinem Alter entschuldigt. Mal sehen, wie er sich mit dem Erwachsenwerden weiter entwickelt. Bisher gibt es bei ihm ja nur die Bösen und die Guten, aber vielleicht lernt er ja noch, dass es durchaus auch genug Menschen dazwischen gibt.
    Der rote Faden ist für mich bisher einfach nur David Copperfield selbst und das reicht mir auch vollends. Ich kann mir vorstellen, dass es eher auf eine Gesellschafts- / Menschenkritik im großen Stil hinauslaufen wird und David bzw. sein Leben der "Reiseführer" ist.

    Hallo


    Ich habe zwar erst 140 Seiten gelesen, bin aber schon sehr begeistert von dem Buch.


    Zum einen gefällt mir der Schreibstil sehr gut, da Dickens ein großartiger Erzähler ist. Ich kann mich jeweils sehr gut in die Situationen "rein fühlen". Einige hier haben geschrieben, dass die Sätze verschachtelt wären, aber das kann ich jetzt nicht unbedingt bestätigen (bis jetzt jedenfalls nicht). Da habe ich schon durchaus Schlimmeres gelesen.
    Das Ganze ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, was es nochmal zugänglicher macht.


    Zum anderen hat mich die Handlung sofort angesprochen, weil man von der ersten Seite an mit dem kleinen David Copperfield mit fiebert. Ich musste das Buch sogar schon mehrmals aus der Hand legen, da mich manche Ungerechtigkeiten, die ihm widerfahren sind , doch sehr aufgewühlt haben.


    Weitere Eindrücke folgen...

    Sir Ernest Shackleton "Mit der Endurance ins ewige Eis - Meine Antarktisexpedition 1914-1917"


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    Das Buch ist zu großen Teilen aus den Aufzeichnungen des Antarktisforschers Shackleton, zu einem geringen Teil auch aus Aufzeichnungen anderer Expeditionsteilnehmer zusammengesetzt. Es beruht daher auf Ereignissen, die sich tatsächlich zugetragen haben.
    Es nimmt nicht zu viel vorweg, wenn ich die Geschehnisse komplett beschreibe, da Reinhold Messner in einem Vorwort sowieso eine kurze Abhandlung dieser schildert.


    Handlung:


    Ernest Shackleton will als erster Mensch den antarktischen Kontinent mit Hundeschlitten überqueren. Dafür hat er sich ein Team zusammengesucht und folgenden Plan erstellt: Er nähert sich dem Kontinent mit einem Schiff von Südamerika aus, setzt auf das Festland über und startet die Überquerung. Das ist die Weddelmeer-Gruppe.
    Von der anderen Seite (von Neuseeland aus) nähert sich ein weiteres Team, die Rossmeer-Gruppe, welches die Aufgabe hat, mehrere Depots für die von der anderen Seite ankommenden Hundeschlittenteams anzulegen.


    Man kann im voraus sagen, dass beide Unternehmungen scheitern werden.


    Die ersten zwei Drittel des Buches beschäftigen sich mit dem Scheitern der Weddelmeer-Gruppe. Diese gerät mit ihrem Schiff in schweres Packeis und jenes wird nach mehreren Monaten zwischen den Eisschollen zerdrückt. Die Männer müssen daher mit ihren Vorräten und den Hunden das Schiff verlassen und leben mehrere Monate auf einer Eisscholle auf der sie etliche Meilen weit v.a. nach Norden treiben.
    Unterdessen schwinden die Kräfte, die Vorräte und die Hunde müssen, wenn nicht schon vorher an Krankheit gestorben, erschossen werden. Schließlich entscheiden die Männer, sich mit den drei Beibooten, die sie vor den zermalmenden Eismassen gerettet haben, auf das freie Wasser zu begeben und Festland zu erreichen.
    Nach tagelanger Fahrt auf offenem Meer unter härtesten Bedingungen stoßen sie auf eine bisher nie von Menschen betretene Insel und gründen dort ein Lager. Ein paar der Männer begeben sich aber sofort wieder auf das offene Meer, in der Hoffnung, Hilfe holen zu können.
    Sie erreichen schließlich auch South Georgia, welches sie aber noch durchqueren müssen, da sie auf der falschen Seite gelandet sind. Nach einem letzten tagelangem Marsch über Gletscher und sehr unwegsames Gelände erreichen sie die Walfangstation und können den auf der Insel zurückgebliebenen Männern Rettung schicken.
    Im letzten Drittel des Buches geht es um das Scheitern der Rossmeer-Gruppe auf der anderen Seite des Südpols. Ihnen geht das Schiff im Sturm verloren, da sie sich auf dem Packeis befinden, als die Taue nicht halten. Monatelang quälen sie sich unvorstellbar, um die vereinbarten Depots für die Weddelmeer-Gruppe anzulegen, nur um danach weitere 10 Monate auf ihre Rettung zu warten.


    Erzählstil:


    Die Erlebnisse dieser Expedition sind kaum vorstellbar und sehr spannend zu lesen. Shackleton und auch die anderen beschreiben sehr eindringlich die Strapazen dieser Zeit. Ob Erfrierungen, der oft nagende Hunger, durchnässte Schlafsäcke und Kleidung, Skorbut, Schneeblindheit...das sind nur einige der Hindernisse, die diese Männer erdulden mussten. Ich fand es erstaunlich, wie emotional und erzählend Shackleton zeitweise schrieb.
    Ich hatte zuerst befürchtet, das Buch könne zu sachlich geschrieben sein, aber diese Befürchtung hat sich nicht bestätigt. Es werden zwar einige Fachbegriffe verwendet, doch die sind dann auch immer gut erklärt.
    Auf den letzten Seiten befinden sich außerdem noch zwei Karten, auf denen man die Wanderung der Männer nachverfolgen kann.

    Fazit:


    Ein empfehlenswertes Buch für Abenteurer, Südpolfans, Survival-Liebhaber und alle, die es noch werden wollen.
    5ratten


    LG
    Trevor

    Christian Thanhäuser / Karl Markus Gauß „Die Donau hinab“


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    Von Anfang bis Zwiefalten


    Von A bis Z, von Anfang bis Zwiefalten über Istanbul und Erwin Riess fährt Karl Markus Gauß die Donau hinab. Nicht wie ein gewöhnlicher Reisender per Schiff, Auto, Fahrrad oder gar zu Fuß, sondern mittels Geschichten, Schicksalen, Erinnerungen nimmt er den Leser mit auf die Reise vom Schwarzwald, wo die Donau entspringt bis hin zum Leuchtturm von Sulina, wo sie im Schwarzen Meer zur Ruhe kommt. Es sind 2888 km voller Zuversicht und Verzweiflung, voller Trauer und Freude, voller Gegensätze, die größer nicht sein könnten, es ist das Band zwischen Okzident und Orient, zwischen Rückstand und Fortschritt, zwischen dem Heute und der Welt von gestern. Die Donau hat in ihrem hohen Alter eine Menge Geschichten zu erzählen, die stellvertretend für Abertausende stehen.
    Der Donauschwabe Karl Markus Gauß zeigt dem Leser in nur kurzen Absätzen von allem ein bißchen und gibt einen wunderbaren Einblick in die bunte Besiedelung der Donauufer. Ihr Weg durch etliche Vielvölkerstaaten, sowohl durch die alte, angestaubte k.u.k. Monarchie, als auch durch das bunte, lebendige Treiben des Orients lässt sie in ihrer historischen Entwicklung nicht unberührt, was der Autor mit wenigen, einfachen Worten sehr gut verdeutlicht. Dieser Fluss hat viele Menschen beeinflusst, viele Wandlungen durchgemacht und es ist erstaunlich, wie der Autor auf so wenigen Seiten einen dermaßen vielfältigen Eindruck geben kann, der Lust auf mehr macht. Dieses Buch kann man kaum einfach weglegen ohne nicht den Drang zu verspüren, mehr über die Donau, ihre Windungen und ihre Völker zu erfahren.
    Begleitet wird die Reise auf dem Fluss von Zeichnungen und Holzschnitten des Künstlers Christian Thanhäuser, die sehr zahlreich in dem Buch enthalten sind. Wenn auch viele auf den ersten Blick einem Laien ähnlich erscheinen mögen, so wird man mit dem zweiten Blick feststellen, dass sie die Donau sehr vielfältig wiedergeben. Dichte Besiedelung, unbelebte Natur, ruhige Wasser, wilde Stromschnellen, kantige Felsen, satte Auen, Fischerboote und Kirchtürme – all das wird in den Zeichnungen mit wenigen Linien und Punkten eindringlich dargestellt.


    Ich empfehle dieses Buch gerne und mit gutem Gewissen weiter an alle Donauinteressierten und die, die es noch werden wollen, wobei ich anmerke, dass darin mehr Zeichnungen als Text enthalten sind, was womöglich nicht nach jedermann Geschmack ist.


    4ratten

    Walter Grond „Der gelbe Diwan“


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    Ein Sprung in den Zeitstrudel


    Walter Gronds „Der gelbe Diwan“ gehört für mich nicht gerade zu der Sorte Buch, die man entspannt an einem Wochenende mit literweise Tee genießen kann. Wer dieses Buch aufschlägt, sollte sich vorher darüber bewusst sein, dass der Autor den Leser herausfordern, verwirren und berühren wird.
    Paul Clement, wahrscheinlich so etwas wie die Hauptfigur dieses Romans, Journalist und gänzlich unentschlossen, begibt sich nach dem Selbstmord eines Schriftstellers, zu dessen Gunstkreis er ehemals gehörte, in die Vergangenheit, in die Jahre mit Johan, dem Selbstmörder, in eine Zeit, in der ihm alles möglich schien, aber nie länger als einen Augenblick.
    Dieser Roman ist äußerst unruhig, Struktur nicht vorhanden, die Sprache alles andere als ein literarischer Fluss.
    Man erfährt vieles und doch fast nichts. Es ist ein Sprung in den Zeitstrudel, zwischen Menschenschicksalen balancierend hantiert der Autor mit Emotionen, lebendigen und verstorbenen, mit Träumen und Illusionen, jongliert mit Gegenwart, Vergangenheit und einer möglichen Zukunft, umkreist ständige Eckpfeiler der Geschichte mal geschickt, mal ungelenk.
    Paul Clement ist der Träger dieser Entwicklung, derjenige, zu dem in jedem Falle immer eine Verbindung besteht, der sich selbst, wie es scheint, aber noch nicht recht einzuordnen weiß. Über ihn erfährt man die unglücklichen Zwiespälte Flauberts, den stetig tragisch anmutenden Versuch einer Brückenschlagung zwischen Orient und Okzident, zwischen einem jahrhundertelangem Konflikt, zwischen ihm und seiner Frau. Er schaut zurück auf seine Jahre mit Johan, auf eine Zeit, in der man rücksichtslos, radikal, selbstzerstörerisch der Selbstfindung huldigt und merkt sehr spät, dass er droht, in den Erinnerungen stecken zu bleiben, rückwärts zu laufen und die Gegenwart aus den Händen zu verlieren.
    Es ist nicht ein, sind nicht zwei oder drei Leben, von denen man hier erfährt. Es scheinen vielmehr nahezu alle Menschenleben dieser Welt in einigen wenigen Figuren vereint.
    Dieses Buch ist keines, dessen Handlung sich gegliedert und analytisch erzählen ließe, dessen Personen erfunden wurden, um eine Geschichte zu tragen. Es gibt die Figuren und deren Innenleben, ihre Gedanken, Sehnsüchte, Illusionen, Emotionen, denn sie wirken nicht erfunden, sondern dem Leben entnommen und es gibt ihre Schicksale, ihr Scheitern und Gelingen, ihr Suchen und Finden, um ihnen ein Gerüst zu geben, auf welches der Autor sie stützen konnte, um sie in Buchstaben und Wörter gekleidet dem Leser vorführen zu können.


    Ist man einmal gesprungen, kann man das Buch nicht mehr aus den Händen legen, will wissen, wie sich alles entwickelt hat und entwickeln wird.
    Letztendlich ist es anstrengend und fließt trotzdem wie von selbst. Der Aufprall nach etwas mehr als 300 Seiten tut zugegebenermaßen ein bißchen weh, aber das war es allemal wert.


    4ratten